Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Erscheinungsformen der Sprachstörung
2. Stottern
2.1 Symptome
3. Diagnose
4. Ursachen
4.1 Körperliche Ursachen
4.2 Emotionale Ursachen
4.3 Genetische Ursachen
5. Therapie
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1 . Einleitung
SprachstörungenS zu denen auch das Stottern gehörtS nehmen immer mehr zu[1] gerade Kinder und Jugendliche sind davon betroffen.
In dieser Arbeit soll es darum gehenS die Redeflussstörung Stottern genauer zu betrachten. Zunächst wird es in der Einleitung darum gehen die verschiedenen Formen der Sprech- und Sprachstörung miteinander zu vergleichen und voneinander abzugrenzen.
Im Hauptteil soll es vor allem um die möglichen Ursachen und Auslöser dieser Störung gehen. Unterschieden wird hier zwischen körperlichenS emotionalen und genetischen Komponenten.
Es werden unter anderem ebenfalls mögliche Diagnoseverfahren und Therapieansätze beleuchtet.
Circa 1% der Weltbevölkerung stottertS das sind allein in Deutschland etwa 800 Tausend Betroffene.[2]
Neben den offensichtlichen Symptomen einer SprachstörungS die sich beispielsweise in der Artikulation des Betroffenen äußernS ist auch die persönlichkeits- und Sozialentwicklung von solchen Störungen beeinflusst.[3] Aus diesem Grund soll in dieser Arbeit auch die psychologische Komponente genannt werdenS die für einige Sprachstörungen verantwortlich ist
1 . 1 Erscheinungsformen und Störungsbilder
Störungen im Gesamtbereich der Sprache lassen sich in die Kommunikationskompenenten SpracheS SprechenS StimmeS Rede und Schlucken differenzieren.[4]
Eine solche Klassifikation ist zum Verständnis und zur Einordnung der Erscheinungsformen durchaus hilfreichS kann allerdings auch zur Perspektivenverengung führen. Nicht alle Sprachstörungen verlaufen gleichS um eine angepasste Therapie zu suggerieren muss der Einzellfall möglichst genau mit seinen individuellen Stärken und Schwächen betrachtet werden.[5]
„Von daher sollte nicht eine Objektivität vortäuschende EinteilungS sondern eine möglichst genaue Beschreibung des Erscheinungsbildes im Vordergrund StehenS die auf das Phänomen selbstS aber auch auf die Merkmale des jeweiligen Kontextes (Teil und Ganzes) bezogen ist“[6]
Mögliche Zusammenhänge und Übergänge der verschiedenen Erscheinungsformen können durch solche Cluster nicht gefasst werden und müssen im Einzelfall analysiert werden. Die Ebenen der Sprachstörungen gliedern sich wie folgt: Phonetik und PhonologieS welche Störungen der Aussprache beschreiben. Syntax und Morphologie die Störungen auf grammatischer Basis und die Ebene der Semantik und Lexika welche Störungen auf der Ebene der Bedeutungsentwicklung darstellen.[7]
Zu den häufigsten Sprachstörungen gehört die Spezifische SprachentwicklungsstörungS sie tritt bei 6-8% der Kinder im Vorschulalter auf.[8] Diese Störung beginnt vor der Beendigung des Spracherwerbs und schränkt diesen auf verschiedenen Ebenen erheblich ein. AussprachestörungenS Störungen bei der Ausbildung des grammatischen Regelsystems sowie Störungen der Bedeutungsentwicklung sind sich wechselseitig beeinflussende und oft im Zusammenhang stehende KomponentenS welche bei den betroffenen Kindern zu beobachten sind. Zu den häufigsten Merkmalen gehört der verspätete Sprechbeginn der oft mit Problemen beim Lesen und Schreiben auftritt.[9]
Zu den Störungen der Redefähigkeit zählen neben dem Stottern auch das PolternS der Mutismus und die Sprechangst. Oftmals liegen hier psychologische Ursachen zugrundeS die Betroffenen leiden unter der Angst vor oder mit jemandem zu Sprechen.[10]
Zentrale Sprech- und Sprachstörungen hingegen bauen auf einer neurologischen Grunderkrankung aufS hier sind hirnorgani sehe Ursachen ausschlaggebend für das Störungsbild. Zu den häufigsten Störungen zählt die AphasieS welche oftmals nach einem Schlaganfall auftritt.[11]
Disphonien beschreiben Störungen der StimmeS diese können durch organischeS funktionelle oder psychogene Ursachen hervorgerufen werden.[12]
Ebenfalls als Stimmstörung lässt sich die Rhinophonie einordnenS welche den Stimmklang durch veränderte Nasalität beeinflusst.[13]
Myofunktionelle Störungen und Dyphagien gehören in den Bereich der Schluckstörungen und beeinflussen dadurch unteranderem den Knochenbau im Bereich des Kiefers. [14]
2. Stottern
Stottern ist eine Entwicklungsstörung des RedeflussesS die üblicherweise im Vorschulalter beginnt.[15] In den meisten Fällen entwickelt sich diese Störung entweder zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr während des Spracherwerbs oder zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr nach Beendigung des Spracherwerbs. Im zweiten Falle kann es VorkommenS dass der Stotterer bereits ganze Sätze ohne große Probleme sprechen konnte und jetzt beginnt Symptome zu zeigen. Nach dem zehnten Lebensjahr beginnt das Stottern nur noch sehr selten.[16] Der genaue Zeitpunkt des Ausbruchs der Störung ist häufig nicht genau zu bestimmen. Eltern erkennen die ersten Symptome oftmals nichtS oder wissen diese nicht zu deuten. Das führt dazuS dass der Beginn des Stotterns schon weit vor der endgültigen Diagnose liegen kann.[17] Allgemein lässt sich sagenS dass bei etwa 70 bis 90 Prozent der Betroffenen die ersten Symptome schon vor dem achten Lebensjahr auftreten.[18]
Zur geographischen Verbreitung des Stotterns gibt es kaum aussagekräftige DatenS jedoch ist dieses Phänomen weitestgehend in allen Ländern der Welt zu beobachtenS Wobei natürlich Unterschiede in Häufigkeit und Ausprägung anzunehmen sind.[19] Allerdings ist es an dieser Stelle wichtig zu erwähnenS dass Stottern in keinster Weise Rückschlüsse auf die Intelligenz zulässtS die Ursachen dieser Störung gehen auf andere Bereiche zurück.[20] Drei dieser Bereiche werden im Hauptteil näher erläutert.
2.1 Symptome
Symptome dieser Sprechablaufstörung äußern sich in Störungen des zeitlichen Ablaufs der Laut-Silben Produktion. Der Sprecher weiß genauS was er sagen willS ist jedoch nicht imstande die erforderlichen Artikulationsbewegungen zur Lautbildung auszuführen.[21] Solche Unterbrechungen können WiederholungenS unübliche Dehnungen oder Blockierungen seinS die nicht kontrolliert werden können.[22] Allerdings ist die Ausprägung solcher Unterbrechungen individuell unterschiedlichS sie können mehrere Sekunden andauemS oder so flüchtig seinS dass sie dem Gegenüber kaum auffallen.[23]
Doch nicht nur das Sprechen bei Stotterern ist auffällig auch andere Bereiche des Körpers sind betroffen. Möglich sind hierbei MuskelverkrampfungenS ein starrer Blick und Anzeichen der peinlichen Berührtheit des Sprechers.[24]
Einige MerkmaleS die ทนท für die Symptomatik des Stotterns aufgeführt wurden treten allerdings auch bei Normal sprechenden aufS hier ist es die Quantität die zur Diagnostik herangezogen werden muss.[25] Beispielsweise wiederholen Stotternde etwa zehn mal so häufig Teile von Wörtern und etwa drei mal so häufig ganze Wörter wie normal sprechende Menschen.[26]
Zwei grundsätzliche Arten des Stottern lassen sich unterteilenS das klonische Stottern und das tonische Stottern.[27]
Klonisches Stottern kennzeichnet sich durch kurzeS schnell aufeinander folgende Kontraktionen der SprechmuskulaturS dies führt zu einer „hämmernden“ Wiederholung von LautenS Silben oder Wörtern. Tonisches Stottern hingegen weist lange Pausen im Sprechvorgang aufS der Betroffene verkrampft relativ lange. Es folgen stumme Pressvorgänge vor dem eigentlichen Wort. Teilweise lässt sich diese Verkrampfung an der Gesichts- bzw. Halsmuskulatur erkennen oder sogar an der Kontraktion der Glottis erhören.[28] Beide Formen können getrennt oder zusammen auftretenS je nach überwiegen einer Form spricht man im zweiten Fall vom „klonisch-tonischen bzw. tonisch-klonischen Stottern“.[29] Im Normalfall treten solche Stotterereignisse nur bei etwa 5% bis 15% der gesprochenen Wörter aufS einige Lautfolgen sind hierbei anfälliger als andere.[30]
Mit dem Stottern geht eine große motorische Anstrengung beim Sprechen einherS die Betroffenen versuchen Unterbrechungen zu Unterdrücken.[31]
Kinder und vor allem Erwachsene haben sehr unter der Sprachstörung zu leidenS Aggressionen auf sich selbst oder nicht-stotternde Personen sind hierbei keine Seltenheit. Es folgt eine SelbstabwertungS die mit HilflosigkeitS SchamS Furcht und Vermeidung einher geht.[32]
Neben den rein akustischen Symptomen sind ebenfalls Auffälligkeiten in anderen Bereichen festzustellenS dies können beispielsweise unübliche Kontraktionen an Gesichts- und Halsmuskulatur sein. Ursprünglich waren solche Mitbewegungen eine Art der Selbsthilfe bei aufkommenden Stotterereignissen die allerdings keinerlei Wirkung zeigen. Vielmehr werden sie von Außenstehenden gar als Tics wahrgenommen und erschweren dabei die non-verbale Kommunikation über Mimik und Gestik.[33]
3 . Diagnose
Nachdem ทนท die relevanten Merkmale und Symptome des Stottern Umrissen wurden soll der nächste Schritt auf dem Weg zur geeigneten Therapie die Diagnose sein. Die Diagnose sollte möglichst einzelfallorientiert seinS Symptome können von Person zu Person variieren. Nur wenn man auf jeden Patienten individuell eingeht ist es möglich einen wirksamen Therapieansatz zu generieren.
Generell ist es wichtig zu sagenS dass nicht jede Sprechunflüssigkeit eines Kindes direkt Anlass zur Sorge ist. Gerade in der Phase des Spracherwerbs kann es zu solchen Störungen kommenS die aber nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Sollte eine solche Störung jedoch länger als 3 Monate anhalten oder in besonders hoher Intensität auftreten ist es sinnvoll einen Experten zu Rate zu ziehen. Dieser begutachtet den Patienten dann im Hinblick auf Sprechunflüssigkeiten und Kriterien wie das eigene Störungsbewusstsein und das Vermeidungsverhalten.[34] In Fragebögen und persönlichen Beratungsgesprächen werden auch die eigenen Eindrücke der Patienten erfragt.
In der Diagnostik von Sprechstörungen wird zwischen typischen und untypischen Sprechunflüssigkeiten unterschieden. Die typischen Unflüssigkeiten meinen StörungenS die auch bei Normalsprechern Vorkommen könnenS wohingegen die unytpischen Sprechunflüssigkeiten deutliche Anzeichen für eine Störung darstellen. Zu diesen untypischen Sprechunflüssigkeiten zählen auch jegliche Formen von vermehrter Anstrengung während des Sprechens.[35]
Zur Bestimmung von Sprechstörungen gibt es verschiedene MöglichkeitenS zum einen ist das eine standartisierte Messung (Riley 1994) welche Unflüssigkeiten im Lesefluss bestimmt. Bei dieser Methode wird allerdings kein Augenmerk auf Faktoren wie das Vermeidungsverhalten gelegtS wodurch sie weniger gebräuchlich ist. Häufiger werden in Deutschland sogenannte Realzeit Messungen durchgeführtS diese erfassen das prozentuale Verhältnis von untypischen Sprechunflüssigkeiten zu den insgesamt gesprochenen Wörtern oder Silben.[36] Ob dabei in Wörtern oder Silben gezählt wird obliegt dem Prüfer selbstS durch einfache Mathematische Formeln können die jeweiligen Werte auch umgerechnet werden. Während solcher Messungen sollte die Zeit gestoppt werdenS um Klarheit über die Dauer das Sprechaktes zu schaffen. Desweiteren ist es empfehlenswert die Realmessungen als Videooder Tonaufnahme festzuhalten damit bei Grenzfällen eine wiederholte Betrachtung des Gesprächs möglich ist.[37]
Zur Bestimmung des Schweregrades der Sprechstörung können Balbutiogramme eingesetzt werdenS alltag Diese bestehen üblicherweise aus vier AufgabenfeldernS die mit steigender Schwierigkeit aufgeführt sind. Das Diagramm umfasst die Bereiche Automatisches Sprechen wobei der Patient übliche Folgen wie zum Beispiel die Reihenfolge der Wochentage wiedergibt. Das Nachsprechen von SätzenS wobei zu dem reinen Sprechakt noch die Herausforderung auf kognitiver Ebene hinzukommt. Das Lesen von kurzen Texten und das freie monologische Sprechen. Die Aufgaben werden jeweils auf einer Skala von eins bis fünf vom Prüfer bewertet. Aus diesen Aufzeichnungen lassen sich Rückschlüsse auf die Ursachen des Stotterns schließen. Ist beispielsweise die Stotterquote beim Lesen höher als die beim freien Sprechen kann man davon ausgehenS dass der Betroffene im freien Sprechen für ihn schwierige Wörter meidet und von daher in diesem Bereich weniger Störungen aufweist.[38]
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[1] Vgl. BraunS Otto: Sprachstörungen bei Kindern und Jugendlichen: Diagnostik- Therapie- Förderung. Stuttgart 1999S S. 7
[2] Vgl. BosshardtS Hans-Georg: Fortschritte der Psychotherapie: Stottern. Hogrefe VerlagS Göttingen 2008S S. 1
[3] Vgl. BraunS Otto: Sprachstörungen bei Kindern und Jugendlichen: Diagnostik- Therapie- FörderungS S. 8
[4] Vgl. GrohnfeldtS Manfred 2000S Band 1: S. 17
[5] Vgl. GrohnfeldtS Manfred: Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und LogopädieS Band 2: Erscheinungsformen und Storungsbilder. StuttgartS BerlinS Köln 2001S S. 22f.
[6] ZitatS GrohnfeldtS Manfred 2001: Band 2S S. 17
[7] Vgl. GrohnfeldtS Manfred 2000: Band 1S S. 18
[8] Vgl Ebd. S. 19
[9] Vgl. Ebd. S. 19f
[10] Vgl. Ebd. S. 21
[11] Vgl. Ebd. S. 22
[12] Vgl. Ebd.
[13] Vgl. GrohnfeldtS Manfred 2000: Band 1S S. 23
[14] Vgl Ebd.
[15] Vgl. BosshardtS Hans-Georg 2008S S. 1
[16] Vgl. GrohnfeldtS Manfred 2001: Band 2S S. 152
[17] Vgl Ebd.
[18] Vgl. FiedlerS Peter; StandopS Renate: Stottern. ÄtiologieS DiagnoseS Behandlung. 4. AuflageS WeinheimS Beltz Psychologie Verlags UnionS 1994S S. 21
[19] Vgl. FiedlerS Peter; StandopS Renate 1994S S. 21
[20] Vgl. BosshardtS Hans-Georg 2008S S. 2
[21] Vgl. BosshardtS Hans-Georg 2008S S. 3
[22] Vgl. BosshardtS Hans-Georg 2008S S. 3
[23] Vgl. Ebd. S. 1
[24] Vgl. Stottern: Wenn Menschen nicht flüssig sprechen können. In: wissen-gesundheit.de. URL: http://www.wissen- gesundheit.de/Aktuelles/Thema-der-Woche/7418--Stottem-Wenn-Menschen-nicht-fluessig-sprechen-koennen (Abgerufen: 27.02.2017)
[25] Vgl. FiedlerS Peter; StandopS Renate 1994S S. 3
[26] Vgl. Ebd.
[27] Vgl. Ebd. S. 2
[28] Vgl. Ebd.
[29] Vgl. FiedlerS Peter; StandopS Renate 1994S S. 2
[30] Vgl. BosshardtS Hans-Georg 2008S S. 1
[31] Vgl. Ebd.
[32] Vgl. Ebd. S. 3
[33] Vgl. FiedlerS Georg; StandopS Renate 1994S S. 3
[34] Vgl. BosshardtS Hans-Georg 2008S S. 23
[35] Vg. BosshardtS Hans-Georg 2008S S. 24
[36] Vgl. Ebd. S. 26f
[37] Vgl. Ebd. S. 25ff
[38] Vgl. Ebd. S. 29f