Ziel dieser Arbeit ist es, herauszuarbeiten, welche konkreten Wechselwirkungen zwischen der Sharing Economy und den politischen Institutionen des französischen Wirtschaftsmodells festgestellt werden können und ob diese mit dem institutionellen Rahmen des Wirtschaftsmodells übereinstimmen.
Am Morgen des 27.01.16 ähnelte die Porte de Maillot, eine der größten Zufahrtsstraßen in Frankreichs Hauptstadt Paris, einem gewaltigen Autoparkplatz. Es wurden massive Autobarrikaden mit zwischenzeitlich gewaltsamen Auseinandersetzungen errichtet – französische Medien sprachen zum Teil von mehreren „Kriegsschauplätzen“. An diesem Ereignis beteiligt waren Pariser Taxifahrer, die gegen den von ihnen als unfair erachteten Wettbewerb innerhalb ihrer Branche protestierten. Ursache dessen war und ist die Preispolitik des Hauptkonkurrenten Uber – einem Fahrdienstleister, der die klassischen Taxidienste aus dem Markt zu treiben droht.
Doch ebenjene Proteste sind kein Einzelfall. Immer wieder sind in Frankreich Demonstrationen von Vertretern traditioneller Branchen gegen die Praktiken ihrer modernen Substitute, also Unternehmen, die diese traditionellen Strukturen im schreitenden Prozess aufbrechen, zu verzeichnen. Diese Unternehmen besitzen eine Gemeinsamkeit: sie alle sind Vertreter der sogenannten Sharing Economy, auch Co-Economy oder Share Economy genannt.
Die Sharing Economy bezeichnet ein neues ökonomisches Konzept, in dem gering verwendete oder gar ungenutzte Güter von mehreren Personen geteilt werden. Im Gegenzug erhält der Eigentümer des zur Verfügung gestellten Gutes Nutzungsgebühren – der Verwender dieses de facto Gemeinschaftsgutes bevorzugt dessen alleinigen Gebrauch anstatt dessen Eigentum. Als Vermittlungsinstanz zwischen Eigentümern und Nutzern dienen Internetplattformen und technologische Innovationen. Das Konzept ist Ergebnis eines kollektiven Werte- und Kapitalismuswandels, der im Zuge von Modernisierungsprozessen entstand. Daraus ergaben sich gesellschaftliche Bedürfnisveränderungen, auf welche die Sharing Economy antwortet – Nutzen steht im Fokus, Besitzen wird redundant.
Dabei spielt die Sharing Economy vor allem in Frankreich eine herausragende Rolle. Allein 75 Prozent der Bevölkerung sind mit der alltäglichen Nutzung des Konzepts konfrontiert, Tendenz steigend. Die Relevanz des Konzepts und seiner repräsentierenden Unternehmen für die französische Bevölkerung hat zum Neologismus „Ubérisation“ geführt, der die Sharing Economy synonymisiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das französische Wirtschaftsmodell
- Definitorische Annäherung
- Analyse des französischen Business Systems nach Whitley
- Background Social Institutions
- Proximate Social Institutions
- Gesellschaftliches Umfeld der Sharing Economy
- Ursachen der Sharing Economy
- Auflösung traditioneller Strukturen nach Beck
- Verschiebung von Gesellschaftswerten nach Inglehart und Welzel
- Modernisierung des Kapitalismusverständnisses nach Rifkin
- Sharing Economy als selbstregulierende Institution
- Ursachen der Sharing Economy
- Methodik
- Spannungsfeld und Reziprozitäten zwischen Sharingplattformen und den Proximate Social Institutions Frankreichs
- Airbnb
- Unternehmensvorstellung und sozioökonomische Effekte auf die Stadt Paris
- Reziprozitäten mit französischen Proximate Social Insitutions
- Staatsregulation
- Arbeitsrecht
- Gewerkschaftsrelation und Interessensvertretung
- Uber
- Unternehmensvorstellung und sozioökonomische Effekte auf die Stadt Paris
- Reziprozitäten mit französischen Proximate Social Insitutions
- Staatsregulation
- Arbeitsrecht
- Gewerkschafsrelation und Interessensvertretung
- Vergleich der beiden Unternehmen
- Airbnb
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der Sharing Economy im französischen Wirtschaftsmodell und untersucht die Wechselwirkungen zwischen diesem innovativen Konzept und den politischen Institutionen des Landes. Sie analysiert, ob die Sharing Economy mit dem institutionellen Rahmen des französischen Wirtschaftsmodells kompatibel ist und welche Herausforderungen und Chancen sich daraus ergeben.
- Die Analyse des französischen Wirtschaftsmodells und seiner relevanten Institutionen
- Die Erforschung der Ursachen und Entstehung der Sharing Economy
- Die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen der Sharing Economy und den politischen Institutionen Frankreichs
- Die Analyse der sozioökonomischen Effekte der Sharing Economy auf die Stadt Paris
- Die Untersuchung der Reziprozitäten zwischen den Sharingplattformen und den französischen Institutionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Sharing Economy ein und beleuchtet die aktuellen Konflikte zwischen traditionellen und modernen Wirtschaftsmodellen anhand des Beispiels der Proteste von Taxifahrern gegen Uber in Paris. Sie beleuchtet die Definition und Entstehung der Sharing Economy sowie ihre Relevanz für die französische Gesellschaft.
Das zweite Kapitel widmet sich dem französischen Wirtschaftsmodell und dessen relevanten Institutionen, wobei die Analyserahmen von Barmeyer/Schlierer/Seidel (2007) und Whitley (1992) herangezogen werden. Dieser Abschnitt legt den Grundstein für die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen der Sharing Economy und den politischen Institutionen des Landes.
Im dritten Kapitel wird das gesellschaftliche Umfeld der Sharing Economy untersucht. Die Ursachen für die Entstehung dieses Konzepts, wie die Auflösung traditioneller Strukturen (Beck), die Verschiebung von Gesellschaftswerten (Inglehart und Welzel) und die Modernisierung des Kapitalismusverständnisses (Rifkin), werden beleuchtet. Darüber hinaus wird die Selbstregulierungsfunktion der Sharing Economy analysiert.
Das vierte Kapitel fokussiert auf die konkreten Wechselwirkungen zwischen den politischen Institutionen des französischen Wirtschaftsmodells und den Sharingplattformen Airbnb und Uber. Es werden die Unternehmensvorstellungen, die sozioökonomischen Effekte auf die Stadt Paris und die Reziprozitäten mit den französischen Institutionen (Staatsregulation, Arbeitsrecht, Gewerkschaftsrelation) untersucht.
Schlüsselwörter
Sharing Economy, Co-Economy, Share Economy, französisches Wirtschaftsmodell, politische Institutionen, Staatsregulation, Arbeitsrecht, Gewerkschaftsrelation, Airbnb, Uber, sozioökonomische Effekte, Stadt Paris, Modernisierung, Kapitalismus, Reziprozität.
- Quote paper
- Elmedina Blaca (Author), 2016, Die Sharing Economy im französischen Wirtschaftsmodell, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356593