Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl war die erste supranationale Organisation Europas. Ohne sie als Vorläufer würde die Europäische Union, wie wir sie gegenwärtig kennen, nicht existieren. Die heutigen Organe haben ihren Ursprung in diesem Integrationsprojekt, das unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Damals war es unbedingt erforderlich, Westeuropa ökonomisch wieder aufzubauen. Gleichzeitig suchte man nach Mitteln, einen nachhaltigen und langfristigen Frieden zu sichern. So entstand das Projekt der EGKS, dessen Grundlage eine Zusammenlegung der Kohle und Stahlproduktion der Mitgliedsländer, vornehmlich Frankreich und Deutschland, war.
Dieser Essay beleuchtet die Gründung der EGKS. Dabei bedient er sich dem theoretischen Ansatz des Liberalen Intergouvernementalismus, der im Folgenden kurz vorgestellt wird. Anschließend wird in Kapitel 3 dieses Essays die Institution EGKS eingeführt. Darauf aufbauend, untersucht der Essay, inwiefern sich das theoretische Konzept des LI auf das Praxis-Beispiel der EGKS übertragen lassen. Die Leitfrage ist daher, wie finden sich die Annahmen des LI in den Phasen der Gründung der EGKS wieder? Dementsprechend werden folgende Fragen aufgeworfen: Wie sahen nationale Interessen aus? Wie gestalteten sich die zwischenstaatlichen Verhandlungen? Welche Struktur haben die gegründeten Institutionen der EGKS?
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Theoretischer Hintergrund: Der Liberale Intergouvernementalismus
- Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl
- Anwendung der Theorie des LI am Beispiel der EGKS
- Stufe 1: Bildung der nationalen Präferenzen
- Stufe 2: Zwischenstaatliche Verhandlungen
- Stufe 3: Bildung supranationaler Institutionen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Der Essay analysiert die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) anhand des theoretischen Ansatzes des Liberalen Intergouvernementalismus. Ziel ist es, die Annahmen des LI auf die Praxis der EGKS-Gründung zu übertragen und zu analysieren, inwiefern sich diese in den verschiedenen Phasen des Integrationsprozesses wiederfinden.
- Nationale Interessen und Präferenzen der beteiligten Staaten
- Verhandlungsprozesse und die Rolle der zwischenstaatlichen Kooperation
- Die Bildung von supranationalen Institutionen und deren Funktionen
- Die Anwendung des Liberalen Intergouvernementalismus als Erklärungsmodell für die europäische Integration
- Die Bedeutung der EGKS als Vorläuferorganisation der Europäischen Union
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) als erste supranationale Organisation Europas vor und erläutert ihre Bedeutung als Vorläufer der Europäischen Union. Der Essay fokussiert auf die Gründung der EGKS und untersucht diese anhand des Liberalen Intergouvernementalismus.
- Theoretischer Hintergrund: Der Liberale Intergouvernementalismus: Dieses Kapitel stellt den Liberalen Intergouvernementalismus als politikwissenschaftliche Theorie zur Erklärung von Integrationsprozessen vor. Die Theorie betont die Rolle nationaler Interessen und rationalen Handelns sowie die Bedeutung der innerstaatlichen Präferenzbildung im Integrationsprozess.
- Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die EGKS und ihren Gründungsvertrag. Es beschreibt die Ziele der EGKS, ihre Mitgliedsstaaten sowie die zentralen Elemente des Vertrages.
- Anwendung der Theorie des LI am Beispiel der EGKS: Dieser Abschnitt untersucht die drei Phasen des Integrationsprozesses gemäß Moravcsik anhand der EGKS-Gründung.
- Stufe 1: Bildung der nationalen Präferenzen: Das Kapitel beleuchtet die nationalen Interessen und Präferenzen der wichtigsten beteiligten Staaten, insbesondere Frankreich, Deutschland und die Benelux-Staaten.
- Stufe 2: Zwischenstaatliche Verhandlungen: Dieser Teil analysiert die Verhandlungen über die Gründung der EGKS und zeigt, wie nationale Regierungen im "Bargaining-Prozess" miteinander interagierten.
- Stufe 3: Bildung supranationaler Institutionen: Dieses Kapitel beschreibt die supranationalen Organe der EGKS, ihre Funktionen und die Art der Kompetenzendelegierung. Es untersucht die Bedeutung des "Credible Commitment" und des "Pooling" von Kompetenzen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Der Essay beschäftigt sich mit den Themen Liberaler Intergouvernementalismus, europäische Integration, Gründung der EGKS, nationale Interessen, zwischenstaatliche Verhandlungen, supranationale Institutionen, Credible Commitment, "Pooling" von Kompetenzen.
- Arbeit zitieren
- Ronja Maus (Autor:in), 2012, Der Liberale Intergouvernementalismus als Erklärungsmodell für die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354348