Dieser Text sucht die Frage zu beantworten, in welcher Weise Friedrich Hölderlin einen Spielraum neuer Perspektiven in der Realisierung seiner Verse entwickelte. Wie kann seine sapphische Ode „Unter den Alpen gesungen“ im Bezug auf die Debatten um das antikisierende Versmaß in den theoretischen Abhandlungen und Dichtformen seiner Zeitgenossen und ihrer Vorgänger im 18. und frühen 19. Jahrhundert verortet werden? Auf welche Weise und mit welchem Resultat wendet der Dichter die lyrische Technik an. Wo werden sie modifiziert und welches sind die möglichen Motive für seine individuellen Abwandlungen.
Aufgrund ihres Ausnahmecharakters im Oeuvre des Dichters soll seine einzige sapphische Ode exemplarisch untersucht werden. Hölderlin verfasst sie Anfang des Jahres 1801, nach der Trennung von Suzette Gontard bei seinem Aufenthalt in Hauptwil in der Schweiz wäh-rend einer intensiven Übersetzungsphase. Wie die biografische Einführung Ulrich Gaiers beschreibt, ist die Arbeit am Hyperion seit 1799 beendet und die hier thematisierte Ode ist, laut der Beschreibung Previšićs, das letzte Werk bei dessen Kreation der Form sich Hölderlin an vorgegebenen Metren orientiert. Die Analyse versucht die Einflüsse auf den Dichter miteinzubeziehen, um die Entwicklung der Motive nachvollziehen zu können. Zu Beginn des vorliegenden Textes werden daher Stimmen der Forschung konsultiert, deren Schwerpunkt auf philosophischen und ästhetischen Fragestellungen liegt. In einem weite-ren Schritt werden diese Ideen in der angewandten Struktur des antikisierenden Versmaßes gespiegelt. Im letzten Teil wird der Versuch vollzogen, die sapphische Ode unter den erarbeiteten Gesichtspunkten zu analysieren. Mit dieser Textarbeit soll die Herangehensweise des Dichters nachvollzogen werden, der sich bestrebt zeigte, den Geist seiner Zeit auf eine künstlerisch-praktische Weise abzubilden.
Inhaltsverzeichnis
- A propos
- 1. Hölderlins ästhetische Horizonte
- 1.1. Das Unendliche im Prozess
- 1.2. Geschichte von Natur und Kunst
- 2. Freiraum im antikisierenden Versmaß
- 3. Die sapphische Ode
- 4. „Unter den Alpen gesungen“
- 4.1. „Heilige Unschuld“
- 4.2. „Immerzufriedener Weisheit voll“
- 4.3. „Siehe! das rauhe Tier“
- 4.4. „Heil'ge Geseze“
- 4.5. „So mit den Himmlischen“
- 4.6. „Seeliger weiß und wünsch' ich nichts“
- 4.7. „Aber es bleibt“
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert Hölderlins sapphische Ode „Unter den Alpen gesungen“ und untersucht, wie er einen neuen Spielraum für seine Verse entwickelte. Die Arbeit verortet die Ode im Kontext der Debatten um das antikisierende Versmaß im 18. und 19. Jahrhundert, analysiert die angewandte lyrische Technik und untersucht, wie Hölderlin diese modifizierte und welche Beweggründe er für seine individuellen Abwandlungen hatte. Der Fokus liegt auf der Analyse von Hölderlins ästhetischen Ansätzen, der Rolle des antikisierenden Versmaßes und der Interpretation der sapphischen Ode.
- Hölderlins ästhetische Horizonte und die Theorie vom Wechsel der Töne
- Das antikisierende Versmaß als Ausdruck von Hölderlins poetischer Vision
- Die Interpretation der sapphischen Ode „Unter den Alpen gesungen“
- Die Rolle der Natur und der Beziehung zwischen Subjekt und Objekt in Hölderlins Werk
- Die Entwicklung des Dichters im Kontext seiner Zeit und der Einfluss des Idealismus
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Einführung in Hölderlins ästhetische Horizonte und erörtert seine Theorie vom Wechsel der Töne, die auf dem Prinzip der Veränderung und der Unendlichkeit basiert. Das erste Kapitel beleuchtet die philosophischen und ästhetischen Einflüsse auf Hölderlin, insbesondere den Einfluss des Idealismus, und zeigt, wie er die Natur und die Kunst in einem dynamischen Verhältnis zueinander sieht. Anschließend wird der Freiraum im antikisierenden Versmaß betrachtet, der Hölderlin neue Möglichkeiten eröffnete. In den folgenden Kapiteln wird die sapphische Ode „Unter den Alpen gesungen“ im Detail analysiert, wobei die einzelnen Strophen und ihre Bedeutung im Kontext des Gesamtwerks untersucht werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Hölderlin, sapphische Ode, antikisierendes Versmaß, ästhetische Horizonte, Theorie vom Wechsel der Töne, Idealismus, Natur, Kunst, Subjekt-Objekt-Beziehung, poetische Reflektion, Dichtertum, Sprache, poetologische Theorie, poetische Praxis.
- Quote paper
- Andrea Dexheimer (Author), 2014, „Unter den Alpen gesungen“. Hölderlins sapphische Ode als ein ästhetischer Zwischenraum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/367252