Einleitung
In aktuellen Diskussionen geht es darum, ob Demokratie in der Schule gelehrt werden sollte und welchen Stellenwert demokratisches Lernen haben muss.
Die Diskussionen rühren unter anderem daher, dass wir in einer Zeit leben, in der zunehmende Gewalt, Rücksichtslosigkeit, Aggressivität, Rechtsextremismus und Orientierungslosigkeit Alltag geworden sind. Man muss sich zunächst fragen, welche möglichen Ursachen dafür existieren und weiterhin überlegen, wie man diesen entgegenwirken bzw. vorbeugen kann.
Mögliche Gründe für solche Verhaltensweisen sind zum einen familiäre Umstände: Während die Eltern früher die wichtigsten Träger der Erziehung für ihre Kinder waren, Kontakte zur Schule hatten und sich für ihre schulischen Probleme verantwortlich fühlten, können viele Familien diesem Anspruch nicht mehr gerecht werden (vgl. STOTZ 1999, 106).1 Viele Kinder wachsen in so genannten „Patchwork – Familien“ auf oder in Familien, in welchen die Eltern wenig Zeit für ihre Kinder haben, so dass Kinder wenig Liebe und Zuwendung erhalten. Nicht selten erfahren Kinder im eigenen Elternhaus sogar Gewalt, bekommen keine Möglichkeit gezeigt Konflikte sachlich zu lösen und in Gemeinschaften zu handeln oder wachsen mit fehlenden Grundlagen der Allgemeinbildung auf. Weiterhin besteht eine verstärkte Medien- und Konsumorientierung, bei der der Fernseher und der Computer die Freizeit der Kinder bestimmen (ebd., 107).
Zum anderen leben wir in einer Gesellschaft, die stark von Unsicherheiten geprägt ist, in der es kaum möglich ist, verlässliche Zukunftspläne, z.B. in beruflicher Hinsicht, zu machen. Mangelnde Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitslosigkeit verhindern die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben.
Seit PISA2 wissen wir, dass die Menschen, die in unserer Gesellschaft eine gute (Aus-) Bildung genießen und damit die besten Chancen auf einen Beruf (ihrer Wahl) haben, meist aus Familien kommen, in denen die Eltern selber einen akademischen Werdegang absolviert haben bzw. aus guten finanziellen Verhältnissen stammen.
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1 Im Folgenden wird sich meine Zitierweise an den Vorschlägen von ROST orientieren (vgl. ROST 1999, 207, 217, 230, 234, 238).
2 PISA=Program for international student assisment (Programm für internationale Schülerleistungsbewertung)
Inhaltsverzeichnis
- 1. Teil
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen der Demokratie
- 2.1 Begriffsbestimmung
- 2.2 Verschiedene Ansätze von Demokratieverständnis
- 2.3 DEWEYS Gedanken zum Demokratieverständnis
- 3 Der Stellenwert der Schule in der Demokratie
- 3.1 Das Schulgesetz
- 3.2 Die Aufgaben der Institution Schule
- 3.3 Politische Bildung in der Demokratie - von der Vergangenheit bis heute
- 4 Erziehung zur Demokratie - was ist politische Bildung?
- 4.1 Erziehung
- 4.1.1 Warum zur Demokratie erziehen?
- 4.1.2 Erläuterung des Erziehungsbegriffs
- 4.1.3 Ziele demokratischer Erziehung
- 4.1.4 Der Erziehungsauftrag der Schule
- 4.2 Bildung
- 4.2.1 Was ist Bildung und welche Aufgabe kommt dabei der Schule zu?
- 4.2.2 Was heißt politische Bildung insbesondere in Bezug auf die Demokratie?
- 4.2.2.1 Warum politische Bildung in der Grundschule wichtig ist
- 4.2.2.2 Die Ziele der politischen Bildung
- 4.2.2.3 Die Inhalte des politischen Unterrichts
- 4.2.3 Was sind Werte, welche Werte soll die Schule vermitteln?
- 2. Teil
- 5 Schule als Abbild des Staats – Ein Beispiel für das Lernen von Demokratie in der Schule
- 6 Demokratie in der Schule leben lernen
- 6.1 Die Ausgangslage
- 6.2 Wie Lernen demokratisiert werden kann
- 6.2.1 Der Konstruktivismus anstelle von Wissensvermittlung
- 6.2.2 Der offene Unterricht
- 6.2.2.1 Selbstständiges, selbstbestimmtes und handlungsorientiertes Lernen
- 6.2.2.2 Interdisziplinäres Lernen
- 6.2.2.3 Methodenkompetenz
- 6.2.2.4 Intrinsisch motiviert lernen/ Leistungsbewertung
- 6.3 Das Lehrer-Schülerverhältnis
- 6.3.1 Die Rolle des Lehrers
- 6.3.2 Die Rolle des Schülers
- 6.4 Die Gestaltung des demokratischen Schulalltags an konkreten Beispielen zur Erlernung demokratischer Verhaltensweisen
- 6.4.1 Partizipation
- 6.4.2 Regeln entwickeln und einhalten
- 6.4.3 Autonomie
- 6.4.4 Verantwortung übernehmen lernen am Beispiel des Klassenrats
- 6.5 Der Projektunterricht als Beispiel für demokratischen Unterricht
- 7 Die demokratische Lebensform als Beitrag zur zivilen Gesellschaft
- 7.1 Was ist die Zivilgesellschaft?
- 7.2 Was kann die Schule zur zivilen Gesellschaft beitragen?
- 7.3 Was kann der Einzelne zur zivilen Gesellschaft beitragen?
- Die Bedeutung von demokratischer Erziehung und Bildung für die Entwicklung der Zivilgesellschaft
- Der Stellenwert der Schule in der Demokratie und ihre Aufgaben in der politischen Bildung
- Die Rolle des Lehrers und des Schülers im Kontext demokratischen Lernens
- Die Gestaltung des demokratischen Schulalltags durch Partizipation, Regelentwicklung und Verantwortung
- Der Projektunterricht als Beispiel für demokratischen Unterricht
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die aktuelle Relevanz von demokratischem Lernen in der Schule. Dabei werden die Herausforderungen einer zunehmenden Gewaltbereitschaft und Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft aufgezeigt und die Bedeutung von demokratischen Lebensformen betont.
- Kapitel 2: Grundlagen der Demokratie: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff der Demokratie und verschiedenen Ansätzen des Demokratieverständnisses. Die Gedanken von John Dewey zum Demokratieverständnis werden aufgezeigt und die Bedeutung der Demokratie für die Gesellschaft verdeutlicht.
- Kapitel 3: Der Stellenwert der Schule in der Demokratie: Die Funktion der Schule als Institution in der Demokratie wird im dritten Kapitel untersucht. Die Aufgaben der Schule und die Relevanz politischer Bildung in der Demokratie werden beleuchtet, die sich von der Vergangenheit bis heute entwickelt hat.
- Kapitel 4: Erziehung zur Demokratie - was ist politische Bildung?: Das vierte Kapitel widmet sich der Frage, wie Erziehung und Bildung zur Demokratie beitragen können. Die Ziele demokratischer Erziehung und der Erziehungsauftrag der Schule werden betrachtet. Zudem wird die Bedeutung politischer Bildung in der Grundschule beleuchtet und die Inhalte des politischen Unterrichts werden vorgestellt.
- Kapitel 5: Schule als Abbild des Staats – Ein Beispiel für das Lernen von Demokratie in der Schule: In diesem Kapitel wird die Schule als Abbild des Staates betrachtet und es wird anhand eines Beispiels gezeigt, wie demokratisches Lernen in der Schule umgesetzt werden kann. Die Schule als ein Mikrokosmos der Gesellschaft soll den Schülern ermöglichen, demokratische Strukturen und Prozesse zu erleben und zu verstehen.
- Kapitel 6: Demokratie in der Schule leben lernen: Kapitel sechs befasst sich mit der Frage, wie Lernen demokratisiert werden kann. Der Konstruktivismus als alternatives pädagogisches Konzept wird vorgestellt, sowie der offene Unterricht als Beispiel für demokratisches Lernen. Die Gestaltung des demokratischen Schulalltags durch Partizipation und die Entwicklung von Regeln werden näher beleuchtet.
- Kapitel 7: Die demokratische Lebensform als Beitrag zur zivilen Gesellschaft: Im abschließenden Kapitel wird der Zusammenhang zwischen demokratischer Lebensform und Zivilgesellschaft dargestellt. Die Bedeutung der Schule für die Förderung der Zivilgesellschaft wird hervorgehoben und es wird gezeigt, wie der Einzelne einen Beitrag zur zivilen Gesellschaft leisten kann.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Demokratie in der Schule gelernt werden kann, um demokratische Lebensformen zu entwickeln und so einen Beitrag zur zivilen Gesellschaft zu leisten.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit behandelt die Themen Demokratie, politische Bildung, Erziehung zur Demokratie, demokratisches Lernen, Schule, Zivilgesellschaft, Partizipation, Regelentwicklung, Verantwortung, Lehrer-Schüler-Verhältnis, Projektunterricht.
- Arbeit zitieren
- Nicole Pekic (Autor:in), 2004, Wie kann Demokratie in der Schule gelernt werden, so dass demokratische Lebensformen entwickelt werden und somit ein Beitrag zur zivilen Gesellschaft geleistet wird?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36480