Der Titel dieser Arbeit impliziert zunächst zweierlei: Zum einen geht es um die Textsorte Autobiographie, zum anderen soll ebendiese anhand konkreter Einzeltexte auf bestimmte Phänomene in einem festgelegtem Zeitraum syntaktisch untersucht werden. Da sich mit Autobiographien vornehmlich literaturwissenschaftlich beschäftigt wurde, ist es interessant, auch den sprachwissenschaftlichen und –geschichtlichen Aspekt in den Fokus zu rücken. Ziel ist es, zunächst allgemeinsprachliche, textsortenübergreifende Tendenzen der Syntax des 18. Jahrhunderts herauszuarbeiten und die Autobiographien anschließend auf diese ermittelten Tendenzen hin zu untersuchen.
Der der Textanalyse vorangehende Theorieteil beinhaltet einen Überblick über die schriftsprachliche Situation im 17. Und 18. Jahrhundert. Dies stellt gleichzeitig einen Forschungsüberblick über die wichtigsten Arbeiten zur Syntaxgeschichte und –theorie sowie zu syntaktischen Einzelanalysen des Zeitraums dar. Ebenso wird aus diesem Abschnitt hervorgehen, warum es zum Verständnis notwendig ist, das 17. Jahrhundert hier ebenfalls zu betrachten. Hieraus werden sich die konkreten Fragestellungen und Hypothesen für die syntaktische Analyse ergeben.
Anschließend wird die Textsorte Autobiographie theoretisch beleuchtet. Da es vornehmlich literaturwissenschaftliche Forschungsliteratur zu diesem Thema gibt, muss in diesem Fall daran eine erste Orientierung stattfinden. Hierbei geht es darum, die Textsorte Autobiographie zu definieren (und gleichzeitig definitorische Probleme aufzuzeigen). Außerdem wird auf das autobiographische Schreiben speziell im 18. Jahrhundert eingegangen, da die Textsorte Autobiographie wie andere Textsorten auch stets einem geschichtlichen Wandel unterliegen und immer im Kontext der jeweiligen gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Umstände betrachtet werden müssen.
Dabei kann herausgestellt werden, ob die syntaktischen Muster in Autobiographien den allgemeinen Tendenzen der Zeit entsprechen oder ob sie spezifische, eigene Merkmale aufweisen. Außerdem ist zu schauen, wie sich die einzelnen Lebensbeschreibungen im Vergleich verhalten. Da es bisher keine vergleichbare Arbeit gibt, die Autobiographien in dieser Form untersucht hat, kann diese Arbeit hierzu einen Beitrag leisten. Sie schließt sich damit einer Reihe syntaktischer Einzelfallstudien aus dem 18. Jahrhundert an, die zusammengenommen ein Bild des damals vorherrschenden syntaktischen Schriftsprachgebrauchs geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Motivation
- Aufbau der Arbeit
- Zielsetzung
- Theoretische und methodische Grundlagen
- Die schriftsprachliche Situation im 17. und 18. Jahrhundert auf syntaktischer Ebene
- Das 17. Jahrhundert
- Das 18. Jahrhundert
- Zusammenfassung
- Fragestellung
- Methodik
- Hypothesen
- Erkenntnisinteresse und Erkenntniszuwachs
- Zur Textsorte Autobiographie
- Zur Definition und Gattung der Autobiographie
- Autobiographisches Schreiben im 18. Jahrhundert
- Korpus
- Johann Jacob Moser (1768): Lebens=Geschichte Johann Jacob Mosers von ihme selbst beschriben
- Johann Ernst Gotzkowsky (1768): Geschichte eines patriotischen Kaufmanns aus Berlin, Namens J. E. Gotzkofsky, von ihm selbst geschrieben
- Johann Heinrich Jung-Stilling (1789): Henrich Stillings häusliches Leben. Eine wahrhafte Geschichte
- Philipp Ernst Spieß (1794): Lebensumstände des weil. Wohlgebohrnen Herrn Philipp Ernst Spieß, Königl. Preußis. wirkl. von ihm eigenhändig verfaßt
- Johann Samuel Fest (1797): Biographische Nachrichten und Bemerkungen über sich selbst
- Zusammenfassung
- Textanalyse
- Der Ganzsatzumfang
- Das Verhältnis von einfachen und zusammengesetzten Sätzen
- Analyse der zusammengesetzten Sätze
- Strukturelle Gliederung der Satzgefüge
- Anzahl der Nebensätze
- Abhängigkeitsgrade der Nebensätze
- Textbeispiele
- Das häufigste syntaktische Formulierungsmuster: Ein Hauptsatz mit ein bis zwei Nebensätzen
- Einfachsätze
- Besonders umfangreiche Satzgefüge
- Zusammenfassung
- Überprüfung der Hypothesen
- Erklärungsansätze
- Untersuchungsergebnis
- Ausblick auf weitere Forschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der syntaktischen Analyse von Autobiographien aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ziel ist es, anhand ausgewählter Texte die sprachliche Entwicklung und die Besonderheiten der Autobiographie als Textsorte in dieser Zeit zu untersuchen.
- Die sprachliche Situation im 17. und 18. Jahrhundert
- Die Besonderheiten autobiographischen Schreibens im 18. Jahrhundert
- Die syntaktische Struktur von Autobiographien
- Die Bedeutung der Autobiographie als historische Quelle
- Die Wahl und Analyse wenig bekannter autobiographischer Werke
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Motivation, den Aufbau und die Zielsetzung der Arbeit. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen und methodischen Grundlagen. Es beleuchtet die sprachliche Situation im 17. und 18. Jahrhundert, formuliert die Fragestellung, beschreibt die Methodik, erläutert die Hypothesen und behandelt das Erkenntnisinteresse und den Erkenntniszuwachs der Arbeit. Kapitel 3 widmet sich der Textsorte Autobiographie. Es geht auf die Definition und die Gattung der Autobiographie ein und beleuchtet das autobiographische Schreiben im 18. Jahrhundert. Kapitel 4 stellt den Korpus der Arbeit vor. Es umfasst die Lebensbeschreibungen von Johann Jacob Moser, Johann Ernst Gotzkowsky, Johann Heinrich Jung-Stilling, Philipp Ernst Spieß und Johann Samuel Fest. Kapitel 5 analysiert die Texte anhand der Satzstruktur und beleuchtet den Ganzsatzumfang, das Verhältnis von einfachen und zusammengesetzten Sätzen, die strukturelle Gliederung der Satzgefüge, die Anzahl der Nebensätze, die Abhängigkeitsgrade der Nebensätze und die häufigsten syntaktischen Formulierungsmuster. Es werden Textbeispiele und eine Zusammenfassung der Ergebnisse präsentiert. Zudem werden die Hypothesen überprüft und Erklärungsansätze für die gewonnenen Erkenntnisse geliefert. Kapitel 6 fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Kapitel 7 gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfelder.
Schlüsselwörter
Autobiographie, 18. Jahrhundert, Syntax, Satzstruktur, Sprachgeschichte, Literaturwissenschaft, Textsorte, Sprachliche Entwicklung, Lebensbeschreibungen, Historische Quelle, Korpus, Textanalyse, Satzgefüge, Nebensätze, Formulierungsmuster.
- Arbeit zitieren
- M.A. Marina Bierbrauer (Autor:in), 2015, "Biographische Nachrichten und Bemerkungen über sich selbst“. Eine syntaktische Fallstudie zu Autobiographien aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358896