Doping bzw. Gebrauch illegaler Substanzen im freizeitlich betriebenen Bodybuilding. Theorien, Motive und Ursachen


Hausarbeit, 2017

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Leitfrage

2 Sport und Gesellschaft
2.1 Das Fitness - Phänomen
2.2 Gesellschaftsideale
2.3 Kommerzialisierung des Körpers

3 Bodybuilding und Doping
3.1 Die Experten
3.2 Einstieg ins Doping

4 Motive und Ursachen
4.1 Individuelle und soziale Faktoren

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Das allgemeine Verständnis gegenüber Bodybuilding hat sich im Laufe der Jahre langsam aber kontinuierlich verändert. Bodybuilding ist schon lange nicht mehr lediglich eine von vielen Sparten im Bereich des Fitnesssports, denn mit der Zeit sind die Gebiete Fitness und Bodybuilding eine Art Symbiose eingegangen und werden heute häufig synonym verwendet. Wenn man die Etymologie der beiden Begriffe betrachtet, erkennt man ihre Nähe zueinander, denn Fitness kommt ursprünglich vom englischen Wort „to fit“, was unter anderem so viel bedeutet wie anpassen, während Bodybuilding vom Wort „to build (up)“ - etwas (auf)bauen stammt.

Sowohl im Fitnesssport als auch im modernen Bodybuilding geht es also um die Anpassung/Aufbau und Modifikation unseres Körpers zur Bewältigung sportlicher Herausforderungen. Der Fitnesssport hat sich nicht nur im Hinblick auf die Terminologie, sondern auch die Inhalte, Methoden und Ziele, weg von einer anfänglichen allgemeinen gesundheitsorientierten Ertüchtigung,

„Unter Fitness (Tauglichkeit) versteht man die psychische und physische Leistungsfähigkeit des Menschen, die ihn in die Lage versetzt, die vielfältigen seelisch-geistigen und körperlichen Belastungen von Alltag, Beruf und Freizeit so zu bewältigen, dass nicht geistige oder körperliche Ermüdung oder gar Erschöpfung eine weitere kreative Lebensgestaltung verhindern" (Jeschke, 1991, S. 33) hin zu einer intendierten Modellierung und Optimierung des eigenen Körpers bewegt (vgl. Boos/ Müller-Platz und Müller, 2006,S.8-9).

Natürlich bilden Sportler, die aus gesundheitlichen, therapeutischen oder ähnlichen Gründen Fitnesssport betreiben, immer noch einen großen Teil dieses Bereichs, dennoch ist der Trend zum Bodybuilding und der damit einhergehenden Motivation zur Körperformung, nicht zu leugnen (vgl. Rittner, 1987,S. 81-100).

Bodybuilding wird als ein „moderner Muskelkult“ (Kläber, 2013, S. 1) angesehen, der mit der Zeit immer mehr Anhänger auf seine Seite zieht. Früher einigen Leuten vorbehalten, die in kleinen, spartanisch eingerichteten Trainingshallen oder Kellerräumen dem Ideal eines perfekt definierten Hünen nachgeeifert haben, zieht dieser Sport heute immer mehr Menschen an und die Zahl der Mitglieder dieses Bereichs wächst fast exponentiell. Die Folgen der Faszination dieses Sports münden bei einigen in der Anmeldung in einem der zahlreichen, scheinbar aus dem Boden sprießenden Fitnessstudios (vgl. Boos et al.,2006,S. 8), bei anderen ufert es fast schon in einer Art Sucht aus.

In der Regel hat jeder Sport seine eigene Art Menschen dafür aufmerksam zu machen, meist werden wir es durch unsere Familien oder unser direktes Umfeld. Nahe liegt auch der Verdacht, dass Medien und kulturelle Faktoren uns bereits in eine gewisse Richtung lenken. Jedes Land oder jede Region hat meist seine tradierten Sportarten, welche typisch für sie sind und meist auch als Aushängeschilder gelten. Statt wie hierzulande Fußball und Handball sind es in den USA eher American Football und Basketball, die eine große Anhängerschaften aufweisen.

Das Bodybuilding hingegen hat es geschafft, sich flächendeckend und frei von kulturellen und sozialgeographischen Faktoren zu verbreiten.

Hierzulande ist Bodybuilding/Fitness1 das am schnellsten wachsende Sportsegment und hat mittlerweile sogar den Nationalsport Fußball überholt. Laut der Studie „Der deutsche Fitnessmarkt", des Arbeitgeberverbands deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen und der Wirtschaftsprüfgesellschaft Deloitte, sind zurzeit rund 8,6 Millionen Menschen in Deutschland in einem Fitnessstudio angemeldet, das sind damit mehr als 10 Prozent der gesamten Bevölkerung. Darüber hinaus sind mehr als 200.000 Menschen in Deutschland in der Fitness-Branche beschäftigt, was zusätzlich die Festigung dieses Sektors in der Gesellschaft und der Wirtschaft verdeutlicht.

Demzufolge beschäftigt sich diese Arbeit sowohl mit den Zusammenhängen zwischen Bodybuilding und Gesellschaft als auch mit der Art und Weise wie diese Bereiche sich gegenseitig beeinflussen. Als Resultat der Kohärenz dieser Sujets, und dem Bezug auf die Fragestellung dieser Arbeit, werden mögliche Motive und Ursachen für den Gebrauch von leistungssteigernden Mitteln bei männlichen und weiblichen Freizeitbodybuildern2 ermittelt und mit denen aus anderen Gesellschaftsbereichen verglichen, um dann zum Schluss eine spezifischere Abgrenzung unter ihnen zu haben, damit die wahren dem Bodybuilding immanenten Probleme, Ursachen und Motive deutlich werden.

1.1 Leitfrage

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Konsum leistungssteigernder Mittel und Medikamente im Freizeitbodybuilding und sowohl den allgemeinen gesellschaftlichen Einflussfaktoren hierfür als auch den spezifischen individuellen Einflussfaktoren.

I. Welche individuellen und gesellschaftlichen Einflussfaktoren führen zum Doping im Freizeitbodybuilding?

2 Sport und Gesellschaft

Sport und Gesellschaft stehen fast unumgänglich im Bezug zueinander. Dies ist allein der Tatsache geschuldet, dass eine sportliche Aktivität, sei es Individualsport oder Mannschaftssport, in der Regel von mehr als einer Person ausgeübt werden muss, um jene Tätigkeit mit dem Begriff „Sport“ zu betiteln. Das Zielwerfen eines Papierknäuels in den Mülleimer ist zwar nicht selten ein anspruchsvolles und befriedigendes Unterfangen, aber solange es weder Spielpartner, Gegner, ein Punktesystem, Regeln oder Zuschauer gibt, bleibt dieser Sport leider nur eine Spielerei.

Die Wissenschaft tut sich generell sehr schwer damit, den Begriff „Sport“ zu definieren und auch die Einordnung bzw. Akzeptanz einiger spielerischer Disziplinen wie Schach stellt den Sportbegriff immer wieder auf die Probe. Wie mit vielen Assoziationen, hat sich auch im Sport eine Art Prototyp-Denken entwickelt und schränkt unser Verständnis von Sport immer wieder ein. Doch die Gesellschaft verändert sich so schnell, dass zum Teil weder Wissenschaft noch Medizin, Politik oder Wirtschaft schnell genug hinterherkommen. Und mit ihr verändert sich auch der Sport. In der Antike diente der Sport als Unterhaltung für sowohl Wohlhabende und Könige als auch einfache Arbeiter und andere Schaulustige. Im vergangenen Jahrhundert dagegen schien der Sport einfach ein Gebiet zu sein, auf dem man versuchte seine Überlegenheit gegenüber den Anderen deutlich zu machen, sei es international (Olympia/Weltmeisterschaften) oder national (Ligabetrieb). Heute ist der Sport allgegenwärtig und dient nicht mehr nur der Unterhaltung.

Sport ist ein unumgängliches Thema geworden und tangiert früher oder später das Leben unterschiedlichster Bevölkerungsschichten. Viele ältere Personen fangen mit dem Sport an um ihre freie Zeit aktiv zu nutzen, Menschen mittleren Alters wollen sich damit vor den Alterserscheinungen wappnen und vital bleiben, während junge Leute häufiger auf Leistung und Ästhetik aus sind (vgl. Boos et al., 1998)

2.1 Das Fitness - Phänomen

Hier setzt der Fitnesssport an, der von Adoleszenz bis ins hohe Alter betrieben werden kann. Diese Branche hat sich seit den frühen 80ern sehr stark etabliert in unserer Gesellschaft, wobei der Trend in dieser großen Zeitspanne nicht abgenommen hat. Das durchschnittliche Lebensalter ist in der letzten Zeit gewachsen und mit ihm auch der Wunsch nach Gesundheit und Lebensfreude. Die folgenden Grafiken zeigen das Wachstum des Fitnesssektors und seiner Mitgliederzahlen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abbildungen entnommen aus: M ü ller-Platz, C., Boos, C., & M ü ller, R. K. (2006). Doping beim Freizeit-und Breitensport-Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 34. Berlin: Robert-Koch-Institut & Statistisches Bundesamt.)

Den wachsenden Zahlen folgte auch eine Diversifikation in eine Vielzahl von verschiedenen Fitnessanlagen, welche sich mehr auf Gesundheit/Reha-Sport, Wellness oder Fitness spezialisiert haben. Im letzten Bereich gibt es aber mittlerweile auch sehr viele unterschiedliche Sportstätten. Die einen sind eher kommerziell orientiert und versuchen die breite Masse an Freizeitsportlern mit sehr niedrigen Preisen und langen Öffnungszeiten anzulocken, hier trainieren meist nur sehr wenige professionelle Kraftsportler/Bodybuilder. Anders ist es bei den Profi-Studios, die meist nur sehr wenige Ausdauergeräte oder andere Maschinen aufweisen und wo fast komplett mit freien Gewichten trainiert wird, diese Studios werden in der Regel nur von sehr fortgeschrittenen Fitnessstudio-Besuchern und Bodybuildern benutzt, von denen ein großer Teil regelmäßig an Wettkämpfen teilnimmt (vgl. Kläber, 2014).

Der Gesundheits- und Wellness-Aspekt ist eine vergleichsweise eher jüngere Bewegung in der Entwicklung des Fitness-Sektors. Das vorherrschende Klientel dieses Bereiches ist weniger an Leistung und optische Ergebnisse interessiert als viel mehr an einer Verbesserung des Körpergefühls und Stressreduzierung. Nichtsdestotrotz ist das Bewusstsein seinen Körper zu pflegen und zu optimieren ein Wunsch der weitestgehend von allen Fitness-Sportlern geteilt wird. (vgl. Boos et al., 1998)

2.2 Gesellschaftsideale

Dieser Wunsch der Optimierung des Menschen ist kein neues Gedankenkonstrukt, das sich erst mit der Fitnessbewegung in die Köpfe der Menschen eingenistet hat. Unsere Gesellschaft ist durchweg davon geprägt, dass Menschen, Maschinen und neuerdings Computer optimiert werden. Mit dem Unterschied aber, dass der Mensch erst von den Maschinen, und dann von den Computern unterstützt/ersetzt wurde, weil dadurch eine höhere Produktivität erreicht werden konnte. Der produktive Nutzen des Menschlichen Körpers ist mit der Zeit kleiner geworden. Heute gibt es nur noch wenige Berufe, in denen man körperlich extrem leistungsfähig sein muss. (vgl. Kläber, 2014, S. 94)

Betrachtet man aber die Geschichte, dann war der Körper stets ein Symbol für Stärke, Dominanz und vor allem Funktionalität. Denn er zeigte die Nützlichkeit eines Mannes bei der Arbeit, im Krieg oder als Schutz für die Familie. Doch mit der Emanzipation der Frau und ihr Vordringen in die meisten vorher durch Männer dominierten Strukturen, und dem neuen Zeitalter der Technik, ging diese Funktionalität bzw. ihr Nutzen verloren, denn körperliche Leistungsfähigkeit wurde durch geistige ersetzt. Klein beschreibt dies bereits in seinem Buch „Little big men“ und bezeichnet diesen Wandel als „Krise der Männlichkeit“ (vgl. Klein, 1993, S. 7 ff).

In der heutigen Zeit ist es im Großen und Ganzen also nicht mehr notwendig oder gar überlebenswichtig stark, schnell oder ausdauernd zu sein. Wir sind aber immer noch eine von Idealen und Vorbildern geprägte Gesellschaft, in der Menschen meist nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilt werden. Die Ideale mögen sich geändert haben im Laufe der Zeit, doch diese Gewohnheit ist noch fest verankert.

Wenn man sich den Begriff „Fitness“ anschaut und sich eine Person vorstellt, die fit ist, dann wird diese Person selten daran gemessen wie lange und wie schnell sie laufen kann oder wie ausdauernd oder kräftig sie ist. In den meisten Fällen bezeichnen wir jemanden als fit, aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes (vgl. Magiure, 2008, S.1). Maguire (2008) schrieb: „ Fitness is also associated with less tangible qualities: living up to expectations, or looking a certain way “ (ebd., S. 1). Später spricht sie von der Entwicklung von Idealen und ihrer Manifestation in unserer Gesellschaft, sei es durch Werbung, TV oder Magazine: „ Measuring up against images, measuring up against spoken or unspoken standards, measuring up against covers of magazines “ (ebd., S. 2).

2.3 Kommerzialisierung des Körpers

Die neuen Körperideale waren zu Beginn vielleicht noch „unspoken standards“ , sie wurden aber rasend schnell verbreitet in der Gesellschaft. Eine große Rolle spielten hierbei die Unterhaltungsund Werbeindustrie, die dank des strömenden Informationsflusses der neuen Zeit nun in der Lage waren Trends und Standards über die ganze Welt zu verbreiten.

Menschen sind grundsätzlich vorsichtiger und voreingenommener, wenn es um Dinge und Personen geht, die nicht in die Norm passen. Dies war - und ist teilweise auch immer noch - beim Bodybuilding der Fall, wo Menschen eher mit Ekel als mit Bewunderung auf die muskelbepackten Körper schauen.

[...]


1In den folgenden Abschnitten wird das Bodybuilding als ein Teil des Fitnesssports betrachtet und nicht von ihm getrennt.

2Im weiteren Verlauf wird der Begriff „Bodybuilder“ für sowohl männliche als auch weibliche Anhänger des Bodybuildings benutzt. Bei den meisten Untersuchungen werden nur männliche Aspekte behandelt, wenn es spezielle Unterschiede gibt, wird dies gesondert aufgegriffen.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Doping bzw. Gebrauch illegaler Substanzen im freizeitlich betriebenen Bodybuilding. Theorien, Motive und Ursachen
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Institut für Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Kultursoziologie des Körpers und Sports
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
21
Katalognummer
V356921
ISBN (eBook)
9783668428690
ISBN (Buch)
9783668428706
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sport, Doping, Bodybuilding, Medikamentenmissbrauch, Fitness, Fitnessstudio, Sportsucht, Breitensport
Arbeit zitieren
Florent Aradinaj (Autor:in), 2017, Doping bzw. Gebrauch illegaler Substanzen im freizeitlich betriebenen Bodybuilding. Theorien, Motive und Ursachen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356921

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