In den höfischen Romanen des Mittelalters scheint es, als seien adlige Mütter nach der Geburt des zukünftigen Helden für den Verlauf der Handlung wenig wichtig; detaillierte Beschreibungen sowie Erzählungen von Aktionen der Frauen beziehen sich meist auf ihre Rollen als Ehefrau oder Königin, während mütterliche Tätigkeiten nur nebensächlich thematisiert werden. Dies erweckt den Eindruck, dass die Mutterschaft für adlige Frauen nicht oberste Priorität hatte.
Vor diesem Hintergrund ist Herzeloyde aus Wolframs von Eschenbachs Parzival definitiv eine literarische Besonderheit, sodass es lohnenswert erscheint, diese Frauenfigur als Mutter näher zu betrachten.
Ziel der vorliegenden Arbeit soll daher die Beantwortung der Frage sein, inwiefern sich Herzeloyde von der mittelalterlichen Vorstellung einer Mutter im Adel unterscheidet und welche Konsequenzen ihr Verhalten für den Sohn hat.
Um dies zu analysieren, soll zunächst die Rolle der adligen Mutter in der Kindererziehung des Mittelalters erarbeitet werden. Basierend auf diesem Mutterbild wird anhand zweier verschiedener Interpretationen des Verhaltens Herzeloydes herausgearbeitet, wie sich diese Figur zum gängigen Bild der adligen Mutter verhält.
Anschließend daran soll genauer untersucht werden, welche Konsequenzen die Erziehung für den Charakter Parzivals hat.
Um die Besonderheit Herzeloydes noch einmal hervorzuheben, wird diese einer Mutterfigur aus einem anderen höfischen Roman gegenübergestellt.
Abschließend sollen die Ergebnisse der jeweiligen Untersuchungen zusammengefasst betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die adlige Mutter im Mittelalter
- Das Stillen im Adel
- Die adlige Mutter und die Erziehung
- Herzeloyde als Mutter
- Herzeloyde als mütterliches Vorbild
- Herzeloyde als Egoistin
- Zwischenfazit
- Konsequenzen der Erziehung Herzeloydes
- Herzeloyde im Vergleich zu Sieglinde
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie sich die Mutterfigur Herzeloyde in Wolframs von Eschenbachs "Parzival" von der mittelalterlichen Vorstellung der adligen Mutter unterscheidet und welche Folgen ihre Erziehung für Parzivals Entwicklung hat.
- Die Rolle der adligen Mutter im Mittelalter
- Die Erziehung des jungen Parzivals durch Herzeloyde
- Die Auswirkungen der Erziehung auf Parzivals Charakter
- Vergleich zwischen Herzeloyde und einer anderen Mutterfigur aus der höfischen Literatur
- Zusammenfassung der Ergebnisse der Untersuchung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Mutterrolle im Mittelalter, insbesondere im Adel. Es zeigt die traditionelle Rolle der Ammen beim Stillen und der Erziehung adliger Kinder. Kapitel 2 konzentriert sich auf Herzeloyde, die Mutter Parzivals, und analysiert ihr Verhalten in Bezug auf ihre mütterliche Vorbildfunktion und ihre egoistischen Züge. In Kapitel 3 werden die Folgen der Erziehung Herzeloydes für Parzivals Charakter untersucht. Kapitel 4 stellt Herzeloyde einer anderen Mutterfigur aus einem anderen höfischen Roman gegenüber, um die Besonderheit von Herzeloydes Rolle hervorzuheben.
Schlüsselwörter
Adlige Mutter, mittelalterliche Erziehung, Ammen, Herzeloyde, Parzival, höfische Literatur, Mutterrolle, Egoismus, Erziehungseinfluss, Charakterentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Jasmin Behrens (Autor:in), 2016, Wodurch unterscheidet Herzeloyde sich von der mittelalterlichen Vorstellung der adligen Mutter und welche Konsequenzen hat ihre Erziehung für Parzival?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366316