Diese Hausarbeit möchte einen knappen Überblick über den Künstlichen Menschen generell geben und anschließend herausarbeiten, welche Mittel Hoffmann einsetzt, um den Leser zu dem Irrglauben zu bewegen, es handle sich bei der Maschine um ein menschliches Wesen aus Fleisch und Blut. Dabei sollte angemerkt werden, dass sich hier keiner erzähltheoretischen Analyse bedient, die das Werk in seiner Gesamtheit abdeckt, sondern auf konkrete Textstellen bezüglich Olimpia bezogen wird. Der Autor verwendet dabei Originalzitate des „Sandmanns“ und orientiert sich an der Erzählanalyse nach Scheffel/Martínez.
Eine Maschine ist kein Mensch, ein Mensch keine Maschine. Gefühle, Intelligenz und der Wille, zu überleben, sind mitunter die Dinge, die uns zu einem Menschen machen und uns über andere Lebensformen stellen. Dies hat technischen Fortschritt, lange Lebenszeit und ein beinahe perfektes Zusammenleben zur Folge. Doch was, wenn ebendiese Veränderungen aus dem Ruder geraten würden und der Mensch nun nicht mehr Herr seines eigenen Fortschritts wäre? Die Angst, von der eigenen Technik überholt oder sogar dominiert zu werden, mag keine sehr begründete sein, doch sie ist in den meisten von uns tief verankert. Besonders das Schaffen künstlicher „Intelligenzen“, eingebettet in ein möglichst realistisches Abbild des Menschen, hat daher Literaten und Kunstschaffende seit jeher beschäftigt. So greift auch die 1816 erschienene Novelle der Sandmann von E. T. A. Hoffmann ebendieses Phänomen auf und spinnt um es eine verstörende Geschichte, in welcher die Grenzen zwischen Maschine und Mensch verschwimmen. Hoffmann kreierte mit Olimpia einen ikonischen Vertreter der Androiden, da diese künstliche Frau bis zum Schluss nicht wirklich als solche wahrgenommen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Automat
- Begriffserklärung
- Geschichte
- Auffassung
- Olimpia
- Die erste Begegnung
- Der Blick durch das Fenster
- Des Coppolas Perspektiv
- Der Ball
- Die Stimmen der Vernunft
- Die Erkenntnis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Darstellung des Künstlichen Menschen in E. T. A. Hoffmanns Novelle „Der Sandmann“ und untersucht, welche Mittel Hoffmann verwendet, um den Leser zum Glauben an Olimpias Menschlichkeit zu bewegen. Dabei werden die technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts, die zu einem veränderten Menschenbild führten, beleuchtet und die Rolle des Automaten in der romantischen Literatur analysiert.
- Der Künstliche Mensch als literarisches Motiv
- Die Darstellung des Androiden Olimpia in „Der Sandmann“
- Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine
- Die Bedeutung des „Uncanny Valley“ für die Wahrnehmung von Androiden
- Hoffmanns narrative Strategien zur Täuschung des Lesers
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Der Künstliche Mensch“ ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Begriff des Automaten, seiner Geschichte und unterschiedlichen Auffassungen in der Literatur. Der Fokus liegt dabei auf der Unterscheidung zwischen „Automat“, „Androide“ und „Roboter“, sowie auf der Entwicklung der Androidentechnologie im 19. Jahrhundert. Im dritten Kapitel werden die Begegnungen Nathanaels mit Olimpia in „Der Sandmann“ untersucht und anhand von ausgewählten Textstellen analysiert. Die einzelnen Kapitel befassen sich mit der ersten Begegnung, Nathanaels Blick durch das Fenster, der Perspektive des Coppolas, dem Ball und den Stimmen der Vernunft. Schließlich werden die Erkenntnisse zusammengefasst, die durch die Analyse der Textpassagen gewonnen werden.
Schlüsselwörter
Künstlicher Mensch, Automat, Androide, „Der Sandmann“, E. T. A. Hoffmann, Uncanny Valley, Romantische Literatur, Erzähltheorie, Technikgeschichte, Menschenbild, Illusion, Realität.
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- Maximilian Günther (Author), 2016, Der Mensch als Maschine aus Fleisch und Blut? Erzählanalyse der Stilmittel nach E. T. A. Hoffmann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354933