Instabilität der modernen Ehe und Kleinfamilie


Hausarbeit, 2003

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung – Pluralisierung der Lebensformen

2. Ursachen der Instabilität von Zweierbeziehungen
2.1 Scheidungsspirale
2.2 Sozio-demographische Analysen
2.3 Individualisierungstheorie
2.4 Framing

3. Psychologische Risikofaktoren für Scheidung
3.1 Geschlechtsunterschiede in Beziehungskonditionen – „Romantische Männer und realistische Frauen“
3.1.1 STUDIE 1 - Geschlechtsunterschiede in Beziehungskognitionen
3.1.2 STUDIE 2 - Geschlechtsunterschiede in der kognitiven Verfügbarkeit von Beziehungsmerkmalen
3.1.3 STUDIE 3

4. Psychologische Risikofaktoren für Scheidung (nach Guy Bodenmann)

5. Literatur

1. Einleitung – Pluralisierung der Lebensformen

„In guten wie in schlechten Tagen.“ – diesen Grundsatz scheinen immer weniger Ehepaare zu beherzigen. Die Zahl der Eheschließungen ist seit Mitte der 60er Jahre stark rückläufig; die Scheidungszahlen pendeln sich auf ein jährliches Mittelmaß von rund 200.000 ein (siehe Grafik). Es ist die Rede von der Krise der Ehe.

Diese Krise kann aber auch als ein gesellschaftlicher Umbruchprozess verstanden werden, in dessen Zuge ein Einstellungs- und Wertewandel zu einer Pluralisierung der Lebensformen geführt hat. Wichtig scheint mir zu betonen: Wir diskutieren die vermeintliche Krise der Ehe vor der historisch einmaligen Situation der Form von Ehe und Familie in der Nachkriegszeit der Mitte der 60er Jahre[1]. Es muss sich unsere Bezugsrahmen den gesellschaftlichen Verhältnissen anpassen – die Pluralität wird zur Normalität.

Diese Hausarbeit versucht schwerpunktmäßig die Ursachen für die Instabilität der moderne Ehe herauszustellen. Es darf jedoch nicht vergessen werden: Die Ehe ist weiterhin die am häufigsten praktizierte Form des Zusammenlebens in modernen Gesellschaften.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik aus: WISO Monats-CD November 2003

2. Ursachen der Instabilität von Zweierbeziehungen

Peuckert macht das Trennungsrisiko moderner Paarbeziehungen insbesondere an der stetig wachsenden Scheidungsintensität fest und zieht zur Erklärung dieses Phänomens sowohl Erkenntnisse von Soziologen als auch die der psychologischen Ursachenforschung mit ein, um diese Instabilität umfassend zu deuten.

Ich werde zunächst die wichtigsten soziologischen Erklärungsansätze nennen und im Anschluss etwas ausführlicher die psychologische Ursachenforschung besprechen. Dazu nehme ich die Studien von Hassebrauck und Bodenmann als Diskussionsgrundlage.

2.1 Scheidungsspirale

Die Scheidungsentwicklung wirkt selbstverstärkend, das heißt, sie entwickelt eine regelrechte Eigendynamik. Fünf soziale Mechanismen werden in diesem Zusammenhang genannt:

- Frauenerwerbstätigkeit und Scheidungsrisiko: Frauen gehen aufgrund erhöhter Scheidungsrisiken eher einer Erwerbstätigkeit nach, wodurch negative Effekte für die eigenen Beziehung auftreten können und das Risiko für Scheidung steigt
- Wahrnehmung Steigender Scheidungszahlen (beispielsweise aus dem privaten Umfeld) kann zur Skepsis, was die Stabilität der eigenen Ehe anbelangt, führen und sich in einer Verringerung „ ehespezifischer Investitionen[2] wiederspiegeln
- „Scheidungsmarkt“: Durch hohe Scheidungszahlen erhöht sich die Chance auf Wiederheirat, was die Auflösung der eigenen Beziehung begünstigt.
- Normalität von Scheidung: Mit der hohen Zahl von Ehescheidungen geht eine Aufweichung der Norm Heirat einher. Scheidung wird allgemein legitimiertes Konfliktlösungsmittel. Hier spielt die Reform des Scheidungsrechts von 1976 hinein: Vom Schuld- zum Zerrüttungsprinzip. Es fand also eine Anpassung der Rechtsprechung an gesellschaftliche Realität statt.
- Intergenerationale Scheidungstradierung: Besagt, dass Kinder von geschiedenen Eltern ein erhöhtes Scheidungsrisiko nach einer Heirat aufweisen; da sie diese Form der ehelichen Konfliktlösung modellhalft kennengelernt und verinnerlicht haben. Dabei tritt der Effekt bei männlichen Scheidungswaisen am stärksten auf. Sowohl Diekmann und Engelhardt (1995) als auch Hullen (1998) konnte diesen Zusammenhang eindeutig nachweisen. Allein Hartmut Esser konnte in der Mannheimer Scheidungsstudie[3] nur einen schwachen Zusammenhang feststellen:

„(...) und einige [Faktoren] haben nur einen schwachen bis gar keinen Einfluss (wie, erstaunlicherweise, die Scheidung der Eltern und das nichteheliche Zusammenleben vor der Ehe).“[4]

[...]


[1] Vgl. Peuckert 2002, 9

[2] Vgl. Peuckert , S. 163

[3] dazu mehr in: Thomas Klein, Johannes Kopp (Hrsg.) 1999: Scheidungsursachen aus soziologischer Sicht - Würzburg, Ergon-Verlag. Das Projekt "Determinanten der Ehescheidung" wurde von 1991 bis 1997 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und war in dieser Zeit am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) der Universität Mannheim angesiedelt. Das Projekt ist unter der Leitung von Hartmut Esser (Universität Mannheim) konzipiert und beantragt und von Thomas Klein (Universität Heidelberg) erst gegen Ende der Förderphase übernommen worden. Die weiteren Auswertungen der Mannheimer Scheidungsstudie finden gegenwärtig an den Universitäten Mannheim und Heidelberg statt.

[4] Hartmut Esser "Forum 2002",14

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Instabilität der modernen Ehe und Kleinfamilie
Hochschule
Universität Osnabrück
Veranstaltung
Sozialer Wandel der Familie in Deutschland
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
12
Katalognummer
V35662
ISBN (eBook)
9783638355063
ISBN (Buch)
9783638810074
Dateigröße
873 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Warum scheitern so viele Liebesbeziehungen?
Schlagworte
Instabilität, Kleinfamilie, Sozialer, Wandel, Familie, Deutschland
Arbeit zitieren
M.A. Andree Wippermann (Autor:in), 2003, Instabilität der modernen Ehe und Kleinfamilie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35662

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