Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung und Hypothesen
1.1 Einführung in den Einstellungsbegriff
1.2. Aufgabenstellung und Hypothesen
2. Methoden
3. Ergebnisse
4. Diskussion der Ergebnisse
5. Literatur
6. Anhang
Abstract
Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass keine geschlechtsspezifischen Einstellungsunterschiede bestehen. Es wurden vier Einstellungen getestet: Leistungsmotivation, Zufriedenheit mit beruflicher Situation, Freude am Kochen und Konfrontationsbereitschaft.
Mit einem Kurzfragebogen, bestehend aus 20 Items wurden jeweils 20 Männer und Frauen befragt. Jeweils fünf Items erhoben auf Basis einer sechsstufigen Likert-Skala die Einschätzung der Befragten zu den genannten vier Einstellungen.
Die Ergebnisse zeigten keine signifikanten Unterschiede in den Einschätzungen. Zudem wurden keine Zusammenhänge zwischen Geschlecht und Alter sowie Geschlecht und Lebensform (Single, in Partnerschaft, Ehe oder eheähnliche Gemeinschaft) ermittelt.
Es ist zu beachten, dass eine größere Stichprobe und eine optimiertere Itemauswahl zu repräsentativeren Ergebnissen geführt hätten.
1. Einführung und Hypothesen
1.1 Einführung in den Einstellungsbegriff
Einstellungen sind definiert als „aus der Erfahrung kommende Überzeugungen oder Gefühle, die ein Individuum dazu prädisponieren, auf Dinge, Ereignisse, Menschen und soziale Gruppen in einer bestimmten Weise wertend zu reagieren. “[1] Es erfolgt eine Unterscheidung in explizite Einstellungen als bewusste, verbalisierbare Bewertungen und implizite Einstellungen als schnelle und automatische, unbewusste Bewertungen. Einstellungen gehören zu den wichtigsten Bestandteilen des Verhaltens eines Individuums. Gordon Allport, ein US-amerikanischer Psychologe, bezeichnete Einstellungen sogar als das unverzichtbarste Konzept der Sozialpsychologie.[2]
Individuen bilden Einstellungen aus verschiedenen Gründen: Zum einen haben Einstellungen eine Wissensfunktion. „People cannot possibly take account of every detail they encounter in their social world. Thus, to give meanings to objects, they need to organize information in an efficient manner. ”[3] Hier kommt dem Individuum ein vereinfachter und schneller Informationsverarbeitungsprozess zugute. Des Weiteren bringen Einstellungen eine Ich-Verteidigungsfunktion mit sich, die der Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls dient. „People need to protect themselves from accepting truths about themselves that are particularly undesirable or threatening. ”[4] Einstellungen können zudem eine „Value Expressive function“ übernehmen, um die soziale Identität des Individuums auszudrücken oder eine „Social Adjustive funct ion“, die dem Individuum hilft, sich wichtigen sozialen Gruppen anzupassen, um Ziele zu erreichen oder unangenehme Ereignisse zu vermeiden.[5]
Einstellungen können aus kognitiven, affektiven und behavioralen Ursachen entstehen und äußern sich in gleicher Weise. Bei kognitiv basierten Einstellungen handelt es sich um rationale, bewusste Bewertungen, die durch Informationen und Argumente entstehen sowie geformt und geändert werden. Zudem tragen direkte und indirekte Erfahrungen mit dem betreffenden Objekt zur Einstellungsbildung bei. Die affektive Komponente bezieht sich auf emotionale Einstellungsbildung. Diese Emotionen werden durch die Auseinandersetzung mit dem Objekt hervorgerufen. Die behaviorale Komponente bezieht sich auf das Verhalten gegenüber dem Objekt als Ursache für die Einstellungsbildung.[6]
Zum einen kann das intrinsisch motivierte Verhalten eines Individuums seine Einstellungen beeinflussen. Zum anderen kann ein Individuum beispielsweise durch Überredung von Anderen dazu gebracht werden, auf bestimmte Weise, gegebenenfalls sogar gegen seine Überzeugung zu handeln. Auch dies kann einen Einfluss auf seine Einstellung haben. Bei der sogenannte „Foot-in-the-Door-Technik“ werden Menschen zunächst dazu gebracht, belanglosen Handlungen zuzustimmen. Die sich allmählich steigernden Forderungen führen später dazu, dass Handlungen mit weit reichenden Konsequenzen zugestimmt wird.[7]
Dass erzwungenes Verhalten in feste Einstellungen übergeht, zeigt sich auch bei Experimenten wie dem Stanford-Prison-Experiment unter Leitung des Psychologen Philip Zimbardo, in dem sich Studenten so sehr in ihre Rolle als Gefangener oder Wachperson einspielten, dass sich extreme Verhaltensänderungen einstellten und das Experiment abgebrochen werden musste.[8]
Warum das Handeln die Einstellungen beeinflusst, erklärt Leon Festingers Theorie der Kognitiven Dissonanz: Ist einem Individuum bewusst, dass Einstellungen und Handlungen nicht miteinander übereinstimmen, erlebt es einen unangenehmen Spannungszustand - die kognitive Dissonanz. „Je mehr Dissonanz wir wahrnehmen, desto geneigter sind wir, nach Harmonie zu streben, indem wir beispielsweise unsere Einstellungen verändern, um unser Tun dadurch eher rechtfertigen zu können. “[9]
1.2. Aufgabenstellung und Hypothesen
Einstellungen haben, wie beschrieben, diverse Funktionen und Ursachen und es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Einstellung eines Individuums zu ändern. Ob sich zudem verschiedene gesellschaftliche Gruppen - in diesem Fall Männer und Frauen - in ihren Einstellungen in Bezug auf bestimmte Themen unterscheiden, soll die vorliegende Untersuchung auf einfache Weise zeigen. Getestet wurden die Einstellungen „Leistungsmotivation“, „Zufriedenheit mit der beruflichen Situation“, „Freude am Kochen“ und „Konfrontationsbereitschaft“. Die Alternativhypothese lautet dementsprechend:
Männer und Frauen unterscheiden sich signifikant in ihren Einstellungen. Dies wird dadurch belegt, dass eine signifikante Unterscheidung der Einstellungen „Leistungsmotivation“, „Zufriedenheit mit der beruflichen Situation“, „Freude am Kochen“ und „Konfrontationsbereitschaft“ vorliegt.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind unter anderem bedeutend für die Arbeitspsychologie. Unterschiede in den Einstellungen „Leistungsmotivation“, „Zufriedenheit mit der beruflichen Situation“ und „Konfrontationsbereitschaft“ veranlasst Personalverantwortliche, Gründe für die Unterschiede zu identifizieren. Mit dem erworbenen Wissen können Unternehmen ihre Strukturen und ihr Employer Branding gezielt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von männlichen und weiblichen Mitarbeitern anpassen. Der Themenwechsel zu „Freude am Kochen“ fungiert in diesem Fall als Kontrolle: Wird bei einem Hobby wie Kochen der gleiche Effekt gemessen wie bei den anderen Einstellungen, könnte dies auf generelle Einstellungsunterschiede zwischen Mann und Frau hinweisen. Ergebnisse, die keine Einstellungsunterschiede zum Thema finden, können Anlass zur Neudefinition der Zielgruppe geben.
2. Methoden
Für die Untersuchung von geschlechtsspezifischen Einstellungsunterschieden wurde ein multivariates Between-subjects-Design angewendet. Es wurden vier verschiedene Einstellungen (abhängige Variablen) erhoben, zu denen die beiden befragten Gruppen Männer und Frauen (unabhängige Variablen) vor dem Hintergrund ihrer Meinungen und Erfahru n- gen Angaben machen sollten. Eine Beachtung oder Parallelisierung möglicher Störvariablen hat nicht stattgefunden.
Die Untersuchung erfolgte durch eine Befragung per Online-Fragebogen. Dieser enthielt zu jeder der vier zu ermittelnden Einstellungen fünf Items. Zusätzlich werden das Geschlecht, das Alter und die Lebensform (Single, Partnerschaft, Ehe oder eheähnliche Gemeinschaft) erhoben.
(Der Fragebogen befindet sich im Anhang zu diesem Bericht). Es erhielten jeweils 20 männliche und 20 weibliche Personen Zugang zum Fragebogen, mit der Bitte um Rückmeldung nach der Beantwortung. So konnte der Rücklauf kontrolliert werden.
Die 20 Items zu den vier Einstellungen enthalten Aussagen, welche auf einer 6-stufigen Likert-Skala bewertet werden - von „trifft voll zu“ bis „trifft überhaupt nicht zu“. Gemäß der Voraussetzung, dass die Intervalle zwischen den Skalenwerten dem Betrachter gleich groß erscheinen, wird davon ausgegangen, dass die Antworten Daten mit IntervallskalenQualität liefern. Die sechs Stufen der Likert-Skala sollen die Befragten zu einer Entscheidung zwingen, um auch bei einer kleinen Stichprobe Tendenzen feststellen zu können. Außerdem soll eine mögliche zentrale Tendenz vermindert werden, um die Urteilsfehler-Rate bei der Bewertung auf den Ratingskalen so gering wie möglich zu halten.
Die inhaltliche Konstruktion der Items erfolgte für jede der vier Einstellungen unterschiedlich.
Die Einstellung „Leistungsmotivation“ ist unter anderem durch folgende Bedürfnisse und Eigenschaften definiert: Disziplin, täglich mehrere Stunden für die Zielerreichung zu opfern (Bloom 1985), Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg (McClelland et al. 1976), Wunsch nach Kontrolle, Leistungsstreben (Murray 1938) und Entschlossenheit, ein langfristiges Ziel zu erreichen (Duckworth u. Seligman).[10] Diese Aspekte wurden mit Hilfe der Items zur Leistungsmotivation abgefragt.
Die Konstruktion der Items zur Einstellung „Zufriedenheit mit beruflicher Situation“ wurde beeinflusst durch diverse Literatur, wie Myers Psychologie und Online-Artikel zum Thema Arbeitszufriedenheit.[11]
Das Thema „Konfrontationsbereitschaft“ wurde im Zusammenhang mit Konfliktbereitschaft betrachtet. Dazu wurden sowohl eigene Erfahrungen als auch Inhalte aus der Pressemeldung „Männliche und weibliche Ko n- fliktbereitschaft“[12] berücksichtigt.
Die Items zum Thema „Freude am Kochen“ wurden mehr oder weniger ad hoc ausgewählt.
Bei der Konstruktion der Items wurden die sprachliche Verständlichkeit, Eindeutigkeit des Iteminhalts, Itemschwierigkeit, Trennschärfe, Aktualität und Wertungsfreiheit beachtet. Aufgrund des kurzen Bearbeitungszeitraums wurden die Items weder hinsichtlich ihrer Konsistenz noch bezüglich ihrer Validität überprüft.
Die Stichprobe wurde aus dem erweiterten Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis des Untersuchenden rekrutiert. Es wurden keine Bedingungen an die Teilnahme gestellt.
Es wurde jeweils 20 Frauen und 20 Männern der Zugang zu einem Onli- ne-Fragebogen gewährt. Die Teilnehmer wurden gebeten, Ihre Teilnahme zu bestätigen, so dass eine Rücklaufliste geführt werden konnte. Durch die online-basierte Teilnahme können die Fragebogen keiner Person zugeordnet werden, womit eine Anonymisierung gewährleistet ist.
Jede Variable wird durch fünf Items abgebildet. Um zu einem Gesamtwert für jede abhängige Variable zu gelangen, wird aus den fünf betreffenden Antworten das arithmetische Mittel gebildet. Dieses Vorgehen gilt sowohl für die Gruppe der Frauen als auch für die Gruppe der Männer. Auf diese Weise erhält man jeweils zwei Indices für jede der vier abhängigen Variablen, die zum Vergleich der beiden gesellschaftlichen Gruppen, Männer und Frauen, dienen. Die Antworten zum Item „Ause inandersetzungen mit fremden Personen gehe ich aus dem Weg“ gehen mit ihrem Kehrwert im Verhältnis zum Mittelwert auf der Likert Skala in die Berechnung ein. Eine hohe Bewertung zeigt demnach bei allen Items dieser Variablen eine hohe Konfrontationsbereitschaft. Durch diese Angleichung der Richtung aller Items ist die Berechnung von Indices möglich.
Formuliert man die Hypothesen eng an der Operationalisierung der Items, kommt man zu folgenden Aussagen:
Nullhypothesen:
- Männer und Frauen unterscheiden sich nicht in ihrer Leistungsmotivation. Dies zeigt sich daran, dass sich die entsprechenden Mittelwerte nicht signifikant unterscheiden.
- Männer und Frauen unterscheiden sich nicht in der Zufriedenheit mit ihrer beruflichen Situation. Dies zeigt sich daran, dass sich die entsprechenden Mittelwerte nicht signifikant unterscheiden.
- Männer und Frauen unterscheiden sich nicht in ihrer Freude am Kochen. Dies zeigt sich daran, dass sich die entsprechenden Mittelwerte nicht signifikant unterscheiden.
- Männer und Frauen unterscheiden sich nicht in ihrer Konfrontationsbereitschaft. Dies zeigt sich daran, dass sich die entsprechenden Mittelwerte nicht signifikant unterscheiden.
Die Alternativhypothesen lauten:
- Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrer Leistungsmotivation. Dies zeigt sich daran, dass sich die entsprechenden Mittelwerte signifikant unterscheiden.
- Männer und Frauen unterscheiden sich in der Zufriedenheit mit ihrer beruflichen Situation. Dies zeigt sich daran, dass sich die entsprechenden Mittelwerte signifikant unterscheiden.
- Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrer Freude am Kochen. Dies zeigt sich daran, dass sich die entsprechenden Mittelwerte signifikant unterscheiden.
- Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrer Konfrontationsbereitschaft. Dies zeigt sich daran, dass sich die entsprechenden Mittelwerte signifikant unterscheiden.
Neben den Mittelwerten wurden weitere Indices zur eindeutigeren Beurteilung der Unterschiede von Männern und Frauen in Bezug auf die untersuchten Einstellungen berechnet.
Nach der Auswertung der vier Teil-Hypothesen kann eine Aussage zur in der Einführung genannten Hypothese gemacht werden.
Im Anschluss wurde überprüft, ob weitere Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen, die mögliche gemessene Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Einstellungen mit bedingen könnten. Hierzu wurden sowohl die Eigenschaften Geschlecht und Altersgruppe, als auch Geschlecht und Lebensform mit Hilfe des - Unabhängigkeitstests korreliert.
[...]
[1] Myers, 2008, S. 639.
[2] Vgl. Breckler, Steven & Greenwald, Anthony & Pratkanis, Anthony, 1989, S. 1.
[3] Ebenda, S. 340.
[4] Ebenda, S. 340.
[5] Vgl. ebenda, S. 340 f.
[6] Vgl. Wieser, D., 2007.
[7] Vgl. Myers, 2008, S. 640 f.
[8] Vgl. ebenda, S. 642.
[9] Myers, 2008, S.642.
[10] Vgl. Myers, 2008, S. 544.
[11] Myers, 2008; ZEIT ONLINE - Beruf; Süddeutsche online.
[12] gewalt-beratung.org.