Elisabeth von Thüringen


Seminararbeit, 2017

33 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historischer Kontext (Tobias Pfoser)

3. Das Leben von Elisabeth von Thüringen (Tobias Pfoser)

4. Ehe mit Ludwig von Thüringen (Alexander Gaal)

5. Begeisterung für die Armutsbewegung (Alexander Gaal)

6. Einsatz für die Armen und Kranken (Alexander Gaal)

7. Konrad von Marburg (Alexander Gaal)

8. Abschied des Ehepaares (Alexander Gaal)

9. Leben in Armut (Alexander Gaal)

10. Leben in der Wartburg (Alexander Gaal)

11. Der Tod Elisabeths (Alexander Gaal)

12. Das Ende Konrads (Alexander Gaal)

13. Heiligsprechung der Elisabeth von Thüringen (Tobias Pfoser)

14. Der Reliquienkult Elisabeths und der Deutsche Orden (Tobias Pfoser)

15. Die politische Instrumentalisierung Elisabeths (Tobias Pfoser)

16. Schlusswort

17. Literaturverzeichnis

a. Literatur:

b. Internetquellen

1. Einleitung

Diese Seminararbeit beinhaltet weitgehende Einblicke in diverse Perspektiven in das Leben und Wirken der ungarisch-stämmigen Elisabeth von Thüringen. Als in wohlha­bende Kreise geborene Adelstochter entschied sie sich für ein Leben in Armut und Ka­steiung. Eine zu Lebzeit mit Verachtung und Ablehnung verstandene junge Frau die po­stum heiliggesprochen wurde und von der katholischen Kirche als Sinnbild für Näch­stenliebe als Musterbeispiel instrumentalisiert wurde. Auch werden heute noch - ca.

800 Jahre nach ihrem Tod - zahlreiche Ausstellungen mit ihren Bildern geprägt. Elisa­beths postume Beliebtheit und ihr Personenkult um ihr altruistisches Streben nach Voll­kommenheitverschaffte ihr in Bildungskreisen ewige Berühmtheit. Doch wer war Elisa­beth als Privatperson und in welchem Konnex ist ihr viel gerühmtes Verhalten in psy­choanalytischer Hinsicht zu sehen? Weiters wird ihr obskures Verhältnis zu Konrad von Marburg näher erörtert und vor allem wie ihr Wandel von einer jungen Frau mit allver­sprechender Lebensperspektive zu der verarmten Spitalsschwester und Sklavin vonstat- tenging. Außerdem soll das Kanonisierungsverfahren Elisabeths und die damit an­schließende politische Instrumentalisierung näher betrachtet werden die sowohl die geistliche als auch die weltliche Ebenen vollzogen hat. Durch ihr karitatives und für die katholische Kirche ideales christliches Leben wurde sie als Heilige stilisiert und ihre Be­liebtheit für persönliche machtpolitische Statements herangezogen.

2. Historischer Kontext

Bevor wir genauer auf das Leben und Wirken der Elisabeth von Thüringen eingehen und uns den unterschiedlichen Gesichtspunkten annehmen, will ich einen kurzen histori­schen Kontext herstellen in welcher Zeit und Lage bei Elisabeth von Thüringen bewegen. Das Mittelalter in Europa ist geprägtvon Spannungen zwischen den weltlichen und geistlichen Herrschern. Davon ist auch das 13.Jahrhundert betroffen. Dabei kam es nicht nur zwischen den beiden großen Lagern zu Konflikten, sondern auch innerhalb der ein­zelnen Hierarchien wurden Kämpfe um die Vormachtstellung in Europa ausgetragen, allen voran zwischen dem Kaiser und dem Papst. Neben den Konflikten waren die bei­den Ebenen aber auch eng miteinander verbunden, wodurch der Konflikt nicht leichter zu bewältigen war. Durch die militärischen Auseinandersetzungen wurde speziell die ärmere Bevölkerungsschicht in Mitleidenschaft gezogen. Die Folge war eine enorme Armutswelle, die sich vor allem in den geballten Städten entladen hat. Die Armutsbewe­gung wurde zusätzlich verschärft durch einen steigenden Zuzug der ländlichen Bevölke­rung in die Städte. Zum einen erhofften sie sich dort besser Arbeitsverhältnisse und zum anderen Schutz vor dem Krieg. Neben den kriegsbedingten Krisen kam es auch vermehrt zu Ernteausfällen durch das Wetter verursacht und erhöhte (Kriegs-)Abgaben. Bereits gegen Ende des 12.Jahrhunderts haben sich in Europa religiöse Armutsbewegungen ge­bildet und langsam etabliert. Diese Bewegungen wurden vor allem von religiösen Or­densgemeinschaften getragen, die vom Papst genehmigt und unterstützt worden sind und teilweise auch aus den Armutsbewegungen selbst heraus entstanden sind, wie zum Beispiel die Franziskaner und die Dominikaner.

3. Das Leben von Elisabeth von Thüringen

In diesem Kapitel möchte ich der Vollständigkeitshalber das Leben der Elisabeth von Thüringen zusammenfassend vorstellen, damit aufbauend auf diese kurze Biografie die nachfolgenden Punkte und Fragestellungen besser bearbeitet werden können.

Elisabeth von Thüringen entstammt der Ehe des ungarischen Königs Andreas II. mit Gertrud von Andechs und wurde 1207 in Preßburg, damals Ungarn und heutiges Bratis­lava in der Slowakei, geboren. Durch ihre hohe adelige Geburt mangelte es Elisabeth an nichts. Das Adelsgeschlecht der Andechs-Meran, aus welchem ihre Mutter stammt, ist im 13.Jahrhundert eine sehr einflussreiche deutsche Fürstenfamilie in Mitteleuropa. Durch ihre Stellung als ungarische Königstochter spielte Elisabeth schon als Kleinkind eine po­litische Rolle und wurde mit einem Jahr an den ältesten Sohn des thüringischen Land­grafen Hermann von Thüringen versprochen. Solche frühen Heiratsversprechungen wa­ren durchaus üblich und dienten der Machtsicherung und Machtausweitung derAdels- familien in Europa. Auch in der österreichischen Geschichte der Habsburger spielt die Heiratspolitik eine äußerst wichtige Rolle. Mit vier Jahren, im Jahr 1211, wird sie dann zu ihrer zukünftigen Familie nach Thüringen geschickt um dort aufzuwachsen und sich einzuleben. Bevor Elisabeth in der Wartburg aufwuchs, lebte sie mit ihrem zukünftigen Ehemann und seiner Familie in ihrer Residenz in Eisenach. Diese Sitte wurde innerhalb der Adelsfamilien bis in die Neuzeit praktiziert. Neben einem großen Gefolge bekommt Elisabeth eine reiche Mitgift für die anstehende Hochzeit mit. Ihr Wert als Mensch wur­de dadurch mit einem gewissen Geldwert gegengerechnet und festgelegt. 1213 wird Elisabeths Mutter bei einem Aufstand in Ungarn ermordet, es ist aber nicht bekannt ob sie von diesem Ereignis Bericht erhalten hat. Ein weiterer Schicksalsschlag ereilt Elisa­beth mit ihren jungen Jahren, ihrversprochener Ehemann Hermann von Thüringen starb 1216. Nur ein paar Monate später starb auch dessen Vater und Elisabeths Stiefva­ter LandgrafHermann von Thüringen. Durch den Tod dieser Personen wurden die Hei­ratspläne zwischen den beiden Adelsfamilien in Frage gestellt, da vor allem der zweite Teil der Mitgift durch den Tod Elisabeths Mutter ausblieb.1

Eine interessante Frage stellt sich bei Elisabeths versprochenen Ehemann, denn in ein paar Werken wird der spätere Mann an Elisabeths Seite von Beginn an als Ludwig von Thüringen vorgestellt. Die Namensgebung der Kinder im Mittelalter lässt aber darauf schließen, dass Ludwig nicht der erstgeborene Sohn des Landgrafen Hermann von Thü­ringen und somit der „Ersatzmann" für seinen verstorbenen älteren Bruder Hermann von Thüringen war, denn oft wurde der Erstgeborene nach seinem Vater benannt. Auch die Anrede zwischen Elisabeth und Ludwig lässt eher auf ein geschwisterliches Verhält­nis schließen, dass durch ihr Leben in ihrer neuen Familie entstanden ist und nicht auf eine geplante Hochzeit. Außerdem warum sollte man darüber nachdenken Elisabeth nach Ungarn zurückzuschicken, wenn Ludwigs Bruder stirbt und sie nicht in erster Linie mit ihm verlobt war? Auf jeden Fall wird im Anschluss an den Tod Hermann von Thü­ringen Elisabeth mit Ludwig von Thüringen verlobt und bleibt somit im Thüringer Adelsgeschlecht. Ihre frühen Kindheitserfahrungen, die auch später im Libellus von ih­ren Wegbegleiterinnen aufgezeichnet wurden und für die Heiligsprechungvon Bedeu­tung waren, stammen vor allem von Guda. Elisabeth wird als lebhaftes, willensstarkes und einfallsreiches Kind mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und einer besonde­ren Frömmigkeit dargestellt, dass sich schon beim Spielen auf Gott gerichtet hat. Ihre Zuwendung zum Glauben stammt vermutlich aus ihren schlimmen Kindheitserfahrun­gen, wie zum Beispiel den Tod ihrer Mutter und ihrer neuen Familie, und versuchte da­mit Halt in ihrem neuen Leben zu finden.2

Bei einem Aspekt sind sich die Quellen von Elisabeths Leben aber einig und zwar, dass sie dem höfischen Prunk in den Residenzen der Thüringischen Adelsfamilie, wie Eise­nach und später dann der Wartburg, ablehnend gegenüberstand. Als Beispiel hierfür dient die Erzählung, dass Elisabeth auf dem Weg zum Gottesdienst eine goldene Krone, ihrem Stand entsprechend, trägt. Sobald sie in der Kirche Platz genommen hat, nahm sie die Krone ab mit der Begründung nicht mit einer Krone auf dem Haupt vor dem gekreu­zigten Jesus und seiner Dornenkrone sitzen zu wollen. Durch die unterschiedliche Auf- fassungvon Machtdarstellung soll es dadurch zu Konflikten zwischen Elisabeth und ih­rer Stiefmutter, Sophie von Thüringen, gekommen sein. Dieser Konflikt spiegelt sich auch im Rosenwunder wieder, bei welchem sie den Armen heimlich Brot in einem Korb bringen wollte, von ihrer Stiefmutter aber aufgehalten wurde und sich dann beim Auf­decken des Korbes Rosen statt Brot darin befunden haben. Entgegen dieser Theorie steht aber, dass Elisabeth von ihrer Stiefmutter ein Psalterbuch, heute als Elisabethpsal­ter bekannt, geschenkt bekommen hat, was normalerweise den eigenen Töchtern ver­macht wird. Das deutet aber, entgegen der Darstellungen in den späteren Heiligenviten der Elisabeth, eher auf eine innigere Beziehung zwischen den beiden Frauen hin als an­genommen. Nicht nur zwischen Elisabeth und ihrer Stiefmutter kam es zu Meinungsver­schiedenheiten, auch für andere Berater am Hof stellte Elisabeth einen Fremdkörper dar, der durch ihr unkonventionelles Verhalten die Wohlhabenden mit ihrer Selbstin­szenierung in Frage stellte.3

Um der Vollständigkeit Willen mache ich einen kleinen Vorgriff auf die noch kommen­den Kapitel meines Kollegen. Nach dem Tod von Hermann von Thüringen und seinem gleichnamigen Sohn, kam Ludwigvon Thüringen 1218 als Landgraf an die Macht. Entge­gen sie nach Ungarn zurückzuschicken wie es einige Beratervorgeschlagen haben, nimmt Ludwig Elisabeth zur Frau. 1221 wurde die Verbindung zwischen den beiden Menschen und den Adelshäusern in der Heirat auf der Wartburg besiegelt. Elisabeth ist zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt, ihr Gegenüber ist sieben Jahre älter und somit 21. Ab diesem Zeitpunkt darf sich Elisabeth als Landgräfin von Thüringen bezeichnen. Nur ein Jahr danach kommt ihr erstes gemeinsames Kind namens Hermann zur Welt, ein weite­res Jahr später folgt Sophie, die später als Sophie von Brabant und als Stammmutter des landgräflichen Hauses Hessen bekannt wird. Die kirchlichen Reinigungsriten die sich eine Frau unterzieht, nachdem sie einen Säugling zur Welt gebracht hat stellten in der adeligen Gesellschaftsschicht eine besondere Rolle dar. In den deutschen adeligen Krei­sen war es daher sehr üblich mit schönen Kleidern und großer Pracht zur Kirche zu zie­hen. Elisabeth hingegen zog mit einem einfachen Wollkleid, gemeinsam mit ihrem Säug­ling, zu einer entlegenen Kirche die nur durch einen steinigen Weg zu erreichen war. Zusätzlich wurde als Dank an Gott ein Lamm als Opfergabe am Altar dargebracht und Elisabeth folgte diesem Ritus, was als einziges Zeichen einer Frau adeliger Abstammung gewertet werden kann. Ludwig unterstützte seine Ehefrau Elisabeth bei ihren Aktionen, wie zum Beispiel bei der Errichtung eines Hospitals am Fuße der Wartburg mit Geld, dass für 28 Menschen Platz bot.4

Ab 1223 kam der franziskanische Laienbruder Rodeger an den Thüringer Hof und sollte als geistlicher Berater von Elisabeth dienen. Er unterstütze sie in ihren Vorstellungen und machte sie mit den Idealen des Franz von Assisi bekannt, der in Armut, Gehorsam und Keuschheit lebte und dadurch ein frommes Leben forderte. Um ihre Sünden zu rei­nigen trug sie vermutlich ein Bußgewand unter ihrer Hofkleidung. Um den weltlichen Reichtum abzuschwören verschenkte sie immer mehr Schmuck und prunkvolle höfische Kleidung an Arme oder verkaufte sie um mit dem erworbenen Geld wiederum die ärme­re Bevölkerung zu unterstützen. Wie schon im historischen Kontext erwähnt, fiel die karitative Tätigkeitvon Elisabeth in das Aufkommen der Armutsbewegungen von ver­schiedenen christlichen und katholischen Ordensgemeinschaften. Elisabeth verfiel im­mer mehr einer extremeren Ansicht und wendet sich dem radikalen Armutsgedanken zu. 1226 wurde Rodeger durch Konrad von Marburg ersetzt. Mein Kollege wird in einem separaten Kapitel genauer auf Konrad von Marburg, seinen Einfluss auf Elisabeth von Thüringen und ihre Beziehung eingehen, wodurch ich diesen Punkt hier auslassen wer­de.5

Immer mehr geriet sie in Widerspruch zu ihren landgräfischen Verpflichtungen. Sie be­gnügte sich nicht mehr nur Almosen zu geben, sondern auch selbst Dienst an den Armen und Kranken zu verrichten. Diese Tätigkeiten wurden von ihren Beratern am Hof und anderen Adeligen nicht gerne gesehen und als entwürdigende, erniedrigende und schwere Arbeit abgetan. Darunter fällt das Waschen von Verstorbenen, Spinnen von Wolle und die Pflege von Lepra-Kranken in ihrem errichteten Hospital am Fuße der Wartburg 1226. Besondere Zuneigung und Pflege zeigte sie bei kranken und armen Kin­dern. Im Winter 1225/1226 kam es einer Hungersnot und Elisabeth ordnete in Abwe­senheit ihres Mannes, Ludwig von Thüringen, an die Kornkammern und Speicher öffnen zu lassen damit die ärmlichere Bevölkerung ebenfalls genug Nahrung für den Winter bekommen konnte. Durch diese weithin bekannte Hilfsaktion machte sich die Landgrä­fin einen Namen in den Armutsbewegungen des Mittelalters in Europa. Die noch fähig waren für sich selbst zu sorgen, bekamen Arbeitsgeräte und Kleidung um Landwirt­schaft betreiben zu können. Um seiner Frau den Rücken zu stärken heißte Ludwig von Thüringen die Aktion, entgegen der Kritik an seinem Hof, bei seiner Rückkehrvom kai­serlichen Hof in Italien gut.6

Die Zeit um Elisabeth von Thüringen ist von den Kreuzzügen beherrscht. Ihr Vater und ungarischer König Andreas II. hat an einem Kreuzzug teilgenommen undjetzt auch ihr Ehemann Ludwig von Thüringen, der vom Kaiser Friedrich II. eingeladen wurde. Sie ist zur Zeit der Abreise gerade mit dem dritten gemeinsamen Kind schwanger. Im April 1227 macht sich Ludwig auf den Weg und wird von Elisabeth bis zur thüringischen Grenze begleitet. Seit diesem Tag kleidet sich Elisabeth wie eine Witwe um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Im September 1227 stirbt Ludwigvon Thüringen an einer Seu­che in Otranto in Süditalien. Drei Monate nach seinem Tod kommt ihr Kind Getrud auf die Welt. Nach dem Tod ihres Ehemanns hat sie keinen Befürworter mehr auf der Wart­burg und wird von ihrer Schwiegermutter und ihren Beratern unter Druck gesetzt, wor­aufhin sie die Burg mit ihren Kindern und ihren Dienerinnen verlässt und in der ärmli­chen Bevölkerungsschicht Zuflucht sucht. Diese behandeln sie, nachdem was sie alles für sie getan hat, aber so schlecht, dass sie bald weiterziehen muss.7

1228 legt sie vor Konrad von Marburg, ihrem geistlichen Beichtvater, ein Gelübde ab und löst sich dadurch von ihrem früheren Leben als Landgräfin. Ihre Kinder gab sie in ein Kloster, damit sie dort eine gute Ausbildung und Versorgung genießen konnten. Im Sommer 1228 kam Elisabeth nach Marburg, wo sie ein kleines Hospital aus den Resten ihres Witwengeldes errichtete. Dort lebte sie als eine Art Ordensfrau und kümmerte sich um die Kranken. Circa 25 Menschen fanden Platz in dem Hospital und doch wurde es ein Vorreiter für das Krankenhauswesen in Deutschland in den folgenden Jahrhunderten.

Sie dient in dem Hospital bis zu ihrem Tod durch eine Krankheit. Kurz vor ihrem Tod bittet sie Konrad von Marburg um die Aufteilung ihres Besitzes an die Armen und die Bestattung in der Kutte die Franz von Assisi ihr persönlich geschickt hatte. Im November 1231 stirbt Elisabeth von Thüringen im Alter von 24 Jahren in Marburg in ärmlichen Verhältnissen. Die Nachrichtvon ihrem Tod verbreitet sich rasend schnell undviele Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen nach Marburg um ihr die letz­te Ehre zu erweisen. Einige Leute versuchen Stofffetzen, Haare, Nägel oder andere Teil von Elisabeth abzuschneiden und mitzunehmen. Am 19.November wird Elisabeth von Thüringen in der Franziskuskapelle ihres in Marburg gegründeten Hospitals bestattet. Auch heute noch dient dieser Tag in der katholischen Kirche zur Erinnerung an die Hei­lige Elisabeth.8

4. Ehe mit Ludwig von Thüringen

Bereits im Alter von 17 Jahren wurde Ludwig IV. die Regentschaft über die Grafschaften es Hofes übertragen. Es galt als üblich das vielversprechende Pärchen in ein Bett zu­sammen zu legen, in einer art Vorzeremonie zur Hochzeit selbst. Elisabeth selbst galt vorerst dessen Bruder Heinrich als versprochen, jedoch starb dieser verfrüht bedingt durch Krankheit und somit rückte Ludwig - welcher ein geschwisterliches Verhältnis zu Elisabeth pflegte - als ihr Heiratskandidat in Erscheinung. So heiratete das fremdbe­stimmte aber dennoch glückliche Pärchen 1221 im Jugendaltervon 14 und 17 Jahren in der Georgenkirche von Eisenach.9

Der Hochzeit selbst wurden 3 Tage - im und um das Städtchen herum - Turniere und Tanzfeste gewidmet. Die Heirat beförderte Elisabeth in die obersten Gesellschaften Deutschlands zujener Zeit, denn der Hofe Thüringen galt als einer der angesehensten. Unter anderem wohnten auch Geschichtsprominente Personen wie Waltervon der Vo­gelweide oder Wolfram von Eschenbach an diesem Hofe. Man scheute nicht sie von Be­ginn an mit den Aufgaben ihres hohen Amtes zu konfrontieren. Mitunter hatte sie in die­sem Sinne die Organisation der Hofhaltung zu bewerkstelligen sowie die allgemeine Re­präsentation bei Besuchen und Empfängen zu gewährleisten.10

Da Ludwig und Elisabeth erst durch den Tod des ältesten Sohnes des Thüringer Hof provisorisch vermählt worden waren, wuchsen die beiden zuvor in einem sehr geschwi­sterlichen Verhältnis auf, was sie dazu veranlasste sich lebzeitig mit „lieber Bruder" und „liebe Schwester" anzusprechen.

In jenen Tagen gehörte es zum guten ritterlichen Ton die Unterhaltung von zahlreichen Mätressen zu pflegen um die oftmalig formale Ehe aus dem Weg zu gehen. Denn die Da­me des Herzens fände man wo anders, hieß es im damalig adelgesellschaftlichen Habi­tus. Doch Elisabeth und Ludwig liebten sich von ganzem Herzen. So schickte man in gut­gemeinter Gesinnung dem jungen Landgrafen und Ehemann Ludwig IV. Mädchen auf das Zimmer, wobei dieser dankend die Angebote strikt und konsequent ablehnte. Denn „Selbst, wenn Ehebruch keine Sünde wäre, würde ich doch durch dergleichen meine Eli­sabeth nicht betrüben wollen".11

Weiters saßen die Beiden entgegen damaliger Konventionen beim Abendmahl neben­einander, was ihre Liebe nach außen hin weitgehend bestätigen sollte.

Ludwig unterstützte Elisabeth auch in ihrem karikativen Vorhaben und gründete mit ihr zusammen 1223 ein Hospital in Gotha, wobei erwähnt werden sollte, dass Ludwig aus einer gewissen Verniedlichung heraus agierte und seine Gattin sehr wohl versuchte sie in ihrer Selbstgeißelung zu drosseln, was diesem jedoch nicht wirklich gelang. Elisabeth neigte dazu mitten in der Nacht das Ehebett zu verlassen um schlussendlich stundenlan­ge Gebete zu vollziehen.12

[...]


1 Steffi Baltes, Elisabeth von Thüringen. Inspirationen aus dem Leben einer ungewöhnlichen Frau, Mar­burg 2006, S.19f.

2 Vgl. Baltes, Inspirationen, S.26.

3 Vgl. Baltes, Inspirationen, S.32.

4 Vgl. Baltes, Inspirationen, S.37f.

5 Vgl. Reber, weibliche Heilige, S.244f.

6 Vgl. Baltes, Inspirationen, S. 45.

7 Vgl. Baltes, Inspirationen, S.61.

8 Vgl. Baltes, Inspirationen, S.121f.

9 Vgl. Lang 1993, S.22

10 Vgl. ebd., S. 15

11 Vgl. ebd., S. 14.

12 Vgl. Zimmermann/Bieger 2006, S. 46-48

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Elisabeth von Thüringen
Hochschule
Universität Wien  (Geschichte)
Veranstaltung
Frauen im Mittelalter
Note
2,0
Autoren
Jahr
2017
Seiten
33
Katalognummer
V358934
ISBN (eBook)
9783668437548
ISBN (Buch)
9783668437555
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Elisabeth von Thüringen, Konrad von Marburg
Arbeit zitieren
Alexander Gaal (Autor:in)Tobias Pfoser (Autor:in), 2017, Elisabeth von Thüringen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358934

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