Die fortschreitende Globalisierung und das Zusammenwachsen von Märkten führen sowohl zu immer mehr Einsätzen von Mitarbeitern deutscher Firmen im Ausland, als auch zu einer immer größeren Bedeutung des Einsatzes von Mitarbeitern ausländischer Unternehmen in Deutschland. Die Gründe für den internationalen Einsatz können dabei auf der Arbeitnehmerseite liegen, z.B. im Rahmen der Planung und Entwicklung der eigenen Karriere. Sie können, aber auch in der Motivation des Arbeitgebers begründet sein. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei den entsandten Mitarbeitern nicht nur um hochqualifiziertes Personal mit akademischem Hintergrund handelt, sondern auch Mitarbeitergruppen mit einer Entlohnung deutlich unter den bekannten Beitragsbemessungsgrenzen betroffen sind. Der Einsatz von Assignees kann somit das Defizit an hochausgebildeten, erfahrenen Mitarbeitern mit Spezialwissen im Einsatzstaat ausgleichen oder aus rein kalkulatorischen Überlegungen des entsendenden, ausländischen Betriebs resultieren. Unter steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Aspekten kann eine optimale Gestaltung des Einsatzes von entsandten Mitarbeitern unter Umständen ausschlaggebende Kostenvorteile nach sich bringen.
Unabhängig von den Gründen für eine grenzüberschreitende Tätigkeit von Mitarbeitern ist dabei die korrekte steuerliche Behandlung der Mitarbeiterentsendung insbesondere in Bezug auf mögliche Haftungsrisiken nicht nur für die steuerliche Beratungsbranche von entscheidender Bedeutung. Sie birgt auch für die Unternehmen selbst große Compliance-Risiken sowohl in finanzieller, aber als auch in existentieller Hinsicht. Ein falscher steuerlicher Ansatz kann nicht nur zu großen Steuernachzahlungen und anderen finanziellen Strafen führen, sondern kann sogar eine nicht wiedergutzumachende Rufschädigung und bis hin zum Ausschluss der Aktivität des Unternehmens in einem Land nach sich ziehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Vorgehensweise und Zielsetzung
- 2 Grundsätze der Besteuerung von entsandten Arbeitnehmern
- 2.1 Begriffsabgrenzung Entsendung
- 2.2 Erfordernis eines steuerlichen Prüfungsmodells bei der steuerlichen Optimierung von Einkünften von entsandten Mitarbeitern
- 2.2.1 Voraussetzungen an das steuerliche Prüfungsmodell
- 2.2.2 Entwicklung des steuerlichen Prüfungsmodells für die grenzüberschreitende Mitarbeiterentsendung
- 3 Prüfungsmodell Schritt 1: Prüfung der deutschen Steuerpflicht
- 3.1 Unbeschränkte Steuerpflicht
- 3.1.1 Wohnsitz
- 3.1.2 Gewöhnlicher Aufenthalt
- 3.2 Privilegierung für EU-Bürger gem. § 1 Abs. 1 EStG i.V.m. § 1a EStG
- 3.3 Fiktive unbeschränkte Steuerpflicht auf Antrag gem. § 1 Abs. 3 EStG
- 3.4 Beschränkte Steuerpflicht gem. § 1 Abs. 4 EStG i.V.m. § 49 EStG
- 3.5 Erweiterte beschränkte Steuerpflicht nach § 2 AStG
- 3.6 Zusammenfassung der steuerlichen Alternativen im Schritt 1
- 4 Prüfungsschritt 2: Anwendung und Prüfung des DBA
- 4.1 Überblick über die Besteuerungssysteme in den Ländern Polen, Türkei und VAE
- 4.1.1 Polen
- 4.1.2 Türkei
- 4.1.3 Vereinigte Arabische Emirate
- 4.2 Doppelbesteuerung und Arten der Vermeidung im DBA
- 4.2.1 Befreiungs- bzw. Freistellungsmethode
- 4.2.2 Anrechnungsmethode
- 4.2.3 Übersicht über die Methoden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung in den Ländern Polen, Türkei und VAE
- 4.3 Zuweisung des Besteuerungsrechts und Ansässigkeit nach DBA
- 4.4 Verteilungsnorm 15 OECD-MA im Kontext der Mitarbeiterentsendung
- 4.4.1 183-Tage-Regelung im Art. 15 Abs. 2 OECD-MA als Ausnahme zum reinen Arbeitsortprinzip
- 4.4.1.1 183-Tage-Frist im § 15 Abs. 2 Buchst. a OECD-MA
- 4.4.1.2 Arbeitgeber im § 15 Abs. 2 Buchst. b OECD-MA
- 4.4.1.3 Betriebsstätte im § 15 Abs. 2 Buchst. c OECD-MA
- 4.4.2 Gehaltsplitting
- 4.4.3 Besteuerung einzelner Vergütungselemente im abkommensrechtlichen Sinne
- 4.4.3.1 Ermittlung des steuerpflichtigen bzw. steuerfreien Arbeitslohns
- 4.4.3.2 Sonderfall der Abfindungen und Erfindervergütungen
- 4.4.3.3 Aktienoptionen (Stock Options)
- 4.5 Besteuerung im abkommensrechtlichen Sinne bei Einkünften aus Dividenden, Vermietung und Verpachtung, sowie Zinserträgen
- 4.5.1 Vermietung und Verpachtung gem. Art. 6 OECD-MA
- 4.5.2 Dividendenartikel 10 OECD-MA
- 4.5.3 Zinsartikel 11 OECD-MA
- 4.6 Rückfallklauseln im DBA
- 4.6.1 Subject-to-tax-Klausel
- 4.6.2 Remittance-Base-Klausel
- 4.6.3 Switch-over-Klausel
- 5 Prüfschema Schritt 3: Besonderheiten bei der Veranlagungs- und Erhebungsform
- 5.1 Veranlagungsformen bei entsandten Mitarbeitern mit unbeschränkter Steuerpflicht in Deutschland
- 5.2 Erhebungsformen bei entsandten Mitarbeitern mit beschränkter Steuerpflicht in Deutschland
- 5.2.1 Inländische Einkünfte mit Quellensteuereinbehalt
- 5.2.2 Inländische Einkünfte ohne Quellensteuereinbehalt
- 5.3 Besonderheit bei Inbound-Fällen bei grenzüberschreitenden Bauleistungen
- 6 Treaty Override in den Rückfallklauseln nach dem EStG
- 6.1 Anwendung des § 50d Abs. 8 EStG
- 6.2 Anwendung des § 50d Abs. 9 EStG
- 7 Zusammenstellung der Ergebnisse im Hinblick auf die steuerliche Optimierung von Mitarbeitereinkünften bei grenzüberschreitenden Mitarbeiterentsendung
- 7.1 Kurzzeitentsendung im Inbound-Fall mit Einkünften unter den Jahresentgeltgrenzen (DBA-Polen)
- 7.1.1 Grundfall A
- 7.1.1.1 Anwendung des steuerlichen Modells
- 7.1.1.2 Ergebnis unter Anwendung der nationalen Rückfallklauseln im EStG
- 7.1.2 Abwandlung zum Grundfall A
- 7.1.2.1 Anwendung des steuerlichen Modells
- 7.1.2.2 Ergebnis unter Anwendung der nationalen Rückfallklauseln im EStG
- 7.2 Inbound-Fall mit Änderung der Ansässigkeit (DBA-Türkei)
- 7.2.1 Grundfall B
- 7.2.1.1 Anwendung des steuerlichen Modells
- 7.2.1.2 Ergebnis nach dem dritten Prüfungsschritt unter Anwendung der nationalen Rückfallklauseln im EStG
- 7.2.2 Abwandlung zum Grundfall B
- 7.2.2.1 Ergebnis nach dem dritten Prüfungsschritt unter Anwendung der nationalen Rückfallklauseln im EStG
- 7.3 Mitarbeiterentsendung zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten
- 7.3.1 Grundfall C
- 7.3.1.1 Anwendung des steuerlichen Modells
- 7.3.1.2 Ergebnis nach dem zweiten Prüfungsschritt
- 7.3.2 Abwandlung zum Grundfall C
- 7.3.2.1 Anwendung des steuerlichen Modells
- 7.3.2.2 Ergebnis unter Anwendung der nationalen Rückfallklauseln im EStG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die optimale inländische Besteuerung von Einkünften bei der Mitarbeiterentsendung zwischen Deutschland und Polen, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ziel ist die Entwicklung eines steuerlichen Prüfungsmodells zur Optimierung der Besteuerung in diesen grenzüberschreitenden Szenarien.
- Steuerpflicht entsandter Arbeitnehmer
- Anwendung von Doppelbesteuerungsabkommen (DBA)
- Vermeidung von Doppelbesteuerung
- Optimierung der Veranlagungs- und Erhebungsformen
- Auswirkungen von Rückfallklauseln im EStG
Zusammenfassung der Kapitel
2 Grundsätze der Besteuerung von entsandten Arbeitnehmern: Dieses Kapitel legt die Grundlagen für die gesamte Arbeit fest. Es definiert den Begriff der Mitarbeiterentsendung und begründet die Notwendigkeit eines steuerlichen Prüfungsmodells zur Optimierung der Besteuerung von Einkünften entsandter Mitarbeiter. Besonders wichtig ist hier die Abgrenzung der Entsendung von anderen Formen der internationalen Arbeitsbeziehungen. Das Kapitel untermauert die Notwendigkeit einer systematischen Vorgehensweise bei der steuerlichen Prüfung, um optimale Ergebnisse zu erzielen und potenzielle Risiken zu minimieren. Die Komplexität der internationalen Steuergesetzgebung wird hervorgehoben und die Notwendigkeit eines strukturierten Ansatzes für die Analyse und die Entscheidungsfindung betont.
3 Prüfungsmodell Schritt 1: Prüfung der deutschen Steuerpflicht: Dieses Kapitel beschreibt den ersten Schritt des entwickelten Prüfungsmodells: die Bestimmung der deutschen Steuerpflicht des entsandten Arbeitnehmers. Es analysiert die verschiedenen Arten der Steuerpflicht (unbeschränkte, beschränkte, erweiterte beschränkte Steuerpflicht) und deren jeweilige Voraussetzungen, insbesondere Wohnsitz und gewöhnlicher Aufenthalt. Es werden die gesetzlichen Grundlagen im Einkommensteuergesetz (EStG) detailliert erläutert und die Besonderheiten für EU-Bürger hervorgehoben. Die Bedeutung der korrekten Einordnung der Steuerpflicht für die weitere Vorgehensweise im Optimierungsprozess wird betont. Der Abschnitt beschreibt verschiedene Szenarien und deren rechtliche Konsequenzen.
4 Prüfungsschritt 2: Anwendung und Prüfung des DBA: Kapitel 4 befasst sich mit dem zweiten Schritt des Prüfungsmodells: der Anwendung und Prüfung des Doppelbesteuerungsabkommens (DBA) zwischen Deutschland und den jeweiligen Entsendungsländern (Polen, Türkei, VAE). Es gibt einen Überblick über die Besteuerungssysteme in diesen Ländern und erläutert die verschiedenen Methoden zur Vermeidung von Doppelbesteuerung (Befreiungsmethode, Anrechnungsmethode). Der Fokus liegt auf der Zuweisung des Besteuerungsrechts gemäß den DBAs und der Anwendung der OECD-Musterabkommen (OECD-MA), insbesondere Artikel 15 (Einkünfte aus unselbständiger Arbeit). Die 183-Tage-Regelung und das Gehaltsplitting werden detailliert untersucht. Das Kapitel analysiert auch die Besteuerung verschiedener Einkunftsarten (Dividenden, Vermietung, Zinsen) im abkommensrechtlichen Kontext und erklärt die Bedeutung von Rückfallklauseln (Subject-to-tax, Remittance-base, Switch-over).
5 Prüfschema Schritt 3: Besonderheiten bei der Veranlagungs- und Erhebungsform: In diesem Kapitel wird der dritte Schritt des Prüfungsmodells behandelt: die Besonderheiten der Veranlagungs- und Erhebungsformen bei entsandten Mitarbeitern mit unbeschränkter und beschränkter Steuerpflicht in Deutschland. Es werden die verschiedenen Veranlagungsformen und die unterschiedlichen Möglichkeiten der Steuererhebung (mit und ohne Quellensteuereinbehalt) analysiert und deren Auswirkungen auf die steuerliche Optimierung untersucht. Besondere Aufmerksamkeit wird den Besonderheiten bei grenzüberschreitenden Bauleistungen gewidmet.
6 Treaty Override in den Rückfallklauseln nach dem EStG: Dieses Kapitel analysiert die Anwendung von Rückfallklauseln (§ 50d Abs. 8 und 9 EStG) im Kontext der Mitarbeiterentsendung und deren Auswirkungen auf die steuerliche Optimierung. Es untersucht, wie diese Klauseln den Regelungen in den DBAs vorgehen können und welche Konsequenzen dies für die Steuerplanung hat. Der Fokus liegt auf dem Zusammenspiel zwischen nationalem Recht und internationalen Abkommen.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Optimale Besteuerung von Einkünften bei Mitarbeiterentsendung
Was ist das Thema der Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die optimale inländische Besteuerung von Einkünften bei der Mitarbeiterentsendung zwischen Deutschland und Polen, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ziel ist die Entwicklung eines steuerlichen Prüfungsmodells zur Optimierung der Besteuerung in diesen grenzüberschreitenden Szenarien.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Steuerpflicht entsandter Arbeitnehmer, Anwendung von Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), Vermeidung von Doppelbesteuerung, Optimierung der Veranlagungs- und Erhebungsformen und Auswirkungen von Rückfallklauseln im Einkommensteuergesetz (EStG).
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel. Kapitel 2 legt die Grundlagen der Besteuerung von entsandten Arbeitnehmern dar. Kapitel 3 beschreibt das erste Prüfungsmodell, welches die deutsche Steuerpflicht des entsandten Arbeitnehmers bestimmt. Kapitel 4 befasst sich mit der Anwendung und Prüfung des DBA. Kapitel 5 behandelt Besonderheiten bei der Veranlagungs- und Erhebungsform. Kapitel 6 analysiert den Treaty Override in den Rückfallklauseln nach dem EStG. Kapitel 7 stellt die Ergebnisse im Hinblick auf die steuerliche Optimierung von Mitarbeitereinkünften zusammen.
Was ist das Ziel des entwickelten Prüfungsmodells?
Das Ziel des Prüfungsmodells ist die Optimierung der Besteuerung von Einkünften entsandter Mitarbeiter in grenzüberschreitenden Szenarien. Es soll eine systematische Vorgehensweise bei der steuerlichen Prüfung ermöglichen, um optimale Ergebnisse zu erzielen und potenzielle Risiken zu minimieren.
Welche Arten der Steuerpflicht werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die unbeschränkte, beschränkte und erweiterte beschränkte Steuerpflicht in Deutschland und deren Voraussetzungen (Wohnsitz, gewöhnlicher Aufenthalt).
Welche Methoden zur Vermeidung von Doppelbesteuerung werden betrachtet?
Die Arbeit erläutert die Befreiungsmethode und die Anrechnungsmethode zur Vermeidung von Doppelbesteuerung im Kontext der DBAs.
Welche Rolle spielen Doppelbesteuerungsabkommen (DBA)?
Die DBAs zwischen Deutschland und den jeweiligen Entsendungsländern (Polen, Türkei, VAE) sind zentral für die Bestimmung des Besteuerungsrechts und die Vermeidung von Doppelbesteuerung. Die Arbeit analysiert die Anwendung der OECD-Musterabkommen, insbesondere Artikel 15 (Einkünfte aus unselbständiger Arbeit).
Welche Bedeutung haben die Rückfallklauseln im EStG?
Die Rückfallklauseln (§ 50d Abs. 8 und 9 EStG) können im Konfliktfall zwischen nationalem Recht und internationalen Abkommen angewendet werden. Die Arbeit untersucht deren Auswirkungen auf die steuerliche Optimierung.
Wie wird die 183-Tage-Regelung behandelt?
Die 183-Tage-Regelung nach Art. 15 Abs. 2 OECD-MA wird detailliert untersucht, da sie eine Ausnahme zum reinen Arbeitsortprinzip darstellt und Einfluss auf die Besteuerung hat.
Welche Besonderheiten bei der Veranlagungs- und Erhebungsform werden berücksichtigt?
Die Arbeit analysiert die verschiedenen Veranlagungsformen und Erhebungsformen (mit und ohne Quellensteuereinbehalt) für entsandte Mitarbeiter mit unbeschränkter und beschränkter Steuerpflicht in Deutschland. Besondere Aufmerksamkeit wird den Besonderheiten bei grenzüberschreitenden Bauleistungen gewidmet.
Welche Länder werden im Kontext der Mitarbeiterentsendung untersucht?
Die Arbeit untersucht die Mitarbeiterentsendung zwischen Deutschland und Polen, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
- Quote paper
- Radoslaw Tatar (Author), 2016, Optimierte inländische Besteuerung von Einkünften bei der Mitarbeiterentsendung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Ländern Polen, Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366675