Armut, Elend und Tod lassen sich seit jeher mit dem Begriff „Krieg“ in Verbindung bringen. Während sich bspw. in Europa mit dem Ende des kalten Krieges eine Friedensphase etabliert hat, zeigt sich in einigen Teilen Afrikas eine andere Normalität. Insbesondere die Erfahrungs- und Erlebniswelten von dort lebenden Menschen, weisen im Vergleich zu europäischen Verhältnissen eine abweichende Qualität auf. Die dortige Lebenssituation lässt sich exemplarisch anhand der Aussage eines Kindersoldaten beeindruckend illustrieren:
„Wenn du einmal da warst, fürchtest du den Tod nicht mehr. Der Tod ist etwas wie ein Teil von dir. Ja, ein Teil von jedem. (…) Was ich gesehen habe und was ich getan habe – es ist nichts. Du schläfst mit dem Tod, du wachst auf mit dem Tod, du weißt, alles von dir hat den Tod geschluckt. (…) Es ist nicht, wie wenn du Träume von toten Menschen hast oder anfängst Angst zu haben – es gibt keine Angst mehr. (David, 19, Sierra Leone)“ (Zito, 2009, S.30).
Die Erfahrung des ehemaligen Kindersoldaten David gibt bereits einen ersten Einblick in die betroffenen Kriegsgebiete Afrikas. Eine der wichtigsten Errungenschaften des Kriegsvölkerrechtes , die Unterscheidung zwischen Zivilist und Nicht-Zivilist, scheint bei dieser Art der Auseinandersetzung aufzubrechen. Es entsteht vielmehr der Eindruck, dass bisher gekannte Kriege einer Wandlung unterliegen. So vertritt Herfried Münkler die These, dass es zu einer Transformation von Konflikten gekommen ist. Dabei hätten sich diese grundlegend gewandelt, so dass heutige Kriege durch Ökonomisierung, Entstaatlichung und Asymmetrisierung gekennzeichnet seien. Bei der Betrachtung der Konflikte in Entwicklungsländern (vor allem in Afrika), ist zu erkennen, dass ein Großteil der genannten Attribute für die heutigen Kriege zutrifft.
Vor diesem Hintergrund soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, ob es sich bei dem heutigen Verständnis von einem klassischen Krieg um eine zeitgemäße Betrachtung handelt, oder ob die These der neuen Kriege eher der Realität entspricht.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Forschungstand
2.1 Kriegsdefinitionen
2.1.1 Alte Kriege 6 2.1.2Neue Kriege
2.2 Neue theoretische Ansätze und Typologisierungsversuche
3. Aktuelle Kriege und Konflikte
3.1 Weltweit
3.2 Afrika
4. Kriegsformen
4.1 Staatenkrieg
4.2 Bürgerkrieg
4.3 Neue Kriege
4.3.1 Guerillakrieg
4.3.2 Terrorismus
5. Faktoren der neuen Kriege
5.1 Wirtschaftliche Faktoren
5.2 Soziokulturelle Faktoren
5.3 Ethnische und Religiöse Faktoren
5.4 Politische Faktoren
5.5 GeostrategischeAspekte
5.6 Sezessionismus
6. Akteure
6.1 TatsächlichesErscheinungsbildderGewaltakteure
6.2 Idealtypische staatliche Gewaltakteure
6.2.1 Militär/ paramilitärische Verbände
6.3 Idealtypische nichtstaatliche Gewaltakteure
7. Fallbeispiel Konflikt in Mali
8. Konfliktrisiko und Friedensillusionen
8.1 Möglichkeiten und Grenzen der Krisenprävention am Beispiel Afrikas
9. Thesenkritik
10. Schlussfolgerung
11. Literaturverzeichnis
12. Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: AKUF-Kriege und bewaffnete Konflikte 2011
Abb. 2: Kriege und Gewaltkonflikte nach Typen 2011
Abb. 3: dichtskarte Afrika
Abb. 4: Kriege und Gewaltkonflikte 2011 (nach Typen)
Abb. 5: Anteil innerstaatlicher Kriege am Kriegsverlauf
Abb. 6: Innerstaatliche Kriege nach Regionen 2011
Abb. 7: Verbreitung des AK47 (Kalaschnikow und ihrer Varianten)
Abb. 8: Gesamtbevölkerung im Jahr 2012 aufgeteilt nach Regionen
Abb. 9: Drogenabbaugebiete in Afrika im Jahr 2011
Abb. 10: Diamantenabbaugebiete in Afrika 2011
Abb. 11: Öl-Fördergebiete in Afrika 2011
Abb. 12: Überblick Niger-Delta 2009
Abb. 13: Kriegstypen weltweit ab 1945
Abb. 14: Übersichtskarte von Mali nach der versuchten Abspaltung Azawads
Abb. 15: Verbreitung G3
Abb. 16: Verbreitung MP2/MP2A1 (UZI)
Abb. 17: Gasabbaugebiete in Afrika 2011
Abb. 18: Abbaugebiete mineralischer Rohstoffe 2011
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Die fünf Kriegstypen der AKUF
Tab. 2: Die vier Kerntypen kriegerischer Gewalt
Tab. 3: Kriegerische Konflikte in Afrika (2011)
Tab. 4: BICC-Konfliktmatrix
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Danksagung
Zuerst möchte ich an dieser Stelle allen danken, die diese Masterarbeit durch ihre fachliche und persönliche Unterstützung begleitet und zu ihrem Gelingen beigetragen haben.
Vor allem aber bedeutet die Abgabe dieser Arbeit das Ende eines Lebensabschnittes, auf das ich nur allzu gerne zurückblicken werde. Ich habe interessante Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen und mich persönlich weiterentwickeln können. All dies wäre ohne die grenzenlose Unterstützung meiner Familie nicht möglich gewesen. In diesem Zusammenhang möchte ich euch hiermit meinen Dank ausdrücken.
1. Einleitung
Armut, Elend und Tod lassen sich seit jeher mit dem Begriff „Krieg“ in Verbindung bringen. Während sich bspw. in Europa mit dem Ende des kalten Krieges eine Friedensphase[1] etabliert hat, zeigt sich in einigen Teilen Afrikas eine andere Normalität. Insbesondere die Erfahrungsund Erlebniswelten von dort lebenden Menschen, weisen im Vergleich zu europäischen Verhältnissen eine abweichende Qualität auf. Die dortige Lebenssituation lässt sich exemplarisch anhand der Aussage eines Kindersoldaten beeindruckend illustrieren:
„Wenn du einmal da warst, furchtest du den Tod nicht mehr. Der Tod ist etwas wie ein Teil von dir. Ja, ein Teil von jedem. (...) Was ich gesehen habe und was ich getan habe - es ist nichts. Du schläfst mit dem Tod, du wachst auf mit dem Tod, du weißt, alles von dir hat den Tod geschluckt. (...) Es ist nicht, wie wenn du Träume von toten Menschen hast oder anfängst Angst zu haben - es gibt keine Angst mehr. (David, 19, Sierra Leone)“ (Zito, 2009, S.30).
Die Erfahrung des ehemaligen Kindersoldaten David gibt bereits einen ersten Einblick in die betroffenen Kriegsgebiete Afrikas. Eine der wichtigsten Errungenschaften des Kriegsvölkerrechtes , die Unterscheidung zwischen Zivilist und Nicht-Zivilist, scheint bei dieser Art der Auseinandersetzung aufzubrechen. Es entsteht vielmehr der Eindruck, dass bisher gekannte Kriege einer Wandlung unterliegen. So vertritt Herfried Münkler die These, dass es zu einer Transformation von Konflikten gekommen ist. Dabei hätten sich diese grundlegend gewandelt, so dass heutige Kriege durch Ökonomisierung, Entstaatlichung und Asymmetrisierung gekennzeichnet seien. Bei der Betrachtung der Konflikte in Entwicklungsländern (vor allem in Afrika), ist zu erkennen, dass ein Großteil der genannten Attribute für die heutigen Kriege zutrifft.
Vor diesem Hintergrund soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, ob es sich bei dem heutigen Verständnis von einem klassischen Krieg um eine zeitgemäße Betrachtung handelt, oder ob die These der neuen Kriege eher der Realität entspricht.
Zu Beginn des zweiten Kapitels der Arbeit wird, neben dem Forschungsstand, ein Grundverständnis für die Problematiken der Kriegsdefinitionen gelegt. Hierzu werden die folgenden Fragen näher beleuchtet: Was ist ein Krieg? Was ist der Unterschied zwischen einem alten und einem neuen Krieg und inwiefern lassen sich Kriege typologisieren? In dem dritten Kapitel soll aufgezeigt werden, wie das unterschiedliche Verständnis von Kriegen zu einer abweichenden Anzahl von registrierten Kriegen und Konflikten weltweit und auf dem afrikanischen Kontinent führen kann. Im Anschluss wird bei der Betrachtung der Kriegsformen in Kapitel 4 auf die Besonderheiten des Staatenkrieges und des Bürgerkrieges hingewiesen, bevor danach die Charakteristika der neuen Kriege auf ihre Eigenheiten untersucht werden. Welche Faktoren für den Vormarsch der neuen Kriege lassen sich finden? Warum konnte sich die neue Form der Kriege explizit in Subsahra-Afrika vermehrt ausbreiten? Welches sind die Akteure und welchen Einfluss haben diese auf die neuen Kriege? Mit diesen Fragen wird sich in Kapitel 5 und Kapitel 6 auseinandergesetzt. Die Betrachtung des Konfliktes in Mali stellt ein aktuelles Beispiel für die These der neuen Kriege dar. Hierbei soll im siebten Kapitel aufgezeigt werden, unter welchen Voraussetzungen es zu dieser Auseinandersetzung kommen konnte. Im achten Kapitel stehen die Möglichkeiten und Grenzen der Krisenprävention am Beispiel Afrikas im Fokus. Hierzu erfolgt eine Betrachtung der Ursachen von gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Hilfe einer Konfliktmatrix, bevor auf den Peacebuilding-Ansatz zur Bekämpfung der neuen Kriege in den Entwicklungsländern eingegangen wird. Abschließend werden die Thesenkritik und die Untersuchungsergebnisse in Kapitel 9 und Kapitel 10 zusammengefasst.
2. Forschungstand
Einer der Hauptgründe für die nur langsam anwachsende Aufmerksamkeit um die These der neuen Kriege lässt sich in ihrem örtlichen Auftreten (in den Entwicklungsländern) wiederfinden. Scheinbar hinter dem Rücken der Weltöffentlichkeit wandelte der Krieg nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes seine Erscheinungsform. Einen umfassenden Einblick in das Thema gewährt das Buch „Die neuen Kriege“ von Münkler (Münkler, 2002). Da es insgesamt nur wenig geeignete Literatur zur Bearbeitung dieser wissenschaftlichen Arbeit gibt, bzw. oft nur punktuell darauf eingegangen wird (z.B. Hoffman, 2007), musste der Autor vermehrt auf andere Ressourcen zurückgreifen. Wie im Verlauf der Arbeit ersichtlich wird, bietet das Internet eine Vielzahl von Studien (z.B. Die Globalisierung privater Gewalt) (Mair, 2002), sowie Artikel, welche innerhalb dieser Arbeit Verwendung finden werden.
2.1 Kriegsdefinitionen
Was genau ist ein Krieg? Ist der Begriff „Krieg“ für heutige Auseinandersetzungen noch zeitgemäß? Um diese Fragen beantworten zu können, ist es unbedingt notwendig sich mit den unterschiedlichen Ansätzen der Kriegsdefinitionen zu befassen.
Da innerhalb der Literatur die Begriffe „Krieg und Konflikt“ oftmals für die gleichen inhaltlichen Erklärungsansätze verwendet und vermischt werden, wird sich innerhalb dieses Kapitels mit der Unterscheidung, der für diese Arbeit relevanten Begrifflichkeiten auseinandergesetzt. Zunächst kann festgehalten werden, dass es sich bei einem Krieg immer um einen bewaffneten Konflikt handelt, ein bewaffneter Konflikt jedoch nicht zwangsläufig auch ein Krieg ist. Da die Begriffe „Krieg“ und „Konflikt“ inhaltlich nicht das gleiche bedeuten, sind diese demnach unterschiedlich zu bewerten.
Im Verlauf der Zeit hat sich die Art der Kriege und bewaffneten Konflikte in vielerlei о Hinsicht verändert. Carl von Clausewitz bezeichnet den Krieg in diesem Zusammenhang als „ein wahres Chamäleon“ (Clausewitz, 1980, S.212). Dieser Vergleich begründet sich in der Tatsache, dass der Krieg sich wie ein Chamäleon seiner jeweiligen Umgebung anpasst. Weiter lässt sich der Krieg als solcher nach Clausewitz nicht endgültig definieren. Einzig ist es möglich etwas über die Relation zu den politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Bedingungen, unter denen ein Krieg stattfindet, zu erläutern. Da sich also das[2] [3]
Angesicht des Krieges stetigen Wandlungen gegenüber sieht, wird nun Rückgriff auf die bereits bestehenden Ansätze zur Definition des Begriffes „Krieg“ genommen. Kriegsdefinitionen lassen sich in zwei grundlegende Ansätze einteilen: quantitativ und qualitativ. Bei der Annäherung an die wissenschaftlichen quantitativen Definitionen zum Krieg findet sich innerhalb der verwendeten Literatur häufig der Verweis auf den bekanntesten und einflussreichsten Ansatz von David Singer und Melvin Small[4]. Nach diesem „(...) gilt als Krieg jeder gewaltsame Konflikt mit mindestens 1.000 gefallenen Kombattanten[5] („battle deaths“) pro Jahr“ (Boemcken/Krieger, 2006, S.12). Das bedeutet, dass bei dem quantitativen Definitionsansatz erst dann von einem Krieg gesprochen werden kann, wenn die Anzahl von Opfern gewaltsamer Auseinandersetzungen einen bestimmten Wert überschritten hat. Die Marke von 1.000 Opfern soll weiter verhindern, dass kleinere Auseinandersetzungen in die statistische Analyse eingehen können. Dabei ist der genannte Schwellenwert keinesfalls unumstritten. Beispielsweise legt Spencer R. Weart definitorisch einen Wert von 200 gefallenen Soldaten für einen Krieg fest. Ted Gurr und Barbara Harff nutzen sogar einen Wert von 100 Toten pro Jahr und ergänzen ihre Datenbank zu Staatszerfallsprozessen um den Fakt, dass jeder der Konfliktparteien aus min. 1.000 Kombattanten bestehen muss. Letztlich scheint die Betrachtung des Schwellenwertes als absolute Zahl jedoch gerade unter der Berücksichtigung der neuen Form der Kriege (siehe Kapitel 2.1.2) als nicht mehr ausreichend. Eine aktuellere quantitative Definition des Krieges nutzt die Konfliktdatenbank der Universität Uppsala in Schweden. Diese verwendet eine Differenzierung verschiedener Intensitätsstufen von gewaltsamen Konflikten und bezieht dabei auch zivile Todesopfer direkter physischer Gewalt mit ein („battle-related deaths“) (vgl. ebd., 2006, S. 12). Es wird in drei Intensitätsstufen unterteilt:
„Folgt die Definition des ,Krieges‘ noch dem COW-Ansatz von mehr als 1.000 Toten pro Jahr, so wird zusätzlich zwischen ,kleinen bewaffneten Konflikten[4] (mindestens 25 Todesopfer pro Jahr, aber weniger als 1.000 Tote im gesamten Konflikt) und ,mittleren bewaffneten Konflikten[4] (mehr als 1.000 Todesopfer im gesamten Konflikt, aber weniger als 1.000 Tote injedem einzelnen Jahr) unterschieden“ (ebd., 2006, S. 12).
Auch wenn diese Weiterentwicklung verhindert, dass Konflikte mit 999 Toten nicht als Kriege gezählt werden, lassen sich in dieser Form der Betrachtung deutliche Schwächen erkennen. Zum einen ist es fragwürdig, ob die Daten zu der genauen Anzahl von Kriegsopfern tatsächlich bestimmbar sind, zum anderen besteht hierbei auch immer die Gefahr der Verfälschung der Daten. Letztendlich erweisen sich die quantitativen Ansätze zur Kriegsdefinition auch insofern als problematisch, als das es sich bspw. nicht nachweisen lässt, ob die Zahl der Kriegsopfer nicht durch Seuchen oder durch den Konflikt ausgelöste Hungersnöte (also nicht durch direkte physische Gewalt) ums Leben gekommen sind (vgl. ebd., 2006, S. 13).
Die qualitativen Kriegsdefinitionsansätze schließen im Unterschied zu den quantitativen Erklärungen, bestimmte Charakteristika von Kriegen mit in ihre Betrachtung ein. Innerhalb der empirischen Forschung definiert die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) einen Krieg folgendermaßen:
1. „An den Kämpfen sind zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen es sich mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände, Polizeieinheiten) der Regierung handelt;
2. auf beiden Seiten muß ein Mindestmaß an zentralgelenkter Organisation der Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerillaoperationen, Partisanenkrieg usw.);
3. die bewaffneten Operationen ereignen sich mit einer gewissen Kontinuierlichkeit und nicht nur als gelegentliche, spontane Zusammenstöße, d.h. beide Seiten operieren nach einer planmäßigen Strategie, gleichgültig ob die Kämpfe auf dem Gebiet einer oder mehrerer Gesellschaften stattfinden und wie lange sie dauern“ (Schreiber, 2011, S.7).
Ein weiterer Definitionsversuch stellt nahezu die gleichen Aspekte eines Krieges in den Vordergrund: „Eine mittels systematischer Gewaltanwendung ausgetragene Auseinandersetzung zwischen zwei oder mehr organisierten Gruppen, die über einen längeren Zeitraum andauert“ (Sicherheitspolitik.bpb.de, 2012).
In Annäherung an die begriffliche Abgrenzung eines bewaffneten Konfliktes von einem Krieg, erfolgt zunächst eine Definition zum klassischen Konflikt. Hier können drei Komponenten angeführt werden, welche sich als idealtypisch für einen klassischen Konflikt ausmachen lassen: (1.) Ein bestimmtes Verhalten der Konfliktparteien, das auf den Konflikt hindeutet und ihn allzu oft verschärft (z.B. Hass, Gewalt); (2.) ein Widerspruch, der sich zwischen den unvereinbar erscheinenden Zielen, Interessen bzw. Bedürfnissen der Konfliktparteien auftut, sowie; (3.) Einstellungen und Haltungen der Konfliktparteien, die die eigene Position - bewusst oder unbewusst - rechtfertigen. Dazu gehören u.a. ihre Wahrnehmung und Annahmen in Bezug auf die eigene Stellung im Konflikt, die Konfliktursachen und die Bewertung der „anderen Seite“ (z.B. Feindbilder) (vgl. Schrader, 2012, S.1). Ein Konflikt als solcher ist nicht zwangsläufig negativ behaftet. Vielmehr besteht in ihm eine gewisse Notwendigkeit. Begründen lässt sich diese Aussage mit dem folgenden Zitat: „Konflikte sind unvermeidbare und für den sozialen Wandel notwendige Begleiterscheinungen des Zusammenlebens in allen Gesellschaften“ (Schrader, 2012, S.l). Das bedeutet, dass eine grundsätzliche Bekämpfung jedes Konfliktes keine Lösung darstellt. Es sollte demnach eher darum gehen, wie sich Konflikte gewaltfrei und konstruktiv austragen lassen, um gesellschaftliche Änderungsprozesse im positiven Sinne voranzutreiben (vgl. Schrader, 2012, S.l f).
Nachdem der Begriff „Konflikt“ näher untersucht wurde, kann folglich definiert werden, worum es sich bei einem „bewaffneten Konflikt“ handelt. Wie bereits festgestellt, ist ein bewaffneter Konflikt nicht immer ein Krieg. Bewaffnete Konflikte sind gewaltsame Auseinandersetzungen, „(...) bei denen die Kriterien der Kriegsdefinition nicht in vollem Umfang erfüllt sind. In der Regel handelt es sich dabei um Fälle, in denen eine hinreichende Kontinuität der Kampfhandlungen nicht mehr oder auch noch nicht gegeben ist“ (whywar.at 2012).
Schlussfolgernd erweisen sich die qualitativen Ansätze zur Definition des Krieges als offener und mehr auf die innere Logik gewaltsamen Handelns fokussiert, als die quantitativen. Dennoch lässt sich die staatszentrierte Perspektive insofern als problematisch ansehen, als das die Kriege jenseits von staatlichen Akteuren nicht ausreichend erfasst werden. Die Abgrenzung der bewaffneten Konflikte von einem Krieg ist ein sinnvoller Ansatz, lässt sich jedoch gerade in Bezug auf die stetige Wandlungsfähigkeit des Krieges („Krieg als Chamäleon“) und der neuen Form der Kriege als nicht ausreichend klassifizieren.
2.1.1 Alte Kriege
Der Titel dieser Untersuchung impliziert sowohl eine „neue“, als auch eine „alte“ Form der Kriege. Der Begriff des „alten Krieges“ meint einen sogenannten Staatenkrieg. Der klassische Staatenkrieg lässt sich anhand weniger Merkmale verallgemeinern. Er wurde zwischen regulären Streitkräften souveräner Staaten geführt. Der Beginn ging mit seiner formellen Erklärung einher und endete in einer Entscheidungsschlacht. Diese wiederum war die Voraussetzung für einen anschließenden Friedensschluss. Bei einem Staatenkrieg ist nur der Staat legitimiert, Gewalt nach außen und auch nach innen anzuwenden. Die nichtstaatlichen Akteure[6] [7] spielen hierbei keine Rolle. Diese Form der Kriege hat insbesondere vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Jahr 1945 das Kriegsgeschehen dominiert (vgl. Brandt, 2009, S.2f.).
2.1.2 Neue Kriege
Im Unterschied zu den alten Kriegen definiert Münkler die neuen Kriege folgendermaßen:
„Für die neuen Kriege ist es charakteristisch, dass der Staat sein Monopol der Kriegsgewalt verloren hat. Wenn er in ihnen überhaupt noch in Erscheinung tritt, dann nur in einer Reihe mit privaten Kriegsunternehmern, die sich teilweise aus ideologischen Gründen vor allem aber um des Raubens und Plünderns willen den Kriegführenden zugestellt haben“ (Münkler, 2002, S. 33).
Weiterhin ist zu erwähnen, dass der Krieg in diesem Zusammenhang zu einem gesellschaftlichen Dauerzustand geworden ist. Es gibt keine, wie von Clausewitz für zwischenstaatliche Kriege, festgestellte Entscheidungsschlacht und keinen Endpunkt mehr. Vielmehr handelt es sich bei der neuen Form der Kriege um einen Ausnahmezustand, bei dem die ständige Alarmbereitschaft aufgrund des unsichtbaren Gegners zur Normalität geworden ist. „Insbesondere manifestiert sie sich - der These vom Wandel der Krieges folgend - sowohl auf der Akteurs - als auch auf der Strukturebene, die von einem gleichzeitigen Prozess der Entstaatlichung und Ökonomisierung durchdrungen wird“ (Boemcken/Krieger, 2006, S. 11).
2.2 Neue theoretische Ansätze und Typoiogisierungsversuche
Im Anschluss an die Kriegsdefinitionen wird sich mit den unterschiedlichen Kriegstypen auseinandergesetzt. Nachdem die häufig verwendete Methode der AKUF illustriert wird, erfolgt ein Versuch sich einer geeigneten Typologisierung für die neue Form der Kriege anzunähern.
Das AKUF unterscheidet fünf Kriegstypen, welche in Tabelle 1 erläutert werden. Auf die Besonderheiten dieser von der AKUF festgelegten Kriegstypen wird im Verlaufe dieser Arbeit noch näher eingegangen. Die Kriegstypologisierung der AKUF erweist sich insofern als problematisch, als das hierbei davon ausgegangen wird, ein Kriegstyp könnte sich nicht mit einem weiteren überlappen. Bzw. wird hierbei vernachlässigt, dass sich bei der Betrachtung der Ursachen und Zielorientierung von Gewaltkonflikten, die Kriegsziele der teilhabenden Akteure im Verlaufe der Auseinandersetzung verändern können.
Tab. 1: Die fünf Kriegstypen der AKUF
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung, vgl. Schreiber, 2011, S.8.
Ein weiterer Ansatz bezieht sich im Hinblick auf die Gewaltkonflikte eher auf den politischen Status bzw. der Vergesellschaftungsform der teilhabenden Akteure. Dabei erfolgt eine Einteilung hinsichtlich der Staatlichkeit oder Nicht-Staatlichkeit. Es wurden jegliche Auseinandersetzungen nur dann als Krieg verstanden, wenn mindestens einer der Akteure staatlich war. Hier ergab sich bis zum Ende der 1990er Jahre folgende Aufteilung:
1. „Symmetrische zwischenstaatliche Kriege, also Gewaltkonflikte, die zwischen zwei Staaten ausgetragen werden; und:
2. asymmetrische Kriege zwischen einer staatlichen und einer nicht staatlichen Partei“ (Sicherheitspolitik.bpb.de, 2012a).
Dabei werden die asymmetrischen Kriege in zwei weitere Unterkategorien aufgeteilt:
2.1. „Innerstaatliche Gewaltkonflikte, also Kriege zwischen einem nicht staatlichen Akteur und einem Staat innerhalb bestehender Staatsgrenzen; und
2.2. extrastaatliche oder extrasystematische Gewaltkonflikte zwischen einem nicht staatlichen und einem staatlichen Akteur außerhalb bestehender Staatsgrenzen (wie beispielsweise in dem Krieg der westlichen NATO-Staaten gegen die Taliban in Afghanistan)“ (Sicherheitspolitik.bpb.de, 2012a).
Das Uppsala Konfliktdatenbankprogramm[8] [9] ergänzt den genannten Ansatz um einen weiteren Aspekt. Hierbei werden neben den zwischenstaatlichen oder innerstaatlichen, extrastaatlichen о oder extrasystematischen auch internationalisierte innerstaatliche Konflikte registriert.
In Bezug auf die neue Form der Kriege erweist sich jedoch auch der zweite Ansatz als nur begrenzt anwendbar. Gerade die Einschränkung auf mindestens einen staatlichen Akteur erweist sich als problematisch. Auch wenn Staaten in heutigen Kriegen eine zentrale Rolle bei der Durchsetzung von Gewalt zugesprochen werden kann, so fallen bei dem genannten zweiten Ansatz doch jene zunehmende Auseinandersetzungen, in denen auf beiden Seiten kein staatlicher Akteur vorhanden ist, aus dem Betrachtungsraster (vgl. Sicherheitspolitik.bpb.de, 2012a).
Sven Chojnacki[10] geht einen Schritt weiter und bezieht sich auf einen Ansatz, bei dem der politische Status und die Vergesellschaftungsform der Gewaltakteure im Fokus der Betrachtung stehen. „Dahinter steht die theoretische Annahme, dass Konfliktstrukturen und Kriegsformen mit dem Vergesellschaftungsmuster der Akteure zusammenhängen“ (Chojnacki, 2004, S. 203). Wird der politische Status der Beteiligten zur Typologisierung verwendet, lassen sich abschließend vier Kerntypen kriegerischer Gewalt ausmachen. Chojnacki ergänzt die obig genannten Kriegstypen um eine vierte Gruppe, die sogenannten „substaatlichen Kriege“. Wie in Tabelle 2 zu erkennen ist, sind damit alle Gewaltkonflikte zwischen nicht staatlichen Akteuren unabhängig von bestehenden Grenzen zu verstehen (vgl. Chojnacki, 2004, S.203).
Die letztgenannte Typologisierung erweist sich somit fur die Betrachtung der neuen Form der Kriege als sinnvoll, da sich nun auch Konflikte ohne staatlichen Akteur zuordnen lassen.
Tab.2: Die vier Krentypen kriegerischer Gewalt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung, vgl. Chojnacki, 2004, S.203.
3. Aktuelle Kriege und Konflikte
3.1 Weltweit
Im Jahr 2011 lassen sich laut AKUF 36 Kriege und bewaffnete Konflikte ausmachen. Im Vergleich zu den vorherigen Jahren ist die Anzahl der Auseinandersetzungen erstmalig wieder angestiegen (siehe Abb. 1).
Abb. 1: AKUF-Kriege und bewaffnete Konflikte 2011
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Schreiber, 2011, S.2.
Eines der Schlagwörter des Jahres 2011 ist der „Arabische Frühling“. Darunter ist zu verstehen, dass zahlreiche arabische Staaten gegen die dort herrschenden Staatsmächte protestiert haben. Aus dem „Arabischen Frühling“ sind sowohl in Jemen, als auch in Libyen zwei bewaffnete Konflikte entstanden.
Wie in Abbildung 1 zu erkennen ist, gab es in Afrika im Jahr 2011 mit 13 kriegerischen Konflikten, die größte Anzahl an Kriegen oder Konflikten weltweit. An zweiter Stelle treten Asien und der Vorderer und Mittlerer Orient (VMO), wojeweils 11 kriegerische Konflikte zu verzeichnen waren. Den Schlusspunkt bildet Lateinamerika, hier konnte ein Krieg festgestellt werden. (vgl. Schreiber, 2011, S.3f.).
Aus dem „Informationsportal Krieg und Frieden“ der Bundeszentrale für politische Bildung lässt sich, im Vergleich zu den Betrachtungen der AKUF, eine aktuellere Version von
Kriegen und Konflikten weltweit entnehmen. Der Grund, warum dies hier nochmals angeführt wird, liegt in der hier verwendeten Typologisierung. Dabei folgt diese der bereits angeführten Aufteilung der Typen (siehe Kapitel 2.2) in internationalisierte, innerstaatliche, zwischenstaatliche und außerstaatliche Gewaltkonflikte.
Abb. 2: Kriege und Gewaltkonflikte nach Typen 2011
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: sicherheitspolitik.bpb.de, 2012d.
Es lässt sich erkennen, dass es sich bei allen registrierten Gewaltkonflikten entweder um internationalisiert innerstaatliche Gewaltkonflikte oder innerstaatliche Gewaltkonflikte handelt. Wie bereits bei der Typologisierung angesprochen, beschränkt sich die Abbildung 2 jedoch auch auf den Fakt, dass mindestens ein staatlicher Akteur an dem Gewaltkonflikt beteiligt sein muss.
Es kann festgehalten werden, dass die bereits beschriebenen Ansätze zur Kriegsdefinition und zur Typologisierung zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Betrachtung der Anzahl weltweiter Kriege und Konflikte führen. Weiter lässt die staatlich zentrierte Sichtweise zwar einen guten Überblick zu, vernachlässigt jedoch gerade in Bezug auf die neue Form der Kriege, die von Chojnacki als substaatliche Kriege bezeichneten Auseinandersetzungen ohne staatliche Mitwirkung.
3.2 Afrika
Da sich diese Untersuchung beispielhaft mit den Kriegen und Konflikten auf dem afrikanischen Kontinent auseinandersetzt, ist es zunächst notwendig, sich kurz mit dem geographischen Hintergrund Afrikas zu beschäftigen. Abbildung 3 zeigt alle afrikanischen Staaten im Überblick. Im Jahr 2012 waren davon 54 Staaten UNO-Mitgliedstaaten (außer Marokko, plus Westsahara) und auch als solche anerkannt.
Abb. 3: Übersichtskarte Afrika
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei „Somaliland“ und „Azawad[11] “ handelt es sich um Staaten, welche von den Vereinten Nationen nicht anerkannt sind. Der afrikanische Kontinent erstreckt sich über eine Fläche von 30,3 Millionen km[2]. Dies entspricht ca. 22 Prozent der gesamten Landfläche der Erde. Die Entfernung vom nördlichsten Land (Tunesien) bis hin zum südlichsten Staat (Südafrika) des Kontinentes beträgt etwa 8.000 km. Vom östlichsten bis zum westlichsten Punkt Afrikas sind es ca. 7.440 km (vgl. arte.tv 2012). Dem Datenreport 2012 der Stiftung Weltbevölkerung zur Folge, lebten in der Mitte des Jahres 2012 rund 1,072 Milliarden Personen in Afrika. Da sich die Länder des afrikanischen Kontinentes im Norden und Süden recht unterschiedlich entwickelt haben, erfolgt hier eine kurze Betrachtung der Unterschiede. In Afrika südlich der Sahara[12] lebten von den 1,072 Milliarden Personen, 902 Millionen (Nordafrika 213 Millionen Personen). Bis zum Jahr 2050 lässt sich für Subsahara-Afrika ein Bevölkerungswachstum auf ca. zwei Milliarden Personen prognostizieren. Im Unterschied dazu ist Nordafrika ein Bevölkerungswachstum von 213 auf 346 Millionen Personen zu erwarten (vgl. DeutscheStiftung-Weltbevölkerung, 2012, S. 6f.).
Tab. 3: Kriegerische Konflikte in Afrika (2011)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung, vgl.Schreiber, 2011, S.3f.
Wie sich bei der weltweiten Betrachtung der AKUF gezeigt hat, fanden in Afrika mit 13 innerstaatlichen Konflikten und Kriegen die meisten statt. In Tabelle 3 ist zu erkennen, welche Art von kriegerischen Konflikten es in Afrika im Jahr 2011 vorzufinden gab. Es handelt sich dabei, entweder um Antiregimekriege (Typ A) oder um Autonomie- und Sezessionskriege (Typ B), bzw. konnte kein Kriegstyp ausgemacht werden (siehe Tab.1). Beispielsweise eskalierte in Burundi ein bewaffneter Konflikt. Hier blieb zum Teil jedoch unklar, welche Gruppe oder Gruppen für mehrere bewaffnete Aktionen gegen Polizei und Militär verantwortlich waren. Weiter ist in Tabelle 3 zu erkennen, dass fünf kriegerische Konflikte im Jahr 2011 begonnen wurden. Es handelt sich dabei um Burundi, Côte d’Ivoire, Nigeria (Boko Haram), den Sudan und Libyen.
Die Online-Datenbank der Bundeszentrale für politische Bildung kommt bei der Betrachtung von Afrikas Kriegen und Konflikten auf leicht unterschiedliche Ergebnisse. (siehe Abb. 4) Danach kam es im Jahr 2011 auch in Mauretanien und Mali zu internationalisierten innerstaatlichen Gewaltkonflikten. Als letztes lässt sich hier der innerstaatliche Gewaltkonflikt in Kenia hinzufügen. Der Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse kann entweder an dem Zeitpunkt der Erhebung der jeweiligen Daten, oder an den unterschiedlich verwendeten Kriegsdefinitionen festgemacht werden.
Abb. 4: Kriege und Gewaltkonflikte 2011 (nach Typen)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: sicherheitspolitik.bpb.de, 2012d.
4. Kriegsformen
Nachdem im dritten Kapitel aufgezeigt wurde, wo sich welche kriegerischen Auseinandersetzungen in der jüngsten Vergangenheit bis zum heutigen Tage abspielen und abspielten, erfolgt nun eine tiefgründige Betrachtung der Kriegsformen. Ziel dieses Kapitels ist ein umfassenderer Einblick in den Wandel der Kriegsformen bis in die Gegenwart. Anfänglich erfolgt die Untersuchung des klassischen Staatenkrieges. Es wird versucht herauszufinden, warum er auch nach dem Ender des Kalten Krieges existiert. Weiter soll geklärt werden, warum der Staatenkrieg dennoch als Auslaufmodell gilt. In Annäherung an die neuen Kriege wird sich im Anschluss mit den Eigenheiten von Bürgerkriegen beschäftigt.
4.1 Staatenkrieg
Wie bereits im Kapitel 2.1.1 erläutert, handelt es sich bei einem Staatenkrieg um eine Auseinandersetzung zwischen regulären Streitkräften souveräner Staaten. Dabei geht es darum den Gegner durch den Einsatz physischer Gewalt niederzuringen und den Krieg in einer Entscheidungsschlacht zu beenden. „Der Krieg wurde nach Regeln erklärt, und nach ebensolchen Regeln wurde er auch wieder beendet“ (Münkler, 2002, S.24). Aus diesem Grund waren Staatenkriege in den meisten Fällen nur von geringer Dauer. Er begann mit der Kriegserklärung und fand sein Ende mit dem angestrebten Friedenschluss. Clausewitz erkennt in der Entscheidungsschlacht das Kernelement eines Staatenkrieges.
„Die Hauptschlacht ist um ihrer selbst willen da, um des Sieges willen, den sie geben und der in ihr mit der höchsten Anstrengung gesucht wird. Hier an dieser Stelle, in dieser Stunde den Gegner zu überwinden, ist die Absicht, in welchen der ganze Kriegsplan mit allen seinen Fäden zusammenläuft, alle entfernte Hoffnungen und dunkle Vorstellungen von der Zukunft sich zusammenfinden; es tritt das Schicksal vor uns her, um die Antwort auf die dreiste Frage zu geben“ (Münkler, 2002, S. 25).
In der gängigen Literatur gilt der Staatenkrieg vor allem im Zusammenhang mit der neuen Form der Kriege als Auslaufmodell und völlig veraltet. Dennoch ist er es, der nach den Vorstellungen der meisten Personen den Krieg bis heute am intensivsten geprägt hat. Dabei ist der klassische Staatenkrieg auch nach dem Ende des Kalten Krieges keinesfalls völlig ausgestorben. Dies beweist unter anderem der Krieg im Irak. Dieses Kapitel beschäftigt sich demnach mit zwei zentrale Fragen: 1. Warum prägt das Auslaufmodell Staatenkrieg das Verständnis von Kriegen bis in die heutige Zeit? 2. Warum hat der Staatenkrieg im eigentlichen Sinne so stark an Bedeutung verloren? Zur Beantwortung der ersten Frage muss auf diejeweilige Sichtweise des Betrachters verwiesen werden. Gerade in den vom ersten und
[...]
[1] vgl. Mearsheimer, 2009, S. 519.
[2] Mehr Informationen zu Carl von Clausewitz unter Clausewitze.com 2012.
[3]
[4] David Singer und Melvin Small haben das Projekt „Correlations of War“ (COW) an der Universität Michigan entwickelt. Weitere Informationen unter correlatesofwar.org 2012.
[5] „Als Kombattanten gelten nach der Haager Landkriegsordnung entweder reguläre Streitkräfte bzw. Milizen, Freiwilligenverbände und organisierte Widerstandsbewegungen, die als solche identifizierbar sind, ihre Waffen offen tragen und über einen Befehlshaber verfügen“ (Hinz, 1957, S.2).
[6] Auf die nichtstaatlichen Akteure wird im Verlauf der Arbeit genauer eingegangen.
[7] Siehe pcr.uu.se, 2013.
[8] Internationalisierte innerstaatliche Konflikte bedeutet, „das Konflikte zwischen einem Staat, unterstützt durch die Hilfe anderer Staaten, gegen einen nicht staatlichen Akteur innerhalb bestehender Grenzen“, stattfindet (Sicherheitspolitik.bpb.de, 2012a).
[9] „Dr. Sven Chojnacki ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin. Sein Lehr- und Forschungsinteresse gilt den internationalen Beziehungen, insbesondere der Konflikt- und Kriegsursachenforschung sowie regionaler und globaler Sicherheitspolitik. Ein aktueller Schwerpunkt liegt auf dem von der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) geforderten Projekt „Neue Formen der Gewalt im internationalen System“ (Chojnacki, 2004, S. 204).
[10] Auf den Konflikt in Mail und der Nicht-Anerkennung des Staates „Azawad“ wird im Kapitel 7 eingegangen.
[11] „Afrika südlich der Sahara: Alle afrikanischen Länder außer Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Tunesien und Westsahara in Nordafrika“ (Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, 2012, S. 14).
[12] Alle Typen lassen sich Tabelle 1 entnehmen.
- Arbeit zitieren
- Robert Behrens (Autor:in), 2013, Neue Kriege in Entwicklungsländern. Afrika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354595
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