Der socialismo tropical und Fidel Castro haben sich entgegen vieler Prognosen, die seit der Ausrufung der „besonderen Periode in Friedenszeiten“ 1990 den Zusammenbruch des kubanischen Regimes proklamierten, gehalten. Die sich gegenseitig verstärkenden Auswirkungen des Abbruchs der Beziehungen zur UdSSR und zum COMECON, die Verschärfung des US- amerikanischen Wirtschaftsembargos und die bürokratische Zentralisierung der „Kommandowirtschaft“ haben zu einem Zusammenbruch und einer nie da gewesenen Krise auf Kuba geführt, die an ihrem Höhepunkt im August 1994 mit der Massenflucht tausender balseros gipfelte. Es fanden zahlreiche Demonstrationen gegen die Regierung statt. Diese Massenproteste zeigten auf, daß aus der wirtschaftlichen Krise eine soziale geworden war, welche ihrerseits zu einer politischen Krise auswachsen konnte. Der Lebensstandard der Bevölkerung verschlechterte sich derartig, daß Castro 1993 gezwungen war, neue wirtschaftliche Reformen, wie z.B. die Öffnung für ausländisches Kapital, den Tourismus oder die Legalisierung der US-Währung zu akzeptieren. 1 Die positiven Errungenschaften des socialismo tropical sind im Gesundheits- und Bildungswesen zu verzeichnen. Die Kindersterblichkeitsrate ist zusammen mit der Analphabetenrate die niedrigste in ganz Lateinamerika. Bildung ist unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation jedermann zugänglich und die Gleichstellung von Mann und Frau wird in der marxistischen Ideologie betont. Jedoch verschlechterte sich die Gesundheits- und Bildungssituation innerhalb der Sonderperiode zunehmend.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politische und ökonomische Situation Kubas in der Sonderperiode
- Situation kubanischer Autoren
- Die Exilkubanerin Zoé Valdés
- Postmoderner feministischer Ansatz der Romaninterpretation
- Untersuchungsgegenstand der Arbeit
- Thematik der Romane
- La nada cotidiana
- Te di la vida entera
- Querido primer novio
- Die Romanhandlung im politischen Zeitgeschehen
- Die unglückliche Verbindung von Sozialismus und Feminismus
- Die Frau in der kommunistischen Gesellschaft
- Patriarchalische Gesellschaftsstrukturen
- Fidel Castros Haltung zu Frau und Familie
- Der politische Diskurs in Valdés' Romanen - Sozialismus aus weiblicher Perspektive
- Die Revolution als gescheitertes Projekt
- Demaskierung des revolutionären Diskurses
- Kritik an sozialer, ökonomischer und kultureller Situation: Ein Leben auf Extrazuteilung und Verfall der Werte
- Das Machismo-Paradigma als Fundament einer patriarchalischen Gesellschaftsstruktur
- Machismo-Paradigma
- Ursprung des "Machismo"
- Signifikat und Signifikant von cojones
- Distanzierender Prozess von negativer Selbstdefinition
- Eroberung Kubas durch die Conquistadores - Grundstein für eine männlich orientierte Gesellschaft
- Faktoren eines historisch-kulturell verwurzelten Machismo
- Sexismus
- Rassismus
- Soziale und materielle Hierarchie
- Fidel Castro als "Vaterfigur": Glorifizierung des heroischen Rebellen (Macho) zur Konstruktion von Patria
- Konstrukt weiblicher und männlicher Identität
- Identitätsbildung und Selbstkonzept aufgrund soziokultureller Faktoren
- Aufbau und Entwicklung des Selbstkonzepts
- Sexuelle Identität auf Kuba - eine Fallstudie
- Lust an Sexualität ist Männersache
- Kindheit
- Junger Erwachsener /Heirat
- Wunsch nach Jungfrau
- Sexuelle Potenz
- Die Frau als Unterworfene
- Prostitution und sexuelle Ausbeutung
- Selbstkonzepte der Romanprotagonisten
- Rollenverständnis der weiblichen Protagonistinnen
- Yocandra
- Cuca
- La Mechunga und La Puchunguita
- Dánae
- Tierra Fortuna
- Rollenverständnis männlicher Romanprotagonisten
- El Traidor
- El Lince
- Uan
- Andrés
- Cheo Cayucho
- Subjekt und Geschlecht als Effekt gesellschaftlicher Diskurse
- Foucaultscher Machtbegriff
- Opposition von sex und gender
- Doing gender
- Ist Zoé Valdés eine postmoderne Feministin?
- Funktion von Queer Theory, Ironie und Parodie in Zoé Valdés' Romanen
- Entstehung von Queer Theory
- Literarische Praxis von Queer Theory, Camp, Parodie und Ironie
- Parodie/Camp
- Ausspielung von Kontrasten
- Ironie
- Sexualität, Queer Theory und Crossdressing
- Sprache in Zoé Valdés' Romanen - Oralliteratur
- Rückgriff auf die Oralität als Ausdruck einer marginalen kubanischen Identität
- Minimalistische Sprache
- In der Sprache zum Ausdruck gebrachte Doppeldeutigkeit
- Definition von Identität durch maskuline/feminine Termini
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Romane der Exilkubanerin Zoé Valdés und untersucht, wie sie den kubanischen Sozialismus und das Machismo-Paradigma aus einer feministischen Perspektive beleuchtet. Dabei wird besonders auf die Darstellung der weiblichen und männlichen Identität in den Romanen eingegangen.
- Der Einfluss der Sonderperiode und die Kritik am kubanischen Sozialismus
- Die Konstruktion von weiblicher und männlicher Identität in den Romanen
- Die Rolle von Queer Theory, Ironie und Parodie als stilistische Mittel
- Die sprachliche Gestaltung der Romane und ihre Bedeutung für die Darstellung der kubanischen Realität
- Zoé Valdés' feministische Positionierung im Kontext der kubanischen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Zoé Valdés und ihre literarische Arbeit im Kontext der politischen und ökonomischen Situation Kubas vor. Kapitel 2 beschreibt die Thematik der drei Romane, die im Zentrum der Analyse stehen: "La nada cotidiana", "Te di la vida entera" und "Querido primer novio". Kapitel 3 untersucht die Problematik der Verbindung von Sozialismus und Feminismus in Kuba, während Kapitel 4 den politischen Diskurs in Valdés' Romanen aus der Sicht der weiblichen Protagonistinnen betrachtet. Kapitel 5 analysiert das Machismo-Paradigma als Fundament der kubanischen Gesellschaft und Kapitel 6 untersucht die Konstruktion von weiblicher und männlicher Identität. Kapitel 7 beleuchtet die Funktion von Queer Theory, Ironie und Parodie in den Romanen und Kapitel 8 analysiert die sprachliche Gestaltung der Romane. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die Ergebnisse der Analyse zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche kubanischer Sozialismus, Feminismus, Machismo, Identität, Queer Theory, Ironie, Parodie, Oralliteratur und die literarische Analyse der Romane von Zoé Valdés.
- Quote paper
- Silke Nufer (Author), 2003, Das postkoloniale Kuba aus weiblicher Perspektive: Gender, Rasse und Klasse im Werk von Zoé Valdés, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35992