Dass die Verbreitung der Grossobücher Ende des 19. Jahrhunderts einen solchen Anklang fanden, lag nicht zuletzt an dem Phänomen Freizeit, das mit der Industrialisierung in den Städten einher ging, sondern auch an dem steigenden Bildungsbedürfnis der Arbeiterklasse. Da sich „gute“ Literatur etwas kosten ließ, ging der Griff leichthin zu den billigen, viel versprechenden und später in Massen angefertigten, an allen Bahnhofsecken und belebten Straßen erhältlichen Grossobüchern und Kolportageheften.
Unter anderem diese Umstände des Arbeiterstandes und der kategorisierenden Wissenschaft animierte die Lehrerschaft, sich intensiver der geistigen Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu widmen. Befürchtungen ihrerseits wurden laut, dass dem ‚unbeschriebenen Blatt Kind‘ durch die sozial und sittlich minderwertige Literatur der Geschmack verwirrt würde und es unfähig mache zum Genuss wahrer künstlerisch, wertvoller Bücher. Hinzu kam die Ansicht, dass minderwertige Literatur erste Keime zu kriminellen Handlungen legen würde.2 In unserer Arbeit soll genauer betrachtet werden, was die billige Schundliteratur für die Leser so attraktiv machte, wie sich die begehrten Abenteuerromane präsentierten und wie sie vermarkt et wurden. Weiterhin soll die Entwicklung des positiven Schundkampfes vorrangig an der Jugendschriften-Warte aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die aufkommende Unterhaltungsindustrie um 1900 und ihre Vermarktung
- Entwicklung der Unterhaltungsindustrie
- Geschäft und Werbung
- Entwicklung des Serienprinzips bis in die Gegenwart. Vorstellung zweier Heftserien: Nick Carter und Nat Pinkerton, der König der Detektivs
- Nick Carter
- Nat Pinkerton, der König der Detektivs
- Beschreibung der Heftserie Nat Pinkerton
- Vermarktungsstrategie der Heftserien
- Sprachlicher Aufbau
- „Positiver Schundkampf“
- Schmutz und Schund
- Die positiv betriebene Schundbekämpfung
- Die Formierung einer Jugendschriftenbewegung
- Die Jugendschriften-Warte und ihre Forderungen
- Die Entwicklung der Jugendschriften-Warte
- Weitere Verbreitungsmöglichkeiten „guter“ Jugendliteratur
- Abschließende Worte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die aufkommende Unterhaltungsindustrie um 1900, insbesondere die Vermarktung und den Erfolg billiger Schundliteratur wie Heftromanen. Die Arbeit beleuchtet die Gründe für die Popularität dieser Literatur unter der Arbeiterklasse und setzt dies in den Kontext der sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen der Zeit. Weiterhin wird der „positive Schundkampf“ und die Bemühungen um eine gehobenere Jugendliteratur analysiert.
- Die Entstehung und Entwicklung der Unterhaltungsindustrie um 1900
- Die Vermarktungsstrategien von billigen Heftromanen
- Der Vergleich von Kolportageromanen und Serienheften
- Die gesellschaftlichen Auswirkungen von Schundliteratur
- Der „positive Schundkampf“ und die Jugendschriften-Warte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den gesellschaftlichen Wandel im Zuge der Industrialisierung, die sozialen Probleme in den wachsenden Städten und die zunehmende Bedeutung von billiger, leicht zugänglicher Literatur wie Groschenromanen und Kolportageheften als eine Art der Ablenkung und Bedürfnisbefriedigung für die Arbeiterklasse. Der Mangel an "guter" Literatur und die damit verbundenen Ängste der Lehrerschaft bezüglich der moralischen und geistigen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen werden ebenfalls thematisiert. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der Attraktivität dieser Schundliteratur, ihrer Vermarktungsstrategien und die Entwicklung des "positiven Schundkampfes" an.
Die aufkommende Unterhaltungsindustrie um 1900 und ihre Vermarktung: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Unterhaltungsindustrie um 1900, die in zwei Wellen erfolgte: zunächst Kolportage- und Hintertreppenromane, gefolgt von Serienheften. Die Kapitel erläutert die Vorteile von Serienheften gegenüber Kolportageromanen (durchgehende Hauptfiguren), den Import amerikanischer Serienhefte (z.B. Nick Carter, Buffalo Bill) und den Erfolg deutscher Nachahmungen (z.B. Nat Pinkerton). Die Kapitel beschreibt den Vertrieb über verschiedene Kanäle, die Rolle der Werbung und die wirtschaftliche Ausnutzung der entstehenden Lesebedürfnisse. Kritische Stimmen zum „Ausverkauf von Werten“ werden ebenfalls erwähnt.
Entwicklung des Serienprinzips bis in die Gegenwart. Vorstellung zweier Heftserien: Nick Carter und Nat Pinkerton, der König der Detektivs: Dieses Kapitel geht ausführlicher auf die Entwicklung des Serienprinzips in der Unterhaltungsliteratur ein und stellt die Heftserien „Nick Carter“ und „Nat Pinkerton, der König der Detektivs“ als prominente Beispiele vor. Es analysiert die Besonderheiten und den Erfolg dieser Serien. Die detaillierte Beschreibung einer der Serien (z. B. Nat Pinkerton) könnte Einblicke in die Struktur, den Stil und die typischen Elemente dieser Art von Literatur bieten. Die Entwicklung des Marktes für diese Art von Literatur könnte ebenfalls beleuchtet werden.
Vermarktungsstrategie der Heftserien: Dieses Kapitel analysiert die Vermarktungsstrategien der populären Heftromane. Es untersucht die sprachliche Gestaltung, die Rolle von grellen Titelbildern und die strategische Werbung, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten war. Die Verbreitung durch verschiedene Kanäle und den Tauschhandel wird ebenfalls diskutiert. Der Fokus liegt auf den Methoden, mit denen die Nachfrage nach dieser Art von Literatur gesteigert wurde.
„Positiver Schundkampf“: Dieses Kapitel behandelt den „positiven Schundkampf“ – die Gegenbewegung zur billigen Schundliteratur. Es klärt die Begriffe „Schmutz“ und „Schund“ und beschreibt die Bemühungen, die Kinder und Jugendlichen vor den vermeintlich negativen Einflüssen der populären Heftromane zu schützen. Die Kapitel könnte die moralischen Bedenken und die gesellschaftlichen Debatten um die Auswirkungen der Schundliteratur beleuchten.
Die positiv betriebene Schundbekämpfung: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Jugendschriften-Bewegung und die Jugendschriften-Warte als zentrale Akteure im „positiven Schundkampf“. Er beschreibt ihre Forderungen, ihre Entwicklung und ihre Strategien zur Verbreitung „guter“ Jugendliteratur als Gegengewicht zur Schundliteratur. Die Kapitel könnte den Einfluss und die Wirksamkeit dieser Bemühungen bewerten und ein umfassendes Bild von dieser kulturellen Bewegung bieten.
Schlüsselwörter
Schundliteratur, Unterhaltungsindustrie, Serienhefte, Kolportageromane, Vermarktungsstrategien, Jugendschriften-Warte, „positiver Schundkampf“, Arbeiterklasse, Industrialisierung, Sozialgeschichte, Lesekultur, Belletristik.
Häufig gestellte Fragen zu: Die aufkommende Unterhaltungsindustrie um 1900 und der "positive Schundkampf"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung der Unterhaltungsindustrie um 1900, mit einem Schwerpunkt auf billiger Schundliteratur wie Heftromanen. Sie analysiert deren Vermarktungsstrategien, Popularität unter der Arbeiterklasse und den gesellschaftlichen Kontext. Ein weiterer Fokus liegt auf der Gegenbewegung, dem "positiven Schundkampf" und den Bemühungen um eine gehobenere Jugendliteratur.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Unterhaltungsindustrie (Kolportageromane, Serienhefte), die Vermarktungsstrategien von billigen Heftromanen (z.B. Nick Carter, Nat Pinkerton), einen Vergleich von Kolportageromanen und Serienheften, die gesellschaftlichen Auswirkungen von Schundliteratur, den "positiven Schundkampf" und die Rolle der Jugendschriften-Warte.
Welche Heftserien werden als Beispiele vorgestellt?
Die Arbeit präsentiert detailliert die Heftserien "Nick Carter" und "Nat Pinkerton, der König der Detektivs" als prominente Beispiele für den Erfolg von Serienheften. Die Analyse umfasst Struktur, Stil und typische Elemente dieser Literaturform.
Was ist der "positive Schundkampf"?
Der "positive Schundkampf" bezeichnet die Gegenbewegung zur billigen Schundliteratur. Es beschreibt die Bemühungen, Kinder und Jugendliche vor den als negativ empfundenen Einflüssen dieser Literatur zu schützen und "gute" Jugendliteratur zu verbreiten.
Welche Rolle spielt die Jugendschriften-Warte?
Die Jugendschriften-Warte war ein zentraler Akteur im "positiven Schundkampf". Die Arbeit beschreibt ihre Forderungen, ihre Entwicklung und ihre Strategien zur Verbreitung hochwertiger Jugendliteratur als Gegengewicht zur Schundliteratur.
Welche Zielgruppe hatte die Schundliteratur?
Die Schundliteratur richtete sich primär an die Arbeiterklasse, die aufgrund von Arbeitsbedingungen und sozialer Lage nach leichter zugänglicher und preiswerter Unterhaltung suchte.
Wie wurden die Heftromane vermarktet?
Die Vermarktungsstrategien umfassten sprachliche Gestaltung, grelle Titelbilder, gezielte Werbung, verschiedene Vertriebskanäle und den Tauschhandel. Der Fokus lag auf der Steigerung der Nachfrage.
Welche gesellschaftlichen Veränderungen werden im Zusammenhang mit der Schundliteratur betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet den gesellschaftlichen Wandel im Zuge der Industrialisierung, die sozialen Probleme in den wachsenden Städten und die zunehmende Bedeutung billiger Literatur als Form der Ablenkung und Bedürfnisbefriedigung für die Arbeiterklasse. Der Mangel an "guter" Literatur und die damit verbundenen Ängste der Lehrerschaft werden ebenfalls thematisiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Schundliteratur, Unterhaltungsindustrie, Serienhefte, Kolportageromane, Vermarktungsstrategien, Jugendschriften-Warte, "positiver Schundkampf", Arbeiterklasse, Industrialisierung, Sozialgeschichte, Lesekultur, Belletristik.
- Quote paper
- Tanja Vorderstemann (Author), 2003, Der Kampf gegen Schmutz und Schund - Heftserien: Nick Carter, Nat Pinkerton, Lord Lister - Positiver Schundkampf Wolgast und die Position der Jugendschriftenbewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36901