Wirtschaftliches Wachstum wird zunehmend mit Innovationen in Verbindung gebracht. Zentrale Erfolgskriterien einer Volkswirtschaft entspringen aus der Innovationsfähigkeit und der realen Innovationstätigkeit von Unternehmen. Diese haben sowohl positiven Einfluss auf den sozialen Wohlstand als auch auf die Konsumentenwohlfahrt. Um dem zukunftsrelevanten, volkswirtschaftlichen Stellenwert von Innovationen gerecht zu werden, zeichnete sich am Ende des letzten Jahrhunderts in den USA eine Entwicklung ab, Innovationen in den Zielkatalog wettbewerbpolitischer Tätigkeit aufzunehmen. Ziel der USAntitrustpolitik war es, Wohlfahrtssteigerungen durch die Förderung der Innovationstätigkeit und durch die optimale Gestaltung des Innovationswettbewerbs zu erreichen. Weiterhin wurde vermutet, dass ebenso der Wettbewerb zur Hervorbringung von Innovationen durch Konsequenzen von Marktkonzentration beschränkt werden kann. Die USamerikanische Antitrustpolitik ging davon aus, dass konzentrierte Innovationskapazitäten Unternehmen befähigen, den Wettbewerb zu beschränken. Daraus wurde eine Reduktion der Innovationstätigkeit vermutet, wodurch die Innovationsrate vermindert oder die Innovationsgeschwindigkeit verlangsamt wurde.
Um dies zu beseitigen, wurde die fusionsbedingte Verhaltensveränderung auf die Innovationstätigkeit wettbewerbspolitisch untersucht. Einhergehend damit wurde die „Innovation Market Analysis“(IMA) als ergänzendes Instrument der Fusionskontrolle entwickelt. Es handelte sich dabei um eine Konzeption, die Konsequenzen von fusionsbedingter Marktkonzentration auf die Erzeugung von Innovationen bezog. Hierzu bediente sie sich dem Konstrukt eines abgegrenzten Innovationsmarkts. Ziel der IMA war es, Wettbewerbsbeschränkungen im Vorfeld aufzuspüren und diese zu verhindern, um durch parallele Forschungspfade, schnelle Innovationsgeschwindigkeit und hohe Innovationsrate die Wohlfahrt zu optimieren. Jedoch erwies sich die Grundlage der IMA in theoretischer und empirischer Hinsicht als problematisch.
Das Werk versucht, die wettbewerbspolitische Entwicklung der IMA darzustellen, deren theoretische Grundlagen, Funktionsweisen, praktische Anwendungen und Ziele im Rahmen der US-Antitrustpolitik abzubilden. Zum anderen wird überprüft, ob die IMA als wettbewerbspolitisches Instrument theoretisch, rechtlich und konzeptionell adäquat ist, um die Erzeugung von Innovationen durch Fusionskontrolle zu optimieren.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Wettbewerbspolitik in den USA
- Über den Begriff des Wettbewerbs
- Institutionen der Antitrustpolitik in den USA
- Behandlung bei Wettbewerbsbeschränkungen
- Konzeptionelles Vorgehen der US-amerikanischen Antitrustbehörden - Beschreibung der Fusionskontrolle auf Produktmärkten
- Abgrenzung des relevanten Markts zur Überprüfung signifikanter Marktmachterhöhung
- Prüfung einer wettbewerbsbedrohenden Zunahme an Marktkonzentration
- Analyse des Markteintritts potenzieller Konkurrenten
- Evaluation hinsichtlich möglicher fusionsbedingter Effizienzverbesserungen
- Der Einzug von Innovationen in die US-amerikanische wettbewerbspolitische Aufmerksamkeit
- Operationalisierung des Innovationsbegriffs
- Wettbewerbstheoretische Anstöße zur Berücksichtigung von Innovationen in der US-amerikanischen Antitrustpolitik
- Innovation als primäre Determinante ökonomischen Wachstums
- Wettbewerb und Innovationen eine Frage des Blickwinkels
- Wettbewerb um Innovationen und mit Innovationen
- Innovationen als Ergebnis von Forschung & Entwicklung
- Wettbewerbsbeschränkungen hinsichtlich Innovationen
- Mangelnde Beachtung nichtpreislicher Wettbewerbsparameter in der Produktmarktanalyse
- Der Einfluss der Marktstruktur auf Innovationen - theoretische Begründung des Einflusses von Unternehmenskonzentration auf Innovationen
- Folgerung aus den Erkenntnissen
- Konzeptionelle Integration von Innovationen in die US-amerikanische Antitrustpolitik - die ,,Innovation Market Analysis" in der Fusionskontrolle
- Ausweitung der Betrachtung durch zusätzliche Abgrenzung von Märkten - Technologie- und Innovationsmarkt
- Konzeption eines Analyseverfahrens für die Untersuchung von Marktmacht in Innovationsmärkten
- Konzeptionelle Fusionskontrolle in Innovationsmärkten - Anwendungsbereich der ,,Innovation Market Analysis"
- Abgrenzung des relevanten Markts und Überprüfung signifikanter Marktmachterhöhung
- Prüfung einer wettbewerbsbedrohenden Zunahme an Marktkonzentration durch Marktmacht
- Analyse der Anreize zur Realisierung wettbewerbsbeschränkender Maßnahmen durch den Einfluss aktueller und potenzieller Konkurrenten in nachgelagerten Produkt- und Technologiemärkten
- Evaluation hinsichtlich möglicher fusionsbedingter Effizienzverbesserungen
- Folgen bei der Diagnose wettbewerbsbeschränkender Konsequenzen eines Unternehmenszusammenschlusses
- Praktische Fusionsfälle
- Industriespezifische Anwendung der IMA
- Eigenheiten von Forschung&Entwicklung als vorherrschende Charakteristika in High-Technology-Industrien
- Limitierte Anwendungsmöglichkeit der „Innovation Market Analysis“ aufgrund der Anwendungskriterien
- General Motor´s Allison Transmission Division-FZ Friedrichshafen AG
- Glaxo-Burroughs Wellcome
- Entscheidung der US-amerikanischen Antitrustbehörden
- Kontrastierende Darstellung der EU-Kommission
- Genzyme Corporation-Novazyme Pharmaceutical Incorporation
- Würdigung der theoretischen Basis der „, Innovation Market Analysis" und ihrer konzeptionellen Ausgestaltung in der Antitrustpolitik
- Theoretische Aufarbeitung von Innovationen im Wettbewerb
- Funktionaler Zusammenhang zwischen Forschung&Entwicklung und Innovationen - eine problematische Beziehung
- Untersuchung einer innovationsmaximalen Marktstruktur
- Zwischenfazit
- Vereinbarkeit der „Innovation Market Analysis“ mit den US-amerikanischen Antitrustgesetzen - rechtliche Bedenken
- Konzeptionelle Schwierigkeiten der „Innovation Market Analysis"
- Problematik bei der Abgrenzung des relevanten Markts und Bestimmung der Marktteilnehmer zur Überprüfung von Marktmachterhöhung
- Bestimmung der Marktkonzentration in nicht existierenden Märkten
- Schwierigkeiten bei der Analyse von Markteintrittsbarrieren
- Anreiz zu wettbewerbsbeschränkendem Verhalten
- Problematik bei der Effizienzevaluation
- Gefahr willkürlicher Fusionskontrolle
- Diskriminierung spezieller Industrien - die Anwendungsgrundlage der IMA als Mittel zur selektiven Fusionskontrolle
- Die Novazyme-Genzyme Entscheidung – das Ende der „Innovation Market Analysis"
- Konzeptionelle Alternativen zur „Innovation Market Analysis" - die „Potential Competition Doctrine"
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der wettbewerbspolitischen Entwicklung der "Innovation Market Analysis" (IMA) in den USA. Sie analysiert die theoretischen Grundlagen, Funktionsweisen, praktischen Anwendungen und Ziele der IMA im Rahmen der US-Antitrustpolitik. Darüber hinaus soll die Frage untersucht werden, ob die IMA als wettbewerbspolitisches Instrument theoretisch, rechtlich und konzeptionell geeignet ist, um die Erzeugung von Innovationen durch Fusionskontrolle zu optimieren.
- Wettbewerbspolitische Entwicklung der IMA in den USA
- Theoretische Grundlagen und Funktionsweise der IMA
- Praktische Anwendungen der IMA in Fusionsfällen
- Rechtliche und konzeptionelle Herausforderungen der IMA
- Bewertung der IMA als Instrument der Fusionskontrolle
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Problemstellung, die die Bedeutung von Innovationen für das wirtschaftliche Wachstum und die Herausforderungen der Antitrustpolitik im Hinblick auf die Förderung von Innovationen beleuchtet. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Wettbewerbspolitik in den USA und beleuchtet die Institutionen, das Konzept der Fusionskontrolle und die Methoden zur Abgrenzung relevanter Märkte. Im dritten Kapitel wird der Einzug von Innovationen in die US-amerikanische Antitrustpolitik diskutiert, wobei die Operationalisierung des Innovationsbegriffs, die wettbewerbstheoretischen Anstöße und die Herausforderungen im Zusammenhang mit Wettbewerbsbeschränkungen hinsichtlich Innovationen erörtert werden. Das vierte Kapitel stellt die "Innovation Market Analysis" als ein neues Instrument der Fusionskontrolle vor und erläutert die konzeptionelle Integration von Innovationen in die US-Antitrustpolitik. Die Kapitel fünf und sechs untersuchen praktische Fusionsfälle und die theoretische Basis der IMA sowie die konzeptionellen Schwierigkeiten und rechtlichen Bedenken, die mit dieser Methode verbunden sind. Die Arbeit schließt mit einer Schlussbetrachtung, die die Ergebnisse zusammenfasst und einen Ausblick auf die zukünftige Rolle der IMA in der US-Antitrustpolitik gibt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die "Innovation Market Analysis" (IMA) als ein Instrument der US-Antitrustpolitik, das dazu dient, die Auswirkungen von Fusionen auf Innovationen zu bewerten. Weitere wichtige Schlüsselwörter sind: Wettbewerbspolitik, Fusionskontrolle, Innovationen, Forschung & Entwicklung, Marktmacht, Marktstruktur, theoretische Grundlagen, praktische Anwendungen, rechtliche Bedenken, konzeptionelle Herausforderungen, Wohlfahrt.
- Quote paper
- Susanne Jung (Author), 2004, Die "innovation market analysis" in der US-amerikanischen Antitrustpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36664