Leseprobe
Inhalt
These:
Einführung in Kants Moralphilosophie
Der gute Wille
Der Mensch handelt nach Prinzipien
Pflichtmäßiges Handeln
Einführung zur Sterbehilfe und dem Suizid
Definition des ,,Sterbehilfe“ Begriffs
Formen von Sterbehilfe
Sterbehilfe in Deutschland
Risiken der Sterbehilfe
Verifizierung der These
Vollkommene und unvollkommene Pflichten
Das naturteleologische Argument
Das Argument der Autonomie
Beispiele zur Sterbehilfe und Selbsttötung
Kritik
Literaturverzeichnis
These:
Kant würde die Sterbehilfe sowie den Suizid ausnahmslos ablehnen, da dieses Wollen seiner Moralphilosophie wiederspräche.
Einführung in Kants Moralphilosophie
Immanuel Kant geht davon aus, dass das Moralprinzip seinen Ursprung nicht in der biopsychischen Natur, sondern in der Vernunft des Menschen hat. Die Natur kann dem Menschen kein Kriterium sittlichen Handelns vorgeben. Sie hat nicht die Fähigkeit zur moralisch-praktischen-Handlungsanweisung, das vollbringt alleine nur die reine praktische Vernunft. Kant distanziert sich von jeglicher moral-sense-Philosophie, wenn er verdeutlicht, dass das Sittengesetz nicht gefühlt, sondern gedacht wird.[1] Er konzipiert dieses Sittengesetz als ein allgemeingültiges Kriterium, anhand dessen wir die Richtigkeit moralischer Urteile überprüfen können. In Bezug auf den Menschen lässt sich das Sittengesetz nur als ein Sollens-Satz mit Aufforderungscharakter formulieren, Kant nennt diesen kategorischer Imperativ. Dies hängt mit der Doppelnatur des Menschen zusammen, der nicht nur als ein Vernunft-, sondern auch als ein Sinnenwesen betrachtet werden muss. Ein rationales Wesen, das kein Leib und somit auch keine sinnlichen Bedürfnisse hat, handelt nach Kant notwendig in Übereinstimmung mit dem, was es als moralisch Richtige erkannt hat. Der Mensch muss deswegen als leibliches Wesen jederzeit mit dem Wiederstand seiner Neigungen gegenüber seiner Vernunft rechnen.[2]
Der gute Wille
Aus diesem Grund gibt es seiner Meinung nach nur ein einziges Talent des Menschen, welches für ausnahmslos gut gehalten werden könnte, und das ist der gute Wille. Alle anderen Talente des Geistes wie Witz, Verstand, Mut, Entschlossenheit und Urteilskraft sind ohne Zweifel in mancher Hinsicht wünschenswert, aber sie können auch äußerst böse werden, wenn der Wille, der von diesen Charaktereigenschaften Gebrauch machen soll nicht gut ist. Mit den Glücksgaben ist es ebenso.
In dem Werk Kants ,,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ heißt es: ,, Der gute Wille ist nicht durch das, was er bewirkt, oder ausrichtet, nicht durch seine Tauglichkeit zu Erreichung irgendeines vorgesetzten Zweckes, sondern allein durch das Wollen d. i. an sich gut.“[3] Dieser gute Wille ist weit größer zu bewerten als alles, was zum Vorteil von irgendeiner Neigung geschieht. Die Zweckmäßigkeit oder Untauglichkeit kann den Wert weder etwas zusetzen noch abnehmen. Der gute Wille würde wie ein Juwel für sich selbst glänzen und nicht durch den Wert den er in sich hat.[4]
Der Mensch handelt nach Prinzipien
Kant ist der Meinung dass jedes Ding der Natur nach Gesetzen wirkt. Jedoch nur ein vernünftiges Wesen, wie der Mensch hat das Vermögen, nach der Vorstellung der Gesetze oder Prinzipien zu handeln.[5]
Die Vorstellung eines allgemeinen Prinzips, sofern es für einen Willen nötigend ist, heißt ein Gebot der Vernunft und die Formel des Gebots heißt Imperativ. Alle Imperative werden durch ein Sollen ausgedrückt und sie erschaffen jene Pflichten, an welche der Mensch sich halten sollte.
Alle Imperative sind entweder hypothetisch oder kategorisch. Mit der Unterscheidung zwischen hypothetischen und kategorischen Imperativen will Kant der Unterscheidung zwischen bloß klugem und moralischem Handeln gerecht werden.[6] Der hypothetische Imperativ stellt die praktische Notwendigkeit einer möglichen Handlung als Mittel, zu etwas anderem, was man will oder doch möglich ist, dass man es wollte, zu gelangen, vor.
Der kategorische Imperativ würde der sein, welcher eine Handlung als für sich selbst, ohne Beziehung auf einen anderen Zweck, als objektiv- notwendig vorstellte. Wenn ich mir einen S.114hypothetischen Imperativ überhaupt denke, dann weiß ich zunächst nicht was er enthält, bis mir eine Bedingung gegeben ist. Denke ich mir aber einen kategorischen Imperativ, so weiß ich sofort, was er enthält. Der Imperativ enthält außer dem Gesetze nur die Notwendigkeit der Maxime ohne jegliche Bedingung und so bleibt nichts, als die Allgemeinheit eines Gesetztes überhaupt übrig, welchem die Maxime der Handlung gemäß sein soll.[7]
Der Kategorischer imperativ ist dieser : ,, (…) ich soll niemals anders verfahren, als so, dass ich auch wollen könnte, meine Maxime solle ein allgemeines Gesetz werden.“[8]
Der Mensch ist seinem Charakter gemäß in seiner Persönlichkeit frei und nur nach seiner praktischen Vernunft ausgerichtet. Das Sittengesetz, welchem er dabei folgt, ist der Kategorische Imperativ. Konkret bedeutet das, nicht auf äußere Güter gerichtetes Streben nach Glück, nicht nach Liebe oder Neigung machen ein Tun moralisch, sondern allein die Achtung vor dem Sittengesetz und die Befolgung der Pflicht.
Zudem gibt es auch Handlungen die ohne jede Absicht und ohne einen Zweck befolgt werden, dies sind die Handlungen aus Pflicht. Der Unterschied einer Handlung aus Pflicht und einer Handlung aus persönlicher Neigung kann jedoch auch manchmal kompliziert zu differenzieren sein. So hat ein jedermann die Pflicht sein Leben zu erhalten und dazu noch die unmittelbare Neigung dazu. Die Menschen bewahren ihr Leben zwar pflichtmäßig jedoch nicht aus Pflicht, somit trägt die Maxime dieser Handlung keinen Wert und besitzt keinen moralischen Gehalt.
Pflichtmäßiges Handeln
Der moralische Wert muss lediglich darin gesetzt werden, dass die Handlung aus Pflicht bloß um das Gesetzte willen geschehe denn: ,,Die Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung für das Gesetz.“[9] Die Pflicht steht somit als Begriff, in der Schätzung des ganzen Werts unserer Handlungen obenan. Außerdem enthalt die Pflicht den guten Willen welcher zu Vorschein kommen kann.
Pflichtmäßige Handlungen sind keine Handlungen , die schon als pflichtwidrig erkannt werden, keine Handlungen, die pflichtmäßig sind und wozu man eine Neigung hat und auch keine Handlungen, die pflichtmäßig sind und zu denen man keine Neigung hat, sie aber von einer anderen Neigung angetrieben werden.
Pflichtmäßige Handlungen sind nur jene Handlungen, wozu man keine Neigung hat, sie aber trotzdem aus Pflicht erfüllt. Ein guter Wille spielt dabei eine wichtige Rolle.
Die Handlung aus Pflicht folgt dem Naturgesetze also so, dass die objektive Maxime mit der subjektiven Maxime in Übereinstimmung steht. Der gute Wille sollte dieser Maxime aus Achtung zu dieser selbst folgen.
Der Begriff der Pflicht erfordert also an der Handlung objektiv Übereinstimmung mit dem Gesetz. Die Maxime muss nicht nur Achtung der Allgemeinheit besitzen sondern auch die Subjektive Achtung fürs Gesetz.
Man sollte also nicht nur aus pflichtmäßig aus Pflicht handeln, sondern man sollte auch die Achtung vor dieser Pflicht haben und die Handlung gleichzeitig bloß mit einem guten Willen vollbringen.
[...]
[1] Immanuel Kant Kritik der praktische Vernunft, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Werkausgabe band6. Hrsg. Von Wilhelm Weischedel. Suhrkamp Taschenbuch Wissens.S. 22
[2] Ebd. S 23
[3] Immanuel Kant Kritik der praktische Vernunft, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Werkausgabe band6. Hrsg. Von Wilhelm Weischedel. Suhrkamp Taschenbuch Wissens, S.19, Z. 11-14
[4] Ebd. S. 19, Z. 25-27
[5] Ebd. S. 41, Z. 11-14
[6] Kants ,,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“. Hrsg. Dieter Schönecker und Allen W. Wood. Ein einführender Kommentar S.114
[7] Immanuel Kant Kritik der praktische Vernunft, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Werkausgabe band6. Hrsg. Von Wilhelm Weischedel. Suhrkamp Taschenbuch Wissens. S. 41
[8]. Ebd.S. 28 , Z. 9-11
[9] Immanuel Kant ,,Kritik der praktischen Vernunft, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.“ Hrsg. Von Wilhelm Weischedel. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. S. 26, Z 28-29