Die Kinder-KZs Uckermark und Moringen


Seminararbeit, 2005

16 Seiten, Note: A


Leseprobe


INHALT

1 Einführung

2 Jugendschutzlager Uckermark
2.1 KZ Ravensbrück
2.2 Jugendschutzlager Uckermark
2.2.1 Mädchenkonzentrationslager Uckermark (1942-1945)
2.2.2 Vernichtungslager Uckermark (1945)
2.3 Häftlinge in Ravensbrück
2.4 Aufarbeitung

3 Jugendschutzlager Moringen
3.1 Werkhaus Moringen
3.2 Jugendschutzlager Moringen
3.2.1 Tagesablauf in Moringen
3.3 Aufarbeitung

4 Literaturverzeichnis

1 Einführung

Jugendschutzlager waren diejenigen Konzentrationslager, welche die Nationalsozialisten zur Internierung widerständiger oder auffälliger Jugendlicher und auch Kinder nutzten. Nicht die Jugendlichen im Lager sollten geschützt werden, sondern die Jugendlichen der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft sollten vor den Inhaftierten geschützt werden. Es gab insgesamt drei Lager dieser Kategorie und fünf Außenlager. Die drei Hauptlager waren Uckermark für weibliche Jugendliche, Moringen für männliche Jugendliche und Lodz Das so genannte Polen- Jugendverwahrlager Litzmannstadt für polnische Kinder und Jugendliche.1

Um die Einrichtung der Lager Moringen (1940) und Uckermark (1942) zu ermöglichen, schuf man sich ein Instrumentarium an Gesetzen, Verordnungen und Erlassen, das die willkürliche Einweisung von Jugendlichen in diese Lager ermöglicht hat. Wichtigster Erlass in diesem Zusammenhang war der Grunderlass zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung von 1937: "Als asozial gilt, wer durch gemeinschaftswidriges, wenn auch nicht verbrecherisches Verhalten zeigt, dass er sich nicht in die Gemeinschaft einfügen, [...] sich der in einem nationalsozialistischen Staate selbstverständlichen Ordnung nicht fügen will."2

Die Zusammenarbeit von Kriminalpolizei, Fürsorgesystem und SS machten die Stigmatisierung der Mädchen und jungen Frauen als Asoziale und Kriminelle und ihre Einweisung ins Lager möglich.

Die Gründe für eine Einweisung in die Jugend-KZ waren vielschichtig:

- die Verweigerung des Dienstes bei HJ oder dem »Bund Deutscher Mädel« (BDM) bzw. der Ausschluss aus einer der Organisationen,
- so genannte Arbeitsverweigerung, »Arbeitsbummelei« oder Sabotage,
- so genannte Unerziehbarkeit, Renitenz oder Kriminalität,
- »Sippenhaft«, zum Beispiel bei politischen Vergehen der Eltern,
- die Zugehörigkeit zur »Swing-Jugend«,
- Homosexualität und »sittliche oder sexuelle Verwahrlosung«,
- eugenische Gründe (Behinderte, psychisch Kranke),
- religiöse Gründe(Zeugen Jehovas),
- rassistische Gründe (Juden, Sinti und Roma),
- »Rassenschande«,
- oppositionelles Verhalten und Widerstand.3

Die Lager unterstanden dem Reichssicherheitshauptamt und dienten offiziell der "Jugendfürsorge", wie auch kriminalpolizeilichen Maßnahmen. Die Jugendlichen wurden durch "Rassenhygienische und Bevölkerungsbiologische Forschungsstelle" nach rassische beziehungsweise "kriminalbiologischen" Merkmalen und deren "Entwicklungs- oder Erziehungsfähigkeit" begutachtet. Danach wurde entschieden, welche Zwangsmaßnahmen gegen sie angewendet werden sollten.4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Mädchenlager "Uckermark" wurde im Juni 1942 in unmittelbarer Nähe des Frauenkonzentrationslager Ravensbrück eingerichtet. Hier wurden über 1.000 junge Frauen und Mädchen interniert. Die Hintergründe waren ähnlich wie die in Moringen, hinzu kamen Einweisungen durch die Kriminalpolizei wegen "sexueller Abweichungen". Es wurden auch einige Partisaninnen eingesperrt. Im Januar 1945 wurde das Lager für den Massenmord an den Frauen aus Ravensbrück zu einem Vernichtungslager umgestaltet.5

Das Jungenlager im "Werkhaus" in Moringen wurde auf Anregung von Heydrich als erstes Lager dieser Art im Juni 1940 eingerichtet. Dort wurden mindestens 1.400 Jugendliche eingesperrt; sie wurden nach Selektion in verschiedenen Blöcken untergebracht. Mindestens 89 von ihnen haben die Nazis ermordet. Moringen wurde im April 1945 befreit.

Das KZ Litzmannstadt (àódĨ) diente der Verwahrung und Misshandlung polnischer Kinder und Jugendliche. Es wurde im Oktober 1942 offiziell eröffnet. Die Altersgruppe umfasste ursprünglich 12-16jährige; im Januar 1943 wurde das Alter auf 8 Jahre heruntergesetzt und kaum später wurde ein Block für Kleinkinder über 2 Jahre eingerichtet. Neben widerständigen oder abweichenden Jugendlichen wurden hier besonders Kinder eingepfercht, deren Eltern zur Zwangsarbeit verschleppt wurden. Befreit wurde das Lager am 18. Januar 1945.

Zur Unterdrückung von abweichenden Jugendlichen hatten die Nazis noch weitere Anstalten, Arbeitslager und Jugendgefängnisse eingerichtet. Volljährige Insassen wurden häufig in andere KZ verbracht. Die Kinder und Jugendlichen, die die Nazis aus rassistischen Gründen verfolgten, wurden mit Erwachsenen in Konzentrationsund Vernichtungslagern eingesperrt und getötet.

Jugendschutzlager waren spezielle Konzentrationslager für Jugendliche. Die Einweisung erfolgte durch Kriminalpolizei und Gestapo; die Haftdauer war unbefristet. Nur eine Minderheit der einmal eingewiesenen Jugendlichen, unter denen sich viele als unerziehbare eingeschätzte ehemalige "Fürsorgezöglinge" befanden, wurde wieder entlassen.6

Die "Jugendschutzlager" wurden erst in den 70er Jahren offiziell als Konzentrationslager anerkannt. Davor wurden sie als Institutionen, die der "Bewahrung schwererziehbarer Jugendlichen" dienten, dem Fürsorgeerziehungssystem zugeordnet.

2 Jugendschutzlager Uckermark

2.1 KZ Ravensbrück

Da das Jugendschutzlager Uckermark durch seine 1,5km weite Entfernung in vielfacher Weise mit dem Frauenlager Ravensbrück verbunden war wird hier nun auch die Geschichte des ursprünglichen Frauen KZs mit einfließen. Das Frauen-KZ Ravensbrück ging als „Hölle der Frauen“ in die Geschichte der NSKonzentrationslager ein.7

Wie man in Graphik 18 erkennen kann, war das Lager etwa 80 km nördlich von Berlin gelegen. Während der nationalsozialistischen Herrschaft existierten insgesamt zehn Lager, in denen Frauen in separaten Abteilungen inhaftiert waren aber Ravensbrück war „das“ zentrale und neben dem in Auschwitz-Birkenau größte Frauenlager des KZ-Systems.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zudem entwickelte sich das KZ Ravensbrück im Laufe der Zeit zu einem regelrechten Lagerkomplex (Bild unten). Dazu gehörten ab 1940 der Industriehof mit den Textilbetrieben der SS-eigenen „Gesellschaft für Textil- und Lederverwertung mbH“ (Texled), ein kleines Männerlager (ab April 1941), Fertigungshallen des Elektrokonzerns Siemens & Halske (ab August 1942) sowie das dazugehörige „Siemenslager“9 (ab Dezember 1944).

[...]


1 Limbächer, 2000.

2 Erlass über die »vorbeugende Verbrechensbekämpfung, 1937.

3 http://www.shoa.de/

4 Amesberger, 2001.

5 Freyberg, 1997.

6 Guse, 1997.

77 Buchmann, 1961

8 http://internetfrauen.w4w.net/page1.html

9 Buchmann, 1961.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Kinder-KZs Uckermark und Moringen
Hochschule
Johannes Kepler Universität Linz  (Sozialgeschichte)
Veranstaltung
Einführung in die Sozialgeschichte
Note
A
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V35873
ISBN (eBook)
9783638356633
Dateigröße
1514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinder-KZs, Uckermark, Moringen, Einführung, Sozialgeschichte
Arbeit zitieren
Elisabeth Luger (Autor:in), 2005, Die Kinder-KZs Uckermark und Moringen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35873

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