Die Rolle der Ratingagenturen in der globalen Finanzkrise

Eine kritische Betrachtung


Projektarbeit, 2016

29 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Abkürzungsverzeichnis

II. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Ausgangslage und Problemstellung
1.2. Zielsetzung und Fragestellungen
1.3. Gliederung und methodisches Vorgehen

2. Ratingagenturen
2.1. Definitionen
2.1.1. Rating
2.1.2. Ratingobjekte
2.1.3. Ratingagenturen
2.1.4. Ratingsymbole
2.2. Funktionen des Ratings für ausgewählte Kapitalmarktteilnehmer
2.2.1. Investoren
2.2.2. Emittenten
2.3. Der Rating-Prozess
2.3.1. Das beauftragte Erstrating
2.3.2. Das Folgerating

3. Finanzkrise
3.1. Makroökonomische Ursachen
3.2. Mikroökonomische Ursachen

4. Ratingagenturen in der Finanzkrise
4.1. Rating von Kreditverbriefungen
4.2. Einfluss der Ratings von Kreditverbriefungen auf Investoren und Emittenten
4.3. Fehleranalyse der Ratingagenturen
4.3.1. Mögliche Fehler der Ratingagenturen
4.3.2. Ursachenanalyse der Fehler der Ratingagenturen

5. Diskussion
5.1. Zusammenfassung der Arbeitsergebnisse
5.2. Implikationen für die Praxis
5.3. Kritische Reflexion
5.3.1. Methodisches Vorgehen
5.3.2. Limitationen der Arbeit
5.3.3. Implikationen für zukünftige Forschungen

III. Literaturverzeichnis

IV. Anhang

I. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

II. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Die Ratingklassen der größten Ratingagenturen und deren Definitionen (siehe Anhang, Seite 28)

1. Einleitung

„ There are two superpowers in the world in my opinion. There ´ s the United Sta tes and there ´ s Moody ´ s Bond Rating Service. The United States can destroy you by dropping bombs, and Moody ´ s can destroy you by downgrading your bonds. And believe me, it ´ s not clear who ´ s more powerful. “

- Thomas Friedman (1996) (The Guardian, 2011)

Anhand dieses Zitates lässt sich der große Einfluss der führenden Ratingagen- turen auf den Kapitalmärkten und die gesamte Weltwirtschaft verdeutlichen. Ge- rade durch die starke Machtposition wird den Ratingagenturen seit dem Aus- bruch der Finanzkrise im Jahr 2008 deutlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet.

1.1. Ausgangslage und Problemstellung

Nach dem Ausbruch der US-amerikanischen Immobilienkrise im Jahr 2007 folg- te eine massenhafte Bonitätsherabstufung durch Ratingagenturen von struktu- rierten Kreditverbriefungen auf Hypothekenkredit-Basis, welche kurze Zeit vor- her noch mit Bestnoten ausgestattet waren. Durch den darauf erfolgten hohen Werteverlust dieser Wertpapiere wurde aus einer Immobilienkrise eine globale Finanzkrise.

Nach dem Beginn der Finanzkrise gab es umfangreiche Kritik von Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern an den Ratingagenturen, welche eine schnelle Re- gulierung forderten (Storbeck, 2012, S. 7), da diese für den schwerwiegenden Verlauf der Krise mitverantwortlich gemacht wurden. Doch bevor man eine Re- gulierung anstreben kann, muss man die Probleme kennen und die Fehler der Ratingagenturen analysieren, welche für den Ausbruch der Finanzkrise mitver- antwortlich sein könnten.

Daraus lassen sich die Zielsetzung und Fragestellungen der Arbeit ableiten.

1.2. Zielsetzung und Fragestellungen

Zielsetzung der Arbeit ist die Herausstellung und Analyse der Fehler von Ratingagenturen, welche zur globalen Finanzkrise im Jahr 2008 geführt haben könnten. Aus der Zielsetzung ergeben sich somit folgende Fragestellungen, welche mit Hilfe einer Literaturanalyse beantwortet werden sollen:

1. Welche Fehler der Ratingagenturen könnten den Ausbruch der Finanz- krise im Jahr 2008 mitversucht haben?
2. Welche Ursachen führten zu den möglichen Fehlern der Ratingagentu- ren vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008?

Dabei werden ausschließlich die Prozesse und das Verhalten der USamerikanischen Ratingagenturen erläutert und analysiert.

1.3. Gliederung und methodisches Vorgehen

In Kapitel 2 werden zunächst die theoretischen Grundlagen im Bezug auf Ratin- gagenturen gelegt. Dafür werden wichtige Begriffe definiert, die Funktion des Ratings für die Kapitalmarktteilnehmer und der Rating-Prozess erklärt. Im nachfolgenden Kapitel 3 stellt der Verfasser die makro- und mikroökonomi- schen Ursachen der Finanzkrise heraus, um den Leser inhaltlich auf das vierte Kapitel vorzubereiten.

Im vierten Kapitel wird zunächst der Rating-Prozess von strukturierten Kreditverbriefungen erklärt und dessen Einfluss auf die Kapitalmarktteilnehmer erörtert, bevor mögliche Fehler der Ratingagenturen bzgl. dem Ausbruch der Finanzkrise genannt und analysiert werden.

In Kapitel 5 werden die Arbeitsergebnisse zusammengefasst, die Limitationen der Arbeit aufgezeigt und deren Nutzen für die zukünftige Forschung und praktische Anwendung dargelegt.

Die Arbeit wurde auf Basis einer Literaturanalyse angefertigt. Dazu wurden hauptsächlich Quellen in Online-Datenbanken von Universitätsbibliotheken und Präsenzbibliotheken in Dortmund und Bochum durchsucht. Zusätzlich wurden die Online-Suchmaschinen „Google Books“ oder „Springer Link“ zur Literaturrecherche herangezogen. Es wurde versucht Quellen zu finden, welche nach dem Jahr 2008 erschienen sind, um Aktualität zu gewährleisten. Dennoch sind auch einige ältere Standardwerke verwendet worden. Die Sprachauswahl der Quellen beschränkt sich auf Deutsch und Englisch.

2. Ratingagenturen

Bei der Beschäftigung mit dem Thema Ratingagenturen ist es unerlässlich einige Begriffe zu definieren und abzugrenzen sowie die Funktionen des Ratings und den Rating-Prozess darzustellen. Das Verständnis der in diesem Kapitel erörterten Begriffe, Definitionen und Prozesse ist von wichtiger Bedeutung für den weiteren Verlauf der Arbeit.

2.1. Definitionen

Im Folgenden werden die Begriffe Rating, Ratingobjekte, Ratingagenturen und Ratingsymbole definiert.

2.1.1. Rating

Der Begriff „Rating“ stammt von dem englischen Wort „to rate“ ab und lässt sich mit „bewerten“ übersetzen (Langenscheidt Power Dicitionary, 2002, S. 390). Weitere deutsche Synonyme sind „einstufen“ oder „einschätzen“. Er findet sich sowohl in den Finanzwissenschaften als auch in den Sozialwis- senschaften wieder und stellt im allgemeinen „eine Methode zur Einstufung von Sachverhalten, Gegenständen und Personen“ (Gabler Wirtschaftslexikon, 2014, S. 668) dar. In dieser Arbeit ist der Terminus „Rating“ jedoch ausschließlich im Bezug auf die Finanzwissenschaften zu betrachten. Fachgebietsbezogen han- delt es sich also um eine „Bönitätsmäßige Einstufung der Qualität von Ländern, Banken, Geldmarkt- und/oder Kapitalmarkttiteln in ein Klassifizierungssystem“ (Bestmann, 2013, S. 649) zu vorher definierten Kriterien. Dabei versucht man laut Definition des internationalen Dachverbandes der Wertpapieraufsichtsbe- hörden (IOSCO), die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, „ob und inwieweit ein Schuldner seinen Zins- und Tilgungsverpflichtungen pünktlich nachkommt“ (Ei- sen, 2007, S. 53).

Das Rating gibt also einen Ausblick auf die mögliche wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens (Keitsch, 2004, S. 214).

2.1.2. Ratingobjekte

In der Finanzwirtschaft zielt das Rating meist auf die folgenden Wirtschaftssubjekte ab: Staaten, Banken sowie Emissionen (Pukropski, 2013, S. 29). Gegenstand dieser Betrachtung wird das Emissionsrating, welches „in erster Linie auf die Wahrscheinlichkeit der fristgerechten und vollständigen Zins- und Tilgungsleistungen durch die Emittenten von Geld- und Kapitalmarktpapieren ausgerichtet“ (Bestmann, 2013, S. 649) ist.

2.1.3. Ratingagenturen

Ratings im finanzwirtschaftlichen Sinne werden i.d.R. von Ratingagenturen durchgeführt. Ratingagenturen sind börsennotierte Unternehmen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung. Sie sind spezialisiert auf die Bemessung von Kredit- ausfallwahrscheinlichkeiten bzw. der Bonität, wofür sie meist eine monetäre Ge- genleistung von ihrem Auftraggeber erhalten (Hiß & Nagel, 2012, S. 31). Die weltweit größten Ratingagenturen sind Standard & Poor´s, Moody´s und Fitch, welche alle ihren Firmensitz in den USA haben. Zusammen nehmen sie ein glo- bales Marktvolumen von ca. 97% auf dem Rating-Markt ein (Hiß & Nagel, 2012, S. 32).

2.1.4. Ratingsymbole

Das Ergebnis des Ratingprozesses schlägt sich im Ratingsymbol nieder, „wobei jedes Ratingsymbol durch eine spezifische Definition des Bonitätsgrades des betrachteten Emittenten bzw. des betrachteten Forderungstitels bestimmt ist“ (Gabler Wirtschaftslexikon, 2014, S. 671). Ratingsymbole stellen also eine Note für die Bonität dar. Die verschiedenen Ratingsymbole werden in Ratingskalen abgebildet und eingeordnet. Die Einteilung der Symbole, deren Bedeutung, so- wie deren Definitionen für die größten Ratingagenturen sind in der Abbildung 1 (siehe Anhang) dargestellt. Bei den meisten Ratingagenturen steht „AAA“ für die Bestnote und „D“ für die schlechteste Note, welche gleichbedeutend mit der Zahlungsunfähigkeit ist. Des Weiteren ist die Unterscheidung zwischen der Ein- teilung in „investment grade“ oder „speculative grade“ von sehr großer Bedeu- tung für das Rating (Gabler Wirtschaftslexikon 2014, S. 671).

2.2. Funktionen des Ratings für ausgewählte Kapitalmarktteilneh- mer

Im Folgenden werden die Funktionen des Ratings für Investoren und Emittenten erläutert, da beide Parteien im gewissen Maß vom Rating abhängig sind

2.2.1. Investoren

Das Rating ist sowohl für private, als auch für institutionelle Anleger von essen- tieller Bedeutung und hat einen großen Einfluss auf die Anlageentscheidung.

Ziel des Investors ist es sein Geld durch eine gezielte Kapitalanlage zu vermeh- ren. Dabei beurteilt er die Geldanlagemöglichkeit u.a. nach den Kriterien Liquidi- tät, Rentabilität und Sicherheit (Geissler, 2010, S.18). Um die Sicherheit einer Geldanlage einzuschätzen muss der Investor die Bonität des Emittenten über- prüfen. Je höher dabei die Bonität des Emittenten, desto niedriger ist auch die Rentabilität der Anlage. Daraus folgt, dass die Bonitätsanalyse, aufgrund des Zusammenhangs von Rating und Rendite, die Grundlage der Anlageentschei- dung wiederspiegelt (Heinke, 1998, S. 44). Eine selbstangefertigte Bonitätsana- lyse seitens des Investors ist jedoch sehr schwierig, da der Emittent nur be- grenzt wichtige Informationen veröffentlichen kann und darf (Pukropski, 2013, S. 49). An dieser Stelle übernehmen die Ratingagenturen die Aufgabe der Boni- tätsanalyse und versorgen die Investoren mit Informationen über die Zahlungs- fähigkeit von Emittenten, wodurch der Investor auch persönliche Kapazitäten, wie finanzielle Mittel und Geld sparen kann (Steiner, Bruns & Stöckel, 2012, S. 195). Das Rating von Emittenten bietet neben der Informationsfunktion auch eine Orientierungsfunktion, d.h. durch einen Vergleich von Bonitätsanalysen wird die Anlageentscheidung zusätzlich unterstützt (Lampe, 2010, S. 31). Dazu wird durch die ständige Überprüfung der Bonität durch die Ratingagenturen die Aktualität des Ratings sichergestellt (Heinke, 1998, S. 45). So kann der Investor seine Anlageentscheidung jederzeit hinterfragen, besonders wenn das Rating geändert, also herab- oder heraufgestuft wird.

2.2.2. Emittenten

Das Rating erfüllt vielfältige Funktionen für Emittenten und ist von essentieller Bedeutung für eine Emission.

Zunächst ist ein gutes Rating meist eine Voraussetzung für eine Emission und die damit verbundene Kapitalaufnahme. So dürfen viele Emissionen nicht am Markt platziert werden, wenn sie nicht mindestens im „investment grade“ einge- stuft werden (Eisen, 2007, S. 70). Erhält der Emittent dann ein gutes Rating, so kann dies eine außerordentliche Werbewirkung zur Folge haben und das Unter- nehmensimage stärken (Heinke, 1998, S. 57). Daraus lässt sich schließen, dass viele potentielle Investoren sich für die Anlage interessieren und ein Investment in Erwägung ziehen. Diese Wirkung wird dadurch unterstützt, dass die Bonitäts- analyse von einer unabhängigen Ratingagentur durchgeführt wird, welche ein für den Investor glaubwürdiges Qualitätssiegel vergibt (Pukropski, 2013, S. 55).

Das Rating hat also eine Zertifizierungsfunktion, durch die eine Marktplatzierung und eine erfolgreiche Kapitalaufnahme möglich werden (Pape, 2011, S. 173). Das Rating hat zudem enorme Auswirkungen auf die Finanzierungskosten eines Unternehmens. Denn je schlechter das Rating ausfällt, desto höher fallen die Zinszahlungen aus, welche als Kompensation für das hohe Risiko gezahlt werden müssen (Eisen, 2007, S. 68). Durch ein gutes Rating sinken also auch die Fremdfinanzierungskosten für den Emittenten.

2.3. Der Rating-Prozess

Nun wird der eigentliche Rating-Prozess, also der Vorgang, wie ein Rating erstellt wird, erläutert. Im Fokus stehen hierbei von Ratingagenturen angefertigte Erstratings und Folgeratings und deren wichtigsten Entstehungsweisen.

2.3.1. Das beauftragte Erstrating

Bei einem beauftragten Erstrating fertigt die Ratingagentur im Auftrag des Emit- tenten ein erstes kostenpflichtiges Rating an. Laut Hiß und Nagel (2012, S. 88) lässt sich der Prozess eines Ratings in drei Phasen einteilen: Vorbereitungspha- se, Analyse- und Bewertungsphase sowie die Kommunikationsphase. In der Vorbereitungsphase wählt der Emittent eine Ratingagentur aus, nimmt Kontakt mit dieser auf und unterzeichnet schließlich den Ratingvertrag. Nun stellt die Ratingagentur das Analyseteam zusammen und beginnt mit der Analyse- und Bewertungsphase. Dabei steht die Informationsbeschaffung im Vordergrund. Für die Bonitätsbeurteilung fordert die Ratingagentur u.a. Jahres- abschlüsse und Finanzierungsstrategien an und analysiert diese. Neben diesen quantitativen Kriterien werden auch qualitative Aspekte, wie z.B. die Qualität des Managements beurteilt (Steiner, et al., 2012, S. 190).

Nachdem alle relevanten Aspekte analysiert wurden, wird eine erste Bonitäts- bewertung durchgeführt. Bewertet wird meist nach dem „Top-Down-Approach“, d.h. es wird zuerst das Länderrisiko, dann das Branchenrisiko und zuletzt das Unternehmens- bzw. titelspezifische Risiko eingeschätzt (Eisen, 2007, S. 99). Zusätzlich fertigt die Ratingagentur einen Fragenkatalog für die Geschäftsfüh- rung des zu bewertenden Unternehmens an. Dieser wird im Ratinghauptge- spräch besprochen und beinhaltet z.B. Fragen zu Erfolgspotenzialen. Auf Grundlage der Vorbewertung und des Ratinghauptgesprächs wird ein endgülti- ges Rating durch das Ratingkomitee erstellt. Im Ratingkomitee sitzen Analysten, leitende Mitarbeiter und Branchenspezialisten der Ratingagentur (Lampe, 2010, S. 40). Nun folgt die Kommunikationsphase, in der dem Emittenten die endgülti- ge Ratingnote mitgeteilt wird. Das Ratingurteil kann vom Emittenten in Frage gestellt werden, sodass der Rating-Prozess mit der Beschaffung von neuen In- formationen von vorne beginnt. Akzeptiert der Emittent das Rating wird dieses auf freiwilliger Basis durch die Ratingagentur veröffentlicht (Hiß & Nagel, 2012, S. 96-97).

2.3.2. Das Folgerating

Nachdem das Erstrating veröffentlicht wurde, wird dieses in regelmäßigen Abständen überprüft, da viele verschiedene Einflussfaktoren das Bonitätsrisiko kurz-, mittel- oder langfristig verändern können. Die Überprüfung findet meist jährlich oder anlassbezogen statt (Lampe, 2010, S. 40).

Oftmals schließen Ratingagenturen einen Vertrag über das Erstrating und meh- rere Folgeratings mit dem Emittenten ab, um so bei jedem Folgerating an die benötigten internen Informationen zu kommen, damit die Qualität des Ratings erhalten bleibt (Pukropski, 2013, S. 45). Der Prozess des Folgeratings entspricht dem des Erstratings, welches mit den folgenden Ergebnissen enden kann: Her- abstufung, Heraufstufung und Bestätigung des Ratingurteils (Pukropski, 2013, S. 45). Der wichtigste Unterschied zum Erstrating ist, dass die Ratingagentur das Urteil auch ohne die Zustimmung des Emittenten veröffentlichen darf, um die Aktualität der Bewertung zu gewährleisten (Eisen, 2007, S. 107).

3. Finanzkrise

Um die Rolle der Ratingagenturen in der globalen Finanzkrise zu analysieren, muss erläutert werden, wie die Finanzkrise im Jahr 2008 entstanden ist bzw. welche Ursachen diese hatte, um in der Gesamtbetrachtung das Verhalten der Ratingagenturen besser beurteilen zu können.

Nach Storbeck (2009, S. 4) kann man die Ursachen der Finanzkrise in zwei Ka- tegorien einteilen: Makroökonomische (indirekte) und mikroökonomische (direk- te) Ursachen. Im Folgenden sind die wichtigsten Aspekte der beiden Kategorien näher erläutert.

3.1. Makroökonomische Ursachen

Die Zinspolitik der US-amerikanischen Zentralbank Federal Reserve Bank (kurz: FED) ab dem Jahr 2000 ist eine der Hauptursachen der Finanzkrise 2008 (Storbeck, 2009, S. 4).

Nach dem Platzen der Internet-Blase im Jahr 2000 versuchte die FED durch eine lockere Geldpolitik wieder Liquidität auf die Finanzmärkte zu bringen, um den starken Aktienverlusten entgegenzuwirken. Dazu senkte die FED von 2001 bis 2005 den Leitzins von 6,5% auf 1% und sorgte somit für eine enorme Aus- weitung der Geldmenge auf den Kapitalmärkten (Weber, 2013, S. 59). Von dieser Maßnahme konnten vor allem Banken und Haushalte profitieren, da diese sehr günstig Kredite vergeben bzw. aufnehmen konnten. Die meisten Kre- dite wurden in Form von Hypothekenkrediten mit variablen Zinsen vergeben (Grundmann, Hofmann & Möslein, 2009, S. 4). Viele Kredite wurden sog. Sub- prime-Kreditnehmern gewährt, welche vor allen Dingen durch eine schlechte Zahlungsfähigkeit und niedrige Einkommen charakterisiert werden können (Gab- ler Wirtschaftslexikon, 2014, S. 3062).

Nachdem sich 2004 die US-amerikanische Wirtschaft wieder stabilisiert hat, wurde der Leitzins von 2004 bis 2007 auf 5,25% angehoben, um der Inflations- gefahr zu entgehen (Bloss, Ernst, Häcker & Eil, 2009, S. 17). Aufgrund der Leit- zinserhöhungen wurde auch der variable Zins der Subprime-Hypothekenkredite erhöht, sodass viele Schuldner die Zinsen nicht mehr bezahlen konnten. Folglich kam es Mitte 2007 zu einer sehr hohen Anzahl von Zahlungsausfällen (Czaykowski, Wink, Theisemann & Gehring, 2009, S.18). Durch die hohen Zah- lungsausfälle verloren auch die Immobilien an Wert, sodass der US- amerikanische Häusermarkt aufgrund fehlender Nachfrage und massenhaften Zwangsversteigerungen kollabierte und so die globale Finanzkrise einleitete (Putnoki, 2010, S. 187 - 188).

3.2. Mikroökonomische Ursachen

Zu den mikroökonomischen Ursachen gehören hauptsächlich die Hypothekenkreditvergabe in den USA, die Entwicklung des US-amerikanischen Immobilienmarktes, sowie das Schaffen von komplexen Finanzprodukten, welche sich auf die Hypothekenkredite stützten.

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Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Die Rolle der Ratingagenturen in der globalen Finanzkrise
Untertitel
Eine kritische Betrachtung
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
29
Katalognummer
V355957
ISBN (eBook)
9783668416925
Dateigröße
552 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ratingagenturen, Finanzkrise, Rating, Rating-Prozess, Kreditverbriefungen, Folgerating, Emittenten, Investoren, Ratingsymbole, Ratingobjekte, Erstrating
Arbeit zitieren
Yannic Grobe (Autor:in), 2016, Die Rolle der Ratingagenturen in der globalen Finanzkrise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355957

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