Im Zuge dieser Arbeit wird untersucht, mit welchen Mitteln – dem kontinuierlichen Offenlegen neuer Informationsstücke zum Trotz – ein nicht aufzulösender Eindruck der Unschärfe und Unvollständigkeit bezüglich der Spurensuche des Erzählers nach der Lebens- und Leidensgeschichte Paul Bereyters erzeugt wird und warum dieser Eindruck bewusst aufrechterhalten wird. Im nachfolgenden Kapitel steht zunächst die Analyse der Erzählung selbst im Vordergrund. Hierbei wird sich vor allem auf die Struktur der Erzählung, die Figur des Erzählers und ihr Verhalten im Hinblick auf die Interaktion mit anderen Figuren der Erzählung konzentriert. Anschließend wird die Ebene des eigentlichen Textes der Erzählung verlassen und sich stattdessen der paratextuellen Ebene des bereits angesprochenen Mottos zugewendet. Dabei soll nachgewiesen werden, dass auch schon das erwähnte Motto der Erzählung als Chiffre für den permanent anzutreffenden Eindruck der Unschärfe und Unvollständigkeit verstanden werden kann.
Paul Bereyter, um den es in der zweiten von W.G. Sebalds vier langen Erzählungen „Die Ausgewanderten“ geht, hinterließ nicht nur wegen seines drastischen Freitods viele offene Fragen. Seine gesamte Biografie präsentiert sich in zahlreiche Fragmente zersplittert, die der Erzähler mühsam auflesen und zusammensetzen muss. Allmählich nähert er sich dabei der Lebensgeschichte seines ehemaligen Lehrers. Dennoch fehlen ihm immer wieder kleine Versatzstücke, um das Leben Paul Bereyters und die Beweggründe für seinen Selbstmord vollständig rekonstruieren zu können. „Manche Nebelflecke löset kein Auge auf“ lautet hierzu passend das Motto der Erzählung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse der Bereyter-Erzählung: Die Spurensuche des Erzählers
- Zur Struktur der Erzählung
- Die Rolle des Erzählers und dessen Erinnerungen an Paul Bereyter
- Rekonstruktion der Gespräche mit Madame Landau
- Untersuchung der Nebelfleckenmetapher als Motto der Bereyter-Erzählung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der zweiten Erzählung von W.G. Sebalds „Die Ausgewanderten“, die sich dem Leben und dem Freitod von Paul Bereyter widmet. Ziel ist es, die Mittel zu analysieren, mit denen Sebald einen Eindruck der Unschärfe und Unvollständigkeit bezüglich der Spurensuche des Erzählers nach Bereyters Lebens- und Leidensgeschichte erzeugt, und zu untersuchen, warum dieser Eindruck bewusst aufrechterhalten wird.
- Analyse der Struktur der Erzählung und der Rolle des Erzählers
- Untersuchung der Rekonstruktion der Gespräche mit Madame Landau, Bereyters Lebensgefährtin
- Interpretation der Nebelfleckenmetapher als zentrales Motiv für die Unschärfe und Unvollständigkeit der Erzählung
- Bedeutung von Erinnerung und Vergessen in der Konstruktion von Identität
- Die Problematik des Verhältnisses von Erinnerung und Wahrheit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Paul Bereyter als zentrale Figur der zweiten Erzählung von W.G. Sebalds „Die Ausgewanderten“ vor. Seine Biografie ist zersplittert und der Erzähler muss mühsam die Fragmente zusammensetzen, um sich der Lebensgeschichte seines ehemaligen Lehrers zu nähern. Die Arbeit untersucht, wie der Eindruck der Unschärfe und Unvollständigkeit bezüglich der Spurensuche des Erzählers erzeugt und aufrechterhalten wird.
Analyse der Bereyter-Erzählung: Die Spurensuche des Erzählers
Zur Struktur der Erzählung
Die Struktur der Erzählung wird durch die Suche des Erzählers nach Informationen über Paul Bereyter geprägt. Erinnerungen verschiedener Personen dienen als strukturgebendes Element für diese „Scherbenlese“. Der Text analysiert den Begriff der Erinnerung und das Verhältnis von Erinnerung und Wahrheit.
Die Rolle des Erzählers und dessen Erinnerungen an Paul Bereyter
Der Erzähler beschreibt seine eigenen Erinnerungen an Bereyter und die Ergebnisse seiner nachträglichen Recherchen. Die Darstellung der Rechercheergebnisse ist in die Gespräche mit Madame Landau unterteilt, die den Erzähler mit weiteren Informationen über Bereyter versorgt.
Rekonstruktion der Gespräche mit Madame Landau
Die Gespräche mit Madame Landau, die Paul Bereyter lange Jahre begleitet hat, liefern wichtige Informationen über dessen Leben. Der Erzähler kommentiert Landaus Aussagen und ergänzt sie um eigene Erkenntnisse, die er aus einem Fotobuch gewonnen hat.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Unschärfe, Unvollständigkeit, Erinnerung, Vergessen, Wahrheit, Identität, Spurensuche, Lebensgeschichte, Selbstmord, Lebensgefährtin, Fotobuch, Metapher, Erzählstruktur, W.G. Sebald, Die Ausgewanderten, Paul Bereyter.
- Arbeit zitieren
- Jeremias Düring (Autor:in), 2017, Auf den Spuren von Paul Bereyter. Winfried Georg Sebalds "Die Ausgewanderten", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/367353