Multitasking ist in der heutigen Arbeitswelt ein Alltagsphänomen geworden. Sei es der Büroangestellte, der gleichzeitig telefoniert und Emails beantwortet, die Krankenschwester, die Patienten aufnimmt und nebenher Pillen austeilt oder die Hausfrau, die, während sie ihre Kinder anzieht, Kaffee trinkt und einen Artikel in der Tageszeitung liest. Auch vor dem Alltag der Kinder und Jugendlichen wird nicht Halt gemacht. Hier werden neben dem Lernen Videos gestreamt und natürlich muss man auch in den sozialen Netzwerken jederzeit den Überblick haben. Für die allermeisten Leute ist Multitasking heutzutage nichts mehr Außergewöhnliches. Vielmehr liegt die Besonderheit nun im „Single-Tasking“, welches nach und nach verlernt wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Begriffsdefinierung Multitasking
1.2 Multitasking am Arbeitsplatz
1.3 Ziel der Arbeit
2. Theoretische Hintergründe
2.1Aufmerksamkeit
2.2 Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis
2.3 Einflussdimensionen
2.4 Theoretische Ansätze der Mehrfachaufgabenperformanz
2.4.1 Ein-Kanal-Theorie
2.4.2 Theorien zentraler Kapazitäten
2.4.3 Modulare Theorien
2.4.4 Synthesetheorien
3. Empirische Studien
3.1 Effizienz
3.1.1 Aufmerksamkeit im Straßenverkehr
3.1.2 Geschlechterspezifische Multitaskingfähigkeit
3.1.3 Multitasking bei Kindern
3.2 Multitasking im Beruf.
3.2.1 Multitasking in Pflegeberufen
3.2.2 Multitasking im Büro
4. Folgen des Multitasking
4.1 Wirtschaftliche Aspekte
4.1.1 Geschwächte Produktivität
4.1.2 Wirtschaftliche Aspekte
4.2 Lernschwächen auf zellularer Ebene
4.3 Mögliche Aufmerksamkeitsstörung durch Multitasking
4.4 Zusammenfassung
5. Kritische Diskussion
5.1 Kritische Betrachtung des eigenen Vorgehens
5.2 Beantwortung der Leitfragen
5.3 Empfehlungen für die Praxis
5.4 Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
ADT - Attention Deficit Trait
1. Einleitung
Multitasking ist in der heutigen Arbeitswelt ein Alltagsphänomen geworden. Sei es der Büroangestellte, der gleichzeitig telefoniert und Emails beantwortet, die Krankenschwester, die Patienten aufnimmt und nebenher Pillen austeilt oder die Hausfrau, die, während sie ihre Kinder anzieht, Kaffee trinkt und einen Artikel in der Tageszeitung liest. Auch vor dem Alltag der Kinder und Jugendlichen wird nicht Halt gemacht. Hier werden neben dem Lernen Videos gestreamt und natürlich muss man auch in den sozialen Netzwerken jederzeit den Überblick haben. Für die allermeisten Leute ist Multitasking heutzutage nichts mehr Außergewöhnliches. Vielmehr liegt die Besonderheit nun im „Single-Tasking“, welches nach und nach verlernt wird.
1.1 Begriffsdefinierung Multitasking
Zu dem Begriff Multitasking gibt es verschiedene Definitionen. So wird Multitasking laut Freude und Ullsperger mit einem hohen Leistungspotenzial innerhalb moderner Berufe verstanden. Außerdem wird es mit einem hohem Leistungspotenzial assoziiert. Der Begriff „Multitasking“ stammt jedoch ursprünglich aus der Informatik. Es besteht die Theorie, dass ein Rechnerbetriebssystem einen Mehrprozessbetrieb ausführt. Wird der Begriff auf den Menschen übertragen, so beschreibt er die Fähigkeit, mehrere Aufgaben zur selben Zeit auszuführen so Niels Taatgen und Lee. Das UNB Writing Center bezeichnet das Phänomen als eine produktive Fähigkeit des neuen Jahrhunderts und verspricht damit eine produktivere und effizientere Arbeitsweise mit vielen Vorteilen.1
Stellen wir uns vor, dass wir den wöchentlichen Einkauf erledigen, nebenher telefonieren und die Kinder nach Süßigkeiten quengeln. Dieses Szenario würde die meisten überfordern und nervlich auf die Palme bringen.
Auch Computer nutzen dafür einen einfachen Trick. Statt mehrere Aufgaben parallel zu verarbeiten, springt das System in Windeseile von Aufgabe zu Aufgabe.
Ein beliebtes Beispiel für Multitasking ist das Großraumbüro. Man kommt zur Arbeit, trinkt Kaffee, überprüft nebenher seine Emails, führt die ersten Telefonate des Tages und schon steht bereits der Kollege da und benötigt Informationen. All diese Aufgaben auf einmal bewältigen zu können, dafür steht der BegriffMultitasking.
Eine präzisere Definition liefert Salvucci (2005), der damit die Fähigkeit beschreibt, „mehrere Aufgaben oder Unteraufgaben-Komponenten einer größeren, komplexeren Aufgabe zu vereinen, zu integrieren, und auszuführen“.2 Zusammenfassend ist zu sagen, dass im Multitasking immer mehrere Aufgaben zeitgleich behandelt werden. Es ist nicht genau festzustellen, ob die Aufgaben synchron oder nacheinander abgearbeitet werden. Jedoch ist festzuhalten, dass mehrere Aufgaben in einem engen Zeitfenster erledigt werden. Hierdurch entsteht die Illusion des Multitaskings. Es ist als würde man Tischtennis mit mehreren Bällen spielen.
1.2 Multitasking am Arbeitsplatz
Durch die stetig innovativeren Kommunikationstechnologien werden die Menschen immer höherem Druck ausgesetzt. Smartphones und Tabletts gehören heute schon fast zur Grundausstattung eines jeden Menschen. Doch wie in den meisten Fällen hat jede Medaille zwei Seiten. Natürlich ist es praktisch, sich bei Bedarf mit neuen Informationen zu versorgen und in Kontakt mit Kollegen, Freunden und Familie zu bleiben. Jedoch führt dies zu einer Tendenz in Richtung Multitasking. Dies wird von vielen Arbeitgebern heutzutage schon eingefordert. Mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, um somit noch mehr Arbeit in kürzerer Zeit zu verrichten, wird nicht mehr nur von den Arbeitgebern verlangt, sondern durch den steigenden Konkurrenzdruck der Globalisierung schon fast zum Pflichtprogramm. Durch den erhöhten Informationsfluss, der in der heutigen Gesellschaft von Bedeutung ist, sind nicht wenige Menschen stetig wachsendem Stress ausgesetzt. Sie sind nicht mehr in der Lage, die enorme Flut an Informationen zu verarbeiten. Einigen Menschen wird dies zum Verhängnis und sie erkranken. Dabei ist das Problem mit dem Multitasken und den zu erwartenden Folgen nicht nur auf den gewöhnlichen Großraummitarbeiter anzuwenden. Ein Psychotherapeut namens Edward Hallowell diagnostiziert zunehmen das "Attention Deficit Trait" kurz ADT. Eine Konzentrationsschwäche die zunehmen bei Managern auftritt.3
1.3 Ziel der Arbeit
In den nachfolgenden Kapiteln sollen die psychologischen Konstrukte in Bezug auf Multitasking erläutert werden. Zunächst die theoretischen Hintergründe zur Aufmerksamkeit und später auch die der geteilten Aufmerksamkeit. Dann werden die theoretischen Grundlagen zum Arbeitsgedächtnis aufgezeigt und die Einflussdimensionen für die geteilte Aufmerksamkeit erläutert. Im Anschluss folgen die theoretischen Grundlagen und Erkenntnisse zum Thema Mehrfachaufgabenperformanz. Anschließend folgen in Kapitel 3 einige Studien um das Thema Multitasking anhand seiner Effizienz zu bewerten. In Kapitel 4 werden die Folgen des Multitaskings thematisiert. Weiter erfolgt in Kapitel 5 eine kritische Auseinandersetzung mit dem Vorgehen, gefolgt von der Beantwortung der Fragen zur Thematik. Zum Schluss wird versucht, Handlungsempfehlungen zu geben, ob und wie Multitasking in der heutigen Arbeitswelt erstrebenswert ist oder ob man sich lieber davon distanzieren sollte und zurück zum „Single-Tasking“ oder sequentiellen Arbeiten kommen sollte.
2. Theoretische Hintergründe
2.1Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit bedeutet, aus einer Vielzahl von Informationen und Reizen eine Auswahl zu treffen, welcher wir uns näher zuwenden. Wir fokussieren uns also auf einen Reiz. Zu erwähnen wäre hier die perzeptive Selektion (Fokussierung auf einen Aufmerksamkeitsinhalt) sowie die handlungssteuernde Selektion. Bei der
handlungssteuernden Selektion geht es darum, sein Aufmerksamkeitssystem so zu kalibrieren, dass eine Absicht effektiv verarbeitet werden kann.4 Da der Mensch nicht fähig ist, alle Reize aus seiner Umwelt zu verarbeiten, erleichtert er die Wahrnehmungsprozesse durch Ordnungsprinzipien. Natürlich handelt es sich um eine oberflächliche Strategie (da man sich Regeln aufbaut), jedoch ist diese notwendig, um unser System nicht zu überlasten. Durch intuitives Verhalten (Automatisierung) sind wir in der Lage, Dinge auszuführen, ohne dabei kognitive Ressourcen zu nutzten. Dieses Verhalten kann jedoch auch gefährlich werden, da sich die Fehlerquote hierbei erhöht.5
2.2 Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis
Im Kurzzeitgedächtnis oder auch Arbeitsgedächtnis genannt, werden unter anderem Informationen aufrechterhalten. Dieser Vorgang nennt sich Retentionsintervall. Aufgrund von umfassenden Untersuchungen wird vermutet, dass Informationen ungefähr zwanzig Sekunden im menschlichen Gehirn gespeichert werden. Dabei werden die Informationen von unserem kognitiven System nicht nur gespeichert, sondern auch in verschiedene Informationen transformiert (auditorisch, visuell usw.). Es handelt sich beim Kurzzeitgedächtnis also nicht um ein reines Speichermedium, da die Informationen auch manipuliert und transformiert werden können, wird es daher auch Arbeitsgedächtnis genannt. Man kann es im Großen und Ganzen mit dem Arbeitsspeicher eines Computers vergleichen.6 Baddeley geht davon aus, dass es zwei Systeme zur kurzfristigen Speicherung gibt. Das erste System ist die phonologische Schleife. Hier werden sprachliche Informationen gespeichert und transformiert. Das zweite System ist der räumlich-visuelle Notizblock, worauf visuelle Wahrnehmungen gespeichert werden. Abrufbar ist dieser durch die innere bildliche Vorstellung. Dies benötigt jedoch eine starke ortsbasierte Aufmerksamkeit. Dies lässt sich leicht nachvollziehen, in dem man die Augen schließt und sich etwas bildhaft vorstellt. Umso mehr man abgelenkt wird, umso detailarmer wird das innere Bild.
Gesteuert werden die Systeme durch die zentrale Exekutive, die alle Arbeitsgedächtnisprozesse einleitet und koordiniert. Außerdem steuert sie die Aufmerksamkeitsprozesse sowie die Verbindung zum Langzeitgedächtnis.7
2.3 Einflussdimensionen
Nun versuchen wir unsere Aufmerksamkeit nicht mehr nur auf einen Reiz oder eine Tätigkeit zu fokussieren, sondern auf mehrere Tätigkeiten/Reize aufzuteilen.
Die Fähigkeit der Mehrfachaufgabenperformanz (oder auch Multitasking genannt) wird von drei verschiedenen Faktoren beeinflusst. Diese Dimensionen sollen hier anhand von einigen Beispielen erläutert werden.
Als erstes beleuchten wir die Aufgabenähnlichkeit. Sowohl bei der Ein-Kanal-Theorie als auch bei den Theorien zentraler Kapazitäten ist man sich hier einig. Umso ähnlicher die Aufgaben sind, umso schwieriger wird es, sie parallel zu erledigen. Ein Buch zu lesen (visueller Reiz) und nebenher Musik von einer CD zu lauschen (akustischer Reiz) mag für viele eine vertraute Situation sein. Wird aus der Musik jedoch ein Hörspiel, fällt es den meisten Menschen sehr schwer, alles richtig verarbeiten zu können, da hier die Aufgaben zu ähnlich werden.
Ein weiterer Faktor ist die Übung. Je gewohnter es für uns ist, Multitasking anzuwenden, (in Kombination mit einer motorischen Aufgabe) umso mehr schafft man es, seine Aufmerksamkeit zu teilen. Ein beliebtes Beispiel ist das Autofahren. Nebensächliche Tätigkeiten wie schalten, beschleunigen oder kuppeln benötigen fast keine Ressourcen mehr. Hier ist man dann in der Lage, seine Aufmerksamkeit voll auf den Verkehr zu richten. Lässt man sich jedoch von einem „falschen“ Reiz (z.B. einem klingelnden Handy) ablenken, ist man unter Umständen nicht mehr rechtzeitig in der Lage, auf neue Gefahren richtig und schnell zu reagieren.
Der letzte Faktor ist die Aufgabenschwierigkeit. Einige Aufgaben erfordern einfach mehr Ressourcen als andere. Einfache Aufgaben lassen sich in allen Theorien, außer in der „Ein-Kanal-Theorie“, gleichzeitig erledigen. Umso schwere die Aufgabe nun wird, umso mehr Ressourcen werden benötigt und das natürliche Limit wird schneller erreicht. Zum Beispiel trinken wir einen Tee, süßen ihn nach und unterhalten uns nett mit einem Bekannten. Versuchen wir jedoch neben dem Autofahren auf dem Handy eine Partie Schach zu spielen, so wird dies mit großer Wahrscheinlichkeit ein böses Ende nehmen. Wir würden den Verkehr aus den Augen verlieren und höchstwahrscheinlich wäre ein Autounfall die Folge.8
2.4 Theoretische Ansätze der Mehrfachaufgabenperformanz
2.4.1 Ein-Kanal-Theorie
Die Vertreter der Ein-Kanal-Theorie gehen davon aus, dass die Informationsverarbeitung über einen zentralen Kanal verfügt (der sog. kognitive Flaschenhals). Dieser kann demnach nur eine Aufgabe zum selben Zeitpunkt erledigen. Gibt es eine zweite Aufgabe, die um die Verarbeitung mit der ersten konkurriert, kommt es zu einem Engpass. Dieser Engpass hemmt die Reaktion auf die zweite Aufgabe.9 Es bleibt nichts anderes übrig, als zwischen den Aufgaben hin und her zu springen. Ein Beispiel wäre eine einspurige Straße, die mit einer Ampel geregelt wird. Natürlich kann die Fahrbahn immer nur von einer Seite befahren werden. Haben die Fahrzeuge, die von rechts kommen, grün, müssen die Fahrzeuge, die von links kommen, anhalten und anders herum. Die Ampel regelt, welches Fahrzeug Vorrang hat und welches warten muss.10 Dies wird auch durch eine Studie von Sjikumar, Morris & Korte bestätigt. In der Studie wurde gezeigt, dass durch die Ablenkung auf zellulärer Ebene die beiden Informationen anfangen um das benötigte Protein zur Verfestigung zu konkurrieren.11
2.4.2 Theorien zentraler Kapazitäten
Die Anhänger der Theorien der zentralen Kapazitäten gehen davon aus, dass es einen zentralen Kanal gibt, der limitiert ist. Er kann für verschiedene Aufgaben genutzt werden, z. B. lesen (visueller Reiz) und nebenher Radio hören (auditiver Reiz). Schwieriger wird es, wenn man telefoniert und nebenher versucht einer spannenden Dokumentation im Fernseher zu folgen.
Bei einfachen Aufgaben besteht die Möglichkeit, dass mehrere Reize parallel verarbeiten werden. Wird das Limit der Kapazitäten erreicht, sei es durch viele einfache Reize oder auch nur zwei schwere Aufgaben, so muss selektiert werden, welche Aufgabe nun vorrangig bearbeitet wird. Der determinierende Faktor stellt hier die Aufgabenschwierigkeit dar12. Außerdem wird davon ausgegangen, dass ein Filter existiert, welcher die Aufgaben durchlässt und selektiert. Der Unterschied gegenüber der Ein-Kanal-Theorie besteht ganz klar in der zeitgleichen Aufgabenbearbeitung. Die Fähigkeit zum Multitasking wird hier zwar als gegeben angesehen, jedoch nur bis zu dem Punkt, an dem die zentralen Ressourcen voll ausgelastet sind. Automatisierte
[...]
1 Vgl. Weißbecker-Klaus,X.:2014, S. 7
2 Kiefer,J. Urbas,L.: 2015, S. 3
3 Vgl. Voß, O.: 2009.
4 Vgl. Orth,H.: 2013, S. 75.
5 Vgl. Orth,H.: 2013, S. 76.
6 Vgl. Winke-Fischer,S.: 2013, S. 19 f.
7 Vgl. Winke-Fischer,S.: 2013, S. 20 f.
8 Vgl. Orth,H.: 2013, S. 87.
9 Vgl. Weißbecker-Klaus,X.:2014, S. 8 f.
10 Vgl. Orth,H.: 2013, S. 88.
11 Vgl. Stangl.W: 2016.
12 Vgl. Orth, H.: 2013, S. 88.
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