Das Konzil von Nicäa und die Wertung der Hauptkirchen


Seminararbeit, 2004

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vor dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.)

3. Das Konzil selbst
3.1 Zur Quellenlage
3.2 Einberufung und Teilnehmer
3.3 Verlauf
3.4 Das nicaenische Glaubensbekenntnis
3.5 Weitere Beschlüsse des Konzils
3.6 Die Leitung der Kirche – Kirchliche Strukturen

4. Nach dem Konzil – Die Wertung der Hauptkirchen

5. Fazit

6. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit möchte ich mich mit dem ersten ökumenischen Konzil von Nicäa[1], das im Jahr 325 nach Christus stattfand, beschäftigen. Das Konzil, welches von Kaiser Konstantin und nicht durch die Kirche selbst einberufen wurde übt bis heute eine große Wirkung auf den Glauben der Katholischen Kirche aus. Vieles, was die damalige Bischofsversammlung zum Thema hatte, besitzt auch gegenwärtig noch Relevanz für die Kirche.

Besonders möchte ich in meinen Ausführungen auf die Stellung des Bischofs von Rom eingehen. Wie uns die Zeit vor dem Konzil von Nicäa lehrte, gab es die besondere Stellung des römischen Bischofs nicht von Anfang an. Doch welche Aussagen macht das erste ökumenische Konzil des Jahres 325 zu dieser Thematik, die für die spätere Kirche doch von größerer Bedeutung ist?

Zunächst möchte ich kurz die Geschehnisse schildern, die Kaiser Konstantin dazu bewogen haben das Nicaenum einzuberufen. Hierzu gehören, um es an dieser Stelle schon ein Mal zu erwähnen, der Ketzertaufstreit, Osterfeststreit und der Streit um den Arianismus. Anschließend möchte ich auf das nicaenische Konzil selbst eingehen. Dies beinhaltet die Darstellung des Verlaufs und das Aufzeigen der wichtigsten Beschlüsse der Bischofsversammlung. Darauf folgend werde ich mich dem Schwerpunkt meiner Ausführungen widmen, nämlich den getroffenen Beschlüssen zur Stellung des römischen Bischofs. Abschließend werde ich mich mit den Geschehnissen nach Nicäa beschäftigen und versuchen die Wertung der Hauptkirchen zum Erfolg oder Misserfolg des Konzils darzustellen.

In einem kurzen Fazit möchte ich dann den Versuch unternehmen, offene Fragen anzusprechen, das Konzil kritisch in den Blick zu nehmen und eine eigene Wertung zu den Ergebnissen darzulegen.

2. Vor dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.)

Bischofsversammlungen in der alten Kirche sollten dem Zweck dienen, Meinungsverschiedenheiten auszuräumen, eine einheitliche Kompromisslösung zu finden um den Frieden in der gesamten Kirche wieder herzustellen und letztlich sollten sie es ermöglichen durch eine gemeinsame Meinungsbildung Glaubenskritikern geschlossen gegenüber zu treten.[2] Schon vor dem Nicaenum gab es einige, eher regional begrenzte, Konzilien, doch keines davon brachte es zur Tragweite der Bischofsversammlung von Nicäa.[3]

Eine ganze Reihe von Konflikten beherrschten die Kirche vor 325 nach Christus. Alle wurden zwar durch kleinere Konzilien scheinbar gelöst, aber dennoch bestanden die Konflikte meistens weiter und wurden so letztlich Thema des ersten ökumenischen Konzils von Nicäa.

Zum Beispiel der Osterfeststreit gegen Ende des 2. Jahrhunderts wurde auf mehreren kleineren Synoden regionaler Art diskutiert und so zu einem friedlichen Ende geführt, wobei aber die Eigenständigkeit der regionalen Kirchen erhalten blieb und es zu keiner einheitlichen Lösung kam. Jedoch zeichnete sich unter anderem durch diesen Konfliktfall ab, dass es wohl längerfristig sinnvoll sei eine oberste, einende Instanz aller Ortskirchen zu schaffen, die durch die ihr zukommende Autorität in Konfliktfällen eine verbindliche und Einheit schaffende Lösung herbeiführen solle: das Konzil.[4]

Der so genannte Ketzertaufstreit, in dem es darum ging, ob bei der Wiedereingliederung eines bereits getauften Häretikers in die Katholische Kirche die Handauflegung des Bischofs genüge oder ob eine vollkommen neue Taufe von Nöten sei beschäftigte die Kirchen und führte zum Konflikt zwischen Rom und Karthago. Letztlich konnte hier keine Kompromissfindung gelingen, obwohl mehrere Synoden sich mit diesem Thema auseinandersetzten. Hier war es dringend notwendig eine einende Lösung herbei zu führen um die Kirche nicht zu spalten.[5]

Hinzu kam noch der Fall des Bischofs Paul von Samosata in Antiochien. Dieser hatte gute Verbindungen zur Königin und konnte auf diese Weise Bischof werden und so der Kirche Antiochiens vorstehen, obwohl er, wie es heißt, auf Grund seiner Biographie und seiner Qualifikation eigentlich nicht in Frage gekommen wäre, dieses Amt inne zu haben. 264 und 268 nach Christus wurden wegen dieses Problems von Bischof Helenus von Tarsus je eine Synode einberufen. Zur zweiten Versammlung kamen sehr viele Bischöfe, was zur Folge hatte, dass diese den rein regionalen Charakter verlor. Gerade durch die zahlreiche Beteiligung etlicher Bischöfe und die zur Diskussion stehende Thematik bekam diese Bischofsversammlung einen neuen Inhalt, nämlich den der Jurisdiktion. Der Betroffene Paul von Samosata, der seines Amtes enthoben und exkommuniziert wurde akzeptierte diesen Urteilsspruch und zweifelte nicht an der Autorität der Versammlung.[6]

Diese von mir angeführten Beispiele zeigen sehr deutlich, dass gegen Ende des dritten Jahrhunderts und zu Beginn des vierten Jahrhunderts der Bedarf einer hohen Kircheninstanz vorhanden war, die eben nicht nur die kirchliche Praxis zum Thema hatte, sondern sich auch mit den theologischen Inhalten beschäftigte und sogar eine eigene verbindliche Gerichtsbarkeit verkörperte.[7]

Ein weiterer Punkt, der Kaiser Konstantin[8] veranlasste das Konzil von Nicäa einzuberufen war die veränderte „politische Lage“ des Christentums. Die Zeit der Verfolgung ging ihrem Ende entgegen. Mit Licinius[9], dem Herrscher des Ostens, einigte sich Konstantin 313 nach Christus in Mailand (Mailänder Edikt) auf ein religionspolitisches Programm, das dem Christentum wie den heidnischen Kulten Religionsfreiheit zusicherte. Da Licinius trotz dieses Abkommens die Christen weiterhin verfolgte und entgegen Konstantin alle Bischofsversammlungen streng verbot, da er ihnen nach wie vor äußerst skeptisch gegenüber stand, kam es zu erheblichen Konflikten zwischen den beiden, die nur kriegerisch und mit der Tötung Licinius’ gelöst werden konnten. Daraufhin wurde das Christentum in keiner Weise mehr verfolgt oder bedroht. Im Gegenteil. Es wurde durch Konstantin, der sich selbst in seinem politischen Handeln mehr und mehr dem Christentum verpflichtete, im mehr in das politische Handeln des Kaisers gerückt und ein „[…] offizielle[s] Bekenntnis der >>Monarchie Gottes<< […]“[10] ablegte. Dies führte dazu, dass sich das Christentum zahlenmäßig stark vergrößerte, da fast das ganze Reich sich nun dieser Religion zuordnete.[11],[12]

Dementsprechend, da sich der Kaiser als „[…] oberster Liturge […]“[13] der neuen Staatsreligion sah, lässt sich erklären, warum Konstantin ein so großes Interesse an der voran erwähnten Einführung einer obersten Kircheninstanz mit Norm gebender und verbindlicher Autorität hatte.

Wohl der wichtigste Grund für die Einberufung des Nicaenum war der Streit zwischen dem Presbyter Arius aus Alexandria und dem Bischof Alexander von Alexandria und dem Anspruch Konstantins, in diesem Konflikt eine für die gesamte Kirche tragbare Lösung herbeizuführen. Arius argumentierte aus einer absolut monotheistischen Sicht. Dagegen spricht er der Person Jesu die Gottheit ab, und spricht ihr nur die Rolle des vornehmsten aller Geschöpfe zu. Er bestreitet den „ o moousioj“ “, also die absolute Wesensgleichheit zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn. Die Partei, die an der Trinität festhielt, war zuerst in der Minderheit, hatte aber letztlich mehr Gewicht. An der Spitze stand Bischof Alexander von Alexandria. Die Gegner Arius’ argumentierten, dass der Arianismus die christliche Lehre von der Dreieinigkeit de facto nicht durch Monotheismus, sondern durch einen Polytheismus ersetze, da Gott und Jesus Christus für die Arianer völlig verschiedene Wesen sind, die beide verehrt werden. Daneben würden dadurch liturgische Traditionen wie Taufe im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes oder Gebete zu Jesus Christus unsinnig. Außerdem, vielleicht am wichtigsten, sei beim Arianismus das christliche Konzept der Erlösung in Christus nicht denkbar, da nur ein wirklich göttlicher Mittler eine Versöhnung der Schöpfung mit Gott zu Stande bringen könne, da es für ein Geschöpf nicht möglich sei.[14]

Die Position des Arius sei in folgendem Schaubild, welches ich bei Ortiz de Urbina[15] entnommen habe, verdeutlicht werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Das Konzil selbst

3.1 Zur Quellenlage

Zu Beginn meiner Ausführungen über das Nicaenum selbst möchte ich ganz kurz etwas zur Quellenlage sagen.

Man geht heute davon aus, dass die originalen Unterlagen des Konzils nicht mehr verfügbar sind und für die überlieferten Schriften keine Echtheit garantiert werden kann. Natürlich muss man davon ausgehen, dass damals über das Konzil Aufzeichnungen angefertigt wurden. Diese Annahme ist Konsequenz der Logik, da das Konzil von Nicäa ohne „amtliche“ Mitschriften wohl kaum Relevanz gehabt hätte. Uns bleiben daher nur die Schriften, die mit Sicherheit auf das Konzil zurückzuführen und bis heute erhalten sind. Dabei handelt es sich um das Glaubensbekenntnis, die Kanones, die Teilnehmerliste der Bischöfe und ein Synodalbrief.[16]

[...]


[1] Das frühere Nicäa (griechisch Nikaia) ist heute die Stadt Izmit in der Türkei, am östlichen Ende des Marmarermeeres, südöstlich von Istanbul.

[2] Vergleiche: Ortiz De Urbina, Ignacio: Nizäa und Konstantinopel. Mainz 1964. In: Dumeige, Gervais und Bacht, Heinrich (Hrsg.): Geschichte der ökumenischen Konzilien. Band 1. Seite 15.

[3] Vergleiche: Alberigo, Giuseppe (Hrsg.): Geschichte der Konzilien: Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II. Düsseldorf 1993. Seite 24.

[4] Vergleiche: Alberigo, Giuseppe (Hrsg.): Geschichte der Konzilien: Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II. Düsseldorf 1993. Seite 24.

[5] Vergleiche: Ortiz De Urbina, Ignacio: Nizäa und Konstantinopel. Mainz 1964. In: Dumeige, Gervais und Bacht, Heinrich (Hrsg.): Geschichte der ökumenischen Konzilien. Band 1. Seiten 17 bis 18.

[6] Vergleiche: Ortiz De Urbina, Ignacio: Nizäa und Konstantinopel. Mainz 1964. In: Dumeige, Gervais und Bacht, Heinrich (Hrsg.): Geschichte der ökumenischen Konzilien. Band 1. Seiten 18 bis 19.

[7] Vergleiche: Alberigo, Giuseppe (Hrsg.): Geschichte der Konzilien: Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II. Düsseldorf 1993. Seite 24 und 25.

[8] Kaiser Konstantin I., auch „Konstantin der Große“: Flavius Valerius Constantinus, römischer Kaiser von 306 bis 337 nach Christus, geboren nach 280 in Naissus, gestorben 337 in Nikomedia.

[9] Licinius: Flavius Valerius Licinianus Licinius, römischer Kaiser von 308 bis 324 nach Christus, gestorben 325.

[10] Ortiz De Urbina, Ignacio: Nizäa und Konstantinopel. Mainz 1964. In: Dumeige, Gervais und Bacht, Heinrich (Hrsg.): Geschichte der ökumenischen Konzilien. Band 1. Seite 22.

[11] Vergleiche: Ortiz De Urbina, Ignacio: Nizäa und Konstantinopel. Mainz 1964. In: Dumeige, Gervais und Bacht, Heinrich (Hrsg.): Geschichte der ökumenischen Konzilien. Band 1. Seiten 21 bis 22.

[12] Vergleiche: Alberigo, Giuseppe (Hrsg.): Geschichte der Konzilien: Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II. Düsseldorf 1993. Seite 25 bis 27.

[13] Ortiz De Urbina, Ignacio: Nizäa und Konstantinopel. Mainz 1964. In: Dumeige, Gervais und Bacht, Heinrich (Hrsg.): Geschichte der ökumenischen Konzilien. Band 1. Seite 22.

[14] Vergleiche: Alberigo, Giuseppe (Hrsg.): Geschichte der Konzilien: Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II. Düsseldorf 1993. Seite 29 ff.

[15] Ortiz De Urbina, Ignacio: Nizäa und Konstantinopel. Mainz 1964. In: Dumeige, Gervais und Bacht, Heinrich (Hrsg.): Geschichte der ökumenischen Konzilien. Band 1. Seite 55.

[16] Vergleiche: Ortiz De Urbina, Ignacio: Nizäa und Konstantinopel. Mainz 1964. In: Dumeige, Gervais und Bacht, Heinrich (Hrsg.): Geschichte der ökumenischen Konzilien. Band 1. Seite 60.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Konzil von Nicäa und die Wertung der Hauptkirchen
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Katholische Theologie)
Veranstaltung
Seminar "Die Entstehung des Papsttums"
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V35649
ISBN (eBook)
9783638354950
ISBN (Buch)
9783638761826
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konzil, Nicäa, Wertung, Hauptkirchen, Seminar, Entstehung, Papsttums
Arbeit zitieren
Michael Fischer (Autor:in), 2004, Das Konzil von Nicäa und die Wertung der Hauptkirchen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35649

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