Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Forschungsüberblick
II. Die Künste der alten Isolde
1. Heilkünste
a) Interpretation der Heilkünste anhand der Textgrundlage
b) Heilkünste im Mittelalter
c) Einordnung
2. ‘tougenlîche li ste ‘
III. Der Minnetrank
1. Macht und Einfluss Isoldes
2. Eigenschaften und Zweck des Minnetranks
IV. Fazit
V. Literaturverzeichnis
Einleitung
In meiner Arbeit untersuche ich die Figur der alten Isolde in Gottfried von Straßburgs ,Tristan‘. Welche Rolle spielt sie in dem Epos, welche Eigenschaften und Fähigkeiten zeichnen sie aus?
Im Fokus meiner Arbeit sollen die ,Künste‘ der alten Isolde Stehen. Die mittelalterliche Ausprägung der ,Künste’, der sogenannten artes, lässt sich im Sinne eines weiten Begriffs systematisch in die artes liberales, artes mechanicae und artes magicae ausdifferenzieren. Wie lassen sich Isoldes Künste in diesem Zusammenhang werten?
Einleitend gebe ich einen Überblick über den Stand der Forschung zur Figur der alten Isolde. Die wichtigsten Positionen, Entwicklungen und gegebenenfalls Kontroversen sollen herausgearbeitet und in ihrer Bedeutung und ihrem Verhältnis zueinander eingeschätzt und eingeordnet werden.
Die Thesen werde ich anschließend überprüfen, um die Forschungspositionen abschließend zu bewerten.
I. Forschungsüberblick
Im Folgenden möchte ich einen Überblick über den Stand der Forschung zur Figur der alten Isolde, Königin von Irland in Gottfried von Straßburgs ,Tristan‘ geben.
Gisela Hollandi hat sich umfassend mit der Figurenkonzeption des „Tristan“ von Gottfried auseinandergesetzt und deren Funktion innerhalb der Handlung untersucht. Sie stellte fest, dass „พ!Se“ das bei Gottfried am häufigsten gebrauchte Attribut für die alte Isolde ist. Isolde hat feenhafte Züge, verfügt über einzigartige Heilkräfte („arzätlist“) und ist deshalb über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Außerdem verfügt sie über magische Kräfte: Sie beschwört ein Traumorakel und braut den Zaubertrank, durch den Tristan und Isolde sich unsterblich ineinander verlieben. Auch über ihre medizinischen und magischen Fähigkeiten hinaus verfügt Isolde über eine umfassende Bildung. Schon als Kind wurde sie von einem Geistlichen unterrichtet, der sie zahlreiche Wissenschaften und seltene Künste lehrte. Weshalb die alte Isolde auch bei ihrer Tochter Wert auf umfassende Bildung legt. Für die Motivation der Handlung entscheidend ist laut Hollandt auch besonders ihr Scharfsinn und ihr besonnenes Urteilsvermögen. Dies zeigt sich darin, dass sie Tantris heilt, obwohl sie über dessen Identität und Tat Bescheid weiß. Zu dem Urteil über Tristan fragt sie Brangäne um Rat, da deren Urteilsvermögen neutral ist. Isolde entscheidet sich für das kleinere Übel und vergibt Tristan, dadurch muss sie nicht ihren eigenen Eid über Tristans Schutz brechen und ihre Tochter dem Truchsess zur Frau geben. Nach ihrem Traumorakel geht die alte Isolde bei der Suche nach dem vermissten Helden mit nahezu kriminalistischem Spürsinn vor, so Hollandt.[1] Taktisch klug setzt sie Tristan dann als
Überraschungszeugen bei der Verhandlung über den Truchsess ein; sie tritt als Anwältin für das Recht ein und erweist sich als meisterhafte Strategin im Gerichtssaal, die sich mit dem Gesetz und den juristischen Fragen bestens auskennt. Durch ihre Taktik verstrickt sich der betrügerische Truchsess immer mehr in Wiedersprüche; am Ende hat sie das letzte Wort und gibt den Betrüger durch eine ironische Abschiedsrede endgültig der Lächerlichkeit preis.[2] Hollandt kommt zu dem Ergebnis, dass Isolde eine entscheidende epische
Funktion hat: Ihre Weisheit macht sie zum Gegenspieler Tristans. Dieser sonst stets Überlegene gerät immer wieder in ihre Abhängigkeit. Diese Abhängigkeit überträgt sich dann im zweiten Teil des Romans, als sie selbst nicht mehr auftritt, durch den Minnetrank auf ihre Tochter Isolde.[3]
Marion Mälzer untersucht, inwieweit die Isolde-Konzeption von einem matristisch inspirierten keltischen Gedankengut beeinflusst ist. Vom Begriff des Matriarchats ausgehend zeichnet sie den Wandel der Isolde-Gestalt nach: vom keltischen Ursprung bis zu den Fortsetzungen des Tristanstoffs. Sie stellt fest, dass auch bei Thomas die Bedeutung der Königin Isolde ausgeweitet ist. Dort wird sie als eine weise Ärztin dargestellt, sie bezieht Tristan aus taktischen Gründen in die Truchseß-Verhandlung mit ein, stellt den Minnetrank her und spürt zusammen mit der Tochter den wahren Drachentöter auf. Zwar handeln beide Frauen ansatzweise selbstbewusst, jedoch sind sie letztlich der Autorität des Königs unterworfen. Dieser trifft die Entscheidung über den Heiratsantrag Markes und droht seiner Frau sogar mit Enthauptung, sollte sie auf die Geisel Tristan nicht achten.[4]
Mälzer betont, dass bei Gottfried eine sehr viel stärkere Differenzierung zwischen Mutter und Tochter Isolde stattgefunden hat, wohingegen die alte Isolde bei Eilhart namenlos bleibt und nur kurz auftritt, als sie Brangäne vor der Überfahrt Tristans und Isoldes nach Cornwall das Fläschchen mit dem Minnetrank gibt. Davon, dass sie den Tank selbst gebraut hat, ist bei Eilhart nicht die Rede.[5]
Auch bei Eilhart wird Tristan durch Isoldes besondere Fähigkeiten geheilt, jedoch ohne ihn zu sehen. Sie hat allerdings erst nach zwei Fehlversuchen die richtige Salbe für Tristans Genesung gefunden.[6] Bei Gottfried und Thomas lernt Tristan schon auf seiner ersten Irlandfahrt die alte Isolde kennen. Gottfried führt sie als Schwester des tapferen und einflussreichen Herzogs Morold ein, der das Ansehen des Königs Gurmun von Irland als Vasall stärkt. Die Betonung, so Mälzer, liegt also auf der Verwandtschaft zu ihrem hoch angesehenen Bruder und nicht auf ihrer Funktion als Gattin des Königs.[7] Direkt nach Tristans Verwundung erklärt Morold ihm, dass allein seine Schwester Isolde, die Königin von Irland, ihn heilen könne. Als Tristan dies erkennt, macht er sich auf nach Irland zur „weithin bekannten, schönen und vollkommenen, weisen alten Isolde, die wie das Morgenrot leuchtet“.
Mälzer stellt fest, dass bei Gottfried sehr viel stärker (als bei Eilhart und Thomas) die Heilkünste der Mutter Isolde herausgestellt werden und er ihr außerdem magische und hellseherische Fähigkeiten verleiht. Sie wird als weise Frau beschrieben, die überwiegend rational handelt und Männern gegenüber als gleichberechtigte oder sogar überlegene Verhandlungspartnerin auftritt. Neben ihrem Mann ist sie gleichberechtigte Herrscherin über Irland, die die familiären und politischen Angelegenheiten intelligent und geschickt lenkt. Das Verhältnis zu ihrem Gemahl Gurmun ist liebe- und respektvoll. Sie scheint in der Ehe sogar die dominante Rolle zu spielen, denn als handelnde Person steht stets sie im Vordergrund, während die Autorität des Königs nur formal zu sein scheint. Durch diese Konzeption eines intellektuell unterlegenen Gemahls neben der Königin erscheint diese umso stärker. Ihrer Tochter gegenüber tritt sie als prägende Bezugsperson auf, die ihr die bestmögliche höfische Erziehung zukommen lässt. Sie agiert als selbstverantwortliche Frau und führt stets alle Aktionen zu einem guten Ausgang. Sie ist für den Handlungsverlauf entscheidend. Diese Fähigkeiten und die Macht, die Gottfried Isolde zuschreibt, sind offenbar durch die Stellung der Frau in der frühen keltischen Kultur inspiriert, so Mälzers These. Isolde erinnert in Zügen an mythische Frauengestalten und Gottheiten der Inselkelten und wurde von Gottfried hier in eine höfisch geprägte Welt überführt.[8]
Petra Kellermann-Haaf thematisiert die Frauengestalten im Tristan im Rahmen einer übergreifenden Untersuchung zu Frauengestalten in der höfischen Epik, um daran anschließend ihre Ergebnisse auf die realhistorische Situation der adeligen Frau im 12. und 13. Jahrhundert zu beziehen. Aufgrund dessen kommt die Figurenbetrachtung hier in ihrer Vielschichtigkeit und strukturellen Bedeutung für den Handlungsverlauf etwas zu kurz. Kellermann-Haaf bezeichnet die alte Isolde als die politisch einflussreichste Frauengestalt in Gottfrieds Tristan. Sie verfüge über „Gelehrsamkeit, Kenntnis von schwarzer Magie und ärztliche Fähigkeiten“[9] und beeindrucke zudem „durch planvolles Vorgehen und kluge Verhandlungsführung in einer hochbrisanten politischen
Angelegenheit“. Kellermann-Haaf betont zudem die rhetorischen Fähigkeiten der Königin, das Vertrauen ihres Ehemannes in ihre Führungsqualitäten und weisen Ratschläge und ihr diplomatisches Geschick, das sie dadurch beweist, indem sie auf ihre persönliche Genugtuung verzichtet und sich für den politischen Vorteil entscheidet (Hochzeit der Tochter mit Marke).[10] Albrecht Classen behandelt in seiner feministisch ausgerichteten Interpretation des „Tristan“ Gottfried von Straßburgs (wie auch Mälzer) den Matriarchatsbegriff und kommt zu dem Ergebnis, dass der irische Hof ein Matriarchat sei und Isolde als Königin eine Schlüsselrolle einnimmt. Er erwähnt zwar ebenfalls ihre Weisheit, Kräuterkenntnisse und medizinischen Fähigkeiten, durch die sie über Leben und Tod bestimmt und somit gefährliche Macht über Tristan gewinnt, seinen Schwerpunkt setzt Classen aber auf Isoldes Funktion als Herrscherin. In seiner Untersuchung der politischen Situation geht es ihm aber nicht um die Frage, ob Irland gegenüber Cornwall dominiere, sondern ob Frauen oder Männer am jeweiligen Hof die Macht innehaben. Isolde ist, so Classen, nach Morolds Tod die eigentliche Herrscherin über Irland und vereint Exekutive und Legislative in ihrer Person. Ihr Herrschaftsgebiet erweitert sie durch die Verheiratung ihrer Tochter mit König Marke nach Osten. Die Bezeichnung „Morgenröte“ kann, so Classen, daher als Anspielung auf diese Erweiterung ihres Einflussgebiets interpretiert werden: Wie der Sonnenaufgang von Ost nach West, so breitet Isolde ihre Macht von West nach Ost aus.[11]
Ingrid Strasser beleuchtet vor allem das Verhältnis von Mutter und Tochter Isolde. Sie zeichnet die Isolde-Figuren am Text nach und analysiert ihre Bedeutung im Hinblick auf den Protagonisten Tristan. Strasser betont, dass die erste Information, die der Leser über Königin Isolde bekommt, die ist, dass Gurmun durch die Heirat mit ihr, der Schwester Morolds, an Macht und Ansehen gewann. Sie sei aber auch wie alle Frauen emotional, was sich an der Trauer über ihren Bruder zeigt. Als sie Morolds Wunde untersucht, stellt sie zudem ihre medizinischen Fähigkeiten unter Beweis, indem sie den Schwertsplitter fachgerecht entfernt. Auch bei Tristan erkennt sie seine Vergiftung und ist im Stande ihn zu heilen. Als Medizin verwendet sie Theriak. Sie rettet Tristan aber auch ein zweites Mal das Leben, indem sie ihre Tochter davon abhält, ihn zu töten. Durch ihre magischen Fähigkeiten erkennt sie zudem den wahren Drachentöter.
Strasser geht bei ihren Ausführungen über die alte Isolde nicht auf ihren politischen Einfluss und ihre Rolle als Königin ein. Dafür betont sie das besondere Mutter-Tochter-Verhältnis der beiden, die sich in ihren Eigenschaften Schönheit, Klugheit und Können sehr ähnlich sind, wobei aber nur die alte Isolde der Heilkunst und Magie kundig ist.[12]
Melanie Uttenreuther untersuchte in ihrer im Jahr 2009 erschienenen Arbeit mit den Methoden der Gender Studies den Zusammenhang von Narration und Geschlecht in Gottfrieds ,Tristan‘. Sie hat die oben genannten Arbeiten unter anderen für ihre gender-orientierte Untersuchung als Ausgangspunkt herangezogen. Auf die alte Isolde geht Uttenreuther allerdings nur in einem Teilkapitel ein, wo sie den bisherigen Forschungsstand geschlechterorientierter Untersuchungen zu Gottfrieds Tristan zusammenfasst. Sie macht nicht die alte Isolde zum Gegenstand ihrer Hauptuntersuchungen, sondern konzentriert sich auf Tristan und die junge Isolde.[13]
Ann Marie Rasmussens Aufsatz erschien im Zusammenhang zu Untersuchungen der Frauengestalten rund um die Artus-Sage. Sie untersucht den gender-speziflschen Zusammenhang von Geschlecht und Macht im Tristan Gottfried von Straßburgs. Rasmussen bezieht sich auf Julia Kristevas Konzept von männlicher „linearer“ Zeit und weiblicher „monumentaler“ Zeit. Eine ihrer daran entwickelten Thesen lautet, dass die Frauen in den Artus-Legenden zwar stets eine wichtige Rolle für die gegenwärtige Situation ihres jeweiligen Hofes spielen, aber keinen Einfluss auf die Vergangenheit oder die zukünftige Entwicklung des Hofes haben. Ihre Abstammung spielt keine Rolle, ihre Funktion ist, für Erhalt der männlichen Linie zu sorgen. Gottfrieds Tristan stellt, so Rasmussen, eine Ausnahme dar. Hier wird die Abstammung der Königin Isolde immer wieder betont, und beide Frauen, sowohl die alte, als auch die junge Isolde, haben großen Einfluss auf das Schicksal des Helden und ihres Hofes. In diesem Zusammenhang betont Rasmussen den Liebestrank als entscheidenden Faktor für die gesamte weitere Handlung. Sie stellt Isoldes einzigartigen Heilkünste und magischen Fähigkeiten dar und ihre Rolle als feenartige Zauberin, die Gottfried aus dem Reich der Magie in eine patriarchale höfische Realität überführt hat, wo sie ihre Kräfte nicht entfalten kann, sondern die Rolle einer Mutter spielt, die ihre Fähigkeiten an ihre Tochter weitergibt und diese letztlich wiederum an einen patriarchalen Hof verheiratet.[14] Im Fokus ihrer Untersuchung steht Isoldes prominente Rolle während der Verhandlung mit dem Truchsess. In dieser Textpassage werden Isoldes Scharfsinn, ihr Einfluss und ihre Macht besonders deutlich.
Rasmussen folgert daraus, dass die Gender-Kategorien ein haltloses soziales Konstrukt sind. Die Definition von Maskulinität, die die soziale Stellung der Männer stärkt, beruht auf einer frauenfeindlichen, essentialistischen Definition von Femininität. Solange aber weibliche Unterstützung nötig ist, um das Patriarchat aufrecht zu erhalten, Stehen Absprache und Widerstand zur männlichen Autorität nicht zwingend im Gegensatz zueinander. Dass die Königin Isolde ihre Macht öffentlich ausüben kann, verdankt sie aber der Liebe und Wertschätzung ihres Mannes, der dies zulässt. Eben genau dies möchte laut Rasmussen Königin Isolde mithilfe des Liebestranks ihrer Tochter ebenso ermöglichen. Durch das Band der Liebe zu ihrem Mann Marke, für den der Trank bestimmt war, soll ihre Tochter Isolde ein ebenso vertrautes und inniges Verhältnis zu ihm aufbauen und dadurch ebenso viel Macht und Einfluss erlangen. In Gottfrieds Tristan, so die zentrale These, gehe es also nicht nur um Liebe, sondern vor allem um die geschickte Einflussnahme einer Königin, die sich ihrer begrenzten politischen Macht bewusst ist. Liebe und politische Macht sind also untrennbar miteinander verbunden. Der Liebestrank, als entscheidender Faktor, sollte diese Verbindung von Liebe und politischer Macht in der Ehe der jungen Isolde mit Marke garantieren.[15]
Alle Forschungspositionen sind sich also einig, dass Königin Isolde eine zentrale Schlüsselfigur ist. Auch wenn bei der Untersuchung dieser komplexen Figurenkonzeption unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt wurden, lassen sich einige Parallelen feststellen bzw. Anknüpfungspunkte finden:
Die Dissertation von Gisela Hollandt ist die älteste Arbeit, die sich mit der Figurenkonzeption der alten Isolde bei Gottfried beschäftigt. Sie nennt viele wichtige Aspekte, die die spätere Forschung aufnimmt bzw. tiefergehenden Untersuchungen unterzieht. Hollandt stellte als erste fest, dass die alte Isolde eine entscheidende epische Funktion hat. Sie stellt anhand der Textpassage der Gerichtsverhandlung Isoldes rhetorische Fähigkeiten und taktisches Geschick heraus. Wichtig zu betonen ist aber vor allem, dass sie mit ihrer These, Tristan sei abhängig von der Königin Isolde und diese Abhängigkeit werde durch den Minnetrank auf die Tochter Isolde übertragen, einen wichtigen Anknüpfungspunkt für weitere Untersuchungen schafft.
Marion Mälzer liefert abgesehen von ihren Thesen zum Einfluss des matristisch geprägten Gedankengutes, die ich nicht hinterfragen oder bewerten möchte, ebenfalls wichtige Aspekte: die bei Gottfried im Gegensatz zu früheren Fassungen deutlich ausgeweitete Konzeption der alten Isolde, die Betonung ihrer Heilkünste, der hellseherischen und magischen Fähigkeiten und ihrer für den Handlungsverlauf entscheidenden Rolle. Mälzer sieht in der Königin Isolde sogar die dominante Herrscherin, die, ihrem Gatten überlegen, als selbstverantwortliche Frau auftritt und die stets alle Aktionen zu einem guten Ausgang führt. Sie stellt aber dennoch fest, dass die Königin letztlich von der Autorität des Königs abhängig ist. Hier knüpft Rasmussen an.
Auch Petra Kellermann-Haaf stellt Isoldes Qualitäten anhand der Gerichtsverhandlung dar und betont ihren politischen Einfluss und ihr diplomatisches Geschick. Interessant ist, dass Kellermann-Haaf im Zusammenhang mit Isoldes Fähigkeiten von „schwarzer Magie“[16] spricht, dies aber nicht näher ausführt. Ob es sich bei Isoldes Künsten tatsächlich um solche handelt, wurde bis dato nicht analysiert.
Bei Classen ist interessant, auch wenn er es nur nebensächlich äußert, dass er Isolde zuschreibt, dank ihrer Fähigkeiten Macht über Leben und Tod und damit gefährlichen Einfluss auf Tristan zu haben. Außerdem fällt auf, dass Classen ebenfalls den Gedanken einer Erweiterung der Macht Isoldes auf Cornwall hat. Ingrid Strasser betont in ihrer Untersuchung der Figurenkonzeption besonders die medizinischen Fähigkeiten der alten Isolde, nämlich ihren chirurgischen Eingriff, mit dem sie den Schwertsplitter fachgerecht entfernt, und den Einsatz eines bestimmten Heilkrauts gegen die Vergiftung. Dieser Aspekt Strassers
[...]
[1] Vgl. Hollandt: Hauptgestalten in Gottfrieds Tristan, S.31-40.
[2] Vgl. Ebd.
[3] Vgl. Hollandi: Hauptgestalten in Gottfrieds Tristan, S.31-40.
[4] Vgl. Mälzer: Isolde-Gestalten, S. 144.
[5] Vgl. Ebd., S.81f.
[6] Vgl. Ebd., S.86.
[7] Vgl. Ebd., S.88.
[8] Vgl. Mälzer: Isolde-Gestalten, S. 144-145.
[9] Vgl. Kellermann-Haaf: Frau und Politik im Mittelalter, S.69.
[10] Vgl. Kellermann-Haaf: Frau und Politik im Mittelalter, S.69f.
[11] Vgl. Claasen: Matriarchy versus patriarchy, S.77-89.
[12] Vgl. Strasser: Isold, die Mutter, Isold, die Tochter, und Isold als blansche mains. S. 67-70.
[13] Vgl. Uttenreuther: Die Unordnung der Geschlechter, S. 42ff.
[14] Vgl. Rasmussen: Queen Isolde und Princess Isolde, S. 41-43.
[15] Vgl. Ebd., S. 46-53.
[16] Vgl. Kellermann-Haaf: Frau und Politik im Mittelalter, S.69.