In Artikel 20 Abs. 1 unseres Grundgesetzes ist konstatiert: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“ Eine allgemeingültige Definition des Begriffes Sozialstaat existiert allerdings nicht. Darüber hinaus fehlt auch eine grundlegende Bestimmung dessen, was er sein sollte oder müßte. Somit ist fraglich, ob der Sozialstaat als Status quo festgeschrieben werden kann, oder ob es sich bei dem genannten Artikel des Grundgesetzes um einen Anspruch handelt, den es noch zu erfüllen gilt. 1
Wolf Reiner Leenen spricht in diesem Zusammenhang gar von einer „Endlosdiskussion“. 2
Frank Nullmeier interpretiert den Terminus „Sozialstaat“ folgendermaßen: „Sozialstaat bedeutet die Ausrichtung staatlichen Handelns auf die Herstellung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit, auf die Sicherung eines sozialen Existenzminimums für alle sowie die Milderung der ökonomischen Ungleichverteilung und der sozialen (Klassen-, Schichten-, Gruppen-) Gegensätze.“ 3
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1 Vgl. BELLERMANN, Martin, Sozialpolitik. Eine Einführung für soziale Berufe, 3., aktualisierte und
überarb. Aufl., Freiburg im Breisgau: Lambertus, 1998, S. 9.
2 Vgl. BUTTERWEGGE, Christoph, Wohlfahrtsstaat im Wandel. Probleme und Perspektiven der
Sozialpolitik, 3., überarb. Aufl., Opladen: Leske und Budrich, 2001, S. 12 (mit einem Zitat von
Leenen, Wolf Reiner: Tausendundeine Definition: Was ist Sozialpolitik? In: Sozialer Fortschritt
1/1978, S.1.).
3 NULLMEIER, Frank, Stichwort Sozialstaat, in: ANDERSEN, Uwe / WOYKE, Wichard (Hrsg.),
Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, 4., überarb. Aufl.,
Opladen: Leske und Budrich, 2000, S. 540.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bismarcksche Sozialgesetzgebung als Beginn staatlicher Sozialpolitik in Deutschland
- Freiheit versus Gleichheit als sozialpolitische Leitideen
- Unterschiedliche Interpretationen des Sozialen
- Kausalität und Finalität
- Einfluß des Subsidiaritätsprinzips
- Umverteilungsmechanismen
- Parteipolitische Zuordnungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat befasst sich mit den ethischen Grundlagen der Sozialpolitik in Deutschland. Dabei wird die Frage beleuchtet, welche unterschiedlichen Paradigmen in der Sozialpolitik vorherrschen und welche ethischen Prinzipien sie leiten. Der Fokus liegt insbesondere auf dem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Gleichheit und der Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips für die Sozialpolitik.
- Ethische Grundlagen der Sozialpolitik
- Unterschiedliche Paradigmen in der Sozialpolitik
- Freiheit versus Gleichheit als sozialpolitische Leitideen
- Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips
- Umverteilungsmechanismen in der Sozialpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema des Referats vor und beleuchtet die unterschiedlichen Auffassungen zum Sozialstaat. Im zweiten Kapitel wird die Bismarcksche Sozialgesetzgebung als Ausgangspunkt der staatlichen Sozialpolitik in Deutschland beleuchtet. Der Fokus liegt dabei auf den politischen und sozialen Motiven hinter der Einführung dieser Gesetzgebung. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Gleichheit als Leitprinzipien der Sozialpolitik. Hier werden verschiedene Interpretationen des Sozialen, die Bedeutung von Kausalität und Finalität sowie der Einfluss des Subsidiaritätsprinzips diskutiert.
Schlüsselwörter
Sozialpolitik, Sozialstaat, ethische Grundlagen, Freiheit, Gleichheit, Subsidiaritätsprinzip, Umverteilungsmechanismen, Bismarcksche Sozialgesetzgebung, Soziales, Kausalität, Finalität
- Quote paper
- Katinka Teetz (Author), 2001, Ethische Grundpositionen in der deutschen Sozialpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3611