Leseprobe
Inhalt
Einleitung
1. Begriffsanalytische Betrachtung von Sozialer Arbeit und Profession
1.1 Soziale Arbeit
1.2 Profession
2. Soziale Arbeit im Spannungsfeld zwischen Beruf und Profession
2.1 Soziale Arbeit als Beruf
2.2 Soziale Arbeit als Profession
3. Soziale Arbeit und Ethik
3.1 Ethisches Wissen und Ethik in der Sozialen Arbeit
3.2 Berufsethik in der Sozialen Arbeit
3.2.1 Menschenrechte
3.2.2 Soziale Gerechtigkeit
3.3 Berufsethische Prinzipien des DBSH
4. Ethische Leitbilder – Eine Orientierung für die Fachkräfte Sozialer Arbeit?
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Einleitung
Angehende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter bekommen es wohlmöglich häufig zu hören, weshalb sie überhaupt Soziale Arbeit studierten, da diese Tätigkeiten von jeden ausgeübt werden könnte und keinem Studium bedürfe. Es ist eine weit verbreitete Perspektive von Menschen auf die Soziale Arbeit, für die es geradezu überflüssig erscheint, das Fach an einer Hochschule auf akademischer Ebene zu studieren. Dabei ist gerade dieser Aspekt- worauf während der Arbeit noch eingegangen wird- sowohl in der historischen Verberuflichung der Sozialen Arbeit wesentlich, als auch für die andauernde Professionsdebatte Sozialer Arbeit elementar. Ebenso von großer Bedeutung ist seither der ethische Charakter der Sozialen Arbeit. In der vorliegenden Seminararbeit wird zunächst auf das Verständnis Sozialer Arbeit als Beruf einerseits und Profession andererseits eingegangen. Sodann erfolgt eine Verortung, welche Rolle die Ethik für die Soziale Arbeit einnimmt. Mittels einer Skizzierung berufsethischer Prinzipien des DBSH erfolgt zum Schluss eine Abwägung, inwiefern gesetzte ethische Standards dem sozialarbeiterischen Berufsalltag und den Akteuren als eine Orientierung dienen können.
1. Begriffsanalytische Betrachtung von Sozialer Arbeit und Profession
Bevor auf die Unterschiedlichkeit zwischen Sozialer Arbeit als Beruf und Sozialer Arbeit als Profession eingegangen wird, erfolgt eine allgemeine analytische Betrachtung auf die Begriffe der Sozialen Arbeit und Profession.
1.1 Soziale Arbeit
Thomas Schuhmacher zu Folge lässt sich der Begriff der Sozialen Arbeit bezüglich ihres Seins, ihrem Wesen und ihrem Tun voneinander unterscheiden. Grundlegendes Vorverständnis dabei sei, dass es sich bei der Sozialen Arbeit um ein gesellschaftliches Instrument handle. Ihr Sein erhalte die Soziale Arbeit, sofern die Unentbehrlichkeit der Sozialen Arbeit gesellschaftlich erfasst werde. Die Dimension des Wesens der Sozialen Arbeit werde durch ihre Anliegen bestimmt. Zwar sei außenperspektivisch betrachtet das Lösen von sozialen Problemen im Vordergrund, doch sei die binnenperspektive Betrachtung ihres Selbstverständnisses und ihre ethischen Prinzipien für die Soziale Arbeit charakteristisch. Das Tun Sozialer Arbeit werde vor allem durch ihre gesellschaftliche Integrationsfunktion bestimmt. Damit würde zugleich die Professionalität Sozialer Arbeit bemessen, wodurch sie an Anerkennung gewinnen kann.[1]
1.2 Profession
Der Professionsbegriff bringt den Werdegang einer beruflichen Tätigkeit zum Ausdruck, dass sich als ein dynamischer Prozess verstehen lässt. Diese „Profession“ erfolgt darin, dass eine Qualifikation für jene Berufstätigkeiten einhergeht. Für die Qualifikation wird ausdifferenziertes Fachwissen angewandt und im akademischen Kontext behandelt.[2] Begrifflich sei zu unterscheiden zwischen einer Verberuflichung, Verfachlichung, Akademisierung und Professionalisierung. Wesentlich für die Professionalisierung sei der Nachweis eines fachlich einschlägigen Studiums, sodass die Beziehung von Wissenschaft (Disziplin) und Berufspraxis (Profession) für die Professionalisierungsdebatte zentral ist.[3]
2. Soziale Arbeit im Spannungsfeld zwischen Beruf und Profession
2.1 Soziale Arbeit als Beruf
Vorweg sei angemerkt, dass nach Schuhmacher die unterschiedlichen Begrifflichkeiten der Profession und Beruf nicht notwendigerweise verschiedenes bedeuten. Keineswegs würden diese zwei Begriffe eine Klassifikation und Stellung zum Ausdruck bringen.[4] Es würde auf Hand liegen, dass Soziale Arbeit ein Beruf sei. Dementsprechend fände die Qualifizierung zum Sozialarbeiter mittels eines Studiums statt, um Professionalität zu erlangen. Im Umkehrschluss sei der Beruf der Sozialen Arbeit ohne eine wissenschaftliche Laufbahn nicht vorstellbar. Von besonderer Bedeutung sei der Anfang der Sozialen Arbeit. Von ihren Anfängen bis hin zur Etablierung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften befinde sich die Mitwirkung von bürgerlichen Frauen im Ehrenamt im Rahmen sozialer Hilfsleistungen. Gleicherweise sei die städtische Armen-Verwaltung für die Sozialfürsorge von Hilfsbedürftigen nach dem Elberfelder Modell ein historischer Impuls für die künftige Entwicklung dieser als gesellschaftlich-bürgerlich aufgefassten Hilfsstellung zum Beruf.[5] So sei von den Anfängen der Sozialen Arbeit das Grundverständnis, dass die Qualifikation für die entlohnte soziale Berufstätigkeit mittels einer akademischen Ausbildung und Wissen erfolgt. Durch angebotene Sachgebiete zu Pädagogik und Sozialwissen erfolgte die Wahrnehmung „pädagogische[r] und soziale[r] Aufgaben“.[6]
Erstes Merkmal der Sozialen Arbeit als Beruf sei ihre ethische Gestaltung. Im Kontext des Selbstverständnisses der Sozialen Arbeit sei ein „Grundimpuls für ethische Konzeptarbeit“[7] beinhaltet. Ethik sei von Beginn an ein elementares wissenschaftliches Interesse, da in den Anfängen der Sozialen Arbeit menschenverachtende Theorien und Abstammungslehren öffentlich wissenschaftlich vertreten worden sind.[8] Ebenso sei in den historischen Anfängen der Sozialen Arbeit ein Ansatz für eine „ethisch geklärte Grundhalten“ vorhanden, wenn es beispielsweise darum ging, ein „Berufsethos gegen Lohnarbeitergleichgültigkeit“[9] zu bilden.
Eine zweite Eigenschaft von Sozialer Arbeit als Beruf sei ihr säkularer Charakter. Während kirchliche Armenfürsorgen bis zum 19. Jahrhundert eher präsent und aktiv waren, entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert ein politisches Grundverständnis und Bewusstsein gegen soziale Probleme vorzugehen, die vor allem durch gesellschaftliche Strukturveränderungen in westlichen Industriestaaten zustande kamen. Schuhmacher betont hierbei, dass die Soziale Arbeit nicht durch die Übertragung kirchlicher Hilfen in Staatsgefügen zum Beruf wurde, sondern durch das Erkennen von Armutsproblematiken in westlichen Gesellschaften, die auf Dauer nicht unbeachtet bleiben konnten. Zum säkularen Charakter gehört also diese Zäsur, wonach „die Tradition kirchlicher Armenpflege gebrochen wurde“[10]. Die Soziale Arbeit, die somit in ihrem Wesen handlungsbezogen und nicht konfessionsgebunden ist, käme zu einer Zeit von gesellschaftlichen Umbrüchen passend, um sich für die Wahrung des sozialen Friedens einzusetzen.
Das dritte Merkmal von Sozialer Arbeit als Beruf liegt in der Annäherung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik. In dem Entwicklungsprozess seien sich Sozialpädagogik und Sozialarbeit so nahe gekommen, anders formuliert, die „Traditionslinien“ so weit verschränkt, dass von keinem elementaren Unterschied gesprochen werden könnte. Dazu zähle die Vereinigung von unterschiedlichen Berufsverbänden im Jahre 1994, sodass Sozialarbeit und Sozialpädagogik als Einheit betrachtet werden können.[11]
Es wurde bereits erwähnt, dass die Bezeichnungen Beruf und Profession nicht unbedingt unterschiedliches meinen und vor allem keine Rangordnung zwischen den beiden Begriffen zum Ausdruck bringt. Der Begriff Beruf deute auf die fachliche Nominierung und „persönliche Integrität“[12] hin. Dass die Soziale Arbeit ein Beruf ist, sei nicht anzuzweifeln. Ihr Kernanliegen bestehe im Vorgehen gegen sozialen Problemen. Ebenfalls setze sich die Soziale Arbeit als Beruf dafür ein, dass dieses Kernanliegen als gesellschaftlich-öffentliche Verantwortung aufgefasst wird. In diesem Sinne komme der Sozialen Arbeit im Funktionssystem Gesellschaft eine bedeutende Funktion zu. Soziale Arbeit sichere die Funktionalität der Gesellschaft und würde mehr leisten als nur die Gesellschaft zu versorgen und auszudifferenzieren.[13] Als ein Beruf, das sich gegen Bevormundung und Benachteiligungen stellt, wird eine wertschätzende Haltung gegenüber allen Individuen vertreten. Somit stellen sich dem Beruf hohe Ansprüche. Dadurch gehe eine obligatorische Selbstdefinition der Sozialen Arbeit mit ein, dem der Beruf gerecht werden müsse, worin die genannte Wertschätzung von jedem Einzelnen sich wiederfindet und das gesellschaftliche Mandat zentral ist.[14] Entziehe sich die Soziale Arbeit der genannten Herausforderung, bleibe sie als Beruf für die Gesellschaft von Bedeutung und fungiere als ein Instrument zu Ausführung, welches lediglich politische, zivilgesellschaftliche oder administrative Anliegen durchführt.
2.2 Soziale Arbeit als Profession
Schuhmacher führt die Standpunkte der Sozialen Arbeit als Profession einerseits und Beruf andererseits in seinem Werk auf. Dabei werde Profession als Expertise und Handlungsfähigkeiten verstanden. Die Diskussion um die Soziale als Profession sei ein Diskurs, welches über mehrere Jahrzehnte kontrovers diskutiert werde und somit Grenzen und den Anspruch einer solchen Auffassung wiederspiegelt.[15] In dem Sinne, wie sich die Soziale Arbeit zum Ausbau von erforderlichen Handlungspostulaten und der vorangehenden Annahme, sich den gestellten Aufgaben zu stellen bereit erklärt, wäre der Weg geebnet, um ein eigenständiges Profil zu kreieren, womit die Soziale Arbeit unabdingbar für die Gesellschaft wäre.[16]
[...]
[1] Vgl. Schuhmacher 2007: 32f.
[2] Vgl. Hamburger 2001: 316f.
[3] Vgl. Merten 2005: 660f.
[4] Vgl. Schuhmacher 2013: 28.
[5] Vgl. Schuhmacher 2013: 26.
[6] Ebenda.
[7] Vgl. Schuhmacher 2013: 27.
[8] Vgl. ebenda.
[9] Ebenda.
[10] Ebenda.
[11] Vgl. ebenda.
[12] Schuhmacher 2013: 28.
[13] Vgl. Schuhmacher 2013: 29.
[14] Vgl. ebenda.
[15] Vgl. Schuhmacher 2013: 28.
[16] Vgl. Schuhmacher 2013: 29.