Christian Karl Josias von Bunsens Wirken für die Entstehung eines englisch-preußischen Bistums in Jerusalem


Seminararbeit, 2017

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Biographische Informationen zu Bunsen
2.2 Der Auftrag zur Gründung des englisch-preußischen Bistums
2.3 Der Verlauf der Unterhandlungen
2.4 Kritik an der Gründung des englisch-preußischen Bistums

3. Ergebnisse

4. Verwendete Literatur

1. Einleitung

Egal, wen man heutzutage nach dem Namen Christian Bunsen fragt, als erstes kommt immer die Antwort: „Ist das der Erfinder vom Bunsenbrenner?“ Immer wieder muss die Antwort verneint werden. Der Bunsenbrenner wurde von Robert Bunsen erfunden. Diese Arbeit beschäftigt sich hingegen mit Christian Karl Josias von Bunsen und seinem Wirken für die Gründung eines englisch-preußischen Bistums in Jerusalem. Der König von Preußen Friedrich Wilhelm IV., ein Christ mit romantischen Ideen, wollte das Los der Christen in Palästina verbessern und beauftragte seinen Freund, den Diplomaten, Bunsen mit dieser Aufgabe. Bunsen reiste kurze Zeit später nach Großbritannien, dem Heimatland seiner Frau, welches er sehr gut kannte und begann die Verhandlungen mit den religiösen und politischen Köpfen des Landes. Die vorliegende Arbeit soll den gesamten Verlauf der Verhandlungen zusammenfassen. Zuerst wird auf die Biographie von Christian Karl Josias von Bunsen eingegangen und im weiteren Verlauf wird chronologisch das Jahr der Verhandlungen (1841) durchgearbeitet, um einen Gesamtüberblick über den Ablauf zu haben. Ein kirchengeschichtlich wichtiges Dokument und die zentrale Quelle der vorliegenden Seminararbeit ist hierbei die Briefsammlung von Bunsen, die seine Frau Frances nach seinem Tod veröffentlicht hat. 1869 sind diese Briefe erstmals von Nippold herausgegeben worden und Bunsen berichtet in ihnen über seine gesamte diplomatische Karriere. Darüber hinaus ist eine andere wichtige Quelle für die Seminararbeit die 1873 von von Ranke herausgegebene Briefsammlung zwischen Bunsen und Friedrich Wilhelm IV. Das von Abeken und teilweise von Bunsen verfasste „Das Evangelische Bisthum in Jerusalem“ ist eine weitere zeitgenössische Quelle, die über Planung und Durchführung der Bistumsidee Aufschluss gibt. In diesem Buch erhält man auch Informationen über den Hintergrundgedanken Friedrich Wilhelm IV. Anhand dieser Quellen kann man den Ablauf der Verhandlungen skizzieren. Des Weiteren soll nach den Verhandlungen auch auf die Kritik am Bistum von Jerusalem sowohl auf preußischer Seite als auch auf englischer Seite eingegangen werden, um mit diesen Informationen ein vollständiges Bild von dieser Zeit zu haben.

2. Hauptteil

2.1 Biographische Informationen zu Bunsen

Christian Karl Josias von Bunsen[1] wurde am 25. August 1791 im nordhessischen Korbach geboren. Nach seinem Abitur an der Alten Landesschule in Korbach 1808 begann er in Marburg ein Studium der Theologie. 1809 wechselte er an die Georg-August-Universität in Göttingen, um dort klassische Philologie, Geschichte und Theologie zu studieren. Das religiöse Interesse Bunsens wurde durch den reformierten Pietismus seiner Schwester und durch sein frommes Elternhaus geweckt[2]. 1817 ging Bunsen dann nach Rom und heiratete dort die „hochbegabte[3] “ Frances Waddington, durch die er englische Romreisende kennenlernte, die später für die Gründung des Bistums in Jerusalem von wichtiger Bedeutung waren, wie z.B. Lord Ashley, Thomas Arnold, den Brüdern Hare und William Gladstone. 1818 trat Bunsen in die diplomatische Laufbahn ein und arbeitete in Rom auf Empfehlung von Balthasar Niebuhr als Legationssekretär des preußischen Gesandten am päpstlichen Hof. 1823 wurde er dann Nachfolger von Niebuhr und blieb bis 1838 als Legationsrat in Rom. In Rom arbeitete Bunsen eine Gottesdienstordnung für die kapitolinische evangelische Gemeinde aus und konnte weitere literarische Erfolge vorweisen. Unglückliches diplomatisches Handeln führte im sogenannten „Kölner Mischehenstreit“ zu einer diplomatischen Krise mit der katholischen Kirche und dadurch auch zu seiner Beurlaubung. Der Papst verfasste im Dezember 1837 eine Allokution, die jede diplomatische Verständigung mit Bunsen ablehnte. 1838 verließ Bunsen schließlich Rom und reiste für ein Jahr nach England. In diesem Jahr besuchte er mit den oben bereits genannten Briten Parlamentsdebatten und er hatte mit ihnen die erste Idee für ein englisch-preußisches Bistum. 1839-1841 war Bunsen Gesandter in Bern und nach der Thronbesteigung seines Freundes Friedrich Wilhelm IV. vermittelte er unter anderem Felix Mendelssohn-Bartholdy nach Berlin. 1841 wurde er von Friedrich Wilhelm IV. nach London gesandt, um über die Gründung eines englisch-preußischen Bistums zu verhandeln. Bunsen konnte seine diplomatischen Tätigkeiten nie von seiner religiösen Überzeugung trennen und es kristallisierte sich heraus, dass ein englisch-preußisches Bistum ohne die wichtigen Freunde, das diplomatische Geschick und die Liebe Bunsens zu Großbritannien undenkbar gewesen wäre.

2.2 Der Auftrag zur Gründung des englisch-preußischen Bistums

Als Christian Karl Josias von Bunsen im April 1841 nach Berlin gerufen wurde, um dort Instruktionen, „welche mündlich ertheilt werden sollen“[4], für eine Mission in England in Empfang zu nehmen, schrieb er am 05. April 1841 einen Brief an seine Schwiegermutter. In diesem Brief schilderte er seine Dankbarkeit, dass er „als Gesandter seines Souveräns“ nach England, in das Vaterland seiner Frau Frances reisen könne. Für Bunsen stand fest, dass diese Sendung nicht zufällig war, da dem König bekannt sei, dass er viele Freunde und Bekannte in England habe[5]. Bunsen wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was der Kernpunkt seines Auftrages sein würde, in einem Brief an seine Frau Frances von 26. April 1841 vermutete er jedoch, dass der König ihn wegen des Gelobten Landes gerufen habe. Bunsen schrieb weiterhin, ihm stünde der Gedanke, dass sowohl der Herr, wahrscheinlich aber auch der König selbst, wollten, dass „die beiden größten evangelischen Kirchen Europas sich über dem Grabe des Erlösers die Hand geben“[6].

Über den genauen Auftrag Bunsens in Jerusalem gibt ein Brief von Bunsen an Perthes aus London am 12. Oktober 1841 Aufschluss. Bunsen schrieb, dass der König schon in seiner Jugend, die Stellung der Christen im gelobten Land als „schimpfliche“ und die der Protestanten als „doppelt schimpfliche“ bezeichnet habe[7]. Um die Situation zu verbessern, wurde Bunsen berufen. Jener schrieb im selben Brief über die zwei Hauptpunkte des Auftrags: „eine Unterhandlung mit der englischen Regierung gemeinschaftlich in Konstantinopel zu bewirken, daß eine protestantische Körperschaft im türkischen Reiche anerkannt werde; und eine geheime Besprechung mit den Häuptern der englischen Kirche, um sie zur Stiftung eines Bisthums in Jerusalem aufzufordern [...][8]. Eine wichtige Bedingung für Bunsen war, dass man in Jerusalem als Einheit auftrete, dies sei möglich, indem man sich der Stiftung anschließe, welche die Jewish Missionary Society dort schon besaß[9]. Die Gesellschaft hatte 1839 ein Grundstück in Jerusalem gekauft und besaß dort schon Wohnungen, ein Hospiz und eine Schule. Wenn die englische Kirche dort ein Bistum gründete, könnte man als deutsche Protestanten in „würdiger, schwesterlicher Stellung“[10] den Anglikanern beistehen. Neben der Einheitsbedingung war es Bunsen ein Anliegen, dass man in einer solchen Verbindung „einen ehrenvollen und selbstständigen Platz einnehme[n] beim Anschluß an die englische Stiftung“, d.h. einerseits erkennen die Protestanten die Stiftung an, aber andererseits sollten die Engländer, die Confessio Augustana und die deutsche Liturgie anerkennen. Das Evangelium sollte auf deutsch für die Deutschen verkündet werden[11].

Mit diesem – in einem späteren Brief zusammengefassten – Auftrag ging Bunsen nach London, um die Unterhandlungen zu beginnen. Der Zeitpunkt schien anfangs unglücklich zu sein, da es in England gerade einen Regierungswechsel gab und der Ministerpräsident William Melbourne gerade durch Sir Robert Peel abgelöst wurde. Peel zeigte aber dieselbe Verhandlungsbereitschaft, wie sein Vorgänger[12]. Den ersten Brief aus London schrieb Bunsen am 24. Juni 1841 an seine Frau. Bunsen wartete auf den Regierungswechsel, um endlich mit den Verhandlungen starten zu können. Diese Übergangsphase bedrückte Bunsen: „Es ist dies eine schwierige Zeit für mich, –– unfähig, etwas zu thun, noch nicht in Thätigkeit, fühle ich mich oft niedergedrückt [...][13].

Es ist jedoch falsch nur Friedrich Wilhelm IV. als Urheber des Jerusalemplans anzunehmen, denn schon in seiner ersten Englandreise 1838 traf sich Bunsen mit Pusey, Maurice, Thomas Arnold, Gladstone, Julius Hare und Lord Ashley. Im Rückblick schrieb Bunsen über dieses Treffen: „Ashley war der Mann, welcher unsere Sache aufnahm und welcher den Jerusalemer Plan in Gang brachte – wir machten unseren Plan unter vier Augen in der Nacht des 10. December 1838, am Jahrestage der Allocution von 1837“[14]. Laut Lückhoff verdeutliche diese Notiz, dass der Plan vor der erneuten Zuspitzung der „Orientalischen Krise“ im Frühjahr 1839 gefasst wurde, und dass weiterhin Ashley und Bunsen Urheber des Jerusalemplans waren, nicht aber Friedrich Wilhelm IV[15].

[...]


[1] Zur Biographie Bunsens sei hingewiesen auf Bautz, Friedrich Wilhelm, Art. Bunsen, Christian, in: BBKL 2. Auflage, Band 1, 811-812; Geldbach, Erich, Art. Bunsen, Christian, in: TRE 1. Auflage, Band 7, 415-416; Selge, Kurt-Victor, Art. Bunsen, Christian, in: RGG 4. Auflage, Band 1, 1878-1879.

[2] Vgl. Lückhoff, Martin, Anglikaner und Protestanten im Heiligen Land (Abhandlungen des deutschen Palaästinavereins 24), Wiesbaden, 1998, S. 50).

[3] Bautz, Friedrich Wilhelm, Art. Bunsen, Christian, in: BBKL 2. Auflage, Band 1, 811-812.

[4] Nippold, Friedrich, Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen. Aus seinen Briefen und nach eigener Erinnerung geschildert von seiner Witwe, Leipzig, 1869, S. 158.

[5] Vgl. Nippold, 1869, S. 159.

[6] Ebd.

[7] Nippold, 1869, S. 163.

[8] Ebd.

[9] Ebd.

[10] Vgl. Nippold, 1869, S. 164.

[11] Vgl. ebd.

[12] Vgl. ebd.

[13] Vgl. Nippold, 1869, S. 168.

[14] Nippold, 1869, S. 171.

[15] Vgl. Lückhoff, Martin, Anglikaner und Protestanten im Heiligen Land (Abhandlungen des deutschen Palaästinavereins 24), Wiesbaden, 1998, S. 54)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Christian Karl Josias von Bunsens Wirken für die Entstehung eines englisch-preußischen Bistums in Jerusalem
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V366889
ISBN (eBook)
9783668456501
ISBN (Buch)
9783668456518
Dateigröße
543 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
christian, karl, josias, bunsens, wirken, entstehung, bistums, jerusalem
Arbeit zitieren
Giuseppe Dennis Messina (Autor:in), 2017, Christian Karl Josias von Bunsens Wirken für die Entstehung eines englisch-preußischen Bistums in Jerusalem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366889

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