Die Idee einer internationalen Friedensordnung durchzieht die politische Philosophie schon seit ihren Anfängen. Die Frage, wie eine Staatengemeinschaft organisiert sein muss, um in Frieden miteinander zu leben, ist geprägt von den negativen Erfahrungen von Kriegen und dem süßen Traum vieler Philosophen vom ewigen Frieden.
Unzähliger Denker haben sich in der Vergangenheit mit diesen Fragen beschäftigt, haben Welten erdacht, in denen die Menschen nicht nur mit ihren Mitmenschen, sondern auch mit sich selbst, der Umwelt, ja sogar den Göttern in Frieden leben. Von Augustinus De civitate Dei, Dantes Monarchia, Platons Politeia bis hin zu Abbe Castel de Saint Pierres Projet pour rendre la paix perpetuelle en Europe gab es die verschiedensten philosophischen Ansätze, die vor allem eins gemeinsam hatten: Den Frieden als erstrebenswerte Utopie, jedoch fern jeglicher Realisierungschancen.
Einer der ersten, der auf eine umfassende Utopie verzichtete und eine realisierungsfreundliche Theorie entwickelte, war Immanuel Kant. Seine Schrift Zum ewigen Frieden hob sich von denen seiner Vorgängern ab, da es bei ihm um einen globalen, ebenso zeitlich wie räumlich universalen Frieden geht, der jedoch Konflikte als politisches Mittel gelten lässt. Die von Kant propagierte Lösung liegt in der Schaffung einer internationalen Rechtsordnung nach dem Prinzip eines Völkerbundes, eines losen, friedensstiftenden Zusammenschlusses von Einzelstaaten.
Diese Idee hat die Debatte um eine internationale Friedensordnung in hohem Maße geprägt, und in gewisser Weise wurde seine Idee mit der realen Gründung des Völkerbundes nach dem ersten Weltkrieg sogar in die Tat umgesetzt.
Doch die Geschichte zeigt, dass trotz vieler Schriften, der Idee und Anleitung zur konkreten Umsetzung eines ewigen Friedens nach Kant, und der realen Umsetzung des Völkerbundes, auch die heutige Zeit nicht frei von Kriegen ist. Der Unterschied in der heutigen Zeit ist jedoch von entscheidender Bedeutung. Die heutige Welt ist zunehmend den Prozessen der Globalisierung unterworfen, Länder leben in internationalen Abhängigkeiten und es wurden internationale Organisationen wie die UNO geschaffen, die in gewisser Weise auch Zeichen einer internationalen Rechtsordnung sind. Trotzdem haben es diese internationalen Organisationen nicht geschafft in den Krieg zu verhindern und eine friedvolle Welt zu schaffen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- KANTS IDEE DES VÖLKERBUNDES
- Die republikanische Verfassung als Vorraussetzung für den ewigen Frieden
- Kants Idee der Republik
- Republiken sind friedfertig
- Der Völkerbund zur internationalen Friedenssicherung
- Analogie zwischen Menschen und Staaten
- Völkerbund statt Weltrepublik
- Die republikanische Verfassung als Vorraussetzung für den ewigen Frieden
- HÖFFES IDEE EINER WELTREPUBLIK
- Kritik an Kant
- Relativierung der Friedfertigkeit von Republiken
- Völkerbund ist Widerspruch
- Legitimation durch Limitation: vom Ultraminimalstaat zum Totalitären Staat
- Weltrepublik statt Völkerbund
- Vom Einzelstaat zum Weltstaat
- Weltrepublik als Minimalstaat
- Kritik an Kant
- KRITIK AN HÖFFE
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Konzepte von Immanuel Kant und Otfried Höffe zur internationalen Friedensordnung zu vergleichen und deren Realitätsgehalt zu analysieren. Dabei werden die Unterschiede in ihren Ansätzen herausgearbeitet und die Frage gestellt, ob Höffes Idee einer Weltrepublik gegenüber Kants Konzept eines Völkerbundes eine realistischere Lösung für die Schaffung eines dauerhaften Friedens bietet.
- Die republikanische Verfassung als Voraussetzung für den ewigen Frieden
- Der Völkerbund als Instrument zur Friedenssicherung
- Kritik an Kants Konzept des Völkerbundes
- Höffes Idee einer Weltrepublik als Alternative
- Realisierungschancen und Herausforderungen für die internationale Friedensordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der internationalen Friedensordnung ein und stellt die historische und philosophische Relevanz des Themas dar. Sie beleuchtet die Entwicklung von Friedensideen von der Antike bis zur Neuzeit und zeigt die Bedeutung von Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ für die heutige Debatte um eine internationale Rechtsordnung auf.
Kants Idee des Völkerbundes: Dieses Kapitel analysiert Kants Konzept des Völkerbundes als Instrument zur internationalen Friedenssicherung. Dabei wird insbesondere Kants Idee der republikanischen Verfassung als Voraussetzung für den ewigen Frieden behandelt und die Beziehung zwischen individueller Freiheit und staatlicher Ordnung in Kants System beleuchtet.
Höffes Idee einer Weltrepublik: Dieses Kapitel befasst sich mit Otfried Höffes Kritik an Kants Konzept des Völkerbundes und seiner eigenen Vision einer Weltrepublik. Es werden die Gründe für Höffes Skepsis gegenüber dem Völkerbundmodell sowie seine Argumente für die Notwendigkeit einer weltumspannenden Rechtsordnung dargestellt.
Kritik an Höffe: Dieses Kapitel widmet sich einer kritischen Auseinandersetzung mit Höffes Idee der Weltrepublik. Es werden mögliche Einwände gegen Höffes Konzept erörtert und die Frage nach den Realisierungsmöglichkeiten einer Weltrepublik in der heutigen Zeit gestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen und Konzepten der politischen Philosophie, insbesondere mit der Frage nach der Gestaltung einer internationalen Friedensordnung. Im Mittelpunkt stehen die Theorien von Immanuel Kant und Otfried Höffe, die sich mit der Rolle der Republik, des Völkerbundes und der Weltrepublik für die Schaffung eines dauerhaften Friedens auseinandersetzen. Weitere wichtige Schlüsselwörter sind: Republik, Völkerrecht, Weltrepublik, Gewalt, Frieden, Rechtsstaatlichkeit, Globalisierung.
- Quote paper
- Hana Gunkel (Author), 2005, Höffes Idee einer internationalen Rechtsordnung im Anschluss an Kants Friedensschrift, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35722