Deutschland steckt mitten in einer Rezession. Immer mehr Unternehmen sind gezwungen, Insolvenz anzumelden. Betroffen sind vor allem viele kleine Unternehmen, besonders traditionsreiche Familienbetriebe, sowie mittelständische Unternehmen. Aber auch bekannten Namen vieler Großunternehmen, wie beispielsweise der Maschinenbaukonzern Babcock-Borsig, der Baukonzern Philipp Holzmann AG, der Büroartikelhersteller Herlitz, das Medienunternehmen KirchMedia und der Luftschiffbauer CargoLifter, um nur einige zu nennen, tauchen in der Presse mit Negativschlagzeilen auf. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2002 bereits 18.800 Unternehmens-Insolvenzen verzeichnet.
Der Untergang eines Unternehmens wirkt sich nicht nur verheerend auf die jetzt schon sehr hohe Arbeitslosenquote von 9,4% im Oktober 2002 aus, sondern auch auf die Kreditinstitute, die den einst blühenden Unternehmen Kredite gewährt haben, und nun einen Forderungsausfall verzeichnen müssen. Durch die Akkumulation von Kreditausfällen steht jetzt auch die Existenz mancher Kreditinstitute auf dem Spiel.
Durch die neuen Eigenkapitalvereinbarungen des Basler Ausschusses, kurz Basel II genannt, sollen die Vorschriften der Eigenkapitalunterlegung von Krediten für die Banken mehr an die Risikostruktur der Kreditnehmer angepasst werden. Dies wird zur Folge haben, dass sich die Kreditkonditionen für Kreditnehmer mit höherem Risiko verschlechtern werden, für Kreditnehmer mit geringem Risiko hingegen werden sich Kredite verbilligen.
Wie die neue Basler Eigenkapitalvereinbarung im Detail aufgebaut ist, und was sich hinter dem Begriff Rating verbirgt, möchte ich im Folgenden näher erläutern. Ebenso soll dieses Arbeit einen Überblick über relevante Daten und Vorgehensweisen von Rating-Agenturen bei der Erstellung eines Ratings geben. Als Schlussbetrachtung möchte ich etwaige Folgen der neuen Eigenkapitalvereinbarung aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Basel II
- 2.1. Entstehung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht
- 2.2. Entstehung der neuen Basler Eigenkapitalvereinbarung
- 2.3. Das „Drei-Säulen-Modell“
- 2.3.1. Mindestkapitalanforderungen
- 2.3.2. Aufsichtliches Überprüfungsverfahren
- 2.3.3. Marktdisziplin
- 2.4. Aufgaben des Basler Ausschusses
- 3. Rating
- 3.1. Was ist Rating?
- 3.2. Emittentenrating
- 3.3. Emissionenrating
- 3.3.1. Langfristiges Rating
- 3.3.2. Kurzfristiges Rating
- 3.4. Internes Rating
- 3.4.1. Definition internes Rating
- 3.4.2. Der IRB-Ansatz
- 3.4.3. Der fortgeschrittene IRB-Ansatz
- 3.5. Externes Rating
- 3.5.1. Definition externes Rating
- 3.5.2. Der Standardansatz
- 3.4. Rating-Agenturen
- 4.1. Was ist eine Rating-Agentur?
- 4.1.1. Voraussetzungen für eine Rating-Agentur
- 4.2. Moody's
- 4.3. Standard and Poor's
- 4.4. Fitch IBCA
- 4.1. Was ist eine Rating-Agentur?
- 5. Der Rating-Prozess
- 5.1. Die fünf Phasen eines Rating-Prozesses
- 5.2. Der zeitliche Ablauf eines Rating-Prozesses
- 5.3. Daten zur Ermittlung eines Ratings
- 5.3.1. Rating-relevante Daten
- 5.3.2. Qualitative Faktoren
- 5.3.3. Quantitative Faktoren
- 5.4. Betreuung durch die Rating-Agenturen
- 5.5. Kostenvergleich von Emittenten-Ratings
- 6. Die neue Basler Eigenkapitalvereinbarung und ihre Folgen
- 6.1. Folgen für die Banken
- 6.2. Folgen für die Unternehmen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit gibt einen Überblick über die neuen Eigenkapitalvereinbarungen von Basel II und die Vorgehensweise von Rating-Agenturen. Ziel ist es, die Entstehung und die zentralen Elemente von Basel II zu erläutern und den Prozess der Kreditwürdigkeitsprüfung durch Rating-Agenturen zu beschreiben.
- Entstehung und Ziele von Basel II
- Das Drei-Säulen-Modell von Basel II
- Der Rating-Prozess und die Rolle von Rating-Agenturen
- Internes und externes Rating
- Auswirkungen von Basel II auf Banken und Unternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Basel II und Rating-Agenturen ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie begründet die Relevanz des Themas im Kontext der Bankenaufsicht und des Risikomanagements.
2. Basel II: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Entstehung des Basler Ausschusses und die Entwicklung der neuen Eigenkapitalvereinbarungen. Es erläutert das „Drei-Säulen-Modell“ – Mindestkapitalanforderungen, aufsichtliches Überprüfungsverfahren und Marktdisziplin – und die Aufgaben des Basler Ausschusses im Detail. Die Bedeutung der neuen Regularien für die Stabilität des Finanzsystems wird hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der umfassenden Darstellung des Regelwerks und seiner verschiedenen Komponenten.
3. Rating: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Rating“ und unterscheidet zwischen Emittentenrating und Emissionsrating, sowie internem und externem Rating. Die verschiedenen Ansätze (IRB, Standardansatz) werden vorgestellt, und die jeweiligen Definitionen und Prozesse werden klar voneinander abgegrenzt. Der Abschnitt verdeutlicht die Bedeutung der Ratingverfahren für die Risikobewertung und -steuerung im Finanzsektor.
3.4. Rating-Agenturen: Der Abschnitt charakterisiert Rating-Agenturen und erklärt ihre Aufgaben. Es werden bedeutende Agenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch IBCA vorgestellt. Es werden die Voraussetzungen für die Tätigkeit einer Rating-Agentur beleuchtet und die jeweiligen Einflussfaktoren der Agenturen auf den Finanzmarkt erläutert. Der Abschnitt verdeutlicht die Rolle dieser Institutionen im System und ihre Bedeutung für Marktteilnehmer.
5. Der Rating-Prozess: Dieses Kapitel beschreibt den gesamten Rating-Prozess, von der Planung bis zur Überwachung. Die fünf Phasen des Prozesses werden detailliert erklärt. Ebenso werden die verschiedenen Datenquellen und Methoden zur Ermittlung eines Ratings beleuchtet. Der Abschnitt betont den systematischen und methodischen Charakter des Prozesses und beleuchtet wichtige Faktoren, die die Bewertung beeinflussen. Die Bedeutung der kontinuierlichen Betreuung durch die Rating-Agenturen wird ebenfalls hervorgehoben. Die Kosten werden im Kontext des Gesamtprozesses analysiert.
6. Die neue Basler Eigenkapitalvereinbarung und ihre Folgen: Dieses Kapitel analysiert die Folgen der neuen Basler Eigenkapitalvereinbarung für Banken und Unternehmen. Die Auswirkungen auf die Kapitalausstattung der Banken und das Risikomanagement der Unternehmen werden in Bezug auf die Basel II-Vorschriften umfassend erläutert. Die Kapitel analysieren die Veränderungen im Umgang mit Risiken und den damit verbundenen Anpassungen der Geschäftsmodelle.
Schlüsselwörter
Basel II, Eigenkapitalvereinbarungen, Rating-Agenturen, Risikomanagement, Bankenaufsicht, Kreditwürdigkeitsprüfung, Internes Rating, Externes Rating, IRB-Ansatz, Standardansatz, Marktdisziplin.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Basel II und Rating-Agenturen"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die neuen Basler Eigenkapitalvereinbarungen (Basel II) und die Arbeitsweise von Rating-Agenturen. Sie erläutert die Entstehung und zentralen Elemente von Basel II und beschreibt detailliert den Prozess der Kreditwürdigkeitsprüfung durch Rating-Agenturen. Die Arbeit beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselbegriffe.
Was sind die zentralen Themen der Arbeit?
Die Arbeit konzentriert sich auf folgende Schwerpunkte: die Entstehung und Ziele von Basel II, das Drei-Säulen-Modell von Basel II (Mindestkapitalanforderungen, Aufsichtliches Überprüfungsverfahren und Marktdisziplin), den Rating-Prozess und die Rolle der Rating-Agenturen, den Unterschied zwischen internem und externem Rating, sowie die Auswirkungen von Basel II auf Banken und Unternehmen.
Was wird unter Basel II verstanden?
Basel II beschreibt die neuen Eigenkapitalvereinbarungen des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Die Arbeit erklärt detailliert die Entstehung des Ausschusses und die Entwicklung dieser Vereinbarungen. Ein zentraler Aspekt ist das "Drei-Säulen-Modell", welches Mindestkapitalanforderungen, aufsichtliche Überprüfungsverfahren und Marktdisziplin umfasst.
Was ist das Drei-Säulen-Modell von Basel II?
Das Drei-Säulen-Modell von Basel II besteht aus: Mindestkapitalanforderungen (quantitativer Ansatz zur Bestimmung des notwendigen Eigenkapitals), aufsichtlichem Überprüfungsverfahren (qualitative Bewertung der internen Risikosteuerung der Banken durch die Aufsichtsbehörden) und Marktdisziplin (stärkere Berücksichtigung von Marktsignalen und Eigenverantwortung der Banken). Die Arbeit erläutert jede Säule im Detail.
Was ist Rating und welche Arten von Rating gibt es?
Rating ist die Bewertung der Kreditwürdigkeit von Schuldnern (Emittentenrating) oder von Wertpapieren (Emissionsrating). Die Arbeit unterscheidet zwischen internem Rating (basierend auf den internen Modellen der Banken, z.B. IRB-Ansatz) und externem Rating (durch Rating-Agenturen, z.B. Standardansatz). Langfristiges und kurzfristiges Rating werden ebenfalls unterschieden.
Welche Rolle spielen Rating-Agenturen?
Rating-Agenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Emittenten und Emissionen. Die Arbeit beschreibt die Aufgaben und die Vorgehensweise von Rating-Agenturen wie Moody's, Standard & Poor's und Fitch IBCA. Sie beleuchtet auch die Voraussetzungen für die Tätigkeit einer Rating-Agentur und deren Einfluss auf den Finanzmarkt.
Wie läuft der Rating-Prozess ab?
Der Rating-Prozess wird in fünf Phasen unterteilt, die in der Arbeit detailliert beschrieben werden. Er beinhaltet die Datenerhebung (qualitative und quantitative Faktoren), die Analyse, die Bewertung, die Kommunikation des Ratings und die laufende Überwachung. Die Arbeit beleuchtet auch den zeitlichen Ablauf und die Kosten des Prozesses.
Welche Folgen hat Basel II für Banken und Unternehmen?
Die Arbeit analysiert die Auswirkungen von Basel II auf die Kapitalausstattung von Banken und das Risikomanagement von Unternehmen. Sie beschreibt die Veränderungen im Umgang mit Risiken und die damit verbundenen Anpassungen der Geschäftsmodelle sowohl im Bankensektor als auch im Unternehmenssektor.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Basel II, Eigenkapitalvereinbarungen, Rating-Agenturen, Risikomanagement, Bankenaufsicht, Kreditwürdigkeitsprüfung, Internes Rating, Externes Rating, IRB-Ansatz, Standardansatz, Marktdisziplin.
- Arbeit zitieren
- Jasmine Schieber (Autor:in), 2002, Basel II: Überblick über die neuen Eigenkapitalvereinbarungen und die Vorgehensweise von Rating-Agenturen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35470