Sportunterricht aus Sicht von Schülerinnen und Schülern - Bestandsaufnahme und Perspektiven möglicher Veränderungen


Examensarbeit, 2004

72 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

1. Bestandsaufnahme der Unterrichtspraxis aus Schülersicht
1.1 Auswertungskriterien
1.2 Charakteristik der Studien
1.3 Auswertung der Studien
1.3.1 Interesse am Sporttreiben außerhalb des Sportunterrichts
1.3.2 Beliebtheit des Sportunterrichts
1.3.3 Umfang des Sportunterrichts
1.3.4 Koedukation
1.3.5 Heterogenität der Leistungsvoraussetzungen
1.3.6 Qualität der Ausstattung
1.3.7 Inhalte des Sportunterrichts
1.3.8 Beurteilung der Lehrkraft
1.3.9 Notengebung
1.3.10 Einstellungen zu Leistungsanforderungen

2. Ausgewählte Perspektiven der Sportdidaktik
2.1 Institutionelle Bedingungen des Schulsports
2.2 Dimensionen didaktischer Entscheidungen
2.3 Positionen der Sportdidaktik
2.3.1 Die dialogische Position der Herausgeber der Zeitung „Sportpädagogik“
2.3.2 Die dialogische Position nach Funke-Wienecke
2.3.3 Krügers Kritik an der dialogischen Position nach Funke Wienecke
2.4 Didaktische Positionen unter Einbezug der Schülersicht

3. Eigene Stellungnahme/Interpretation
3.1 Interpretation der quantitativen Ergebnisse
3.2 Interpretation der qualitativen Ergebnisse
3.3 Eigene Perspektive

Nachwort

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Vorwort

Jahrelang habe ich unter einem Sportunterricht gelitten, der wenig an den Interessen der Schüler orientiert war.

Ausgehend von der Annahme, dass es vielen Schülern heutzutage ähnlich ergeht, habe ich als werdende Sportlehrerin den Anspruch erhoben, in meiner beruflichen Zukunft meinen Schülern einen Unterricht zu bieten, der sowohl an ihren Vorlieben orientiert als auch sportpädagogisch legitimiert ist.

Eine Reflexion zu Legitimation und Gestaltung des Sportunterrichts soll mir diesbezüglich als Vorbereitung auf meinen späteren Beruf dienen.

Die folgende Arbeit stellt den Versuch dar, diesen Anspruch in übersichtlicher und produktiver Form zu verwirklichen.

Ich möchte den Leser einladen, meine folgende Arbeit zu lesen und sich von den Inhalten einen eigenen Einblick zu verschaffen.

Einleitung

Sportunterricht in einer 8. Klasse: Der Lehrer kommt in die Halle, wirft den Schülern einen Ball zu mit den Worten: „Fangt schon an, ein bisschen Fußball zu spielen, ich komme gleich.“ Die Jungen jubeln, zwei Mädchen, die recht sportlich sind, spielen mit. Die restlichen versammeln sich auf der Bank und unterhalten sich. Wenig später kommt der Sportlehrer wieder in die Halle und wendet sich den Schülerinnen zu. „Wie wär’s mit ein bisschen Basketball zum Einspielen?“ Murrend stimmen sie zu und gehen in den anderen Hallenteil. Nach einer halben Stunde trommelt der Lehrer alle Lernenden zusammen. Die Mädchen beschweren sich, dass immer nur Fußball und Basketball gespielt wird und der Sportunterricht langweilig ist. Der Lehrer denkt kurz nach und fragt: „Was möchtet ihr denn heute machen?“ Acht Jungen wollen weiter Fußball spielen, vier wollen Basketball spielen. Ein Junge und drei Mädchen möchten Trampolin springen. Drei weitere Mädchen interessieren sich für Aerobic, zwei wollen Volleyball spielen und vier würden gern turnen.

Welcher Sportlehrer kennt diese Situation nicht? Man ist Lehrer und möchte den Sportunterricht nach den Interessen der Schüler ausrichten, fragt man sie jedoch nach gewünschten Inhalten, kommen vielfältige Wünsche, die sich unmöglich innerhalb von 45 oder 90 Minuten verwirklichen lassen. Doch ist die Frage nach den wünschenswerten Inhalten der wesentliche Punkt zur Berücksichtigung der Schülerinteressen? Gibt es nicht auch weitere wichtige Aspekte, die zu bedenken wären, beispielsweise Umfang des Sportunterrichts, Einstellung zur Notengebung oder zur Koedukation? Diesen und weiteren Fragen wird in dieser Arbeit nachgegangen.

Zunächst werden die Ergebnisse mehrerer Studien zur Einstellung zum Sportunterricht aus Schülersicht zusammenfassend dargestellt.

Da Unterricht nicht der Beliebigkeit von Schülerinteressen überlassen werden kann, sondern dem Erziehungs- und Bildungsauftrag der Institution Schule verpflichtet ist, zitiere ich im Anschluss daran ausgewiesene Sportdidaktiker.

Nachfolgend werden auf der Basis der bis dahin geführten Diskussion mögliche Konsequenzen für den schulischen Sportunterricht in der Sekundarstufe I[1] abgeleitet und Vorschläge für seine Gestaltung gemacht.

1. Bestandsaufnahme der Unterrichtspraxis aus Schülersicht

Als Grundlage meiner Bestandsaufnahme dienen Recherchen in Zeitschriften, Büchern und im Internet nach empirischen Studien und Untersuchungen, die Aussagen zum Sportunterricht aus Schülersicht enthalten.

Laut Kruber ist es grundsätzlich schwierig, Datenerhebungen zur Schulsportsituation durchzuführen. Er bezieht sich mit seiner Aussage auf eine Untersuchung zu Lernbedingungen, die das Bezugsfeld Sport bietet. Als Begründung führt er die durch den Alltag ohnehin schon überlasteten Lehrkräfte an, die Datenerhebungen in ihrem Unterricht als lästig erleben oder als Eingriffe in ihre persönlichen oder beruflichen Rechte empfinden.[2] Auch Miethling und Krieger halten die Erforschung der Schülerperspektive für ein Forschungs-Defizit.[3] Trotz dieser erschwerten Ausgangslage gibt es mittlerweile einige wenige Studien, welche die Sicht der Schüler bezüglich des Schulsports untersuchen. Krubers Aussage könnte ein Grund dafür sein, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt relativ wenig Studien zum Sportunterricht aus Schülersicht durchgeführt wurden. Die geringe Datenlage wird zudem dadurch erschwert, dass in der Bestandsaufnahme nur Studien benutzt werden können, die sich ausschließlich auf die Jahrgänge 5-10 beziehen oder deren Auswertung nach Klassenstufen differenziert ist, da sich diese Arbeit nur auf den Sportunterricht aus Sicht von Schülern der Sekundarstufe I bezieht. Daher fallen beispielsweise die Untersuchungen von Digel[4] und Opper[5] weg, die zwar die Klassenstufen 5-13 untersucht haben, jedoch in ihrer Auswertung keine Differenzierung nach Jahrgängen vornehmen. Um möglichst gültige Aussagen treffen zu können, ist es wichtig, bei der Darstellung eine große Schülerzahl zu erfassen. Daher habe ich alle mir zugänglichen Studien berücksichtigt, auch wenn die Fragestellungen zum Teil sehr differieren, um ein möglichst umfassendes Bild von Sportunterricht aus Schülersicht zu erhalten.

Sieben Studien werden für die Auswertung herangezogen. Sie behandeln jeweils unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte und wurden in verschiede

nen Regionen Deutschlands mit differenten quantitativen und qualitativen Werten durchgeführt.

Zunächst werden Kriterien entwickelt, anhand derer die Studien ausgewertet werden. Die bereits erwähnten Unterschiede der Untersuchungsdesigns werden anschließend erläutert und sind in einem Schaubild verdeutlicht. Des Weiteren wird tabellarisch aufgezeigt, welche der Studien für die Bearbeitung der einzelnen Fragen herangezogen werden. Es folgt die Beschreibung der Vorgehensweise bei der Auswertung der Studien und die Darstellung der ermittelten Ergebnisse.

1.1 Auswertungskriterien

„Mit Sportunterricht ist der unterrichtliche Schulsport gemeint, nicht außerunterrichtliche Sportarbeitsgemeinschaften, der Wettkampfbetrieb zwischen den Schulen, der Pausensport, mögliche Sport- und Spielfeste einer Schule sowie Kooperationen mit außerschulischen Sportanbietern.“[6]

Daher bezieht sich diese Arbeit auf die Einstellung der Schüler zum Pflichtangebot. Diese wird meines Erachtens stark beeinflusst durch verschiedene Kriterien, die hier betrachtet werden sollen.

1. Interesse am Sporttreiben außerhalb des Sportunterrichts

Zuerst geht es darum, zu erfassen, welches grundsätzliches Interesse Schüler am Sport haben.

Natürlich unterliegt das Sporttreiben außerhalb des Sportunterrichts anderen Bedingungen als das Pflichtangebot der Schulen, dennoch erscheint die Frage nach dem grundsätzlichen Interesse der Schüler am Sporttreiben bedeutend zu sein, da sie anteilig das Interesse am schulischen Sportunterricht beeinflusst.

2. Beliebtheit des Sportunterrichts

Oft ist in den Studien auch eine Frage zur Beliebtheit des Sportunterrichts insgesamt enthalten, ohne eine Differenzierung in einzelne Aspekte. Da die Ergebnisse Aufschluss über die allgemeine Einstellung zum Sportunterricht geben, werden die Studien nach diesem Kriterium ausgewertet.

3. Umfang des Sportunterrichts

Ergänzend zum genannten Kriterium der Beliebtheit des Sportunterrichts, geht es hier um die Zufriedenheit der Schüler mit der Anzahl der erteilten Pflichtstunden.

4. Koedukation

Die Frage nach Koedukation ist ein wichtiges Thema in der Sportdidaktik. Daher wird untersucht, ob Schüler sich lieber getrennten oder koedukativen Sportunterricht wünschen.

5. Heterogenität der Leistungsvoraussetzungen

Klassen werden zwar altershomogen zusammengestellt, was jedoch keineswegs sportmotorische Leistungshomogenität zur Folge hat. Dies könnte ein wesentlicher Faktor bei der Einschätzung des Sportunterrichts sein.

6. Qualität der Ausstattung

Von wesentlicher Bedeutung für die Akzeptanz des Sportunterrichts ist sicherlich auch die Qualität der Ausstattung.

7. Inhalte des Sportunterrichts

Die Inhalte des Sportunterrichts bestimmen vermutlich in hohem Maße die Einstellung der Schüler. Die Frage nach den geeigneten Inhalten hat außerdem einen hohen Stellenwert in der sportdidaktischen Diskussion.

8. Beurteilung der Lehrkraft

Ein wichtiger Faktor für erfolgreichen Sportunterricht ist das Verhalten des Sportlehrers, insbesondere seine Fachkompetenz, sein Rollenverständnis und sein unterrichtliches Engagement.

9. Notengebung

Im Sportunterricht müssen Noten gegeben werden. Auch das ist ein Kriterium, welches die Einstellung zum Fach Sport beeinflusst und berücksichtigt werden sollte.

10. Einstellungen zu den Leistungsanforderungen

Das Anforderungsniveau hat eine große Bedeutung für die Motivation der Schüler und soll deshalb ebenfalls untersucht werden.

1.2 Charakteristik der Studien

Bei der Untersuchung von Schmidt am Schiller Gymnasium in Offenburg zum Thema „Schulsport“ wurden 372 Mädchen und 462 Jungen der Klassenstufe 5-12 mittels eines Fragebogens befragt. Die einzelnen Schritte des Projekts – Entwurf des Fragebogens, Durchführung der Umfrage und Auswertung der Ergebnisse – wurden als Projekt des Leistungskurses Sport unter der Leitung von Schmidt organisiert. Die Ergebnisse sind nach Geschlechtern und Jahrgängen getrennt, so dass ich die der Jahrgänge 5-10 für diese Arbeit nutzen kann.[7]

Die Studie von Miethling/Krieger, deren Ergebnisse auf 117 qualitativen Interviews von Schülern der 8.-10. Klasse an Gymnasien im süddeutschen Raum basieren, unterscheidet sich durch ihren qualitativen Wert von den anderen Studien.

Ihr Projekt ist seit diesem Jahr und nach acht Jahren Laufzeit abgeschlossen. Es ist unter Mithilfe einer Reihe von Studenten der Universität Koblenz entstanden und gestaltet worden.

Die Ergebnisse sind nach sieben Oberthemen und einer Kernkategorie geordnet, in denen versucht wird, die Unterrichtswirklichkeit aus Schülersicht zu rekonstruieren. Zu jedem Oberthema werden verschiedene Muster gebildet. So sind zum Beispiel zum Oberthema: „Die Leistungsansprüche: Zwischen Lust und Frust“ die vier Muster: „Positive Herausforderung“, „Negativ-dissonante Herausforderung“, „Unterforderung“ und „Fehlende Leistungserwartung“ entstanden, an denen die verschiedenen Sichtweisen der Schüler zu diesem Thema dargestellt werden.[8]

Die Umfrage der Sportstudentinnen Saager/Henjes-Kunst zu den Einstellungen von Schülern zum Sportunterricht fand im Rahmen einer Einführungsveranstaltung zum Bereich „Sport und Erziehung“ am Institut für Sportwissenschaft an der Universität Hannover statt. Es wurden 61 Mädchen und 92 Jungen der Klassenstufen 4, 6, 9 und 12 an der Integrierten Gesamtschule Roderbruch im Raum Hannover befragt. Da die Ergebnisse geschlechtsgetrennt und nach Klassenstufen differenziert dargestellt sind, können sie für diese Arbeit genutzt werden.[9]

Baur/Burrmann führten eine standardisierte, schriftliche Befragung zu sportlichen Engagements von Jugendlichen in Ostdeutschland durch. Es wurden 2407 Schüler der Jahrgänge 7, 9, 11 und 13 in Gymnasien, Gesamt- und Realschulen untersucht. In einem empirischen Bericht werden die Ergebnisse der Klassenstufen 7 und 9 gesondert präsentiert, so dass sie für diese Arbeit verwertet werden können.[10]

Wydra führte eine empirische Erhebung zur Situation des Schulsports im Saarland durch. Es wurden 863 Schülerinnen und 788 Schüler an Gymnasien, Real- und Gesamtschulen der Klassenstufen 5-13 mittels eines Fragebogens in zum Teil offener und geschlossener Form befragt. Die Ergebnisse sind teilweise nicht nach Geschlecht und Alter getrennt dargestellt, daher können nur die genutzt werden, die nach dem Alter der Schüler differenziert wurden. Da in allen anderen hier erwähnten Studien die Ergebnisse anhand von Klassenstufen dargestellt sind, habe ich, um eine bessere Vergleichbarkeit herzustellen, dem Alter 11-12 die Klassenstufe 5, dem Alter 12-13 die Klassenstufe 6 usw. zugeordnet. Da die quantitativen Ergebnisse teilweise nur tabellarisch aufgezeigt sind und sie deshalb abgelesen werden mussten, sind entsprechende Ergebnisse in dieser Arbeit als ca.-Werte gekennzeichnet.[11]

In einer Repräsentativerhebung vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Landau zur Lage des Schulsports in Rheinhessen-Pfalz beschäftigte sich eine Teiluntersuchung mit den Einstellungen der Schüler zum Schulsport, deren Ergebnisse von Kruber präsentiert werden. Untersucht wurden 2500 Schüler der Klassenstufen 4, 6 und 8 an Gymnasien, Grund-, Haupt- und Realschulen. Die Ergebnisse sind jahrgangsgetrennt dargestellt, so dass sie für diese Arbeit geeignet sind.[12]

Die Ergebnisse zur Jugendsportstudie, die vorrangig das Sportengagement von Jugendlichen erforscht hat, wurden aufgrund fehlender Zugänglichkeit zwei sekundären Quellen entnommen. Daher spreche ich im Folgenden von der Jugendsportstudie und nicht, wie bei allen anderen Studien, von den Autoren, um eine bessere Lesbarkeit herzustellen.

In einer Klassenraumbefragung wurden unter der Leitung von Brinkhoff/Kurz 3426 Schüler der Jahrgänge 7, 9, 11 und 13 an Gymnasien, Haupt-, Real-, Berufs- und Gesamtschulen in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen untersucht. Die Ergebnisse sind unter anderem geschlechts- und jahrgangsgetrennt dargestellt, so dass sie verwertet werden können.[13]

Eine Übersicht der Untersuchungsdesigns der Studien ist in Abbildung 1 zu sehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung

Abbildung 1: Übersicht des Untersuchungsdesigns der Studien

1.3 Auswertung der Studien

Ziel der Auswertung ist es, Orientierungen aufzuzeigen und nicht genaue prozentuale Sachverhalte anzugeben. Das bedeutet, dass es beispielsweise unerheblich ist, ob 49,3% oder 53,7 % der Schüler gern mehr Trendsportarten im Sportunterricht kennen lernen möchten. Entscheidend ist das tendenziell hohe Interesse daran.

Aus den Studien ergeben sich zu manchen Kriterien mehrere Unterpunkte, die über das grundsätzliche Kriterium hinaus berücksichtigt werden. Manche Themenbereiche wiederum können aufgrund der geringen Datenlage nicht vollständig bearbeitet werden.

Da das Untersuchungsdesign der Studien sehr unterschiedlich ausfällt, können meist keine vergleichenden Aussagen gemacht werden wie zum Beispiel Angaben zu Unterschieden in den Klassenstufen oder zwischen Stadt- und Landschülern.

Weil es sich bei Miethling/Krieger um eine qualitative Studie handelt, wird diese entsprechend interpretiert und in Ermangelung mengenbezogener Daten auf eine quantitative Tendenzdarstellung verzichtet.

Natürlich lässt sich über einen Gültigkeitsanspruch der Ergebnisse dieser Arbeit diskutieren, da für jede Fragestellung verschiedene Kombinationen von Studien herangezogen worden sind (siehe Abbildung 2). So basiert jede Aussage auf unterschiedlichen Stichproben von verschiedenen Schulformen, Regionen und Städten. Ich bin jedoch der Meinung, dass die Auswertung mehrerer - wenn auch differierender Studien - ein umfassenderes Bild liefert als nur der Bezug auf eine Arbeit, zumal dadurch mehr unterrichtliche Facetten erfasst werden können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Zuordnung der Studien

Quelle: eigene Darstellung

1.3.1 Interesse am Sporttreiben außerhalb des Sportunterrichts

Um Aussagen zu diesem Thema zu machen, werden drei Themengebiete betrachtet:

1. Das Sporttreiben außerhalb des Sportunterrichts allgemein
2. Das Interesse am außerunterrichtlichen Schulsport
3. Das Interesse am Vereinssport und an sonstigem Sporttreiben

1. Das Sporttreiben außerhalb des Sportunterrichts allgemein

Bei der Untersuchung von Kruber geben in der 6. Klasse 89% und in der 8. Klasse 86% der Schüler an, in ihrer Freizeit Sport zu treiben.[14]

Bei Schmidt sind es in der 5. und 6. Klasse 85,4% der Jungen und 86,9% der Mädchen. In der 7. und 8. Klasse sagen dies 91,5% der Schüler und 84,6% der Schülerinnen und in den Jahrgängen 9 und 10 Klasse treiben 85,1% der Jungen und 83,8% der Mädchen außerhalb der Schule Sport.[15] Daraus lässt sich ableiten, dass mehr als 80% der Schüler in ihrer Freizeit Sport treiben.

Wydra ermittelt die durchschnittliche sportliche Aktivität von Schülern in Abhängigkeit vom Geschlecht.[16]

Abbildung 3: Sportliche Aktivität in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht (Tage pro Woche)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Wydra

Deutlich zu erkennen ist in Abbildung 3, dass bei den untersuchten Schülern

Jungen durchschnittlich mehr Sport treiben als Mädchen.

„Bei einer weiteren Analyse [von Wydra ] konnten keine Unterschiede in der sportlichen Aktivität zwischen dem ländlichen und mittelstädtischen Einzugsbereich erkannt werden.“[17]

Die Studie von Baur/Burrmann[18] macht Aussagen zur Häufigkeit der betriebenen sportlichen Aktivität pro Woche. Nachstehend sind die Ergebnisse in Abbildung 4 zusammengefasst.

Abbildung 4: Häufigkeit sportlicher Aktivität pro Woche (in Prozent)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung

Es fällt auf, dass ein Großteil der Schüler, deutlich mehr als die Hälfte, mehrmals in der Woche oder sogar täglich Sport treibt, wobei Jungen aktiver sind als Mädchen.

Die Jugendsportstudie[19] macht Aussagen zur sportlichen Aktivität außerhalb des unterrichtlichen Schulsports, dass heißt, Sportarbeitsgemeinschaften[20] und anderer außerunterrichtlicher Schulsport gehören dazu. Zu erkennen ist in Abbildung 5, dass mehr als die Hälfte der Jugendlichen mindestens dreimal pro Woche Sport treibt, während der Anteil der kaum aktiven Sportler gering ist. Die Jugendlichen in Brandenburg treiben weniger Sport als die Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen, wobei in beiden Bundesländern die sportliche Aktivität mit höherer Klassenstufe abnimmt. Der Vergleich nach Geschlecht, der in der Studie gemacht worden ist, in Abbildung 5 jedoch nicht dargestellt wird, zeigt, dass Jungen in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen durchschnittlich mehr Sport treiben als

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung

Abbildung 5: Häufigkeit des außerunterrichtlichen Sporttreibens (in Prozent)

2. Das Interesse am außerunterrichtlichen Schulsport

Aussagen über die Teilnahme am gesamten außerunterrichtlichen Schulsport trifft die Studie von Baur/Burrmann.

25,5% der Gymnasiasten, 31,2% der Gesamtschüler und 25,7% der Realschüler nehmen am außerunterrichtlichen Schulsport teil. Nach Geschlecht getrennt nutzen 30,7% der Jungen und 26,4% der Mädchen dieses Angebot.[21]

Tendenziell ist demnach das Interesse der Schüler am außerunterrichtlichen Schulsport etwas höher einzuschätzen als das der Schülerinnen.

Zwei weitere Studien geben Auskunft über die Teilnahme von Lernenden an Sport-AGs in der Schule.

Abbildung 6: Teilnahme an Sport- AGs (in Prozent)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Menze-Sonneck

Die Jugendsportstudie (siehe Abbildung 6) führt an, dass in Brandenburg im 7. Schuljahr 21% und im 9. Schuljahr 14% der Schüler das Angebot einer Sport-AG in Anspruch nehmen, während sich in Nordrhein-Westfalen in der 7. Klasse 17% und in der 9. 11% dafür interessieren.[22]

Laut Untersuchungen von Saager/Henjes-Kunst nehmen im 6. Jahrgang ca. 75% der Jungen und ca.19% der Mädchen an einer Sport-AG teil und in der 9. Klasse ca. 34% der Schüler und ca. 7% der Schülerinnen.[23]

Aus diesen Angaben folgt, dass die Teilnahme von Schülern an einer Sport-AG sinkt, je weiter die Klassenstufe voranschreitet.

[...]


[1] Die Arbeit befasst sich ausschließlich mit Sportunterricht der Sekundarstufe I (Klassenstufen 5-10 an Haupt-, Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen). Im Folgenden wird die Klassenstufe nur gesondert erwähnt, wenn sie aus diesem Rahmen herausfällt.

[2] [Vgl. Kruber 1997, 67]

[3] [Vgl. Miethling/Krieger 2004, 7]

[4] [Vgl. Digel 1996, 324-339]

[5] [Vgl. Opper 1996, 339-356]

[6] [Röthig/Prohl 2003, 564]

[7] [Vgl. Schmidt 2003, 1-3]

[8] [Vgl. Miethling/Krieger 2004]

[9] [Vgl. Saager/Henjes-Kunst, 1-12]

[10] [Vgl. Baur/Burrmann 2001, 370-376]

[11] [Vgl. Wydra 2000, 1-31]

[12] [Vgl. Kruber 1996, 4-7]

[13] [Vgl. Kurz/Tietjens 2000, 384-408 und Menze-Sonneck, 259-265]

[14] [Vgl. Kruber 1996, 7]

[15] [Vgl. Schmidt 2003, 1]

[16] [Vgl. Wydra 2000, 7]

[17] [Wydra 2000, 8]

[18] [Vgl. Baur/Burrmann 2001, 374]

[19] [Vgl. Kurz/Tietjens 2000, 389f.]

[20] Im Weiteren kurz Sport-AG(s) genannt

[21] [Vgl. Baur/Burrmann 2001, 373]

[22] [Vgl. Menze-Sonneck 2001, 263]

[23] [Vgl. Saager/Henjes-Kunst 2004, 6]

Ende der Leseprobe aus 72 Seiten

Details

Titel
Sportunterricht aus Sicht von Schülerinnen und Schülern - Bestandsaufnahme und Perspektiven möglicher Veränderungen
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Institut für Sportwissenschaften, Hannover)
Note
2.0
Autor
Jahr
2004
Seiten
72
Katalognummer
V36090
ISBN (eBook)
9783638358194
Dateigröße
726 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sportunterricht, Sicht, Schülerinnen, Schülern, Bestandsaufnahme, Perspektiven, Veränderungen
Arbeit zitieren
Silke Diederichs (Autor:in), 2004, Sportunterricht aus Sicht von Schülerinnen und Schülern - Bestandsaufnahme und Perspektiven möglicher Veränderungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36090

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