Faust ist ein Mann. Das scheint selbstverständlich zu sein, vor allem wenn davon ausgegangen wird, dass Goethes Faustfigur auch heute noch die populärste ist. Doch wie sieht es mit einer weiblichen Faustfigur aus? Einer Faustina, einer Fausta oder einer Faustine? Auch wenn sich die Faust-Forschung mit weiblichen Faustgestalten nicht in dem Maße auseinandergesetzt hat wie mit anderen Aspekten des Faust-Mythos, so hat Sabine Doering in ihrem Buch "Die Schwestern des Doktor Faust" aufgezeigt, dass es über die Jahrhunderte viele weibliche Faustgestalten gab.
Doch wie sieht es heute aus? Sind Fausts Probleme im 20. und 21. Jahrhundert noch aktuell? Gibt es noch eine Ordnung der Geschlechter, die mit Tabus für das jeweilige Geschlecht verbunden sind? Lea Singer geht diesen und anderen Fragen in ihrem Roman "Mandelkern" auf den Grund. Mit Grace Eder vollzieht sie eine Transformation der Faustfigur. Eine männlich konnotierte literarische Figur wird in die heutige Zeit versetzt und mit Problemen wie Wissenschaftsethik, Familien- sowie Geschlechterpolitik konfrontiert. Doch wie sieht diese weibliche Faustgestalt aus und wie reiht sie sich in den Faust-Mythos ein?
Als Neurowissenschaftlerin begibt sich Grace Eder in eine männlich dominierte Umgebung und muss sich durchzusetzen wissen. Was unterscheidet sie von ihren männlichen Kollegen? Was für ein Gesellschaftskonstrukt entwirft Singer und welche Rolle spielen die Kategorien Mann/Frau dabei? Um diesen und anderen Fragen auf die Spur zu kommen, wird im Theorieteil erörtert, was die Kategorien Mann/Frau bedeuten und wie sie zustande kommen. Welche Rolle spielt dabei der Begriff gender und wie sieht das heutige Bild der Frau aus? Ein kurzer Exkurs zeigt auf, was Goethes Faust und seine Begleiter*innen Mephisto und Margarete ausmacht, wie sich weibliche Faustgestalten in den Faust-Mythos eingliedern, damit ersichtlich wird, wie sich der Roman "Mandelkern" in den Mythos einreiht. Anschließend wird anhand der Figuren Grace Eder, Lucie Brinkmann und Friedrich Faltmeier aufgezeigt, wie gender in Mandelkern konstruiert wird, was für ein Gesellschaftsbild dadurch entsteht und welche Probleme damit einhergehen. Im Fazit werden die Ergebnisse zusammengefasst und gedeutet.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Spielt das Geschlecht (k)eine Rolle? – Geschlechterdifferenzierung und Gleichheitsnorm
3 Schubladen, Schablonen, Schema F – Die Frau im 21. Jahrhundert
4 Faust und das Faustische
5 Konstruktion von Weiblichkeit im Roman Mandelkern
5.1 Einordnung
5.2 Genderkonstruktion
5.2.1 Grace Eder – Erfolgreich, ledig sucht
5.2.2 Friedrich Faltmeier – Gärtner aus Leidenschaft
5.2.3 Lucie Brinkmann – Verführerin und Kritikerin
6 Fazit
Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Birgit Goldbecker (Autor:in), 2013, Gender, Geschlecht und Klischees. Konstruktion von Weiblichkeit im Roman "Mandelkern" von Lea Singer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365397
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