Im Folgenden soll der wissenschaftliche Nutzen literarischer Archive anhand eines Beispiels vorgeführt werden. Im Bestand der Stiftung Archiv der Akademie der Künste befindet sich die Korrespondenz zwischen Rudolf Ditzen, der unter dem Namen Hans Fallada publizierte, und Kurt Tucholsky. Diese Arbeit geht der Frage nach, was die Korrespondenz über die Beziehung zwischen den beiden Schriftstellern verrät. Inwieweit ist das Archiv-Material für die Bestimmung des Verhältnisses unverzichtbar? Welche neuen Erkenntnisse können durch die Benutzung des Archivs gewonnen werden? Es wird sich zeigen, dass Archivalien wertvolle Quellen für die literaturwissenschaftliche Forschung sind.
Literaturwissenschaftliche Forschung ist bei zahlreichen Frage- und Problemstellungen auf Archiv-Material angewiesen. In diesen Einrichtungen, die das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst als das „kulturelle Gedächtnis der Menschheit“ bezeichnet, wird das literarische Erbe verwahrt, erhalten, erschlossen und nutzbar gemacht. Die Arbeit an den Originalen bietet die Gelegenheit einer ganz besonderen Begegnung mit dem Künstler. In Archiven wirkt der Autor in seinen persönlichen Dokumenten fort: in den Fassungen seines künstlerischen Werkes, in Tagebuch-Aufzeichnungen, in anderen biographischen Dokumenten und in seiner Korrespondenz.
Die Erkenntnisinteressen, denen Literaturwissenschaftler mit Hilfe von Archivalien nachspüren können, sind vielfältig. Nachlass-Materialien lassen nachvollziehen, wie sich bestimmte gesellschaftliche Prozesse auf das Leben eines Künstlers ausgewirkt haben. In ihnen offenbaren sich politische Einstellungen, subjektive Wahrnehmungen von Ereignissen, persönliche Beziehungen und Zu- oder Abneigungen eines Autors. Die Benutzung von Archiven ist unabdingbar, um die Entstehungsphasen eines Textes unabhängig von (nur zum Teil existierenden) Gesamtausgaben nachzuvollziehen. Hier erhält die Wissenschaft auch Zugang zu Dokumenten, die nie veröffentlicht wurden, beispielsweise aus dem Schriftverkehr von Verlagen. Zahlreiche Archiv-Bestände sind noch unerschlossen. Literaturarchive bergen ungehobene Schätze, mit denen die Forschung zu neuen Erkenntnissen gelangen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Veröffentlichte Dokumente
- Die Beziehung zwischen Fallada und Tucholsky in Sekundärtexten
- Die in der Stiftung Archiv der Akademie der Künste vorhandene Korrespondenz
- Erschließung des Inhaltes
- Sachverhalte
- Auslegung des Inhaltes
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den wissenschaftlichen Nutzen von Literaturarchiven am Beispiel der Korrespondenz zwischen Hans Fallada und Kurt Tucholsky. Sie analysiert die Beziehung zwischen den beiden Schriftstellern anhand des Archivmaterials und ermittelt, welche neuen Erkenntnisse durch die Benutzung des Archivs gewonnen werden können.
- Die Bedeutung von Literaturarchiven für die Literaturwissenschaftliche Forschung
- Die Rolle von Originaldokumenten für die Analyse von Künstlerleben und Werk
- Die Rekonstruktion der Beziehung zwischen Hans Fallada und Kurt Tucholsky anhand ihrer Korrespondenz
- Die Bedeutung von Archivmaterial für die Erforschung von literarischen Beziehungen und Kontexten
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten der Erschließung von Archivmaterial
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Bedeutung von Literaturarchiven für die Forschung in der Literaturwissenschaft dar und erläutert, wie Archivmaterial die Analyse von Künstlerleben und Werk bereichern kann. Sie führt das Beispiel der Korrespondenz zwischen Hans Fallada und Kurt Tucholsky ein und stellt die Forschungsfrage nach dem wissenschaftlichen Nutzen dieser Korrespondenz.
- Veröffentlichte Dokumente: Dieses Kapitel untersucht, ob die Beziehung zwischen Fallada und Tucholsky anhand veröffentlichter Dokumente, wie Briefsammlungen oder Biographien, rekonstruiert werden kann. Es stellt fest, dass die veröffentlichte Korrespondenz der beiden Autoren nur begrenzt Informationen über ihre Beziehung liefert.
- Die Beziehung zwischen Fallada und Tucholsky in Sekundärtexten: Dieses Kapitel analysiert, inwieweit Sekundärtexte, wie Biographien und wissenschaftliche Arbeiten, Hinweise auf die Beziehung zwischen Fallada und Tucholsky geben. Es zeigt, dass in diesen Texten zwar einige Parallelen zwischen den beiden Autoren und ihre gemeinsamen beruflichen Berührungspunkte erwähnt werden, die Beziehung jedoch nicht im Detail beleuchtet wird.
- Die in der Stiftung Archiv der Akademie der Künste vorhandene Korrespondenz: Dieses Kapitel beschreibt die im Archiv der Akademie der Künste vorhandene Korrespondenz zwischen Fallada und Tucholsky und betont die Bedeutung dieses Archivbestandes für die Erforschung ihrer Beziehung.
- Erschließung des Inhaltes: Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse der Korrespondenz. Es untersucht die Sachverhalte, die in den Briefen behandelt werden, und interpretiert die Inhalte im Hinblick auf die Beziehung zwischen Fallada und Tucholsky.
Schlüsselwörter
Literaturarchive, Hans Fallada, Kurt Tucholsky, Korrespondenz, Beziehung, wissenschaftlicher Nutzen, Originaldokumente, Archivforschung, Literaturwissenschaft, Sekundärtexte, Biographien, Rezensionen, Weltbühne, Rowohlt-Verlag.
- Quote paper
- Janine Wergin (Author), 2005, Literaturarchive und ihr wissenschaftlicher Nutzen. Die Korrespondenz zwischen Hans Fallada und Kurt Tucholsky, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366672