Industrie in der Hauptstadtregion Berlin

Traditionelle Industriestrukturen und aktuelle Entwicklungstendenzen


Seminararbeit, 2004

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Ausgangssituation für die Industrialisierung

3. Die Phase der Industrialisierung (1840-1918)
3.1 Die Maschinenbauindustrie

4. Die Zwischenkriegsphase
4.1 Die Elektroindustrie

5. Der zweite Weltkrieg und die Folgen für die Berliner Industrie

6. Die Nachkriegszeit
6.1 Demontagen, Reparationen und Firmenabwanderungen
6.2 Wiederaufbau und Berlin-Blockade

7. Industrielle Entwicklung im geteilten Berlin
7.1 Industrielle Entwicklung in Ostberlin 1949-90
7.2 Industrielle Entwicklung in Westberlin 1949-90

8. Industrielle Entwicklung nach der Wiedervereinigung bis heute

9. Fazit und Ausblick

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der industriellen Entwicklung der Hauptstadtregion Berlin und geht dabei näher auf traditionell gewachsene Industriestrukturen ein. Des weiteren soll ein aktueller Stand der Entwicklung sowie ein Ausblick über zukünftige Chancen und Möglichkeiten der Industrie dieser Region gegeben werden.

Berlin ist seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1237 eng mit den Ereignissen der deutschen Geschichte verbunden. Die Stadt nahm eine rasante Entwicklung. Laut Scherf war „die Entscheidende Funktionsaufwertung mit der Wahl zur ständigen ersten Residenz der brandenburgischen Kurfürsten ab 1486 verbunden.“(vgl.Scherf,1998,S.11). Im Jahre 1701 wurde Berlin preußische Residenzstadt, wodurch sich die Entwicklung noch beschleunigte, denn „in der durch Armut und zumeist wenig Fruchtbarkeit gekennzeichneten Mark Brandenburg förderte die Ansiedlungs-, Wirtschafts- Verkehrs- und Handelspolitik Preußens die landwirtschaftlich erbliche Produktion, die im 19. Jahrhundert in eine erfolgreiche Industrialisierung Berlin-Brandenburgs mündete.“(Leupolt,1993,S.594). Im Zuge der Staatsgründung 1871 wurde Berlin die Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches. Die damit verbundene Häufung zentralörtlicher Funktionsträger in der Stadt wurde zu einem entscheidenden Standortvorteil, so das „Berlin im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts nach der Zahl und dem Anteil der Gewerbebetriebe und beschäftigten Personen nicht nur deutlich vor fast allen deutschen Städten und Provinzen lag, sondern zur 3. größten großstädtischen Industriesiedlung der Welt nach London und New York aufgestiegen war.“ (Leupolt,1993,S.594). Der erste Weltkrieg und seine Folgen bremsten den funktionellen und städtebaulichen Aufstieg der Stadt zur Metropole nur vorübergehend (vgl.Scherf,1998,S.12). Mit der größten Eingemeindung der deutschen Geschichte 1920 und der damit geschaffenen einheitlichen Verwaltungseinheit Großberlin leben 3,8 Mio. Menschen in der Stadt (vgl.www.berlin.de). Eine Zäsur in der bis dahin aufstrebenden Entwicklung Berlins zur Weltmetropole bildet der 2. Weltkrieg. „In der kurzen Zeitspanne von nur 12 Jahren erfuhr die Metropole Berlin unter der NS-Herrschaft und durch die Zerstörungen des 2. Weltkrieges einen katastrophalen Niedergang." (Scherf,1998,S.20). Die Nachkriegszeit war geprägt durch die Teilung der Stadt in Ost- und Westsektor, die im Mauerbau 1961 ihren Höhepunkt fand. Für die industrielle Entwicklung sollte das schwerwiegende Folgen haben. Im Zuge des Verlustes der Hauptstadtfunktion im Westeil verließen auch viele Industriepioniere, wie Siemens oder AEG die Stadt, während die Industrie im Ostteil unter der sozialistischen Planwirtschaft zu leiden hatte. Nach der Wiedervereinigung 1990 und der Wiedererlangung des Hauptstadtstatus 1991 sowie dem Umzug der Bundesregierung an den Spreebogen 1999 (www.berlin.de) konnte Berlin nie wieder an die „Glanzzeiten“ aus der Zwischenkriegsphase anknüpfen.

Diese Hausarbeit soll die Gründe und Indikatoren für den stetigen Aufschwung der Stadt anhand ihrer Industrieentwicklung, besonders im Bereich der Maschinenbau- und Elektroindustrie, bis zum 2. Weltkrieg aufzeigen und klären welche Probleme sich aus der Zerstörung und anschließenden Teilung für die heutige Zeit ergeben.

2. Ausgangsituation für die Industrialisierung

„Durch die 1806 beginnende Kontinentalsperre gegen englischen Wettbewerb geschützt, ist die Textilindustrie in Berlin zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch immer das führende Gewerbe“(Pfannschmidt,1937,S.12) und damit verbunden ist die Stellung „Berlins als größte Manufakturstadt Deutschlands“( Scherf,1998,S.10). "Um 1800 arbeiteten ca. 50% der 36.000 in den verschiedenen Berliner Gewerben Beschäftigten in der Textilbranche“(Hofmeister,1990,S.98). Doch durch die Napoleonischen Kriege und die Rückwirkungen der Kontinentalsperre kommt es zu einer „ersten großen Krisenauslese“ und einer daraus resultierenden Massenarbeitslosigkeit (vgl. Pfannschmidt,1937,S.13). Die dadurch freigesetzten Arbeitskräfte bilden laut Pfannschmidt mit dem „...weiter bestehenden Handwerk das eigentliche Wurzelbett für das Wachstum jener neuen Industrien, die im 19. Jahrhundert der Berliner Wirtschaft ein völlig verändertes Aussehen verleihen. Unter ihnen stehen der großindustrielle Maschinenbau und das Konfektionsgewerbe an erster Stelle.“(Pfannschmidt,1937,S.13).

Tabelle1: Einwohnerentwicklung Berlins (ab 1925 Groß-Berlin)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: (Pfannschmidt S.69; www.Berlin.de; Scherf S.20)

Das Hauptproblem der neuen Berliner Industrien, gerade des Maschinebaus ist „das der Berliner Raum über keinerlei Primärenergieträger und Mineralien verfügt, auf denen sich eine Explorationswirtschaft mit nachgeordneten Grundstoffindustrien hätte ausbilden können“ und die ortsansässigen Firmen, somit immer von Grundstoffimporten abhängig gewesen sind (Hofmeister,1990,S.92). Von Vorteil ist das große Arbeitskräftepotential, Berlin hatte 1840 bereits 350000 Einwohner und die gut ausgebildeten Arbeitskräfte (vgl. Tab.1).

3. Die Phase der Industrialisierung und 1.Weltkrieg 1840-1918

Der Aufschwung der Berliner Industrie geht einher mit dem voranschreitenden Ausbau der Infrastruktur, so wird „1840 das erste Gaswerk“ und „1850 das erste Wasserwerk“ in Betrieb genommen, sowie „1864 Die Berliner Pferde- Omnibusgesellschaft gegründet“(vgl.Pfannschmidt,1937,S.14). Wichtiger jedoch als der Ausbau der Gas- und Wasserversorgung erwies sich der Bau der Eisenbahn. So wird im Jahr 1839 die Linie Berlin Potsdam fertig gestellt, ihr folgen Berlin-Anhalt 1841, Berlin- Frankturt/O. 1842 und Berlin- Stettin 1843 und schließlich im Jahre 1882 die Ringbahn. „Nach Vollendung des deutschen Eisenbahnnetzes gelangt Berlin in den vollen Besitz der Vorzüge seinerw wirtschaftsgeographischen Lage zu den Bezugs- und Absatzgebieten.“ (Pfannschmidt,1937,S.15). 1937 werden in Berlin die Borsig Werke, spezialisiert auf den Lokomotivbau, gegründet (www.Borsig.de), welche die Industrielandschaft der Stadt in den folgenden Jahrzehnten entscheidend mitgestalten werden. Pfannschmidt bezeichnet sie als erste kombinierte Großunternehmung der verarbeitenden Industrie. Durch den Aufstieg zur Millionenstadt etwa um 1870 fanden die Industriebetriebe in Berlin einen krisenfesten örtlichen Absatzmarkt (vgl.Pfannschmidt,1937,S.14-16). Im Jahre 1871 kommt es zu einer ersten Wanderungsbewegung der Industriebetriebe, die ihre Standorte in den Bereich der Ringbahn verlagern, worauf sich aufgrund schneller Produktionssteigerungen eine zweite Wanderungswelle entlang der Schienenwege, Wasserstraßen und Hauptverkehrsstraßen anschließt (vgl. Leupolt,1993,S.594). „Nachdem um 1890 das Stadtgebiet im Bereich der Ringbahn geschlossen bebaut worden ist und um 1895 die Vorortbahnen ausgebaut worden sind, werden alle Neugründungen außerhalb der Ringbahn angelegt (Pfannschmidt,1937,S.34). Im Wachstum der städtischen Gewerbe spiegeln sich zum einen die gute „wirtschaftsgeographische Lage“ im nördlichen Zentrum des Landes und zum anderen die Agglomerationsvorteile die sich seit 1871 mit der Hauptstadtfunktion und daraus resultierender „Organisation von Unternehmern und Verwaltungen von Reich, Staat und Stadt“ ergeben, wieder (vgl.Pfannschmidt,1937,S.16) .

„Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die deutsche Hauptstadt auch zur wirtschaftlich dominierenden Großstadt Deutschlands entwickelt. Auf dem kleinen Stadtgebiet von 63,17 km² ballten sich immerhin 7% der industriell-gewerblichen Betriebe und Beschäftigten des Reiches“(Scherf,1998,S.11)

3.1 Die Maschinenbauindustrie

„Die Hauptentwicklungsperiode der Maschinenindustrie beginnt nach 1848.“ Die Betriebe dieser Branche erkannten schnell die Möglichkeiten die der Eisenbahnbau bot und erschlossen sich so neue Absatzgebiete. „Neben dem Lokomotivbau für das neu entstehende Eisenbahnnetz übernimmt die Berliner Maschinenindustrie den Maschinenbau für Landwirtschaftliche Industrien und andere Industrien die dem Verlauf der Eisenbahnlinien folgen (Pfannschmidt,1937,S.33). Weiterhin wurde das Wachstum der Industrie durch öffentliche Aufträge für Versorgungsanlagen gestützt, deren Ausbau Hand in Hand mit dem Aufschwung der Bekleidungsindustrie und Massengüterindustrie ging. Nach einer Krisenphase die ihre Ursache im Wiener Börsenkrach 1873 hatte und vor allem die Verbrauchsgüterindustrie trifft, kommt es ab 1890 zu einem erneuten Aufschwung, von dem zunächst die Bekleidungsindustrie und in ihrem Sog Maschinenbauindustrie, die außerdem noch durch Schutzzölle und Meistbegünstigungsverträge im Exportbereich gestützt wird, profitiert (vgl. Pfannschmidt,1937,S.17/33). Durch die Entwicklung neuer Technologien im Schiffsbau, Großkraftwerksbau, bei der Elektrifizierung der Eisenbahn sowie in der Automobilindustrie erlebt die Berliner Maschinenindustrie ab 1906-1914 einen erneuten Aufschwung (vgl. Pfannschmidt,1937,S.34). Als Beweis für die Unentbehrlichkeit der in der Berliner Maschinenbauindustrie hergestellten Produkte sieht Pfannschmidt „das 1918, am Kriegsende, die Ausfuhr in feindliche Staaten bereits wieder 1/3 des Vorkriegsniveaus erreicht hatte“(Pfannschmidt,1937,S.35). Nach dem 1. Weltkrieg konzentriert sich der Berliner Maschinenbau wieder auf die Produktion landwirtschaftlicher Maschinen, Autos und Motorräder sowie auf Kugellager und Schreibmaschinen.

Am Ende des Jahrhunderts erlebt dann die Elektroindustrie ihren überragenden Aufschwung, überflügelte die Maschinenindustrie und „Berlin wurde zum überragenden Sitz einer der zwei Elektromächte dieser Erde, verkörpert durch die beiden Großkonzerne Siemens und AEG . Dies brachte Berlin um die Jahrhundertwende den Namen Elektropolis ein.“(Scherf,1998,S.11) Die Elektroindustrie soll im nächsten Abschnitt genauer betrachtet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Industrie in der Hauptstadtregion Berlin
Untertitel
Traditionelle Industriestrukturen und aktuelle Entwicklungstendenzen
Hochschule
Universität Leipzig  (Physik und Geowissenschaften)
Veranstaltung
MS Industrieentwicklung
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V36177
ISBN (eBook)
9783638358699
ISBN (Buch)
9783638772327
Dateigröße
626 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Industrie, Hauptstadtregion, Berlin, Industrieentwicklung, Hauptstadt, Region, Entwicklung, Maschinenbau, Industrialisierung, Industriestruktur, Elektroindustrie, Elektro, Stadt, Stadtentwicklung, Deutschland, Ostberlin, Westberlin, Krieg, Wiederaufbau, Demontage, Wiedervereinigung, Teilung, Struktur, Weltkrieg, Reparation
Arbeit zitieren
Martin Zeitler (Autor:in), 2004, Industrie in der Hauptstadtregion Berlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36177

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