In den deutschen Rechnungslegungsgrundsätzen, aber auch im deutschen Bilanzrecht vollzieht sich seit den letzten Jahren ein gravierender Wandel. Ursachen für diese Veränderung sind einerseits die zunehmende globale Ausrichtung vieler Unternehmen und somit eine steigende Bedeutung der internationalen Kapitalmärkte. Zum anderen waren spektakuläre Unternehmenskrisen ebenso wie die deutschen Rückstände bei der Umsetzung europäischer Richtlinien (z.B. das KapCoRiLiG) und der „Steuerreformstau“ ein wesentlicher Ansporn für einschneidende Veränderungen der Rechnungslegungsvorschriften.(1)
So verlangt die Internationalisierung der Märkte nach einer Harmonisierung der Rechnungslegung, die den Ansprüchen der Investoren entspricht. Diese erwarten einen nach internationalen Vorschriften erstellten Jahresabschluss, der entscheidungsrelevante Informationen enthält, die international vergleichbar sind. Es erhöht sich der Kapitalmarktschutz, die Informationsunsicherheit nimmt ab und es sinken die Transaktionskosten durch den Wegfall von Überleitungsrechnungen. Eine wertorientierte Unternehmensführung im Sinne eines Shareholder Value-Konzeptes wird möglich. Der deutsche Gesetz¬geber hat auf diese Anforderungen mit der Einführung des § 292 a HGB reagiert, der Konzernen die Möglichkeit eröffnet, einen Abschluss nach IAS oder US-GAAP aufzustellen.(2) An Stelle eines Konzernabschlusses und Konzernlageberichts nach deutschen Vorschriften wird gestattet, die Konzernrechnungslegung nach internationalen Grundsätzen aufzustellen. Der Gesetzgeber hat diese Vorschrift bis zum 31. Dezember 2004 befristet. Der Grund dafür liegt in der Absicht, die Bilanzierungs-normen bis dahin insgesamt überarbeitet zu haben.(3) Nach einem Vorschlag der Europäischen Kommission vom 13. Februar 2001 müssen alle börsennotierten Unternehmen und Unternehmen, die Börsenprospekte erstellen, weil sie zum Handel auf einem geregelten Markt zugelassen werden sollen, ab 2005 nach IAS bilanzieren. Ebenso dürfen die Mitgliedsländer alle nichtbörsennotierten Unternehmen, also auch Einzelunternehmen, verpflichten, ihre Abschlüsse nach IAS zu erstellen.(4)
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1 vgl.: Förschle in Lüdenbach, International Accounting Standards, S. 5
2 vgl.: Blomeyer/Peemöller, Internationale Rechnungslegung und Prüfung, S. 5
3 vgl.: Beck’scher Bilanzkommentar § 292 a, Tz. 39
4 vgl.: Göthel in DB 2001, S. 2058
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Anwendungsfälle der internationalen Grundsätze
- 2.1 Anwendungsfälle der US-GAAP
- 2.2 Anwendungsfälle der IAS
- 3 Aufbau des Regelungswerkes nach IAS
- 3.1.1 Framework
- 3.1.2 Regelungsinhalt der einzelnen Standards
- 4 Bedeutende Begriffe
- 4.1 Der Begriff des Vermögensgegenstandes im HGB
- 4.2 Der Begriff des assets nach IAS
- 5 Grundsätzliches zu den Immateriellen Vermögenswerten
- 5.1 Begriff der Immateriellen Vermögenswerte
- 5.1.1 Immaterielle Vermögensgegenstände nach HGB
- 5.1.1.1 Begriff der Immateriellen Vermögensgegenstände
- 5.1.1.2 Bilanzierungshilfen
- 5.1.1.3 Der Geschäfts- oder Firmenwert
- 5.2 Immaterielle Vermögenswerte nach IAS
- 5.2.1 Genereller Anwendungsbereich von IAS 38
- 5.2.2 Regelungen in anderen Standards
- 6 Bilanzierung und Bewertung nach HGB
- 6.1 Ansatz
- 6.2 Erstbewertung
- 6.3 Folgebewertung
- 6.4 Abschreibungen und dauerhafte Wertminderungen
- 6.5 Angabepflichten
- 7 Bilanzierung und Bewertung nach IAS
- 7.1 Ansatz
- 7.1.1 Erwerb immaterieller Wirtschaftsgüter
- 7.1.2 Geschäfts- oder Firmenwert
- 7.1.3 Selbst geschaffene immaterielle Vermögenswerte
- 7.2 Erstbewertung
- 7.3 Folgebewertung
- 7.4 Abschreibungen und dauerhafte Wertminderungen
- 7.5 Angabepflichten
- 8 Ausblick
- Anhang 1
- Anhang 2
- Anhang 3
- Anhang 4
- Literaturverzeichnis
- Erklärung der Studierenden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bilanzierung und Bewertung von immateriellen Vermögenswerten nach den internationalen Rechnungslegungsstandards (IAS) im Vergleich zu den Regelungen des Handelsgesetzbuches (HGB). Sie zielt darauf ab, die unterschiedlichen Ansätze und Methoden beider Rechnungslegungsstandards aufzuzeigen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede hervorzuheben.
- Definition und Abgrenzung immaterieller Vermögenswerte nach IAS und HGB
- Ansatzkriterien und Erstbewertung von immateriellen Vermögenswerten
- Folgebewertung und Abschreibung von immateriellen Vermögenswerten
- Anwendungsbeispiele und Fallstudien
- Relevante Rechtsprechung und aktuelle Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Bilanzierung und Bewertung von immateriellen Vermögenswerten. Im zweiten Kapitel werden die Anwendungsfälle der internationalen Grundsätze, insbesondere der US-GAAP und der IAS, beleuchtet. Kapitel 3 widmet sich dem Aufbau des Regelungswerkes nach IAS, wobei das Framework und die Regelungsinhalte der einzelnen Standards im Fokus stehen. Kapitel 4 befasst sich mit bedeutenden Begriffen, wie dem Vermögensgegenstand im HGB und dem Asset nach IAS. In Kapitel 5 wird ein grundlegendes Verständnis der immateriellen Vermögenswerte geschaffen, wobei sowohl die HGB- als auch die IAS-Perspektive betrachtet wird.
Kapitel 6 behandelt die Bilanzierung und Bewertung von immateriellen Vermögenswerten nach HGB. Die Themen Ansatz, Erstbewertung, Folgebewertung, Abschreibungen, dauerhafte Wertminderungen und Angabepflichten werden ausführlich behandelt. Kapitel 7 widmet sich der Bilanzierung und Bewertung nach IAS, wobei der Erwerb immaterieller Wirtschaftsgüter, der Geschäfts- oder Firmenwert, die Selbst schaffung immaterieller Vermögenswerte sowie die Erst- und Folgebewertung im Fokus stehen. Abschreibungen und dauerhafte Wertminderungen werden ebenfalls beleuchtet. Das letzte Kapitel gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen im Bereich der Bilanzierung und Bewertung immaterieller Vermögenswerte.
Schlüsselwörter
Immaterielle Vermögenswerte, IAS, HGB, Bilanzierung, Bewertung, Ansatz, Erstbewertung, Folgebewertung, Abschreibung, Wertminderung, Geschäfts- oder Firmenwert, Selbst schaffung, US-GAAP, Framework, Standards, Rechtsprechung, Entwicklungen.
- Arbeit zitieren
- Lysann Schurat (Autor:in), 2002, Die Bilanzierung und Bewertung der Immateriellen Vermögenswerte nach IAS im Vergleich zum HGB, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3628