Die Briefe des Paulus nehmen neben den Evangelien einen bedeutenden Platz im Neuen Testament ein. Paulus ist nicht direkt ein Jünger Jesu. Obwohl er nicht unmittelbar im Gefolge Jesu war, verkündet er wie kein anderer die frohe Botschaft vom Auferstandenen. Paulus hat etwas zu sagen. Seine Lehre hat er sich nicht selbst angeeignet. Nach biblischem Zeugnis wird sie ihm geschenkt durch eine Offenbarung Jesu Christi. Dennoch stammt auch die Idee, dass Heiden Christ werden können, ohne sich zuvor zum Judentum zu bekehren,
nicht von Paulus selbst. Der Auferstandene hat es ihm aufgetragen.
(...) Paulus hat nicht weniger bewirkt als große Gestalten des AT, die als Propheten gewirkt haben.
Paulus kennt das Phänomen der Gemeindeprophetie. Das „prophetische Reden“ sieht er als eine Geistesgabe an.
(...) Es geht in der Arbeit nicht darum, Paulus als einen Träger des Charismas prophetischen Redens - im Sinne der urchristlichen Gemeindeprophetie - vorzustellen, sondern es geht darum, ein viel umfassenderes Bild von ihm zu zeichnen. Es geht um die Frage, inwiefern die Gesamtpersönlichkeit des Paulus in Kontinuität zu alttestamentlichen Propheten gesehen werden kann.
Gibt es vielleicht mehr Gemeinsamkeiten zwischen alttestamentlichen Propheten und der Person des Paulus als einem zunächst bewusst ist?
Welche prophetischen Elemente findet man bei Paulus nach dem Zeugnis der protopaulinischen Briefe?
Obwohl die Apostelgeschichte Paulus in besonderem Maße wie einen charismatischen Propheten zeichnet, soll sie nicht als Textgrundlage dienen.
Damit die Arbeit nicht zu umfangreich wird, findet bewusst eine Eingrenzung auf die protopaulinischen Briefe statt.
Im Groben lässt sich meine Arbeit in zwei große Blöcke gliedern:
1. Untersuchungen zum Berufungsbericht des Paulus nach dem Galaterbrief im Kontext alttestamentlicher Berufungserzählungen.
2. Prophetische Elemente im Lebensvollzug des Paulus nach seinem Berufungserlebnis.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in die Problematik
- Berufung des Paulus (Grundlage Gal 1, 11b-17)
- Hinführung
- Abgrenzung (Gal 1, 11b-17)
- Syntaktische Analyse (Gal 1, 11b-17)
- Übersetzungsvergleich (Gal 1, 11b-17)
- Semantische Analyse (Gal 1, 11b-17)
- Bildliche Darstellung
- Charakteristische Elemente alttestamentlicher Berufungserzählungen in Gal 1, 11b-17
- Alttestamentliche Reminiszenzen
- Zwischenbilanz zum ersten Teil der Arbeit
- Prophetischer Lebensstil (Grundlage: protopaulinische Briefe)
- Hinführung
- Paulus als nabi
- Paulus als Seher
- Paulus als Gottesmann
- Fazit zu Paulus als nabi / als Seher / als Gottesmann
- Knecht sein für Christus auch im Leiden auf der Grundlage von DtrJes und den protopaulinischen Briefen
- Paulus als Gottesknecht
- Paulus als Märtyrer
- Résumé und eigene Erkenntnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, inwiefern die Persönlichkeit des Paulus in Kontinuität zu alttestamentlichen Propheten gesehen werden kann. Sie untersucht den Berufungsbericht des Paulus im Galaterbrief im Kontext alttestamentlicher Berufungserzählungen und analysiert prophetische Elemente im Lebensvollzug des Paulus nach seinem Berufungserlebnis.
- Die Berufung des Paulus nach dem Galaterbrief im Vergleich zu alttestamentlichen Berufungserzählungen
- Die prophetischen Eigenschaften des Paulus im Kontext der protopaulinischen Briefe
- Die verschiedenen Typen alttestamentlicher Propheten (nabi, Seher, Gottesmann) und ihre Anwendung auf Paulus
- Die Rolle des Leidens und des Märtyrertums im Leben des Paulus
- Die Relevanz des prophetischen Selbstverständnisses von Paulus für das frühe Christentum
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problematik und stellt die Relevanz des Paulus für das Christentum und die Frage nach seiner prophetischen Bedeutung heraus. Im zweiten Kapitel wird die Berufung des Paulus im Galaterbrief (Gal 1, 11b-17) im Detail analysiert. Der Fokus liegt auf einer syntaktischen und semantischen Analyse des Textes und dem Vergleich mit alttestamentlichen Berufungserzählungen.
Im dritten Kapitel werden prophetische Elemente im Lebensvollzug des Paulus untersucht. Dabei werden die verschiedenen Typen alttestamentlicher Propheten (nabi, Seher, Gottesmann) betrachtet und auf Paulus angewendet. Die Analyse umfasst auch die gattungsgeschichtliche Einordnung prophetischer Mahnrede und Tröstung in den protopaulinischen Briefen.
Das vierte Kapitel befasst sich mit Paulus als Gottesknecht im Kontext des Deuterojesajas und der Bedeutung des Leidens und des Märtyrertums in seinem Leben. Der Zusammenhang zwischen Paulus' Martyrium und dem gewaltsamen Schicksal der Propheten Israels wird diskutiert.
Das fünfte Kapitel fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und bietet eine Einordnung der Ergebnisse in den Gesamtkontext des Paulusverständnisses.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Paulus, alttestamentliche Prophetie, Berufung, protopaulinische Briefe, nabi, Seher, Gottesmann, Gottesknecht, Leiden, Märtyrium und die Geschichte des frühen Christentums. Die Analyse konzentriert sich insbesondere auf den Galaterbrief und sein Verhältnis zu den prophetischen Schriften des Alten Testaments.
- Quote paper
- Johanna Duran (Author), 2013, Paulus in der Linie alttestamentlicher Propheten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365258