Autismus. Definition, Formen, Ursachen und Epidemiologie


Hausarbeit, 2014

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.) Einleitung

2.) Worterklärung

3.) Schizophrenie und Autismus

4.) Formen des Autismus
4.1) Kannerautismus
4.2) Highfunctional Autismus
4.3) Atypischer Autismus
4.4) Aspergersyndrom

5.) Ursachen des Autismus
5.1) Erklärung durch genetische Veranlagung und Vererbung
5.2) Neurologische Erklärung
5.3) Umweltfaktoren

6.) Epidemiologie
6.1) Geschlechterverhältnis
6.2.) Soziale Schichten
6.3) Länderspezifische Angaben
6.4) Mögliche „Autismusepidemie“

7.) Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

1.) Einleitung

In der folgenden Hausarbeit soll auf das Thema des Autismus eingegangen werden. Dabei werden allerdings nur einige Aspekte desselben genauer betrachtet. Zuerst soll eine kurze Worterklärung des Begriffs „Autismus“ stattfinden. Im Anschluss soll, durch die daraus hervorgegangenen Ergebnisse, der Autismus klar von der Schizophrenie getrennt werden. Anschließend soll eine Einteilung des Autismus in die verschiedenen Arten des Autismus durchgeführt werden. Im Folgenden wird zudem auf mögliche Ursachen des Autismus eingegangen. Des Weiteren sollen kurz einige epidemiologische Daten über den Autismus vorgestellt und erläutert werden. Abschließend soll eine kurze Schlussbemerkung der Autorin stattfinden.

2.) Worterklärung

Das Wort Autismus setzt sich aus dem griechischen Wort „autos“, was „selbst“ bedeutet und der lateinischen Endung „-ismos“, die mit den Begriffen „Zustand“ oder „Orientierung“ übersetzt werden kann, zusammen.[1] Die Wortschöpfung des Wortes Autismus geht auf den Schweizer Psychiater Eugen Bleuler zurück.[2] Er definierte 1914 den Begriff Autismus wie folgt: „[...] einseitig auf sich selbst bezogenes Denken, das er vor allem bei Schizophrenien beobachtet hatte.“[3] So ist es nicht verwunderlich, dass bis in die 70er Jahre hinein Autismus und Schizophrenie als „[...] zwei Störungen gleichen Wesens und Ursprungs“[4] verstanden wurden. Autismus wurde als eine Art frühkindliche Form der Schizophrenie definiert.[5]

3.) Schizophrenie und Autismus

Nach dem heutigen Stand der Forschung ist das autistische Syndrom jedoch als eigene Einheit aufzufassen, da sich Schizophrenie und Autismus in vielen Punkten unterscheiden, die in den folgenden Kapiteln noch genauer erläutert werden sollen und deshalb hier nur kurz aufgeführt werden.

So kommt es beim Autismus weder zu Halluzinationen und Wahnbildungen, wie es bei der Schizophrenie der Fall wäre, noch ist die Schizophrenie in ca. 60% aller Fälle mit geistigen Behinderungen gekoppelt. Außerdem sind vom Autismus weit mehr Männer als Frauen betroffen. Des Weiteren kommt es innerhalb einer Familie zu Häufungen von autistischen Erkrankungen. Die Schizophrenie hingegen weist keine erhöhte Rate von Fällen innerhalb einer Familie auf.

Zudem ist zu beobachten, dass es beim Autismus vermehrt zu epileptischen Anfällen, besonders während der Pubertät, kommen kann, was bei der Schizophrenie nicht der Fall ist. Des Weiteren tritt Schizophrenie meistens erst im Jugend-, und Erwachsenenalter ein. Beim Autismus ist bereits während der ersten Lebensjahre mit Auffälligkeiten zu rechnen.[6]

4.) Formen des Autismus

Diese Auffälligkeiten treten je nach Form des Autismus in verschiedenen Lebensjahren ein. Folgend soll deshalb auf die verschiedenen Formen und die Ausprägungen der autistischen Erkrankungen eingegangen werden.

4.1) Kannerautismus

Leo Kanner veröffentlichte 1943 in der Zeitschrift „Nervous child“ den Artikel „Autistische Störungen des affektiven Kontakts“[7] und verwendete somit zeitgleich zu Hans Asperger, auf dessen Definition des Autismus unter dem Kapitel „4.4) Aspergersyndrom“ genauer eingegangen werden soll, den Terminus „Autismus“ „zur Kennzeichnung einer schweren Beziehungsstörung zur personalen und dinglichen Welt“[8].[9]

Erste Auffälligkeiten beobachtete Kanner vor dem dritten Lebensjahr. Im Bereich der sozialen Interaktion kam es zu fehlendem Blickkontakt und beeinträchtigten nonverbalen Verhaltensweisen im Bereich der Gestik, Körperhaltung und dem Gesichtsausdruck, sowie das Aufweisen eines „starren“ Blicks. Spielte ein autistisches Kind, so betrachtete Kanner einen zweckentfremdeten Umgang mit Spielzeug, die Unfähigkeit mit Gleichaltrigen zu spielen und ein Fehlen von Kreativität beim Spielen.[10]

Innerhalb der Kommunikation kam es zu einer verzögerten Entwicklung bis hin zu einem kompletten Fehlen der Sprache oder einem Spracherwerb, der sich dann aber wieder zurückentwickelte. Es wurde von einem fehlenden Verständnis von Sprache ausgegangen. Beim Sprechen wurden falsche Pronomina verwendet. Wenn das Kind also von sich sprach, verwendete es dennoch das Pronomen „du“. Außerdem konnten Echolalien beobachtet werden.[11] Damit ist „eine Sprachstörung, bei der einzelne Wörter oder auch Sätze, die ein Gesprächspartner sagt, mehrfach wiederholt werden“, gemeint.[12] Zudem wiesen die autistischen Kinder ein Fehlen von altersgemäßen Imitations-; und Rollenspielen auf. Auch Wortneuschöpfungen konnten vernommen werden.

Im Bereich des Verhaltens waren in der Fein-; und Grobmotorik kaum Einschränkungen zu vermerken. Allerdings war ein zwanghaftes Verlangen nach Ordnung und das Bedürfnis nach einer Ritualisierung von Handlungen zu beobachten. Wurde diese nicht eingehalten, so konnte aus den banalsten Gründen eine extreme Reaktion auf die vorhandenen Veränderungen verzeichnet werden, wie zum Beispiel lautes Schreien oder um sich schlagen. Außerdem wiesen autistische Kinder häufig eingeschränkte Spezialinteressen auf, wie zum Beispiel das Auswendiglernen von Eisenbahnfahrplänen.

Zudem wurde oft selbststimulierendes Verhalten, wie Schaukeln mit Kopf oder Oberkörper, oder im Kreis umhergehen, bemerkt.[13] Auch kam es häufig zu auditiven und visuellen Körperwahrnehmungsstörungen. So berichten zum Beispiel Gilbert Lelord und Aribert Rothenberger in ihrem Buch „Dem Autismus auf der Spur“ von einer „extremen Überempfindlichkeit gegenüber geringsten Geräuschen“[14] und das nicht Vorhandensein einer „Frequenzmodulation“[15], die es nichtautistischen Menschen erlaubt nicht von den unwichtigen oder störenden Geräuschen der Umgebung abgelenkt zu werden.

Das geistige Niveau eines Menschen mit Kannerautismus entspricht dem eines geistig Behinderten.[16] Ihm gegenüber steht der sogenannte „Highfunctional Autismus“.

4.2) Highfunctional Autismus

Dieser unterscheidet sich vom Kannerautismus dadurch, dass Autisten dieser Art ein normales bis hohes Intelligenzniveau aufweisen.[17]

4.3) Atypischer Autismus

Im Gegensatz zum Highfunctional Autismus und dem Kannerautimus variiert das geistige Niveau eines Menschen mit atypischen Autimus von geistig behindert, über ein normales bis hohes Intelligenzniveau. Zudem zeichnet sich der atypische Autismus durch sein ungewöhnliches Erkrankungsalter und bzw. oder seine atypische Symptomatik aus. Dies bedeutet, dass nicht alle drei Hauptdiagnosekriterien, also das Verhalten, die Kommunikation und die soziale Interaktion auf das Krankheitsbild des Menschen mit atypischen Autismus zutreffen.

4.4) Aspergersyndrom

Dem Kannerautismus steht die Autismusdefinition von Hans Asperger entgegen. Wie bereits erwähnt, verwendete er zeitgleich zu Leo Kanner den Begriff „Autismus“ .[18] Allerdings fand seine Publikation um 1944 „Die autistischen Psychopathien im Kindesalter“, durch den Zweiten Weltkrieg, kaum Beachtung. Erst nach Aspergers Tod erlangte sein Werk im Jahre 1980 internationale Popularität.[19]

Er beobachtete Auffälligkeiten allerdings erst ab dem dritten Lebensjahr. Außerdem war im Bereich der Kommunikation, im Gegensatz zum Kannerautismus, eine frühe Entwicklung der Sprache und das Herausbilden eines hohen Sprachniveaus zu verzeichnen. „Die für das Kannersyndrom typischen Abweichungen der präverbalen und verbalen Kommunikation (Echolalie, pronominale Umkehr) kommen [...] nicht vor.“[20]

Beim Aspergersyndrom ist die motorische Störung im Bereich der Fein-; und Grobmotorik allerdings deutlich ausgeprägter als beim Kannerautismus.[21]

Des Weiteren sind häufig stark ausgeprägte Spezialinteressen zu bemerken[22], wie zum Beispiel das Beschäftigen mit genauesten Daten um Traktoren.

5.) Ursachen des Autismus

Da es, wie vorhergehend erläutert, verschiedene Formen des Autismus gibt, soll folgend auf mögliche Ursachen des Autismus eingegangen werden. Hierbei gilt zu beachten, dass die Ursache des Autismus schlechthin bis dato nicht gefunden werden konnte.[23]

Allerdings wurde zum Beispiel die Theorie verworfen, dass den Mütter, der an Autismus erkrankten Kinder, Schuld an deren Erkrankung, durch ein Fehlverhalten in der Erziehung, zukommt.[24]

Dieses Fehlverhalten wurde vor allem darauf zurückgeführt, dass Mütter sich ihren Kindern nur gefühlskalt genähert, das Kind vernachlässigt hätten, eine gewisse Ordnung im Leben der Mutter fehle und sie die eigenen Interessen über die des Kindes gestellt hätte.[25] Widerlegt wurde diese Behauptung vor allem dadurch, dass autistische Kinder bereits vor der Geburt neurobiologische Besonderheiten aufweisen, die im Kapitel „5.2) Neurologische Erklärungen“ genauer erörtert werden sollen.

Zudem unterschied sich das Verhalten von Eltern gegenüber ihren an Autismus erkrankten Kindern nicht von dem Verhalten von Eltern nichtautistischer Kinder.[26] Weiter zu beachten ist auch, dass in diesem Fall auch das Geschwisterkind an Autismus hätte erkranken müssen, was bei vielen Familien nicht gegeben war. Diese Argumentation ist allerdings in so fern kritisch zu betrachten, als dass vermutet wird, dass es eine familiäre Häufung von Autismus gibt, wie in Kapitel „5.1) Erklärung durch genetische Veranlagung und Vererbung“ noch erläutert werden wird. Allerdings wird vermutet, dass die Erkrankung sich auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirken kann.[27]

Peter Fuchs stellt in seinem Buch „Die Umschrift“ die Theorie auf, dass Autismus hauptsächlich als Kopplungs-; und Interpenetrationsstörung betrachtet werden kann und deshalb das Medium der Sprache als Kopplungsinstrument in den Mittelpunkt der Ursache des Autismus gestellt werden sollte, da durch das „defekte Kopplungsinstrument“ die Symptomatik des Autismus zu Stande komme.[28] Ob dies tatsächlich der Fall ist, steht nicht fest. Allerdings wird besonders in Kapitel „5.2) Neurologische Erklärungen“ deutlich, dass der Autismus tatsächlich mit einer Art Kopplungsstörung einhergehen könnte.

Im Weiteren sollen drei mögliche Ursachenbereiche des Autismus betrachtet werden. Diese sind die Erklärung durch genetische Veranlagung und Vererbung, Einfluss der Umweltfaktoren und eine Erklärung aufgrund neurologischer Daten.

[...]


[1] Kuhles, Heike, 2007, Autismus bei Kindern und Jugendlichen - Wege aus der Isolation - , Paulo Freire Verlag, Oldenburg, S. 2.

[2] Kehrer, Hans E., 1995, Autismus - Diagnostische, therapeutische und soziale Aspekte -, Roland Assanger Verlag, Heidelberg, S. 12.

[3] Ebd..

[4] Poustka, Fritz, 2008, Autistische Störungen, Hogrefe Verlag GmBh & Co. KG, Göttingen, S. 1.

[5] Ebd..

[6] Bier, Andreas, 1989, Zärtlichkeit und Sexualität autistischer Menschen – Eine deskriptive Studie aus der Sicht der Eltern -, Deutscher Studien Verlag, Weinheim, 12.

[7] Poustka, Fritz, 2008, Autistische Störungen, Hogrefe Verlag GmBh & Co. KG, Göttingen, S. 4.

[8] Bier, Andreas, 1989, Zärtlichkeit und Sexualität autistischer Menschen – Eine deskriptive Studie aus der Sicht der Eltern -, Deutscher Studien Verlag, Weinheim, S. 7.

[9] Ebd..

[10] http://www.autismushamburg.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/2009-11-30_Formen_von_Autismus.pdf (Letzter Stand: 18.06.214).

[11] Ebd..

[12] http://www.biologie-lexikon.de/ (Letzter Stand: 18.06.2014).

[13] http://www.autismushamburg.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/2009-11-30_Formen_von_Autismus.pdf (Letzter Stand: 18.06.214).

[14] Lelord, Gilbert, Rothenberger, Aribert, 2000, Dem Autismus auf der Spur - Verstehen,erklären, behandeln, ein Lesebuch -, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen, S. 80.

[15] Ebd., S. 81.

[16] http://www.autismushamburg.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/2009-11-30_Formen_von_Autismus.pdf (Letzter Stand: 18.06.214).

[17] Ebd..

[18] Bier, Andreas, 1989, Zärtlichkeit und Sexualität autistischer Menschen – Eine deskriptive Studie aus der Sicht der Eltern -, Deutscher Studien Verlag, Weinheim, S. 9.

[19] Kuhles, Heike, 2007, Autismus bei Kindern und Jugendlichen - Wege aus der Isolation -, Paulo Freire Verlag, Oldenburg, S. 12 f..

[20] Bier, Andreas, 1989, Zärtlichkeit und Sexualität autistischer Menschen – Eine deskriptive Studie aus der Sicht der Eltern -, Deutscher Studien Verlag, Weinheim, S. 9.

[21] http://www.autismushamburg.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/2009-11-30_Formen_von_Autismus.pdf (Letzter Stand: 18.06.214).

[22] Ebd..

[23] http://www.autismushamburg.de/ursachen.html (Letzter Stand 18.06.2014).

[24] Lelord, Gilbert, Rothenberger, Aribert, 2000, Dem Autismus auf der Spur - Verstehen,erklären, behandeln, ein Lesebuch -, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen, S. 17.

[25] Dzikowski, Stefan, 1996, Ursachen des Autismus - eine Dokumentation -, Deutscher Studien Verlag, Weinheim, S. 25.

[26] http://www.autismushamburg.de/ursachen.html (Letzter Stand: 18.06.214).

[27] Ebd..

[28] Fuchs, Peter, 1995, Die Umschrift - Zwei kommunikationstheoretische Studien: „japanische Kommunikation“ und „Autismus“ - , Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, S. 186.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Autismus. Definition, Formen, Ursachen und Epidemiologie
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
14
Katalognummer
V365481
ISBN (eBook)
9783668448407
ISBN (Buch)
9783668448414
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Autismus, Ursachen, Epidemiologie, Formen, Schizophrenie, Aspergersyndrom, Kannerautismus
Arbeit zitieren
Saskia Janina Neumann (Autor:in), 2014, Autismus. Definition, Formen, Ursachen und Epidemiologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365481

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