Chinas enormer Umfang an Devisenreserven ist seit geraumer Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Mit der faktischen Kopplung des Renminbi an den US-Dollar von 1994 bis 2005 sollte der Wechselkurs der chinesischen Währung möglichst niedrig gehalten werden, um so die Wettbewerbsfähigkeit Chinas weiter zu stärken. Die hohen USD-Reserven bergen jedoch auch Risiken, wie z. B. einen Bewertungsverlust der USD-Reserven bei einer Abwertung des USD bzw. Aufwertung des RMB. Die Bundesrepublik Deutschland befand sich nach Ende des zweiten Weltkrieges in einer ähnlichen Situation wie das heutige China. Im System von Bretton Woods war die D-Mark – ähnlich wie der RMB – an den USD gekoppelt und stand ebenso unter fast permanentem Aufwertungsdruck. Die volkswirtschaftliche Zahlungsbilanz der BRD wies damals – wie heute auch China – fast kontinuierlich Leistungsbilanzüberschüsse auf. Die Devisenpolitik der BRD im System von Bretton Woods ist Gegenstand dieser Arbeit.
Ein Großteil der Literatur zur Devisenpolitik der Bundesbank im Bretton Woods System stammt aus der zweiten Hälfte der 1950er und v.a. der 1960er Jahre, konnte damals jedoch aufgrund der 30-jährigen Sperrfrist nicht auf Dokumente des Historischen Archivs der Bundesbank zurückgreifen. Mit der Auswertung solcher einst nicht für wissenschaftliche Untersuchungen verfügbaren Dokumente sollen folgende drei Forschungsfragen (neu) zu beantwortet werden:
1. Nach welchen Kriterien wurden die Gold- und Devisenbilanzpositionen der Bundesbank zwischen 1957 und 1975 bewertet?
2. Inwiefern führten die Devisenmarktinterventionen der Bundesbank zwischen 1957 und 1975 zu Bewertungsgewinnen bzw. -verlusten der Gold- und Devisenreserven der Bundesbank?
3. Wie hat sich der Wert des Gold- und Devisenbestandes ab 01/1976 bis 12/2012 im Vergleich zu anderen Anlageformen entwickelt?
Zunächst wird untersucht, inwiefern die Bundesbank ihren Handlungsspielraum bei der Bilanzierung wahrnahm. Anschließend wird eine Gewinn- und Verlustrechnung der Gold- und USD-Devisenmarktinterventionen erstellt. Im letzten Teil wird berechnet, wie sich der Wert der Gold- und Devisenbestände der Bundesbank von 1976 bis 2012 entwickelte. Es wird dabei beispielhaft aufgezeigt, welche Rendite die Bundesbank hätte erzielen können, hätte sie am 31.12.1975 ihre Gold- und Devisenbestände verkauft und in alternative Anlageformen investiert, wie dies heute z. B. die „Chinese Investment Corporation“ mit einem Teil der chinesischen Währungsreserven tut.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen: Das System von Bretton Woods
- Empirische Untersuchung
- Analyse der Gold- und Devisenposition (1957 bis 1975)
- Erläuterungen zu den verwendeten Daten und zum Vorgehen
- Bewertungsvorschriften für die Gold- und Devisenposition
- Wechselkurs- und Goldpreis-Zeitreihe nach dem Niederstwertprinzip
- Berechnungen zur Bilanzierung der Bundesbank
- Ergebnis und Vergleich mit Bilanzzahlen der Bundesbank
- Gewinne und Verluste der Bundesbank durch Interventionen (1957 bis 1975)
- Erläuterungen zu den verwendeten Daten
- Gewinn- und Verlustrechnung
- Ergebnis und Vergleich mit Angaben der Bundesbank
- Bilanzierung der buchmäßigen Gewinne und Verluste der Bundesbank
- Wertentwicklung des Gold- und Devisenbestandes der Bundesbank (1976 bis 2012)
- Erläuterungen zu den verwendeten Daten und zum Vorgehen
- Berechnung der Wertentwicklung aus verschiedenen Anlageformen
- Ergebnis und Interpretation
- Analyse der Gold- und Devisenposition (1957 bis 1975)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Gewinne und Verluste Deutschlands bei Devisenmarktinterventionen im System von Bretton Woods. Sie analysiert empirisch die Entwicklung der Gold- und Devisenposition der Bundesbank von 1957 bis 1975 und bewertet die Wertentwicklung des Gold- und Devisenbestandes der Bundesbank von 1976 bis 2012.
- Analyse der Gold- und Devisenposition der Bundesbank von 1957 bis 1975
- Bewertung der Gewinne und Verluste der Bundesbank durch Interventionen in diesem Zeitraum
- Bewertung der Wertentwicklung des Gold- und Devisenbestandes der Bundesbank von 1976 bis 2012
- Bewertung der Auswirkungen der Devisenmarktinterventionen auf die deutsche Wirtschaft
- Analyse der Rolle Deutschlands im System von Bretton Woods
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt das System von Bretton Woods vor und erläutert die theoretischen Grundlagen der Devisenmarktinterventionen. Das zweite Kapitel analysiert die Gold- und Devisenposition der Bundesbank von 1957 bis 1975. Hierbei werden die verwendeten Daten erläutert, die Bewertungsvorschriften für die Gold- und Devisenposition dargestellt und die Wechselkurs- und Goldpreis-Zeitreihe nach dem Niederstwertprinzip berechnet. Weiterhin werden die Bilanzierungsmethoden der Bundesbank und die Ergebnisse der Analyse mit den Bilanzzahlen der Bundesbank verglichen. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Gewinnen und Verlusten der Bundesbank durch Interventionen in diesem Zeitraum. Die verwendeten Daten werden erläutert, die Gewinn- und Verlustrechnung dargestellt und die Ergebnisse mit Angaben der Bundesbank verglichen. Schließlich wird die Bilanzierung der buchmäßigen Gewinne und Verluste der Bundesbank analysiert. Das vierte Kapitel untersucht die Wertentwicklung des Gold- und Devisenbestandes der Bundesbank von 1976 bis 2012. Hierbei werden die verwendeten Daten erläutert, die Berechnung der Wertentwicklung aus verschiedenen Anlageformen dargestellt und die Ergebnisse interpretiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Devisenmarktinterventionen, Bretton-Woods-System, Gold- und Devisenposition, Bundesbank, Gewinn- und Verlustrechnung, Wertentwicklung, Anlageformen und makroökonomische Zeitreihen.
- Arbeit zitieren
- Ann-Sophie Winter (Autor:in), 2013, Deutschlands Gewinne und Verluste bei Devisenmarktinterventionen im System von Bretton Woods, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356135