Unter der Überschrift: “Demographen stellen das stabile Ehepaar vor”, konnte man am 01. Oktober 2004 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lesen, welche Vorbedingungen zu besonders stabilen Ehen führen (F.A.Z., 1.10.04). So waren die Demographen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zu dem Schluss gekommen, dass fo lgende Voraussetzungen erfüllt sein sollten: Demnach sollte die Ehepartner eine starke Emotionalität und Sexualität miteinander verbinden. Sie sollten regelmäßig miteinander kommunizieren, über einen positiven Kommunikationsstil verfügen, treu sein, sich gegenseitig unterstützen, gemeinsame Kinder, Freunde und Wohnungseigentum sowie noch keine Scheidung miterlebt haben, ähnlich gebildet und ungefähr gleichaltrig sein, über gemeinsame Interessen und Lebensentwürfe verfügen, religiös gebunden oder traditionell orientiert sein, nicht in Großstädten leben, nicht zu früh geheiratet und vor der Eheschließung bereits eine längere Zeit zusammengelebt haben. Von besonderen Interesse ist an dieser Stelle der letztgenannte Punkt. Noch vor fünfzig Jahren war es in Deutschland gesetzlich verboten, dass unverheiratete Paare zusammenwohnten. Nach § 180 StGB, dem berühmten “Kuppelparagraphen”, machte sich sogar strafbar, wer Unverheiratete bei sich, z.B. in der Mietwohnung, gemeinsam wohnen lies. Dass eine Meldung wie die obige heute in einer eher konservativen Tageszeitung erscheint, bzw. von einem Bundesinstitut herausgegeben wird, zeigt, dass sich in der Zwischenzeit viel verändert hat. Das Zusammenleben ohne Trauschein, sogenannte nichteheliche Lebensgemeinschaften, ist heute gesellschaftlich Akzeptiert und auch der § 180 StGB wurde “entschärft”. Von den 38,1 Millionen Haushalten die es 2000 in Deutschland gab, bestanden insgesamt fünf Prozent aus nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Rund vier Prozent ohne Kinder und rund ein Prozent mit Kindern (BiB 2004, S.69). Das zeigt, dass sich diese Lebensform, wenn auch bezogen auf die Gesamtzahl aller Haushalte auf einem relativ niedrigen Niveau, in Deutschland etabliert hat. Im Verlauf dieser Arbeit werde ich nun der Frage nachgehen, was nichteheliche Lebensgemeinschaften so besonders macht, wer sie warum wählt, welche Vorteile sie bieten und ob sie als “Ehe auf Probe” gewertet werden können. Weiterhin werde ich exe mplarisch den Diffusionsprozess nichtehelicher Lebensgeme inschaften in Westdeutschland, Ostdeutschland und Italien anhand einer Studie von Tiziana Nazio und Hans-Peter Blossfeld darstellen.
Inhalt
Einleitung
1. Kurzer historischer Überblick über die Entwicklung nichtehelicher Lebensgemeinschaften
2. Nichteheliche Lebensgemeinschaften in Deutschland
2.1 Lebensformen der 30- bis 34-jährigen Frauen in Deutschland im Jahr 2000
2.2 Einstellungen zu Familie und Eheschließung in Deutschland
2.3 Familie und subjektives Wohlbefinden
3. Ausprägungsformen nichtehelicher Lebensgemeinschaften und mögliche Gründe diese einzugehen
3.1 Drei Typen nichtehelicher Lebensgemeinschaften
3.2 Sechs mögliche Gründe für das Eingehen nichtehelicher Lebens-gemeinschaften
4. Ziehen Partner aus einem gemeinsamen Haushalt wirtschaftliche Vorteile?
4.1 Können Paare von einem gemeinsamen Haushalt finanziell profi-tieren - einige theoretische Vorüberlegungen
4.2 Können Paare von einem gemeinsamen Haushalt finanziell profi- class=WordSection2> tieren - einige empirische Anhaltspunkte
4.3 Sind nichteheliche Lebensgemeinschaften ein Ersatz für Ehen oder eine Vorstufe davon?
5. Nichteheliche Lebensgemeinschaften und der Diffusionsprozess
5.1 Was bedeutet Diffusion?
5.2 Die Diffusion nichtehelicher Lebensgemeinschaften in Westdeutschland, Ostdeutschland und Italien
5.2.1 Die Besonderheiten des Diffusionsprozesses
5.2.2 Die zentralen Hypothesen
5.2.3 Die Ergebnisse
6. Fazit
Literatur
Quellen
Presseerzeugnisse
Einleitung
Unter der Überschrift: “Demographen stellen das stabile Ehepaar vor”, konnte man am 01. Oktober 2004 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lesen, welche Vorbedingungen zu besonders stabilen Ehen führen (F.A.Z., 1.10.04). So waren die Demographen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zu dem Schluss gekommen, dass folgende Voraussetzungen erfüllt sein sollten: Demnach sollte die Ehepartner eine starke Emotionalität und Sexualität miteinander verbinden. Sie sollten regelmäßig miteinander kommunizieren, über einen positiven Kommunikationsstil verfügen, treu sein, sich gegenseitig unterstützen, gemeinsame Kinder, Freunde und Wohnungseigentum sowie noch keine Scheidung miterlebt haben, ähnlich gebildet und ungefähr gleichaltrig sein, über gemeinsame Interessen und Lebensentwürfe verfügen, religiös gebunden oder traditionell orientiert sein, nicht in Großstädten leben, nicht zu früh geheiratet und vor der Eheschließung bereits eine längere Zeit zusammengelebt haben. Von besonderen Interesse ist an dieser Stelle der letztgenannte Punkt. Noch vor fünfzig Jahren war es in Deutschland gesetzlich verboten, dass unverheiratete Paare zusammenwohnten. Nach § 180 StGB, dem berühmten “Kuppelparagraphen”, machte sich sogar strafbar, wer Unverheiratete bei sich, z.B. in der Mietwohnung, gemeinsam wohnen lies. Dass eine Meldung wie die obige heute in einer eher konservativen Tageszeitung erscheint, bzw. von einem Bundesinstitut herausgegeben wird, zeigt, dass sich in der Zwischenzeit viel verändert hat. Das Zusammenleben ohne Trauschein, sogenannte nichteheliche Lebensgemeinschaften, ist heute gesellschaftlich Akzeptiert und auch der § 180 StGB wurde “entschärft”. Von den 38,1 Millionen Haushalten die es 2000 in Deutschland gab, bestanden insgesamt fünf Prozent aus nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Rund vier Prozent ohne Kinder und rund ein Prozent mit Kindern (BiB 2004, S.69). Das zeigt, dass sich diese Lebensform, wenn auch bezogen auf die Gesamtzahl aller Haushalte auf einem relativ niedrigen Niveau, in Deutschland etabliert hat.
Im Verlauf dieser Arbeit werde ich nun der Frage nachgehen, was nichteheliche Lebensgemeinschaften so besonders macht, wer sie warum wählt, welche Vorteile sie bieten und ob sie als “Ehe auf Probe” gewertet werden können. Weiterhin werde ich exemplarisch den Diffusionsprozess nichtehelicher Lebensgemeinschaften in Westdeutschland, Ostdeutschland und Italien anhand einer Studie von Tiziana Nazio und Hans-Peter Blossfeld darstellen.
1. Kurzer historischer Überblick über die Entwicklung nichtehelicher Lebensgemeinschaften
Wie bereits in der Einleitung angesprochen, werden nichteheliche Lebensgemeinschaften in Europa noch nicht lange akzeptiert und praktiziert. Noch in den frühen 1960er Jahren war das Zusammenleben ohne Trauschein in den meisten europäischen Ländern eine Randerscheinung und sogar in Schweden selten, wo nichteheliche Lebensgemeinschaften eine lange Tradition haben (Nazio und Blossfeld 2003, S.48). Ehe und Familie hatten bis zur Mitte der 1960er Jahre einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Die Heiratsneigung war sehr hoch und noch 1971 heirateten 93 Prozent der Frauen und 87 Prozent der Männer mindestens einmal in ihrem Leben (BiB 2004, S.28). Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom “Golden Age of Marriage” (ebd. S.27). Nichteheliche Lebensgemeinschaften wurden in dieser Zeit in erster Linie von älteren Personen praktiziert, die geschieden oder verwitwet waren und ihre Ansprüche auf Alimente oder Hinterbliebenenrenten nicht verlieren wollten (Nazio und Blossfeld 2003, S.48). Doch Mitte der 1960er Jahre kam es in vielen Gesellschaften Europas und Amerika zu einem Wandel traditioneller Werte. In Deutschland wurde dieser Wandel besonders getragen von der so genannten 68er-Generation. Die Bedeutung der Ehe als Institution nahm langsam ab, so dass 2002 nur noch 39 Prozent der 18 bis 30 Jährigen Deutschen in einer Studie die Meinung vertraten, dass dauernd zusammenlebende heiraten sollten (Stat. Bundesamt u.a. 2004, S.542). Da das Zusammenleben eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt, wie z.B. das Zusammenlegen von Ressourcen und den daraus zu verwirklichenden economies of scale, einer Arbeitsteilung im Haushalt oder das Aufrechterhalten einer relativ sicheren sexuellen Beziehung (vgl. Nazio und Blossfeld 2003, S.57; Light 2004) und nichteheliche Lebensgemeinschaften flexibler als Ehen sind, was in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit von großer Bedeutung ist (Oppenheimer 2003, S.129 u. 131), wird davon ausgehen, dass viele Ehen durch nichteheliche Lebensgemeinschaften ersetzt werden (Bumbass und Sweet 1989; Oppenheimer 2003, S.128). Dabei sind jedoch, zumindest für Europa, gewisse Unterschiede in der Bedeutung und Ausformung nichtehelicher Lebensgemeinschaften zu berücksichtigen. So sind diese in Südeuropa weiterhin sehr selten und werden von einer nur sehr kleinen, relativ abgeschotteten und städtisch lebenden Gruppe praktiziert (speziell für den Italienischen Fall siehe Nazio und Blossfeld 2003, S.77-78). In vielen zentraleuropäischen Ländern wie den Niederlanden oder Westdeutschland, können nichteheliche Lebensgemeinschaften als ein Vorstadium zur Bildung einer normalen Ehe angesehen werden, die speziell dann umgewandelt werden, wenn ein Kind unterwegs ist. In Ländern wie Österreich, Frankreich, Groß Britannien, Finnland, Norwegen oder dem ehemals sozialistischen Ostdeutschland, sind nichteheliche Lebensgemeinschaften gesellschaftlich akzeptierte Alternativen zu einer Ehe, mit einer einhergehenden hohen Rate an außerehelichen Geburten. In Dänemark und Schweden haben nichteheliche Lebensgemeinschaften sogar einen mit Ehen vergleichbaren normativen Status erreicht, so dass es eher eine Frage des persönlichen Geschmacks ist, welche Lebensform gewählt wird (Nazio und Blossfeld 2003, S.48).
2. Nichteheliche Lebensgemeinschaften in Deutschland
Von den 38,1 Millionen Privathaushalten, die 2000 in Deutschland bestanden, waren 36,1 Prozent Einpersonenhaushalte. Diese setzten sich zusammen, aus Einpersonenhaushalten von Frauen (20,9 Prozent) und Einpersonenhaushalten von Männern (15,2 Prozent). Der größere Anteil allein lebender Frauen hängt vor allem mit ihrer längeren Lebenserwartung und den Kriegsopfern bei den Männern zusammen, die zu unterschiedlichen Geschlechterproportionen in den Altersjahrgängen ab dem 59 Lebensjahr führen. Neben den älteren Menschen bilden besonders auch junge Menschen die noch nicht in den Familienbildungsprozess eingetreten sind, Einpersonenhaushalte. Der zweitgrößte Haushaltstyp bilden die Ehepaare mit Kindern (25,2 Prozent), gefolgt von den Ehepaaren ohne Kinder (24,8 Prozent), deren Anteil vor allem deshalb so hoch ist, da hier auch die Ehepaare gezählt werden, deren Kinder bereits ausgezogen sind. Zusammen bilden die Ehepaare also 50 Prozent aller privaten Haushalte, was relativ deutlich zeigt, dass die Institution Ehe, allen Unkenrufen zum Trotz, nach wie vor von großer Bedeutung ist. An vierter Stelle kommen die Alleinerziehenden mit 5,8 Prozent und bereits an fünfter Stelle die nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit insgesamt 5 Prozent, also mit den Alleinerziehenden fast gleich auf. Die nichtehelichen Lebensgemeinschaften wiederum splitten sich auf in solche ohne Kinder (3,9 Prozent) und solche mit Kindern (1,1 Prozent). Es folgen noch sonstige Haushalte ohne Kinder (1,4 Prozent), Familien mit nicht mehr ledigen Kindern (0,9 Prozent) und Haushalten mit drei und mehr Generationen (0,8 Prozent)(alle Zahlen BiB 2004, S.69). Diese Zahlen zeigen, dass nichteheliche Lebensgemeinschaften mittlerweile ein fester Bestandteil der Haushaltstypen in Deutschland sind und öfter vorkommen, als Familien, in denen drei Generationen unter einem Dach leben. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass nichteheliche Lebensgemeinschaften in bestimmten Altersklassen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben als Lebensform gewählt zu werden, als in anderen. Besonders in der Zeit des Übergangs von der Jugend zum Erwachsensein treten nichteheliche Lebensgemeinschaften auf und hier speziell dann, wenn die Schule beendet wird und ein Studium oder eine Arbeit aufgenommen wird (Nazio und Blossfeld 2003, S.50; Sassler 2004; Bumpass und Sweet 1989; Xie u.a. 2003; Oppenheimer 2003).
2.1 Lebensformen der 30- bis 34-jährigen Frauen in Deutschland im Jahr 2000
Eine Altersgruppe, die zwar bereits in die Familienbildungsphase eingetreten ist, aber aufgrund der heutigen längeren Ausbildungszeiten dennoch als relative “Familienanfänger” betrachtet werden kann, bilden die 30- bis 34-jährigen Frauen. In Westdeutschland waren 2000 51,2 Prozent von Ihnen verheiratet und hatten Kinder, 11,7 Prozent waren verheiratet und hatten keine Kinder, zusammen also 62,9 Prozent verheiratete. 14 Prozent lebten allein und bereits 10,7 Prozent lebten in nichtehelichen Lebensgemeinschaften, die sich wiederum aufspalteten in solche mit Kindern (3,2 Prozent) und solche ohne Kinder (7,5 Prozent). Dann folgten die Alleinerziehenden mit 7,4 Prozent, jene, die noch bei den Eltern lebten mit 3,7 Prozent und die sonstigen Lebensformen mit 1,3 Prozent. Es zeigt sich also, dass, zumindest in Westdeutschland, die nichtehelichen Lebensgemeinschaften in dieser relativ wichtigen Altersgruppe die dritt- bzw. vierthäufigste Lebensform darstellen, noch vor den Alleinerziehenden, von denen es zu einem so frühen Zeitpunkt natürlich noch nicht viele geben kann. Es zeigt sich aber auch, dass bereits in dieser Altersgruppe die meisten Frauen verheiratet sind, was auf eine weiterhin relativ hohe Attraktivität dieser Lebensform verweist.
Ein etwas anderes Bild zeigt sich auch aufgrund der unterschiedlichen Geschichte in Ostdeutschland. Hier waren 2000 53,1 Prozent der jungen Frauen zwischen 30 und 34 Jahren verheiratet und hatten Kinder, 4,5 Prozent verheiratet und ohne Kinder, zusammen also 57,6 Prozent verheiratete. Damit waren in Ostdeutschland zwar weniger Frauen verheiratet, aber wenn sie geheiratet hatten, hatten sie auch mindestens ein Kind. In nichtehelichen Lebensgemeinschaften lebten insgesamt 17,7 Prozent, 13,2 Prozent mit Kindern und 4,5 Prozent ohne. Hier zeigt sich die bereits in Kapitel 1 angesprochene hohe Akzeptanz nichtehelicher Lebensgemeinschaften gegenüber Ehen in Ostdeutschland, die auch dann aufrecht erhalten werden, wenn Kinder geboren werden. Auf diese Besonderheit werde ich aber an späterer Stelle noch etwas genauer eingehen. Da nichteheliche Lebensgemeinschaften in aller Regel weniger stabil sind als Ehen (Bumpass und Sweet 1989, S.615 u. 624), verwundert es nicht, dass auch der Anteil Alleinerziehender mit 14,2 Prozent in Ostdeutschland höher war als in Westdeutschland. Nur 7,6 Prozent lebten allein, 2,1 wohnten noch bei ihren Eltern und die sonstigen Lebensformen machten 0,8 Prozent aus (alle Zahlen aus BiB 2004, S.69 u.71).
2.2 Einstellungen zu Familie und Eheschließung in Deutschland
Wie sehen nun die Einstellungen der “Familienanfänger” in Deutschland bezüglich Familie und Partnerschaft aus? Werden Familien noch gewünscht? Sollten Paare, die bereits längere Zeit zusammenwohnen und/oder Kinder haben heiraten?
Der Anteil der jungen Erwachsenen bis 30 Jahren, der angibt, dass man eine Familie zum Glück braucht, ist in Westdeutschland seit 1988 von nur 43 Prozent auf 70 Prozent 2002 angestiegen. Dabei war von 1980 bis 1988 ein Abwärtstrend von 55 Prozent auf die besagten 43 Prozent zu beobachten. Trotz eines leichten Rückgangs von 1991 auf 1992 um zwei Prozentpunkte auf 57 Prozent, ist der Anteil dann aber bis 2000 kontinuierlich gestiegen und von 2000 auf 2002 bei 70 Prozent stabil geblieben. In Ostdeutschland waren 1991 72 Prozent der befragten jungen Erwachsenen bis 30Jahre der Meinung, dass man eine Familie zum Glück braucht. Dieser Wert ist dann bis 1992 stabil geblieben, 1996 auf 68 Prozent abgesagt, 2000 wieder auf 70 Prozent angestiegen und lag 2002 erneut bei 68 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass in den letzten Jahren relativ stabil ungefähr 70 Prozent der Befragten im Alter bis 30 Jahren in Ost und West einer Familie eher positiv gegenüber standen. Mit Zuwächsen im Westen und einer leichten Abnahme im Osten. Betrachtet man die Zahlen für die Altersklasse der 31- bis 45-jährigen so zeigt sich in Westdeutschland 2002 ein Einbruch gegenüber den jüngeren Altersklassen von 70 Prozent auf 63 Prozent und in Ostdeutschland ein leichter Anstieg von 68 Prozent auf 72 Prozent. Doch bereits bei den 46- bis 60-jährigen sind 71 Prozent der westdeutschen und 84 Prozent der ostdeutschen Befragten der Meinung, dass eine Familie zum Glück dazugehört. Die Familie scheint trotz eines relativ starken Einbruchs bei den 31- 45jährigen Westdeutschen, Deutschlandweit eine relativ beliebte und erstrebenwerte Familienform zu sein. Von einem Ende der Familie kann also aus dieser Perspektive nicht die Rede sein. Anders sieht es dann bereits bei der Frage aus, ob dauernd zusammenlebende Paare heiraten sollten. Hier antworteten nur 39 Prozent der westdeutschen Befragten in der Altersklasse von 18 bis 30 Jahre mit ja und 49 Prozent mit nein. Bei den befragten Ostdeutschen stimmen erwartungsgemäß weniger dieser Frage zu, nur 27 Prozent bejaten sie und 59 Prozent gaben ein nein zu Protokoll. Mit zunehmenden Alter stimmen immer mehr in West und Ost bei dieser Frage mit ja. Bei den befragten Westdeutschen in der Altersklasse von 31 bis 45 Jahren waren es bereits 44 Prozent, genauso viele wie bei den ostdeutschen Befragten. Auch ein Kind ist nur noch bei 39 Prozent der befragten Westdeutschen in der Altersklasse von 18 bis 30 Jahren ein Heiratsgrund. Bei den ostdeutschen Befragten sind es, ebenfalls erwartungsgemäß, deutlich weniger, hier sehen nur 27 Prozent ein Kind als Grund zum heiraten. Diese Werte nehmen bei den Befragten aus der Altersklasse der 31- bis 45-jährigen sogar noch ab. Nur 37 Prozent der befragten Westdeutschen und 22 Prozent der befragten Ostdeutschen sehen in dieser Altersklasse ein Kind als Heiratsgrund. Bei den 46- bis 60- jährigen sehen dann aber wieder bereits 56 Prozent der befragten Westdeutschen und 38 Prozent der befragten Ostdeutschen ein Kind als Heiratsgrund. Damit zeigt sich, dass Partnerschaften und Familie zwar gewollt werden, dieses Ziel aber nicht unbedingt über eine Ehe realisiert werden muss. Selbst Kinder werden nicht mehr als Heiratsgrund gesehen, wobei erstaunlicherweise hier die 31- bis 45-jährigen am wenigsten zustimmen. Zusammen mit der etwas geringeren Zustimmung zur Familie als “Glücksbringer” lässt sich vermuten, dass sich hier vielleicht erneut ein Gesinnungswandel vollzieht, hin zu einer Aufwertung von Familie und Ehe. Für genauere Aussagen müsste man diese Entwicklung jedoch über einen längeren Zeitraum beobachten. Dennoch lässt die Entwicklung zur Aufwertung von Familie und Partnerschaft bei gleichzeitiger relativer “Abwertung” der Ehe einen Anstieg der Bedeutung nichtehelicher Lebensgemeinschaften erwarten.
2.3 Familie und subjektives Wohlbefinden
Ein weiterer Aspekt der diese Vermutung stützt, ist die subjektive Einschätzung des persönlichen Wohlbefindens bei Singles und jenen, die in Paarbeziehungen leben. Die Befragten konnten auf einer Skala von eins bis sieben, wobei die eins für völlig glücklich und die sieben für völlig unglücklich steht, angeben, für wie glücklich sie sich halten. Ehepaare mit Kindern unter sechs Jahren haben 2002 im Durchschnitt eine 2,6 angegeben und sind damit unter den Befragten die subjektiv glücklichsten. Gefolgt werden sie von den Ehepaaren mit Kindern von 6 bis 17 Jahren und den Partnern ohne Kindern, die im Durchschnitt eine 2,7 angegeben haben. Die Partner mit Kindern und die Ehepartner ohne Kinder, oder mit Kindern über 18 Jahren, lagen im Durchschnitt bei 2,8. Am unglücklichsten schätzten sich die Geschiedenen mit 3,5 ein, gefolgt von den Verwitweten mit 3,4, den Alleinerziehenden mit 3,3 und den Ledigen mit 3,2 (alle Zahlen Stat. Bundesamt 2004, S.542 u. 543). Damit zeigt sich, dass Menschen die sich in Paarbeziehungen befinden, unabhängig davon ob sie verheiratet sind oder nicht bzw. ob sie Kinder haben oder nicht, sich als glücklicher einschätzen als jene, die ohne Partner leben.
Zusammenfassend zeigt sich also, dass in Deutschland Paarbeziehungen jeglicher Art eine wichtige Rolle spielen, eine Ehe zwar noch von dem größten Teil der Bevölkerung praktiziert wird, diese aber in der subjektiven Einschätzung, besonders in Ostdeutschland, an Bedeutung verloren hat, was wiederum einen Bedeutungszuwachs nichtehelicher Lebensgemeinschaften erwarten lässt.
3. Ausprägungsformen nichtehelicher Lebensgemeinschaften und mögliche Gründe diese einzugehen
Wer geht aus welchen Gründen wie schnell eine nichteheliche Lebensgemeinschaft ein? Dieser Frage ist Sharon Sassler von der Ohio State University nachgegangen und hat vom Sommer 2000 bis in den Winter 2001, 25 Paare im Alter von 20 bis 33 befragt, die in New York wohnten und als nichteheliche Lebensgemeinschaft zusammenlebten (Sassler 2004). Dabei konnte sie drei Gruppen voneinander unterscheiden: die “Accelerated Cohabitors”, die “Tentative Cohabitors” und die “Purposeful Delayers”.
3.1 Drei Typen nichtehelicher Lebensgemeinschaften
Die “Accelerated Cohabitors” zeichneten sich besonders dadurch aus, dass sie innerhalb von nur sechs Monaten, in denen sie eine Beziehung zueinander aufgebaut hatten, zusammenzogen. Dieser Gruppe gehörten mit dreizehn der fünfundzwanzig Befragten die meisten an und mehr als die Hälfte befanden sich altersmäßig in ihren frühen Zwanzigern. Sie gaben nahezu einhellig an, dass besonders die große Anziehungskraft zwischen ihnen, die daraus resultierende viele Zeit die sie miteinander verbrachten und die Intensität ihrer Verbindung für ihre Beziehung charakteristisch seien. Das schnelle Zusammenziehen werteten einige als ein Zeichen, dass sie zusammengehörten und daher ihr Leben miteinander verbringen sollten. Da die Beziehung im Leben der meisten eine zentrale Rolle eingenommen hatte und sie viel Zeit miteinander verbrachten, wurde es für sie relativ schwierig, ein Leben mit getrennten Wohnungen aufrecht zu erhalten. Das Zusammenziehen hatte damit auch praktische Gründe. Obwohl eine der Befragten angab, dass sie aufgrund einer vorangegangenen Beziehung die Geschwindigkeit des Zusammenziehens anfänglich nur schwer akzeptieren konnte, waren die meisten mit ihrer Entscheidung auch im Nachhinein zufrieden.
Die “Tentative Cohabitors” zeichneten sich dadurch aus, dass sie bereits zwischen sieben Monaten und einem Jahr mit ihren Partnern “zusammen” waren und sich bezüglich ihres Zusammenziehens relativ unsicher fühlten. Mit fünf der fünfundzwanzig Befragten war dies die kleinste Gruppe. Sie hatten im Gegensatz zu den anderen Gruppen, vor dieser Beziehung noch mit niemanden zusammengelebt und das Zusammenziehen eher schrittweise vollzogen. Dabei waren sie sich nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Alle gaben an, dass sie nicht damit gerechnet hatten zusammenzuziehen, selbst jene nicht, die viel Zeit mit ihren Partnern verbracht hatten. Auch in Bezug auf die Intensität der Beziehung unterscheiden sie sich relativ deutlich von den “Accelerated Cohabitors”. Ihre Beziehungen konnten als “niedriger temperiert” beschrieben werden. So sahen viele ihren Partner in der Anfangszeit relativ selten. Eine der Befragten gab an, dass sie anfänglich ihren Freund nur drei, manchmal vier Abende in der Woche gesehen hatte. Andere gaben an, dass es in ihren Beziehungen kurze Unterbrechungen gab, da einer der beiden für einen gewissen Zeitraum nicht da war. Es schien, als wenn diese Unterbrechungen die Entwicklung der Beziehungen insgesamt etwas verlangsamt hatten.
Die letzte Gruppe der “Purposeful Delayers” war die langsamste beim Übergang von einer einfachen Beziehung zum gemeinsamen Leben in einer gemeinsamen Wohnung. Sie benötigten jeweils mehr als ein Jahr. Von den sieben Befragten aus dieser Gruppe, sahen sich vier regelmäßig über einen Zeitraum von einem bis zwei Jahren bevor sie zusammenzogen und drei sahen ihre Partner in einem Zeitraum von zweieinhalb bis vier Jahren, vornehmlich an den Wochenenden. Der vielleicht wichtigste Faktor der diese Gruppe von den anderen unterscheidet, ist die Art und Weise in der die Beziehungen sich nur schrittweise entwickelten. So wurde die Anfangsphase der Beziehung oft als eine “Wochenendangelegenheit” bezeichnet. Betrachtet man die relativ langen Zeiträume in denen sich die Beziehungen entwickelten, so erscheint es wenig überraschend, dass ein Zusammenziehen bei vielen schon eine Weile diskutiert wurde, bevor es zu einer Entscheidung kam. Besonders das Ausdiskutieren von wichtigen, beziehungsrelevanten Entscheidungen scheint ein weiteres zentrales Unterscheidungselement dieser Gruppe zu sein. So zeigte sich bei zwei Befragten, dass die Idee zum Zusammenziehen jeweils von ihren Partnern kamen und sie anfänglich damit nicht einverstanden waren. Doch nach ausgiebigen Gesprächen und Diskussionen stimmten sie letztendlich dann doch zu. Der Aushandlungsaspekt scheint bei dieser Gruppe also von großer Bedeutung zu sein.
[...]
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.