„Im Netz hat’s gefunkt. Jetzt zeig mir Dein Gesicht“, so hieß das Thema der Talkmasterin Bärbel Schäfer am 8. Dezember 2000. Mit einer hohen Zuschauerzahl verwies die Sendung auf den starken Popularisierungsschub, „den das Internet als Medium zur Kontaktfindung in den letzten Jahren erfahren hat“ . Es wird das Interesse an der medialen Präsentation dokumentiert, wobei besonders die sonst so privat gehaltenen Bereiche von Partnerschaft, Liebe und Sexualität im Mittelpunkt stehen. Der Kultursoziologe Jo Reichertz stellt die Theorie auf, dass das Thema der authentischen Partnersuche jeden betreffe und deshalb als Medienthema besonders geeignet sei: „Die Mehrzahl der Leser von Kontaktanzeigen (...) ist keineswegs nur an Kontakten zu den Inserenten interessiert, sondern (...) vor allem an der Lektüre dieser authentischen, aber dennoch literarischen Kaleidoskops von Glück und Leid, von Hoffnungen und Enttäuschungen (...), dieser Versprechungen auf Wohlstand und sexuelle Erfüllung.“
Ein weiterer Schwerpunkt der Talkshow war die mediale Aufmerksamkeit, die das Internet in der jüngsten Vergangenheit auf sich gezogen hat. Renommierte Zeitschriften trugen Schlagzeilen wie „Ein Drittel der Deutschen Internetnutzer treibt sich regelmäßig auf Sex- und Erotikseiten herum“ , oder „300.000 Deutsche sind chat-süchtig“, was auf starke Veränderung im zwischenmenschlichen Bereich der Internetnutzer/Innen aufmerksam macht. Eine AOL-Studie mit 1498 geführten Telefoninterviews ergab, dass „8,9 Millionen Deutsche das Internet regelmäßig für die Kontaktsuche“ nutzen und „insgesamt 32,3 Millionen Deutsche (...) dem Flirten und der Beziehungsanbahnung im Internet positiv gegenüber“ stehen.
Auf Grund dieses erstaunlich hohen Interesses stellen sich einem Fragen, wie: „Was sind Chats?“, „Wer ‚besucht’ diese oft sexualbezogenen Chats und warum?“ und „Wie funktioniert Chat überhaupt?“.
Diesen Fragen möchte ich in vorliegender Arbeit nachgehen. Mein Ziel ist es, sowohl die Fragen in ausführlicher und nachvollziehbarer Form zu beantworten, als auch den Leser zum Nachdenken oder sogar zu weiteren Recherchen zu bringen.
Inhaltsverzeichnis
- Mediale Mythenbildung
- Der sexualbezogene Chat
- Was ist ein Chat
- Bist du m oder w
- „Implizit und explizit sexualbezogene Chat-Channels”
- These 1: „Auf implizit sexualbezogenen Channeln werden sexualbezogene Aussagen öfter geahndet als auf explizit sexualbezogenen Channeln.“
- These 2: „Die kategorisierten sexualbezogenen Aussagen lassen sich hinsichtlich des in ihnen jeweils zum Ausdruck kommenden Konzepts von Sexualität den bekannten sexualpädagogischen Ansätzen zuordnen.“
- Welche Details müssen beim Chatten beachtet werden
- Chattiquette
- Technische Voraussetzungen
- Befehle
- Geschwindigkeit
- Schriftsprache
- Identität und Anonymität
- Sexuelle Interaktionen
- Warum sucht man Kontakte im Chat
- Mythenbildung und Realität der Online-Kommunikation
- Der sexualbezogene Chat als Form der Interaktion
- Soziale Normen und Interaktionsmuster im Chat
- Die Rolle von Anonymität und Identität im Chat
- Motivationen für die Nutzung von Chats
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema der computervermittelten Kommunikation, insbesondere mit dem sexualbezogenen Chat. Das Ziel ist es, die Funktionsweise von Chats zu erläutern und Fragen nach den Nutzergruppen und den Beweggründen für die Nutzung sexualbezogener Chats zu beantworten. Darüber hinaus soll der Text den Leser anregen, über die Rolle und Bedeutung des Chats in der heutigen Gesellschaft nachzudenken.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die mediale Mythenbildung rund um das Internet als Plattform für Partnersuche und sexuelle Begegnungen. Es wird der starke Popularisierungsschub des Internets in den späten 1990er Jahren und die damit einhergehende mediale Aufmerksamkeit für das Thema der Online-Kontakte diskutiert.
Das zweite Kapitel widmet sich dem sexualbezogenen Chat. Es werden verschiedene Chattypen vorgestellt und die Besonderheiten der Online-Kommunikation im Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation erläutert. Die Geschlechterverteilung unter den Chatnutzern wird beleuchtet und die Rolle von Anonymität und Identität im Chat wird genauer betrachtet.
Der Abschnitt 2.3 behandelt die Unterscheidung zwischen implizit und explizit sexualbezogenen Chat-Channeln. Zwei Hypothesen zum Umgang mit sexualbezogenen Aussagen auf diesen Channeln werden vorgestellt, die auf einer Studie von Becher und Schestag basieren.
Im weiteren Verlauf des Kapitels wird die Chattiquette, die technischen Voraussetzungen und die Besonderheiten der Schriftsprache im Chat behandelt. Abschließend werden die Beweggründe für die Nutzung von Chats beleuchtet.
Schlüsselwörter
Computervermittelte Kommunikation, sexualbezogener Chat, IRC-Channels, Anonymität, Identität, Online-Interaktion, Mythenbildung, Medienspezifische Kommunikation, Soziale Normen, Sexualität im Internet, Chattiquette.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Busch (Autor:in), 2004, Mediale Befriedigung. Auf der Suche nach Liebe, Sex und Konversation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35762