Ist ein Ehebruch immer ein Bruch mit der Gesellschaft? Dies könnte man vielleicht als grundlegende Frage voranstellen, die diese Arbeit inspiriert hat. Erkundet werden soll das Verhältnis, welches Tristans und Isolde zum Hof und dieser zu ihnen einnimmt. Ist die nach Romeo und Julia wohl berühmteste Liebe der Literaturgeschichte ein offener Bruch mit gesellschaftlichen Normen oder eher ein Versuch des Ausgleichs? Wie bewertet der Erzähler das Verhalten der Liebenden und das der Gesellschaft? Steht eine ideale Minne gegen eine kritisierte überkommene Gesellschaft oder versucht sich ein ehrenvoller Hof seiner subversiven Zersetzung zu erwehren? In welchem Verhältnis steht überhaupt diese "erê", die der Hof bietet zu der "erê", die von der Minne kommt?
Um sich diesem Fragekomplex zu nähern, ist eine breite Bibliographie verschiedener Untersuchungen nötig. Einen breiten, aber dennoch genauen Überblick über bisherige Forschungen zum "Tristan", gerade im Hinblick auf das Thema "Minne" und auch das Verhältnis zum Hof, gibt Christoph Huber. Selbiger hat sich auch verdient gemacht um die Herausgabe eines thematisch breit gefassten Sammelbandes zu Gottfrieds Werk. Ebenfalls mit Minne in "Tristan und Isolde" und ihren Entstehungsgründen hat sich Rüdiger Schnell in einer Monographie befasst und in einer anderen beschäftigt er sich mit der "Suche nach Wahrheit", der Definition, Bedeutung und dem Erkennen von Werten und Worten. "Zur Konzeption der Tristanminne" ist ein anderes Werk von Mikasch-Köthner wieder mit dem Thema Minne im Titel. Für die Forschung wie im Buch selbst erscheinen die Felder “minne“, "erê" und "triuwe" eng verbunden, so selbst im Titel "Honor, Love and Isolde in Gottfried`s Tristan". Auch neueste Beiträge lieferten in Aspekten sehr interessante Impulse, so etwa ein Aufsatz Eva Lieberichs über gesellschaftlichen Neid im Tristan im Gemeinschaftswerk: "Rache - Zorn - Neid" oder die "(UN)Ordnung der Geschlechter". Ausgehend von der zentralen Frage, ob entschieden werden kann, ob Tristan und Isolde ihr Verhältnis vom Minnetrank erzwungen oder freiwillig eingehen und aufrecht erhalten, soll darauf gesehen werden, wie der Erzähler ihre Beziehung bewertet und inwiefern ihr Ehebruch sich gegen die Gesellschaft und Ihre Normen richtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Werte wandel, Wertkonflikte und das Verhältnis von "minne" und "erê"
- Was war zuerst da: Minne oder Minnetrank?
- Minnetrankszene 6-8
- Zur Legitimität der Beziehung von Tristan und Isolde
- Die Gesellschaft als Bürde
- Bruch mit der Ehe als Bruch mit der Gesellschaft oder gar Stütze bestehender Ordnung?
- "Erê" vs. "Erê"
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Beziehung zwischen Tristan und Isolde im Kontext des Hofes in Gottfrieds "Tristan". Sie untersucht, ob die berühmte Liebesgeschichte einen Bruch mit den gesellschaftlichen Normen darstellt oder ob sie eher als Versuch des Ausgleichs interpretiert werden kann. Im Mittelpunkt stehen die Bewertung der Beziehung durch den Erzähler sowie die Rolle der Gesellschaft. Darüber hinaus werden die Konzepte von "Minne" und "Erê" im Kontext der Beziehung analysiert.
- Das Verhältnis von Tristan und Isolde zum Hof
- Die Rolle der Minne und des Minnetranks in der Beziehung
- Die Bewertung des Ehebruchs durch den Erzähler und die Gesellschaft
- Der Konflikt zwischen "Minne" und "Erê"
- Die Frage nach der Legitimität der Beziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Frage nach der Beziehung zwischen Tristan und Isolde zum Hof. Sie analysiert die Rolle der "Minne" und "Erê" im Kontext der Beziehung. Das zweite Kapitel analysiert den Einfluss des Minnetranks auf die Beziehung. Hierbei wird untersucht, ob der Minnetrank zur Entstehung der Liebe zwischen Tristan und Isolde führte oder ob diese bereits zuvor bestand.
Das dritte Kapitel analysiert die Legitimität der Beziehung im Kontext der gesellschaftlichen Normen. Es geht um die Frage, ob die Beziehung als Bruch mit der Gesellschaft interpretiert werden kann oder ob sie eher als Versuch des Ausgleichs betrachtet werden kann. Die vierte Kapitel analysiert die Rolle der Gesellschaft in der Beziehung. Es untersucht, wie die Gesellschaft auf den Ehebruch von Tristan und Isolde reagiert und welche Auswirkungen dies auf die Beziehung hat.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Textes sind "Minne", "Erê", "Ehebruch", "Gesellschaft", "Hof", "Tristan", "Isolde" und "Gottfried". Die Arbeit analysiert die Bedeutung dieser Begriffe im Kontext der Beziehung zwischen Tristan und Isolde. Sie untersucht, wie die Konzepte von "Minne" und "Erê" im Konflikt mit den Normen der Gesellschaft stehen und welche Rolle der Hof in diesem Konflikt spielt.
- Arbeit zitieren
- Christian Maier (Autor:in), 2015, Gottfried von Straßburgs "Tristan", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366726