Soziale Ungleichheit in Deutschland


Hausarbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Dimensionen sozialer Ungleichheit
2.1. Ein- und Mehrdimensionalität sozialer Ungleichheit
2.2. Bildung – Dimension sozialer Ungleichheit
- Ursachen sozialer Ungleichheit in Bezug auf Bildungschancen
2.3. Armut – soziale Ungleichheit des Wohlstands
- Risikogruppen
- Die aktuelle Situation in Deutschland
- Auswege aus der Armut

3. Literaturverzeichnis

Einleitung

Menschen leben in der Regel nicht getrennt voneinander. Sie leben im Rahmen eines gesellschaftlichen Gefüges und bauen im Laufe ihres Lebens mehr oder minder stabile zwischenmenschliche Beziehungen untereinander auf. Jeder Mensch nimmt dabei eine unterschiedliche soziale Position (Verwandter, Bekannter, Freund, Feind, Vorgesetzter, Arbeiter, Armer, Reicher, Älterer, Jüngerer u.v.m.) ein und gehört somit einer bestimmten sozialen Kategorie an. Durch gemeinsame und unterschiedliche Lebensumstände gliedert sich die Bevölkerung in Gruppierungen. Zwischen Menschen, je nachdem welche soziale Position sie einnehmen, lassen sich Gemeinsamkeiten (z.B. unter Kindern, welche das Gymnasium besuchen) aber auch Unterschiede (z.B. zwischen Gymnasiasten und Hauptschülern) erkennen. Mit den vielfältigen sozialen Positionen sind nicht nur unterschiedliche Lebens- und Arbeitsbedingungen verbunden, sondern auch soziale Ungleichheit in unterschiedlichen Erscheinungsformen, d.h. Menschen sind auf Grund ihrer sozialen Position nicht nur verschieden, sie sind im Vergleich zu anderen sozialen Positionen besser- oder schlechter-, höher- oder tiefer gestellt.[1]

Soziale Ungleichheit ist nicht mit der physisch bedingten Verschiedenartigkeit der Menschen ( z.B. in Bezug auf Geschlecht, Hautfarbe, Lebensalter, Körpergröße) zu vergleichen; die unterschiedliche biologische Grundausstattung spielt somit keine Rolle.[2] „Soziale Ungleichheit (…) liegt überall dort vor, wo die Möglichkeit des Zuganges zu allgemein Verfügbaren und erstrebenswerten sozialen Gütern und/ oder zu sozialen Positionen, die mit ungleichen Macht- und/ oder Interaktionsmöglichkeiten ausgestattet sind, dauerhafte Einschränkungen erfahren und dadurch die Lebenschancen der betroffenen Individuen, Gruppen oder Gesellschaften beeinträchtigt bzw. begünstigt werden.“[3] Die soziale Ungleichheit umfasst die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Gütern auf gesellschaftliche Positionen und die damit zusammenhängende Ungleichheit der Lebensbedingungen von Individuen und Personengruppen.“[4]

2. Dimensionen sozialer Ungleichheit

Die vielfältigen Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit werden in Kategorien zusammengefasst und als „Dimensionen“ sozialer Ungleichheit bezeichnet. Als so genannte „Basisdimensionen“ werden materieller Wohlstand, Macht, Prestige und Bildung angesehen. Weitere wichtige Dimensionen sozialer Ungleichheit sind Arbeits-, Wohn-, Umwelt- und Freizeitbedingungen.[5] Eine mehrdimensionale Betrachtungsweise erfolgt durch die Ermittlung des Einkommens, der beruflichen Stellung, des sozialen Ansehens, des Bildungsstandes und auch der Machtposition von Individuen zu ermitteln und daraus den jeweiligen Status eines Individuums in der Einkommens-, Berufs-, Prestige-, Bildungs- oder Machtdimension zu bestimmen.[6] Alle Menschen ordnen sich entsprechend ihres Status´ innerhalb einer einzelnen Dimension an. Somit werden sich auf einzelnen Stufen mehr oder weniger Menschen sammeln. Mehrere Menschen, die auf einer Dimension einen ähnlichen Status haben, werden als Statusgruppe bezeichnet. Fällt ein Status eines Menschen in einer bestimmten Dimension sozialer Ungleichheit mit einem gleich hohen Status in anderen Dimensionen zusammen, spricht man von Statuskonsistenz. Dies ist z.B. der Fall, wenn ein Manager in einer hohen Stellung auch eine Hochschulausbildung aufweist, über ein hohes Einkommen verfügt und ein hohes Berufsprestige genießt. Fällt dagegen der Status eines Menschen in unterschiedlichen Dimensionen sozialer auseinander, wird diese Lage als Statusinkonsistenz bezeichnet. (z.B. ein Jungunternehmer mit relativ hohem Einkommen). Die Bewegung von Statusposition zu Statusposition oder Statusgruppe zu Statusgruppe wird als vertikale soziale Mobilität bezeichnet. Diese kann entweder ein sozialer Abstieg oder ein sozialer Aufstieg sein. Weiterhin unterscheidet man von der vertikalen sozialen Mobilität die horizontale soziale Mobilität, welche z.B. mit einem Wohnortswechsel oder Berufswechsel verbunden ist. Die horizontale soziale Mobilität steht nicht gezwungenermaßen mit einem sozialen Auf- oder Abstieg zusammen.[7]

2.1 Ein- und Mehrdimensionalität sozialer Ungleichheit

Die These der Mehrdimensionalität sozialer Ungleichheit findet in der von Karl Marx aufgestellten Klassentheorie wenig Bedeutung. Die Klassentheorie beruht hier nur auf einer einzigen – die der ökonomischen Dimension sozialer Ungleichheit. Dabei stellen Klassen den Ausdruck von Produktionsverhältnissen dar. Die Zugehörigkeit zu einer Klasse wird durch die Besitzverhältnisse der Individuen, also durch ihre ökonomische Lage bestimmt. In der kapitalistischen Gesellschaft entstehen somit Klassengegensätze; es stehen sich Grund- und Kapitaleigentümer und die große Klasse der Lohnabhängigen gegenüber. Bei der Bildung der Klassen werden drei aufeinander folgende Stufen unterschieden. Die erste Stufe bilden die Arbeiter, welche eine durch Konkurrenz zerfallende Masse darstellen. Die zweite Stufe entsteht im Zusammenhang mit der Entwicklung der Industrie, in der das Proletariat zu einer größeren Masse zusammengedrängt wird. Die Interessen des Proletariats gegenüber der Bourgeoisie werden durch Gewerkschaften der Arbeiterklasse vertreten. Die dritte Stufe wird mit dem Übergang zur politisch organisierten Interessenvertretung der Arbeiterklasse abgeschlossen. Das Klassenbewusstsein führt von der Klasse an sich zu einer Klasse für sich.

Im Gegenzug zu Marx´ Theorie der Eindimensionalität begründete Max Weber die These von der Mehrdimensionalität sozialer Ungleichheit. Weber unterscheidet grundlegend zwischen drei Dimensionen: die ökonomische, die soziale und die politische Dimension sozialer Ungleichheit.[8] Weiterhin differenziert Weber den Klassenbegriff in Erwerbsklasse, Besitzklasse und Sozialklasse. Die drei Klassen werden als eine Ansammlung von Marktlagen, die über den Markt in Tauschbeziehung zueinander treten. Auf dem Markt wird dann über die Existenzsicherung entschieden. Die Zugehörigkeit zu einer Klasse bestimmt die Lebenschancen. Die Erwerbsklasse muss arbeiten, um überleben zu können. Durch Bildung und Qualifikation können die Menschen aus der Erwerbsklasse ihre Chancen auf dem Markt verbessern.[9] In der Besitzklasse wird die Klassenlage durch Besitzunterschiede bestimmt. Die soziale Klasse beschreibt die Gesamtheit aller Klassenlagen zwischen denen ein persönlicher Wechsel oder ein Wechsel in der Generationsfolge möglich ist und auch stattfindet. In allen drei Klassenkategorien können Vergesellschaftungen der Klasseninteressen (Klassenverbände) entstehen.[10] Bei der Vergesellschaftung handelt es sich um eine Form menschlichen Zusammenlebens, welche auf einen wert- oder zweckrational motivierten Interessenausgleich beruht. Im Gegenzug zur Vergesellschaftung beruht die Form des Zusammenlebens bei der Vergemeinschaftung auf subjektiv gefühlter oder traditioneller Zusammengehörigkeit der Beteiligten.

Sowohl in Marx´ als auch in Webers Theorie zeichnen sich Parallelen ab. Beide gehen von der Existenz eines freien Marktes aus, auf dem Waren, Arbeitskräfte und Kapital ungehindert zirkulieren können. Die jeweiligen Chancen auf dem Markt bestimmen in gleicher Weise das Lebensschicksal des Einzelnen. So vertreten Marx und Weber den gemeinsamen Standpunkt, dass Marktverhältnisse gleichzusetzen sind mit Machtverhältnissen, Klassenlagen mit Marktlagen. In Bezug auf die Bestimmung der Klasseninteressen unterscheiden sich beide Theorien. Marx geht von einem Klasseninteresse aus, aus der die ökonomische Situation eindeutig abzuleiten ist, gleichgültig ob sich die Betroffenen ihres objektiven Klasseninteresses schon bewusst sind. Weber hingegen bestimmt das Klasseninteresse empirisch und bildet daraus einen Durchschnitt. Dieses durchschnittliche Klasseninteresse kann nicht eindeutig aus einer gegebenen ökonomischen Klassenlage abgeleitet werden.

Weber differenziert, ebenso wie Marx drei Stufen der Klassenbildung: Massenhandeln, Gemeinschaftshandeln und schließlich die Vergesellschaftung. Allerdings ist für Weber die dritte Stufe der Klassenbildung, die Vergesellschaftung, marktgerechtes Verhalten, durch welches sich die Lohnabhängigen ihre Chancen auf dem Markt bewahren. Die Verhandlungsposition der Arbeiter gegenüber der Kapitalseite gewinnt durch Spezialqualifikationen, Standortvorteile und dergleichen an Stärke. Gleichzeitig werden die Spielregeln, welche auf den Kapital-, Güter- und Arbeitsmärkten gelten an. Marx´ Anliegen ist es hingegen, diese Spielregeln durch revolutionäres Verhalten auszuhebeln und somit die Ursache der Ausbeutung der Klassenlage aufzuheben.[11]

[...]


[1] Vgl. Hradil (2001) S. 15, 27

[2] Vgl. Kreckel ( 2004) S. 15

[3] Kreckel (2004) S. 17

[4] Noll (2004)

[5] Vgl. Hradil (2001), S. 31

[6] Vgl. Kreckel (2004), S. 53

[7] Vgl. Hradil ( 2001) S. 31-34

[8] Vgl. Kreckel S. 53, 54

[9] Vgl. http://www.antom2.gmxhome.de/hauptbegriffe.htm

[10] Vgl. http://www.uni-wuerzburg.de/soziologie/jkbrdf10b.PDF

[11] Vgl. Kreckel S. 58-60

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Soziale Ungleichheit in Deutschland
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V36127
ISBN (eBook)
9783638358446
Dateigröße
558 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziale, Ungleichheit, Deutschland
Arbeit zitieren
Michaela Fischer (Autor:in), 2005, Soziale Ungleichheit in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36127

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