Das Web 2.0 als Werkzeug politischer Kommunikation und der Einsatz in Obamas Wahlkampf


Seminararbeit, 2012

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Bedeutung des Web 2.0 als Kommunikationsund Werbeplattform
2.1 Die Entwicklung zum Web 2.0
2.2 Soziale Netzwerke - Das Web 2.0 als neues Kommunikationswerkzeug
2.3 Nutzen sozialer Netzwerke fur Werbemafinahmen
2.4 Vorteile und Moglichkeiten politischer Kommunikation im Web 2.0

3 Barack Obamas Online-Wahlkampf
3.1 Die genutzten Medien und ihre Konzeption von Seiten Obamas
3.1.1 Die Homepage „barackobama.com“
3.1.2 Die Nutzung sozialer Netzwerke und medialer Plattformen
3.1.3 Der Online-Organizer „MyBO“ und die Graswurzel-Bewegung ..
3.2 Herbeifuhrung einer Graswurzel-Bewegung
3.3 Grunde fur Obamas Erfolg im Web 2.0 - Die Konzeption des Gewinners..

4 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

„Das grofite Missverstandnis ist, zu glauben, das Internet sei eine Art Dekoration der heutigen Gesellschaft” (Beckedahl 2008). Dieses Zitat von Professor Clay Shirky fasst die Fehlinterpretation, die uber den Sinn des Internets eine lange Zeit herrschte, passend zusammen: Das Internet sei ein sinnloser Zeitvertreib. Von einer anfanglich geglaubten netten Spielerei hat sich das Web hin zu einem der wichtigsten, wenn nicht sogar dem wichtigsten Kommunikationsmittel der Neuzeit entwickelt.

Besonders die Weiterentwicklung hin zum Web 2.0 ermoglicht herkommlichen Internetnutzern nicht nur zu rezipieren, sondern aktiv zu werden und das Web selbst mitzugestalten. Die Nutzung von sozialen Netzwerken, Multimediaplattformen, Online-Kaufhausern oder Nachrichtenseiten im Internet fullen heutzutage den Alltag eines jeden in gewissem Mafie. Diese Macht des Internets blieb auch Unternehmen und Politikern nicht verborgen. So wurde das Online-Marketing ein wesentlicher Bestandteil der Werbung. Politiker hingegen nutzten diesen Trend, um ihre Meinungen zu propagieren und fur ihren Wahlkampf zu werben. Der erste Kandidat der einen Online-Wahlkampf fuhrte war 2004 der Demokrat Howard Dean, der dann letztlich in den Vorwahlen scheiterte (vgl. Schmidt 2011: 157). Trotz Deans Scheitern aber blieb das Internet als Wahlkampf-Tool attraktiv und war besonders in einem Wahlkampf stark am Sieg des Kandidaten beteiligt.

Barack Obama knupfte an die Idee Deans an und fuhrte einen Online-Wahlkampf, den es in dieser Form und diesem Ausmafie bis dahin noch nicht gab. In seinem Prasidentschaftswahlkampf 2008 setzte er wie kein anderer Kandidat auf die Moglichkeiten im In­ternet seine Wahler und Wahlhelfer zu mobilisieren. Der bekanntlich von Erfolg gekronte Wahlkampf verpasste Obama in der Offentlichkeit sogar den Namen „Prasident 2.0“ (Tomik 2009). In dieser Seminararbeit soll genau dieser Systematik naher auf den Grund gegangen werden, indem gezeigt wird, wie Obama das Internet fur seinen Wahlkampf genutzt hat. Zwar hat Obama grofiere Probleme in seinem jetzigen Wahlkampf, die Massen online fur sich zu gewinnen als noch 2008, dies hangt jedoch vor allem mit einer problematischen Amtszeit und einigen ausstehenden Versprechen zusammen. Diese Seminararbeit wird sich vorrangig, wenn auch nicht ausschliefilich, mit Obamas erstem Online- Wahlkampf beschaftigen.

Begonnen wird dafur mit einem Kapitel uber die Entwicklung hin zum Web 2.0, um so die Reifung des Internets zu einem sozialen Phanomen aufzuzeigen. Da auch Online- Wahlkampf nichts anderes als Werbung ist, wird der Nutzen sozialer Netzwerke far das Marketing und die moglichen Vorteile far Politiker erlautert werden. Im zweiten Teil wird das Fallbeispiel Obama genauer betrachtet, indem die verschiedenen Nutzungen von sozialen Netzwerken, eigenen Webseiten und Multimediaplattformen analysiert werden. Obama war und ist nicht der einzige Politiker, der das Internet far seinen Wahlkampf nutzt, aber wie genau war seine Konzeption? Was macht seine Darstellung im Internet so erfolgreich und warum schafft er es die Massen zu mobilisieren? Diese Faktoren sollen auf den nachsten Seiten analysiert werden, um schliefilich der Frage naher kommen zu können, was es bedeutet, einen Wahlkampf uber das Internet zu fuhren und welche Faktoren hierfur von Bedeutung sind.

2 Die Bedeutung des Web 2.0 als Kommunikationsund Werbeplattform

2.1 Die Entwicklung zum Web 2.0

Erst durch die Revolution des Internets würden neue Kommunikationswege fur die Massen erschlossen und ein solcher Wahlkampf wie ihn Obama gefuhrt hat ermoglicht. Der Begriff Web 2.0 steht in diesem Zusammenhang als Abgrenzung zur vorigen Art des Inter­nets in dem noch nicht von einer so starken Partizipation der Offentlichkeit zu sprechen war. Das Web 2.0 ist somit das heutige Internet mit allen verschiedenen Moglichkeiten zur Partizipation (vgl. Huber 2010: 14). Die ,2.0‘ in dem Begriff signalisiert die Entwicklung zu einem weitaus kommunikationsund benutzerfreundlicheren Internet, als dem vorigen (vgl. Kantel 2009: 11). Der Begriff wurde von Tim O’Reilly erstmals 2004 eingefuhrt, um eine Abgrenzung zu finden fur die ,Version‘ des Internets, nach dem Platzen der Dotcom Blase 2001 (vgl. Huber 2010: 14). O’Reilly wollte damit die Entwicklung einer bedeutsamen Erweiterung des Internets beschreiben, die grundlegende funktionale Anderungen aufzuweisen hat (vgl. Schmidt 2011: 13).

Das Web 2.0 verandert grundlegend die Kommunikation zu Freunden, Geschaftspartnern, der allgemeinen Offentlichkeit und allen anderen Gruppen mit denen man kommunikativ in Verbindung treten kann. Demnach sollte es nicht nur als eine technische Weiterentwicklung, sondern allem voran als ein soziales Phanomen angesehen werden (vgl. Guldenzopf 2009: 13). Nicht ohne Grund wird es auch oft als das „Mitmach-Web“ bezeichnet (vgl. Kantel 2009: 13): „Alles ist im Fluss und jeder kann teilhaben“ (Huber 2010: 14). Fur den herkommlichen User ist es nicht blofi moglich. Vielmehr wurde die Moglichkeit erschaffen, Texte selber zu produzieren: „Mittlerweile gibt das Internet uns die Moglichkeit, mit der Welt ins Gesprach zu kommen, uns selbst zu organisieren, uns Informationen zu beschaffen und sie zu verbreiten, ... das Recht auf Kontrolle zuruckzuholen.“ (Trankovits 2010: 92). Es benotigte nicht mehr die Fachlekture von HTML-Buchern. Jeder kann beispielsweise seine eigene Homepage durch ein paar Mausklicks erstellen (vgl. Huber 2010: 15):

„Mit vergleichsweise wenig Aufwand, einfacher Bedienung und oft schon ohne grofie EDV-Kenntnisse kann der Nutzer bei der Gestaltung des Internets mitmachen und Inhalte einbringen, bearbeiten, kommentieren und verteilen.“ (Guldenzopf 2009: 14)

In Bezug auf den Faktor Kommunikation ist damit vor allem der Ausdruck „user generated content“ fur das Web 2.0 gepragt worden (vgl. Guldenzopf 2009: 15). Es ist nicht mehr der

Inhaber einer Seite, der fur den Inhalt zustandig ist, sondem die User sind diejenigen, die die Website pragen und Inhalte generieren: „Wir alle haben Teil an der Entstehung einer globalen allgegenwartigen Plattform fur die Zusammenarbeit mit vernetzten Computern, die beinahe jeden Aspekt menschlichen Austausches revolutioniert“ (Tapscott/ Williams 2007: 19).

Durch die Kommerzialisierung des Internets entstand ein komplett verandertes Nutzungsverhalten aus dem eben auch die Popularitat sozialer Netzwerke und anderer multimedialer Plattformen entstand. Diese neue Attraktivitat des Internets birgt auch einen der Grunde fur die Explosion der Internetnutzung. Waren zum finalen Stadium des Web 1.0 lediglich 37% der Deutschen online, sind es heutzutage mit 75,6% mehr als doppelt so viele Menschen (siehe Abbildung 1). In Amerika nutzten zur Zeit der Prasidentschaftswahl 2008 sogar 74% der Burger das Internet (vgl. Guldenzopf 2009: 18).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1[1]: Anteil der Internetnutzer in Deutschland von 2001 bis 2012.

2.2 Soziale Netzwerke - Das Web 2.0 als neues Kommunikationswerkzeug

Dieser Trend, dass das Internet immer einfacher zu bedienen ist und nun nicht mehr nur von Computerspezialisten mitgestaltet werden konnte, revolutionierte auch die Kommunikation. Dies ist auch das pragnantes Merkmal des neuen Webs: Es ist eine Kombination aus verschiedenen Webservices wie Flickr und eben Communitys wie Facebook, Twitter oder Xing (vgl. Kantel 2009: 12). Die Moglichkeiten des Web 2.0 fordern die virtuelle Gemeinschaftsbildung, Interaktivitat und Vernetzung von Usern (vgl. Novy/Schwickert 2009: 16). Besonders die Nutzung sozialer Netzwerke und multimedialer Plattformen bestimmt heutzutage nicht nur einen Grofiteil der Webnutzung, sondern fast schon den kompletten Alltag. Solche Plattformen zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie eine Basis bieten fur Kommunikation und Interaktion (vgl. Schmidt 2011: 25). Die Erneuerungen des Web 2.0 simplifizieren den Nutzern Koordination und auch Strukturierung ihrer kommunikativen Inhalte (vgl. Schmidt 2011: 25):

„Im Mittelpunkt von Netzwerkplattformen (auch: Social Network Sites) steht die Moglichkeit, innerhalb eines durch Registrierung geschlossenen Raums ein personliches Profil anzulegen, davon ausgehen soziale Beziehungen zu anderen Nutzern explizit zu machen und mit Hilfe des so artikulierten Freundesoder Kontakt-Netzwerks auf der Plattform zu navigieren bzw. zu interagieren.“ (Schmidt 2011: 25 f.)

Die Art der Kommunikation im Internet hat sich von einer „one-to-many“-Kommunikation zu einer „many-to-many“-Kommunikation gewandelt (vgl. Guldenzopf 2009: 15). Inhalte in Form von Websites werden nicht mehr von wenigen vermittelt, sondern vor allem soziale Netzwerke fordern die Partizipation und Produktion von vielen Nutzern. Dieses Prinzip steckt auch hinter Internetprasenzen wie Facebook oder Twitter. Es ahnelt einem Perpetuum Mobile: Abgesehen von moglichen Wartungen der Websites und der Erstellung der Plattformen, erhalten die Rezipienten der Seiten auch als Produzenten die Seiten am Leben. Man liest Inhalte anderer Seiten, gibt Kommentare zu Freunden ab oder stellt eigene Inhal­te wie etwa ein tolles Urlaubsbild online.

Fur einen Grofiteil der Nutzer kann man von einer Art Lust zur Zurschaustellung der eigenen Interessen und Gefuhlslagen sprechen. So ist es nicht selten der Fall, dass auf den Netzwerken das neue Lieblingslied als YouTube-Link eingebaut wird oder die derzeitige Gemutslage kundgetan wird. Kurz gesagt sind die sozialen Netzwerke der neue Sammelplatz von Meinungen und sozialen Beziehungen:

„Der Mensch lebt seit jeher mit und von seinen sozialen Bindungen. Fruher würden Sozialkontakte auf dem Marktplatz, im Sportverein, bei gemeinschaftlicher Arbeit, nach dem Kirchgang oder auf Festen gepflegt. Heute haben sich die sozialen Strukturen deutlich gewandelt [.]“ (Huber 2010: 64)

Ob die Moglichkeit, die das Internet uns in Bezug auf den sozialen Umgang bietet, reale soziale Kontakte mindert, wird in dieser Seminararbeit nicht weiter diskutiert. Klar ist aber, dass ein weiteres, wichtiges soziales Kommunikationsmedium dazugekommen ist, hinter dem eine grofie Macht steckt.

2.3 Nutzen sozialer Netzwerke fur Werbemafinahmen

Diese neuen Wege der Kommunikation und die gesteigerte Nutzungsdauer der User machten die sozialen Netzwerke auch fur Werbemafinahmen interessant. Denn wo sich viele Menschen sammeln, ist die Moglichkeit hoch, dass ein Produkt Aufmerksamkeit bekommt und Verkaufe gesteigert werden können. Jedoch sind nicht alle Produkte von vornerein fur Werbemafinahmen im Internet pradestiniert. So werden beispielsweise Golfschlager, allein schon auf Grund des prototypischen Konsumenten, eine wesentlich kleinere internetaffine Kaufergruppe aufweisen als etwa ein neues Computerspiel. Jedoch hat es sich heutzutage so entwickelt, dass fast alles im Internet beworben wird, weil sich auch die Gruppen, die im Internet aktiv sind, stark vergrofiert haben. Es sind eben nicht mehr nur junge Computerspieler im Internet unterwegs. Auch altere Menschen nutzen das Internet, um etwa mit ihren Enkeln und Kindern uber Facebook oder Mail zu kommunizieren, oder um bei Ama­zon ein Buch zu kaufen (vgl. Huber 2010: 29). Dies betrifft besonders die sozialen Netzwerke wo der Altersdurchschnitt immer mehr steigt. Dies ergab eine reprasentative Umfrage der BITKOM-Studie zur Nutzung sozialer Netzwerke. Sie umfasste 1.023 Befragte ab 14 Jahre und ist von Januar 2012. Zwar kam hier wie erwartet ein klarer Vorsprung jugendlicher Nutzer heraus, aber mit einem Anteil von 42% unter den 30- bis 49 jahrigen bei Facebook, zeigt der Trend, dass soziale Netzwerke auch in hoheren Altersgruppen immer mehr Anklang finden (vgl. Dreissel 2012).

Fur eine vernunftige Platzierung von Produktinformationen ist jedoch eine Bedarfsanalyse unerlasslich. Auf der falschen Seite platziert sind Werbungen wertlos. Auch Werbende mussen sich vorher Fragen stellen, wie etwa: Wer ist die Zielgruppe, was sind ihre Hauptinteressen und vor allem nutzen sie die Dienste oder die sozialen Netzwerke, auf denen man werben mochte (vgl. Huber 2010: 177). Onlinemarketing ist heutzutage eines der effektivsten Tools zur Werbung und kaum noch aus der Offentlichkeit wegzudenken. Interessant fur solche Meinungsverbreitungen sind vor allem die Moglichkeiten viraler Verbreitung von Inhalten durch Multiplikatoren (vgl. Huber 2010: 24). Dieser dominoartige Effekt ist das erwunschte Ziel der Verbreitung, naturlich nur im positiven Sinne. Bestes Beispiel hierfur ist der Erfolg mancher YouTube-Videos. Um im Onlinemarketingbereich zu bleiben kann man etwa eine ausgefallene Werbung als Beispiel nehmen. Weckt sie das Interesse einiger User können diese das Video auf Facebook, Twitter oder ihren Blogs erneut posten. Dies kann dann bis ins Unendliche fortgesetzt werden. Andere User sehen es, verkunden ihr Gefallen uber den ,Like‘-Button bei Facebook, oder duplizieren das Video sogar. Dies ware praktisch die Idee hinter viraler Verbreitung. Die User, die hier fur die Verbreitung der Inhalte zustandig sind, fungieren als Multiplikatoren. Genau dieses Prinzip der Meinungsverbreitung macht das Web 2.0 mit den sozialen Netzwerken als Werbeflache auch fur Politiker attraktiv.

2.4 Vorteile und Moglichkeiten politischer Kommunikation im Web 2.0

Aus den oben genannten Grunden, vor allem dem der viralen Meinungsverbreitung, wurde das Internet als Wahlkampf-Tool fur Politiker unerlasslich (vgl. Wolling/Schmolinsky/Emmer 2010: 59). Die Verhaltensweisen der User kamen dem entgegen. Denn ahnlich wie der Trend immer mehr dahin ging, dass man etwa bezuglich des Kaufs von Multimediageraten Onlinerezensionen zu Rate zog, sucht man genauso nach politischen Informationen im Web, um sich eine eigene Meinung zu bilden (vgl. Schmidt 2011: 156). Durch das Interesse der Burger sich politische Informationen aus dem Internet zu holen und sich einzubringen, entwickelte sich aus dem Begriff des „user-generatedcontent“ der des „citizen-generated-content“ (vgl. Guldenzopf 2009: 16). In Deutschland zum Beispiel stieg der Anteil der Burger die Websites von Politikern besucht haben, von 10,8% (2002) bis auf 16,3% (2007) an (vgl. Emmer/Wolling 2009: 97). Zum Nutzerkreis gehorte Stand 2010 fast jeder sechste Bundesburger (vgl. Wolling/Schmolinsky/Emmer 2010: 60). In Amerika nutzten zur Wahl 2008 gar 60% der Internetnutzer das Web, um sich allgemein uber politische Nachrichten und Kampagnen zu informieren (vgl. Gulden­zopf 2009: 22). Sogar 40% nutzen das Internet, um sich uber konkrete Kampagnen Details zu holen (vgl. ebd.). Nachdem traditionelle Massenmedien begannen im Internet uber politische Ereignisse zu schreiben, sahen auch die Politiker selbst die Notwendigkeit im Inter­net zu publizieren (vgl. Jarren/Donges 2006: 355).

In diesem Kapitel soll auf die markantesten Neuerungen, die in diesem Medium vorherrschen, eingegangen werden und Potentiale, aber auch Gefahren die hier liegen darzustellen. In der Folge wird konkreter auf die Moglichkeiten der politischen Internetkommunikation im Fallbeispiel von Obama eingegangen.

Vorteile fur Politiker sind, dass sie sich im Web 2.0 viel personlicher darstellen können als es beispielsweise in der Offentlichkeit der Fall ist. Die Kandidaten bekommen im Internet die Moglichkeit sich authentischen zu prasentieren, gezielt zu argumentieren und Themen selbst zu bestimmen. Zudem wird die Mobilisierung von Anhangern vereinfacht (vgl. Schmidt 2011: 156). Die ubliche politische Kommunikation, die auch heute noch durchaus stattfindet, wird meist durch TV-, Presseund Rundfunkmedien reprasentiert. Die Perzeption des vermeintlichen Wahlers erfolgt somit uber Dritte. In Fernsehbeitragen oder Zeitungsberichten, die vordergrundig die Meinungsmache pragten, konnten schon Einstellungen eben dieser Zeitschriften oder Fernsehkanale miteinfliefien, die eine gefarbte Meinung vermitteln.

Durch den neuen Kommunikationsweg Internet und hier besonders die sozialen Netzwerke haben Politiker den Vorteil der Direktheit: „Dank des Internets kann [man] seine Botschaften auch an den traditionellen Medien vorbei an die Menschen richten, kann mit ihnen ,direkt’ kommunizieren“ (Trankovits 2010: 99). Zwar gibt es auch in der realen Welt Anlaufstellen, um sich uber die Kandidaten und Parteien direkt zu informieren, doch wie bei allem spielt auch hier in gewisser Weise der Faktor Bequemlichkeit eine Rolle. Es ist eben einfacher, sich vor den Fernseher zu setzen oder eine Zeitung zu lesen, um sich politisch zu bilden, als zu einem Wahlkampfstand in der Stadt zu gehen. Diese Barrikade wurde mit der Weiterentwicklung zum Web 2.0 genommen. In gleicher Weise simpel ist es nun auf die Website der Washington Post zu gehen, um sich einen Artikel uber Barack Obama durchzulesen, wie auch auf Obamas Homepage oder Facebook Seite selbst zu gehen und sich so direkte Informationen zu holen. Fur die Wahlkampfwerbung des jeweiligen Politikers ist dies von grofiem Vorteil und heutzutage fast unerlasslich (vgl. Guldenzopf 2009: 9). Sie können im Internet direkter und schneller mit den potenziellen Multiplikatoren in Kontakt treten (vgl. Huber 2010: 24). Durch einen entstehenden Dialog mit den Usern in Weblogs, den eigenen Homepages, E-Mails oder sozialen Plattformen kommt ein weiteres Kriterium in der ,Online‘-Welt hinzu, das mit gemischten Gefuhlen betrachtet wird: Die Entstehung eines Ruckkopplungskanals.

Der Ruckkopplungskanal umfasst die Moglichkeit fur User bestimmte Inhalte und Meinungen der Politiker online zu kommentieren und zu kritisieren (vgl. Wolling/Schmolinsky/Emmer 2010: 63). Die Ruckkanalfahigkeit des Internets heutzutage steht fur die Interaktivitat des Mediums und hat starke demokratische Zuge (vgl. Bieber/Leggewie 2004: 125). Die Abgeordneten können im direkten Austausch mit den Nutzern stehen und der Beitrag der eigenen Meinungen kann gefordert werden (vgl. Wolling/Schmolinsky/Emmer 2010: 63). Die richtigen Reaktionen auf solche Kommentare können ein grofies Plus fur die Glaubwurdigkeit und Beliebtheit des Politikers sein. Vernachlassigt man die Nutzer aber oder bezieht zu wichtigen Fragen keine Stellung, kann dies harsche Kritik und einen immensen Imageverlust nach sich ziehen. Neben schnellen Reaktionen und einer damit verbundenen dauernden Pflege der Netzwerke, spielen hier vor allem die Faktoren Selektion und Eloquenz eine grofie Rolle. Man kann logischerweise nicht alle Kritiken und Kommentare beantworten. Die Politiker und ihre Wahlkampfhelfer sollten aber darauf achten, dass auf wichtige Kritikpunkte zu denen die Mehrheit Antworten will, kompetent Stellung bezogen wird.

So kann man abschliefiend folgende Faktoren der politischen Online-Kommunikation zusammenfassen. Einer ist vor allem die richtige Platzierung von Inhalten auf bestimmten sozialen Netzwerken, Weblogs oder eigenen Websites. Man muss darauf achten, dass man die verschiedenen Zielgruppen in Bezug auf Bedurfnisse und Stimmungen richtig bedient, um Anklang zu finden (vgl. Novy/Schwickert 2009: 23). Zum anderen ist die stetige Pflege des Onlineangebots ein entscheidender Erfolgsfaktor (vgl. Wolling/Schmolinsky/Emmer 2010: 75). Die Angebote mussen aktuell bleiben und man darf in Bezug auf den Ruck­kopplungskanal nicht die Responsfahigkeit vernachlassigen. Daruber hinaus ist der Faktor der Transparenz fur die Politiker stark zu beachten. Das neue Web gibt den Wahlern die Moglichkeit fast jede Kleinigkeit uber die Politiker herauszufinden und dies ganz einfach am heimischen Schreibtisch (vgl. Trankovits 2010: 94). Bringt man diese Faktoren in Einklang, kann das Internet als eine neue durchaus geeignete Form von Selbstdarstellung beziehungsweise PR angesehen werden (vgl. Jarren/Donges 2006: 355). Die Macht des Web 2.0 als Werkzeug politischer Kommunikation sieht auch Kajo Wasserhovel, der Wahlkampfmanager der SPD: „Das Internet steht an der Schwelle, zum neuen Leitmedium fur die politische Kommunikation zu werden.“ (Biermann 2009). Da diese Variablen nicht nur mitentscheidend far den Erfolg einer Onlineprasenz sind, sondern auch far den Werdegang eines einzelnen Politikers und dessen Partei ausschlaggebend sind, soll dies anhand des Positivbeispiels Barack Obamas exemplarisch analysiert werden. In den folgenden Kapiteln wird dargestellt wie Obama in seinem Online-Wahlkampf vorgegangen ist und was er besser gemacht hat als andere Politiker.

[...]


[1] Die genauen Quellen aller Abbildungen werden aus Platzgrunden separat in einem Abbildungsverzeichnis aufgefuhrt.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Das Web 2.0 als Werkzeug politischer Kommunikation und der Einsatz in Obamas Wahlkampf
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
32
Katalognummer
V356577
ISBN (eBook)
9783668427655
ISBN (Buch)
9783668427662
Dateigröße
860 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
werkzeug, kommunikation, einsatz, obamas, wahlkampf
Arbeit zitieren
Julian Lederer (Autor:in), 2012, Das Web 2.0 als Werkzeug politischer Kommunikation und der Einsatz in Obamas Wahlkampf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356577

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