Willensschwäche, auch Handeln wider besseres Wissen genannt, beschreibt Situationen, in denen Personen zielgerichtet und frei Handlungen ausführen, welche im Widerspruch zu denjenigen Handlungen stehen, die sie eigentlich für richtig oder besser halten. Kennen wir nicht alle derartige Situationen? Wenn wir uns am Abend dafür entscheiden noch nicht schlafen zu gehen, obwohl wir wissen, dass wir am nächsten Tag sehr früh aufstehen müssen? Wenn wir uns eigentlich fest vorgenommen haben abzunehmen, aber trotzdem bewusst zur leckeren Schokolade greifen? All jene Situationen beschreiben Handlungen wider besseres Wissen. Situationen, in denen wir vermutlich „von der Lust überwunden werden“ und folglich Handlungen ausführen, von denen wir wissen, dass sie eigentlich nicht gut sind.
Auch in Platons „Protagoras“ kommt das Phänomen der Willensschwäche zum Ausdruck. Während die meisten Menschen die Möglichkeit der Willensschwäche womöglich bejahen und diese auch für ein alltägliches und bekanntes Phänomen halten würden, ist Sokrates hinsichtlich der Willensschwäche ganz anderer Meinung: Sokrates lehnt die Möglichkeit von Handlungen wider besseres Wissen ab. Da auch mir die Willensschwäche eigentlich als alltäglich und bekannt erscheint, will ich begreifen, wie Sokrates überzeugend gegen ein Handeln wider besseres Wissen argumentiert.
So folgt im Hauptteil zunächst ein kurzer Überblick über das Gesamtwerk „Protagoras“. Auch soll kurz erläutert werden, wie die gewählte Textstelle zum Gesamtkontext von „Protagoras“ steht. Daraufhin kommt es dann zu einer ausführlichen Rekonstruktion der Argumente von Sokrates hinsichtlich des Phänomens der Willensschwäche. Auf Grundlage der ausführlichen Rekonstruktion der Argumente komme ich anschließend zu der Überprüfung der Argumente. Ich möchte analysieren, ob Sokrates‘ Argumente plausibel sind, um mich dann der Fragestellung dieser Hausarbeit widmen zu können. Im letzten Schritt kommt es dann zu einem abschließenden Fazit.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung.
- 2. Hauptteil..
- 2.1. Argumentative Rekonstruktion...
- 2.1.1. Verhältnis zwischen Angenehmen und Guten.
- 2.1.2. Über das Wissen.....
- 2.1.3. Gespräch mit den Vielen..
- 2.1.3.1. Identifizierung von „angenehm“ und „gut“.
- 2.1.3.2. Über die Messkunst
- 2.1.4. Schlechtes Handeln aus Unverstand
- 2.2. Über die Möglichkeit von Willensschwäche
- 2.1. Argumentative Rekonstruktion...
- 3. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit untersucht das Phänomen der Willensschwäche im Kontext von Platons "Protagoras". Ziel ist es, anhand von Sokrates' Argumentation in der Textstelle 351b-359a zu beleuchten, ob es sich bei Willensschwäche um eine tatsächliche Möglichkeit handelt oder ob sie lediglich eine Illusion darstellt.
- Verhältnis zwischen Angenehmen und Guten
- Die Rolle des Wissens im menschlichen Handeln
- Kritik an der Meinung der Vielen hinsichtlich der Willensschwäche
- Die Bedeutung der Vernunft für die richtige Handlung
- Sokrates' Argumentation gegen die Möglichkeit von Handlungen wider besseres Wissen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Die Arbeit fokussiert auf die Möglichkeit der Willensschwäche, die auch als Handeln wider besseres Wissen bezeichnet wird. Beispiele aus dem Alltag illustrieren dieses Phänomen, das auch in Platons "Protagoras" behandelt wird. Sokrates' abweichende Position gegenüber der gängigen Meinung wird erläutert, und der Aufbau der Arbeit wird vorgestellt.
- Hauptteil: Der Hauptteil widmet sich der Argumentation von Sokrates in Bezug auf die Willensschwäche. Zuerst wird der Gesamtkontext von Platons "Protagoras" und die Relevanz der ausgewählten Textstelle für die Fragestellung der Arbeit dargestellt.
- Argumentative Rekonstruktion: Dieser Abschnitt analysiert die Argumente von Sokrates, die er im Dialog mit Protagoras verwendet, um gegen die Möglichkeit von Willensschwäche zu argumentieren.
- Verhältnis zwischen Angenehmen und Guten: Sokrates stellt fest, dass für Protagoras "angenehm leben" gleichbedeutend mit "gut leben" ist. Doch Protagoras räumt später ein, dass es auch Angenehmes gibt, das schlecht ist, und Unangenehmes, das gut ist. Diese Einschränkung führt zu einer Diskussion über das Verhältnis zwischen Angenehmen und Guten, die im nächsten Abschnitt mit der Meinung der Vielen verglichen wird.
- Über das Wissen: Sokrates betont die Bedeutung des Wissens für das menschliche Handeln. Er stellt fest, dass die meisten Menschen Wissen als passiv und schwach ansehen, während er es als etwas Mächtiges und Beherrschendes betrachtet, das den Menschen zu rationalen Handlungen führen kann. Das bedeutet für ihn, dass es keine "Willensschwäche" im Sinne von Handlungen wider besseres Wissen geben kann.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit behandelt zentrale Themen der antiken Philosophie, insbesondere die Frage nach dem Verhältnis von Wissen, Vernunft und Handlung. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Willensschwäche, Handeln wider besseres Wissen, Sokrates, Platon, Protagoras, Tugend, Angenehmes, Gutes, Wissen, Vernunft.
- Quote paper
- Thuy Linh Ly (Author), 2014, Willensschwäche in Platons "Protagoras", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353786