Nutzung von Medienangeboten zur Stimmungsregulierung. Rezeption der Studie "Love lamentation in popsongs: Music for unhappy lovers?"


Hausarbeit, 2014

20 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Ansatze der Rezeptionsforschung
2.2 Die Mood-Management-Theorie
2.3 Vorgangerstudien

3. Studie Love Lamentation in Popsongs
3.1 Zur Studie: Love Lamentation in Popsongs: Music for unhappy Lovers?
3.2 Zusammenfassung

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

Abstract

lm Fokus der Arbeit steht die Studie ,,Love-Lamenfation in Popsongs - Music for unhappy Lovers?" von Silvia Knobloch, Kersfin Weisbach und Dolf Zillmann aus dem Jahr 2004. Anhand dieser Studie wird diskutiert, in wieweit Medienangebote, insbesondere Lovesongs, Einfluss auf die Stimmung der Rezipienten nehmen und aus welcher Motivation heraus Selektionsentscheidungen getroffen werden. Im ersten Kapitel wird naher auf den fheorefischen Hinfergrund der Rezepfionsforschung eingegangen. Im nachsfen Kapitel soil dann der genaue Gegensfand der Mood-Managemenf-Theorie definierf werden. AnschlieBend wer­den die Ergebnisse, sowohl der amerikanischen ,,Love-Lamenfation- Studie", als auch der deufschen Vergleichssfudie, aufgezeigf und einer krifischen Analyse unferzogen. Vor dem Hinfergrund der ,,Love- Lamenfation-Studie" wird in einem abschlieBenden Fazif die Anwendungsfauglichkeif der Mood-Managemenf-Theorie reflekfierf.

1. Einleitung

Wenn beachtet wird, dass unser Handeln in den meisten Fallen von unserer Stimmung abhangig ist, stellt sich die Frage in wieweit die Medienangebote zur Stimmungsregulierung der Menschen beitragen. In welchem Mäß beeinflusst die Medienwirkung den Entscheidungsprozess bei der Wahl des Mediums und/oder des Programms.

Musik spielt bei audiovisuellen Medien eine betrachtliche Rolle. Letztendlich entfalten beispielweise mitreiBende Szenen in Filmen erst durch die Musik ihre eigentliche Wirkung. 1st es nicht so, dass der Zuschauer bei einem Horror-Szenario oft stumm schaltet damit die Anspannung nicht so groB ist? 1st es nicht so, dass wir nur aufgrund der Musik schon erahnen können ob in der nachsten Szene etwas Aufregendes, Lustiges, Unheimliches Oder Schones passieren wird? Das die Musik eine Wirkung auf den Rezipienten hat, steht auBer Frage. Doch in wieweit nimmt hier der Rezipient, wie oftmals angenommen, eine passive Rolle ein. Wenn es zum Beispiel um Musik horen geht, hat der Rezipient Einfluss darauf welche Musik er hort. Wieso können wir uns beispielweise einige Lieder immer und immer wieder anhoren? Es geht also nicht mehr darum, was die Medien mit uns machen, sondern darum was wir mit den Medien machen. Denn auch dieser Teil gehort zur Medienwirkungsforschung und lässt sich zur Mediennutzung zuordnen.

2. Theoretischer Hintergrund

2.1 Ansatze der Rezeptionsforschung

Um die Mood-Management-Theorie im Forschungsfeld der Medienrezeption zu verorten, soil zunachsf auf einige Theorien der Rezeptions­forschung eingegangen werden. Der grundlegende Unferschied zwischen dem Uses-and-Gratification-Approach (UGA) und dem Stimulus- Response-Modell isf, dass ersferes publikumszenfriert und das zweife medienzenfrierf isf. Folglich gehf es bei dem Stimulus-Response-Modell um die Frage was die Medien mif den Menschen machen. Damif wird den Rezipienfen zwar eine reagierende aber keine agierende Handlungsdimension beigemessen. Anders verhalf es sich beim Uses-and- Gratificaton-Approach. Dieses Modell gehf auf Jay Blumler und Elihu Katz (I960) zuruck. Im Mittelpunkt dieses Modells steht die Frage, was wir Menschen mit den Medien machen. Demzufolge ist der Rezipient kein passiver Zuschauer mehr sondern tut nach dem UGA akfiv Medienangebofe selekfieren und wendef sich seinen Bedurfnissen enfsprechend besfimmfen Medien zu. Zudem soil der Befriedigungsgrad der Bedurfnisse auch das weifere Mediennufzungsverhalfen beeinflussen (vgl. Meyen, 2004, p. 15-16). Bonfadelli und Friemel (2011, p. 171) feilen diese Bedurfnisse in vier Typen auf: Kognifive Bedurfnisse, Affektive Bedurfnisse, Sozial-interaktive Bedurfnisse, Integrativ-habituelle Bedurfnis­se.

Im Vordergrund der Gratifikationsforschung steht die erhebbare Moti­vation bei der Mediennutzung, der Rezeption um das Selektionsverhalten zu erklaren.

Auch die Eskapismus-Theorie gehort zur Gratifikationsforschung. Diese These besagf, dass Menschen vermuflich aus einem menschlichen Grundbedurfnis heraus, aus der Realitat fliehen wollen. Beispielsweise schauen Menschen fern um das Bedurfnis der Langeweile zu vergessen (vgl. Kuhlmann, Gehrau, 2011, p. 307).

Die Dissonanzfheorie von Fesfinger knupff daran an und umfassf auch Ansatze des Mood-Managements.

,,Der Mensch sfrebf nach Konsisfenz (Kongruenz, Konsonanz, Gleichgewichf), bevorzugf harmonische und ausgewogene (kognifive) Beziehungen gegenuber unharmonischen und isf mofivierf, eine durch inkonsisfenfe Wahrnehmungsprozesse erzeugfe Disharmoniezu reduzieren.“ (Guttler, 2003, p. 228).

Wenn Menschen also die Wahl haben zwischen den auf die Stimmung wirkenden negativen Oder positiven Medienangeboten, werden sie immer die Medienangebote praferieren, deren positive Wirkung auf den Gemutszustand uberwiegt.

Aus diesen Konzepten lässt sich ableiten, dass der Selektion ein Erregungsmoment vorangeschaltet ist, welcher den Selektionsprozess aktiviert. Die Excitation-Transfer-Theorie, Oder auch Erregungs-Theorie genannt, wurde 1985 von Zillmann ausgearbeitet. Zillmann geht davon aus, dass das Fernsehen nicht nur emotionale Reaktionen wahrend der Rezeption im Zuschauer hervorruft, vielmehr können Wirkungs- Effekte auch uber den Rezeptionsprozess hinaus anhalten. Diese Wirkungen würden, so Zillmann, schlieBlich erst nach und nach abklingen. Lout dem Soziologen Herber Blumer liegen hierbei die elementaren Wirkungen auf der emotionalen Ebene. Dabei spiele das Verhaltnis zwischen dem Zuschauer und dem Inhalt eine wichtige Rolle.

,,Die durch empathische Beziehung (also das Einfuhlen und Mitfuhlen von Emotionen eines Protagonisten) verursachte emotio­nale Erregung ist umso groBer, je mehr die Handlung in einem der Erfahrung des jeweiligen Rezipienten entsprechenden Mili­eus angesiedelt ist." (Kunczik, Zipfel, 2006, p. 168).

Dies bedeutet, je mehr der Zuschauer sich bei einem bestimmten In­halt angesprochen fuhlf, je mehr spezifische Erfahrungen der Inhalt mit sich bringt, „je ahnlicher Modell und Beobachter sind“, umso hoher ist die Wahrscheinlichkeit einer emotionsstarken Wirkung. Kinder konnten beispielsweise weniger mit Kochsendungen anfangen, als mit einem Filmausschnitt, der eine Auseinandersetzung zwischen Vater und Mut­ter zeigt (vgl. Kunczik, Zipfel, 2006, p. 168ff).

2.2 Die Mood-Management-Theorie

Die Mood-Management-Theorie wurde 1985 von den Amerikanern Dolt Zillmann und Jennings Bryant entwickelt. Hierbei wird durch das Mediennutzungsverhalten des Rezipienten versucht die Medienwirkung zu erforschen.

,,Die Mood Management-Theorie postuliert, dass Stimmungen gezielt durch Selektion von Medieninhalten in einem fur das lndividuum angenehmen Bereich gehalten Oder gebracht werden. Zugrunde liegt die hedonistische Annahme, dass Menschen grundsafzlich danach Streben, schlechte Stimmungen zu beseitigen und gute Stimmungen aufrecht zu halten." (Purer, 2003, p. 350).

Gemäß dieser Definition von Zillmann lässt sich festhalfen, dass Rezipi­enten mit ihrer Auswahl von Medieninhalten ihre Stimmung sfeigern, senken Oder aufrecht erhalfen. Das Ziel ist ein innerer Spannungsausgleich. Damif ist die Mood-Management-Theorie nichf nur Teil der Rezeptionsforschung wie sie die Medienwissenschaff kennf, vielmehr eroffnet sie ein inferdisziplinares Forschungsfeld, in das ebenso Ansafze der Soziologie, Sozialpsychologie und der Philosophie (Hedonismus) hineinspielen. So lässt sich aus der Sozialpsychologie der Mood-Repair- Ansatz heranziehen. Hier zeigt sich, dass sich Personen in posifiver Stimmung weniger an positive Inhalfe erinnern als Personen in schlechter Stimmung. Dies lässt sich damit begrunden, dass bei negativer Stimmung die Motivation, den Gemutszustand in ein positive Stim­mung zu versetzen, hoher ist als umgekehrt. Ziel des Mood-Repair- Ansatzes ist es, ein positives Stimmungsniveau zu halten bzw. wiederherzustellen. Erweitert wird die Mood-Repair-These mit dem Mood- Regulation-Ansatz, dem die Annahme zugrunde liegt, dass Menschen danach streben, eine neutrale Stimmung zu erlangen. Begrundet wird dieser Ansatz mit der These, Individuen seien in neutraler Stimmung eher in der Lage, out neue und ungewohnte Situationen angemessen zu reagieren (vgl. Pisinger, 2005, p. 16).

2.3 Vorgangerstudien

lm Folgenden werden einige Studien, die sich mit der Mood- Management-Theorie beschaftigen herangezogen. Diese Studien würden vor dem Hintergrund der ,,Love-Lamentation-Studie“ ausgewaählt und sollen als Vorgangerstudien verstanden werden.

1977 führten Bryant und Zillmann ein Experiment durch, welches das Absorptionspotenzial unterschiedlicher Programminhalte untersuchte. Also die Wirksamkeit von einem Programm, den Teilnehmer von seinen momentanen Gedanken abzulenken. Im ersten Teil des Experiments würden die Teilnehmer von einem unfreundlichen Versuchsleiter verargert. Anschließend würden die Teilnehmer in sechs Gruppen aufgeteilt. Die einzelnen Gruppen schauten je einen zehn minutigen Filmausschnitt, sowohl aggressiver als auch neutraler Sendungen an. Nachdem anschauen der Filmausschnitte würden die Teilnehmer dazu aufgefordert an einem Spiel teilzunehmen, bei dem es ihnen erlaubt war, ihre Aggressivitat verbal auszudrucken. In regelmäßigen Abstanden wurde wahrend des Experiments die physiologische Erregung der jeweiligen Teilnehmer ermittelt. Das Ergebnis zeigt, dass Sendungen mit hohem Absorptionspotenzial die Verargerung der Teilnehmer reduzieren konnte. Aggressive Sendungen, die rezipiert würden, zeigten jedoch keine Verdnderung des Aggressivitatspotenzials bei den Versuchspersonen. Ganz anders war das bei neutralen Sendungen der Fall. Die Teilnehmer dieser Gruppe reagierten beim Spiel mit weniger Aggressivitat. Somit kann man festhalten, dass das Fernsehen durchaus die Funktion besitzt, auf Stimmungen einzuwirken und negative Affekte zu reduzieren.

Auch eine Studie von Masters et al. aus dem Jahr 1983 lieferte vergleichbare Ergebnisse. Bei dieser Studie würden zwei Gruppen von vierbis funfjahrigen Kindern gebildet. Die erste Gruppe wurde vom Versuchsleiter verbal angegriffen und provoziert. Die zweite Kindergruppe hingegen wurde durch lobendes Verhalten positiv beeinflusst. AnschlieBend hatten die Kinder die Moglichkeit aus verschiedenen Kindersendungen eine Sendung auszusuchen. Die vom Versuchsleiter eher beunruhigten Kinder aus Gruppe eins rezipierten uberwiegend Sendungen, die beruhigend und selbstbestatigend wirkten. Die Kinder aus derzweiten Gruppe, die Lob erhalten hatten, wählten stattdessen eher anregende Sendungen aus (vgl. Pisinger, 2005, p. 25ff). Aus die­ses Experiment geht deutlich hervor, dass, gemäß der Mood- Management-Theorie,

,,Rezipienten in Situationen, in denen sie sich gelangweilt fuhlen, verstarkt anregende Oder aufregende Angebote wahlen, wahrend sie umgekehrt in angespannten Situationen eher beruhigende Inhalte bevorzugen.“ (Schenk, 2007, p. 662).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Nutzung von Medienangeboten zur Stimmungsregulierung. Rezeption der Studie "Love lamentation in popsongs: Music for unhappy lovers?"
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Note
1,7
Jahr
2014
Seiten
20
Katalognummer
V356584
ISBN (eBook)
9783668428836
ISBN (Buch)
9783668428843
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medienwirkung, Musikrezeption, Stimmungsregulierung, Mood Management, Love lamentation, Medieneinfluss
Arbeit zitieren
Anonym, 2014, Nutzung von Medienangeboten zur Stimmungsregulierung. Rezeption der Studie "Love lamentation in popsongs: Music for unhappy lovers?", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356584

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