Georg Ledebours Spuren eines eigensinnigen und eigenständigen Weges zwischen den Fronten – als sozialistischer Internationalist, weder Sozialdemokrat noch Kommunist – werden in seinen Reden und Aufsätzen herausgearbeitet. Der Zeit nach 1922 (Auflösung der alten USPD) gilt die besondere Aufmerksamkeit.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt bei den Aktivitäten von Georg Ledebour, sei es in der „Rest-USPD“, dem Sozialistischen Bund (1924-1931), in der Sozialistischen Arbeiterpartei (1931-1933) und in der Emigrationszeit in der Schweiz (1933-1947). Liebknechts „Rest-USPD“ (1924-1931) wird am Ende betrachtet.
Warum sich mit der Splittergruppe USPD nach 1922, mit Georg Ledebour (und Theodor Liebknecht) nach über 90 Jahren erneut beschäftigen? Es gibt eine subjektive und eine „objektive“ Begründung.
Zur „objektiven“ Begründung, die bewusst in Anführungszeichen steht, gehört eine wissenschaftliche „Neugier“ nach vernachlässigten Zeitspannen in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Da weder die SPD noch die KPD hier Traditionslinien sahen, und sich damit mit dieser Phase der Arbeiterbewegung signifikant weniger auseinandersetzten, beschäftigte mich diese Phase umso mehr: Was waren die Gründungsideen der erneuten Spaltung? Was waren die „Erfolge“? Warum konnten sie nicht als Hefe für eine gemeinsame Front der Arbeiterbewegung gegen den heraufziehenden Faschismus wirken? Ist ihre Geschichte nur die Geschichte von „Verlierern“?
Subjektiv: ich habe mich in den siebziger Jahren mit der USPD 1917-1922 intensiver beschäftigt und über 40 Jahre später zum hundertsten Gründungstag der USPD (April 2017) kleines Büchlein geschrieben . Dabei kam mir wieder fast automatisch Georg Ledebour ins Visier, einer der Gründungsväter und Vorsitzender der USPD, ein radikaler Sozialist, der im Januarstreik 1918 in vorderste Reihe kämpfte, verhaftet und im Juni 1919 vor Gericht gestellt wurde. Hier als Angeklagter verteidigte er nicht nur seine Aktivitäten, sondern erklärte die politische Lage im Januar 1919 so nachvollziehbar, dass er sogar das Gericht von seinen formaljuristischen Unschuld überzeugte, freigesprochen wurde und über den Prozess ein dickes Wortprotokoll herausgab. Nach 1920 (Spaltung der USPD auf dem Parteitag in Halle) wurden seine Spuren immer „dünner“ und ich wollte herausfinden, was aus diesem „alten Kämpfer“ (geboren 1850) geworden. So habe ich mich auf diese „Entdeckungsreise“ gemacht und nach Spuren gesucht, die Ledebour nach 1922 gelegt hat. [...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einführung – Gliederung
- Von der USPD zur „Rest-USPD“ (1917-1922)
- Ledebour und Liebknecht gemeinsam in der „Rest-USPD“ (1922/23)
- Der Parteitag der „Rest-USPD“ März/April 1923 in Berlin
- Exkurs 1: Ledebour, die Wiener Internationale (1921-1923) und das Internationale Büro (1923-1931)
- Ledebour und Liebknecht auf dem Weg zur endgültigen Trennung
- Sozialistischer Bund – Gruppe Ledebour 1924-1931
- Exkurs 2: Volksbegehren und Volksentscheid zur Fürstenenteignung
- Übertritte zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAPD) Herbst 1931
- Exkurs 3: Ledebours Darstellung der Novemberrevolution
- Redakteur Ledebour und die Sozialistischen Arbeiterzeitung (SAZ) (1931-32)
- Ledebour im Exil in der Schweiz (1933-1947)
- Exkurs 4: Das Schweitzer Dossier über Georg Ledebour (1919-1947)
- „Rest-USPD“ – Gruppe Liebknecht (1924-1931)
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit untersucht die Geschichte der „Rest-USPD“, einer Splittergruppe der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), die nach der Vereinigung der USPD mit der SPD im September 1922 entstand. Der Fokus liegt auf den Aktivitäten von Georg Ledebour, einem der Gründungsväter und Vorsitzenden der USPD, und seiner Rolle in der „Rest-USPD“, dem Sozialistischen Bund (1924-1931), der Sozialistischen Arbeiterpartei (1931-1933) und im Schweizer Exil (1933-1947). Die Arbeit beleuchtet auch die Aktivitäten von Theodor Liebknecht, der neben Ledebour zur Führungsfigur der „Rest-USPD“ wurde.
- Die Gründung und Entwicklung der „Rest-USPD“ nach der Vereinigung der USPD mit der SPD
- Die Aktivitäten von Georg Ledebour in der „Rest-USPD“ und im Sozialistischen Bund
- Die Rolle von Theodor Liebknecht in der „Rest-USPD“
- Die Bedeutung der Internationalen Arbeiterbewegung für die beiden Splittergruppen
- Die Rolle der „Rest-USPD“ und des Sozialistischen Bundes im Kontext des politischen und sozialen Wandels in der Weimarer Republik
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 2: Die Arbeit beginnt mit einer kurzen Beschreibung des Weges der USPD von ihrer Gründung im Ersten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung mit der SPD im September 1922. Sie untersucht die Gründe, warum Ledebour und eine kleine Gruppe von Abweichlern die USPD weiterführten.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel verfolgt die Splittergruppe USPD unter der Leitung von Ledebour und Liebknecht bis zum Parteitag 1923.
- Kapitel 4: Der Parteitag der „Rest-USPD“ im März/April 1923 zeigt tiefe Risse innerhalb der Gruppe, die durch die Ruhrbesetzung ausgelöst wurden.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel beleuchtet Ledebours Aktivitäten in internationalen Organisationen wie der Wiener Internationale und dem Internationalen Büro.
- Kapitel 6: Das Kapitel beschreibt den Trennungsprozess zwischen Liebknecht und Ledebour vom April 1923 bis Januar 1924.
- Kapitel 7: Dieses Kapitel dokumentiert die weitere Entwicklung des Sozialistischen Bundes (1924-1931) unter Ledebour.
- Kapitel 8: In einem zweiten Exkurs wird Ledebours internationale Aktivitäten in der Wiener Internationale und im Internationalen Büro nachgezeichnet.
- Kapitel 9: Dieses Kapitel verfolgt die Gründung und Entwicklung des Sozialistischen Bundes unter Ledebour.
- Kapitel 10: In einem dritten Exkurs wird die Zusammenarbeit von Ledebour mit der KPD am Beispiel der Kampagne zur Fürstenenteignung dokumentiert.
- Kapitel 11: Der Übertritt beider Splittergruppen in die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) im Herbst 1931 und Ledebours Tätigkeit als Redakteur in der Presse der SAP werden beschrieben.
- Kapitel 12: Ledebours Flucht in die Schweiz im Frühjahr 1933 und sein Leben im Exil bis zu seinem Tod 1947 werden dargestellt.
- Kapitel 13: Dieses Kapitel analysiert das Schweizer Ledebour-Dossier und trägt Material über Ledebours Aktivitäten in der Schweiz zusammen.
- Kapitel 14: Die weitere Entwicklung der „Rest-USPD“ unter Liebknecht wird mit ihren Parteitagen, Zeitungen und Aktivitäten bis 1931 nachgezeichnet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit konzentriert sich auf die Geschichte der „Rest-USPD“, der Splittergruppe der USPD nach 1922, und die Aktivitäten ihrer beiden prominentesten Mitglieder: Georg Ledebour und Theodor Liebknecht. Wichtige Themen sind die Spaltung der Arbeiterbewegung, die Rolle von Ledebour und Liebknecht in der Weimarer Republik, die Bedeutung der Internationalen Arbeiterbewegung, der Kampf gegen den Faschismus, die Fürstenenteignung, die Novemberrevolution und die deutsche Politik der 1920er und 1930er Jahre. Die Arbeit verwendet originale Quellen wie Parteitagsreden, Zeitungsartikel, Flugblätter und Archive, um diese komplexen Themen zu beleuchten.
- Quote paper
- Dr. Hartfrid Krause (Author), 2017, Die USPD nach 1922. Zum 70. Todestag von Georg Ledebour (2017), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365239