Ziel dieser Diplomarbeit ist eine geeignete Methode für die Ermittlung der Stromausfallkosten durch Kundenumfragen zu empfehlen. Es werden zuerst die möglichen Methoden zur Ermittlung von Stromausfallkosten gegenübergestellt und Vor- und Nachteile gegeneinander abgewägt. Nach diesem theoretischen Vergleich wird eine Aufarbeitung der internationalen Erfahrungen bzw. Anwendungen dieser Methoden erfolgen.
Große Stromausfälle sind bisher Einzelfälle, denn Deutschland nimmt den derzeitigen Spitzenplatz im europäischen Vergleich in puncto Netzzuverlässigkeit ein. Jedoch ist der Diskussion um die ansteigende Gefährdung der Netzzuverlässigkeit im Lichte der Einführung einer Erlösobergrenzenregulierung im Jahr 2009 eine höhere Aufmerksamkeit zu schenken. Hintergrund dafür ist das in Deutschland 2005 in Kraft getretene, novellierte Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), das die Sicherstellung eines wirksamen und unverfälschten Wettbewerbs der Energieversorger durch die Regulierung der Netze zum Ziel hat.
Voraussetzung für mehr Wettbewerb war die Entflechtung, d.h. die gesetzlich vorgeschriebene Trennung von monopolistischen Funktionen z.b. dem Netzbetrieb von wettbewerblich organisierten Tätigkeiten wie der Erzeugung oder dem Handel von Strom. Für die Netzbetreiber, die für eine zuverlässige und leistungsfähige Stromversorgung verantwortlich sind, bleibt jedoch die Stellung eines natürlichen Monopols und damit die Marktmacht erhalten.Daher werden die für die Durchleitung von Strom bezahlten Netznutzungsentgelte von der in Deutschland tätigen Regulierungsbehörde, der Bundesnetzagentur (BNetzA), überwacht bzw. reguliert. Die BNetzA plant – wie in vielen Ländern schon geschehen – für das Jahr 2009 laut dem kürzlich vorgelegten Verordnungsentwurf zur Anreizregulierung die Einführung einer Erlösobergrenzenregulierung. Mit der Einführung der Erlösobergrenzenregulierung steigt für die Netzbetreiber jedoch auch der Anreiz, notwendige Investitionsaufwendungen zu Gunsten eines höheren Gewinns zu unterlassen. Um diesem Anreiz entgegenzuwirken ist daher die gleichzeitige Einführung der Regulierung der Netzzuverlässigkeit vorgesehen. Die Einführung einer Erlös- oder Preisobergrenzenregulierung wirde bereits in einigen Ländern wie bspw. Norwegen, Italien oder den Niederlanden erfolgreich angewendet. Die Idee dabei ist, die Erlösobergrenze in Abhängigkeit der bereitgestellten Qualität durch Straf- und Bonuszahlungen anreizkompatibel nach oben oder unten anzupassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Zielsetzung
- 1.2 Aufbau
- 2. Rahmenbedingungen und Informationserfordernis für eine effiziente Qualitätsanreizregulierung
- 2.1 Der Begriff „Qualität“ im Kontet von Elektrizitätsnetzbetrieben
- 2.1.1 Definitionen von Netzzuverlässigkeit und -indikatoren
- 2.1.2 Netzzuverlässigkeit und Preis bei monopolistischen Netzbetreibern
- 2.2 Anreizeffekte einer Erlösobergrenzenregulierung
- 2.2.1 Das Konzept der Erlösobergrenzenregulierung
- 2.2.2 Potenzielle Auswirkungen auf die Netzzuverlässigkeit
- 2.3 Eine anreizbasierte Qualitätsregulierung zur Sicherstellung der Netzzuverlässigkeit
- 2.3.1 Das Konzept der Qualitätsanreizregulierung
- 2.3.2 Qualitätsanreizregulierung im internationalen Kontext
- 2.3.3 Gesamtwirtschaftliche Kosten von Stromausfällen
- 3. Methoden zur Ermittlung von Stromausfallkosten
- 3.1 Anforderungen an die Bewertungsmethode und deren Ergebnisse
- 3.2 Indirekte Methoden
- 3.3 Direkte Methoden
- 3.3.1 Die Kontingente Bewertungsmethode
- 3.3.2 Die Choice Modelling Methoden
- 3.4 Anwendung der Methoden im internationalen Kontext
- 3.4.1 Norwegen
- 3.4.2 Großbritannien
- 3.4.3 Niederlande
- 3.4.4 Österreich
- 3.4.5 Schweden
- 3.5 Gegenüberstellung der Ergebnisse
- 3.6 Bewertung und Empfehlung einer Methode
- 4. Exemplarisches Studiendesign zur Ermittlung von Stromausfallkosten mithilfe des Choice Experiments
- 4.1 Wahl der Befragungstechnik
- 4.2 Wahl des Präferenzmaẞes
- 4.3 Definition der Eigenschaften und Ausprägungen
- 4.4 Experimentelles Design
- 4.4.1 Verzerrungen durch Aufgabenkomplexität
- 4.4.2 Fraktionales faktorielles Design
- 4.4.3 Kombination der Szenarien und Blockingverfahren
- 4.5 Entwicklung des Fragebogens
- 4.5.1 Einleitender Text
- 4.5.2 Erfahrungsstand, Einstellungs- und Nutzungsfragen
- 4.5.3 Darstellung des Choice Experiments
- 4.5.3.1 Der experimentelle Kontext
- 4.5.3.2 Die Darstellung der Choice Sets
- 4.5.4 Anschlussfragen und Erhebung sozioökonomischer Daten
- 4.6 Grundgesamtheit und Stichprobenwahl
- 4.7 Ergebnisse der Pretests
- 4.7.1 Fokusgruppendiskussion und verbale Protokolle
- 4.7.2 Pilottest
- 4.8 Auswertung der Daten
- 5. Schluss
- 5.1 Zusammenfassung
- 5.2 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Ermittlung von Stromausfallkosten für eine effiziente Qualitätsanreizregulierung. Das Ziel ist es, eine geeignete Methode zur Bewertung von Stromausfallkosten zu entwickeln, um diese in der Regulierung von Elektrizitätsnetzbetrieben zu berücksichtigen.
- Definition und Bedeutung von Netzzuverlässigkeit im Kontext von Elektrizitätsnetzbetrieben
- Analyse der Anreizeffekte einer Erlösobergrenzenregulierung
- Bewertung verschiedener Methoden zur Ermittlung von Stromausfallkosten
- Entwicklung eines exemplarisches Studiendesigns zur Ermittlung von Stromausfallkosten mithilfe des Choice Experiments
- Auswirkungen der Ergebnisse auf die Gestaltung einer effizienten Qualitätsanreizregulierung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik der Qualitätsanreizregulierung ein und beschreibt die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 analysiert die Rahmenbedingungen und das Informationserfordernis für eine effiziente Qualitätsanreizregulierung, wobei der Begriff „Qualität“ im Kontext von Elektrizitätsnetzbetrieben definiert wird und die Anreizeffekte einer Erlösobergrenzenregulierung untersucht werden. Kapitel 3 beschäftigt sich mit verschiedenen Methoden zur Ermittlung von Stromausfallkosten und stellt die Anforderungen an die Bewertungsmethode dar. Die Kapitel 4 und 5 fokussieren auf die Entwicklung eines exemplarisches Studiendesigns zur Ermittlung von Stromausfallkosten mithilfe des Choice Experiments und präsentieren die Ergebnisse der Arbeit.
Schlüsselwörter
Qualitätsanreizregulierung, Netzzuverlässigkeit, Stromausfallkosten, Choice Experiment, Elektrizitätsnetzbetriebe, Erlösobergrenzenregulierung, Methoden zur Bewertung, Studiendesign, Befragungstechnik, Präferenzmessung.
- Arbeit zitieren
- Carina Merz (Autor:in), 2007, Der Wert der Netzzuverlässigkeit. Ermittlung von Stromausfallkosten für eine effiziente Qualitätsanreizregulierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/367785