Einleitung
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist ein Kommentar Goethes über die Tasso Rezension von Jean-Jacques Ampére im „Globe“ des Jahres 1826. In einem Gespräch mit Eckermann vom 03. Mai 1827 bemerkte Goethe zu der französischen Beurteilung folgendes:
„Er hat den abwechselnden Gang meiner irdischen Laufbahn und meiner Seelenzustände im tiefsten studiert und sogar die Fähigkeit gehabt, das zu sehen, was ich nicht ausgesprochen und was sozusagen nur zwischen den Zeilen zu lesen war. Wie richtig hat er bemerkt, dass ich in den ersten zehn Jahren meines weimarischen Dienst- und Hoflebens so gut wie gar nichts gemacht, dass die Verzweiflung mich nach Italien getrieben, und dass ich dort, mit neuer Lust zum Schaffen, die Geschichte des Tasso ergriffen, um mich in Behandlung dieses angemessenen Stoffes von demjenigen freizumachen, was mir noch aus meinen weimarischen Eindrücken und Erinnerungen Schmerzliches und Lästiges anklebte. Sehr treffend nennt er daher auch den „Tasso“ einen gesteigerten „Werther“.1
Nicht wenigen Literaturwissenschaftlern gab besonders der letzte Satz dieses Kommentars Anlass zu weitreichenden Interpretationen und formellen Analysen, um die gewaltige Aussagekraft dieser Worte zu erfassen und aufzuzeigen. Auch in dieser Arbeit soll erarbeitet werden, wie und worauf Goethe seine Formulierung des „gesteigerten Werthers“ bezogen haben könnte. Dabei soll zunächst dem Begriff der Steigerung besondere Aufmerksamkeit zukommen, von dessen Bedeutung alle weiteren Interpretationsansätze abhängig sind. Im Weiteren soll dann unter Berücksichtigung des Inhalts der beiden Werke darauf eingegangen werden, welche Art von Schlüssen man aus jener Bemerkung ziehen kann und auf welche Aspekte seiner beiden Werke Goethe seine Worte bezogen haben mag.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff der Steigerung
- Goethes Verwendung des Begriffs „steigern“
- Auf welche Aspekte könnte der „gesteigerte Werther“ bezogen sein?
- Die beiden Werke
- Die Leiden des jungen Werther
- Der Inhalt
- Die biographischen Bezüge
- Torquato Tasso
- Der Inhalt
- Die biographischen Bezüge
- Die Leiden des jungen Werther
- Aspekte der Steigerung
- Steigerung des Inhalts
- Steigerung der Tragik
- Steigerung der Charaktere
- Steigerung der biographischen Dimension
- Steigerung der Form
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Goethes Aussage, „Tasso“ sei ein „gesteigerter Werther“, die er im Zusammenhang mit einer Rezension seines Dramas „Torquato Tasso“ durch Jean-Jacques Ampére äußerte. Ziel ist es, die Bedeutung dieser Aussage zu ergründen und die Aspekte zu identifizieren, auf die Goethe sich in seiner Formulierung beziehen könnte.
- Die Bedeutung des Begriffs „steigern“ in Goethes Werk und Sprache
- Der Vergleich der Inhalte und der biographischen Bezüge von „Die Leiden des jungen Werther“ und „Torquato Tasso“
- Die Analyse von Aspekten wie Inhalt, Tragik, Charakteren, biographischer Dimension und Form in beiden Werken im Hinblick auf die Steigerung
- Die Bedeutung des Begriffs „Steigerung“ in Goethes Philosophie und Naturbetrachtung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert den Ausgangspunkt der Arbeit und stellt Goethes Aussage „Tasso - ein gesteigerter Werther“ in den Kontext seiner Äußerungen über die Rezension von Ampére. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff der Steigerung und untersucht verschiedene Bedeutungsfacetten des Wortes in Goethes Werk und Sprache.
Kapitel drei analysiert die Inhalte und biographischen Bezüge der beiden Werke „Die Leiden des jungen Werther“ und „Torquato Tasso“. Anschließend werden in Kapitel vier verschiedene Aspekte der Steigerung in beiden Werken betrachtet, wie etwa die Steigerung des Inhalts, der Tragik, der Charaktere, der biographischen Dimension und der Form.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Steigerung, Vergleich, Werther, Tasso, Inhalt, Tragik, Charakter, biographische Dimension, Form, Goethes Sprache, Goethes Philosophie und Naturbetrachtung.
- Arbeit zitieren
- Julia Kurz (Autor:in), 2005, Tasso, ein gesteigerter Werther, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36231