In der folgenden Arbeit sollen die grotesken Erzählungen „Die Nase“ und „Die Abenteuer der Silvester-Nacht“ der Autoren Nikolaj Gogol und Ernst Theodor Amadeus Hoffmann genauer betrachtet werden. Es soll untersucht werden, inwieweit Gogol von Hoffmann, der einer der ersten Vertreter der phantastischen Erzählung war, beeinflusst wurde. Weiter soll die vorliegende Arbeit Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Autoren aufzeigen. Außerdem soll herausgearbeitet werden, wie sie die groteske Wirkung in ihren Erzählungen und Novellen erzeugen. In der Literatur wird der Verlust der Nase in Gogols Erzählung „Die Nase“ immer wieder als „scherzhafte Verspottung des romantischen Doppelgänger-Motivs“1 dargestellt, welches besonders in Hoffmanns „Die Abenteuer der Silvester-Nacht“ zu finden ist. Beide Erzählungen arbeiten mit ähnlichen Motiven: In der einen Erzählung verliert der Protagonist ein unabkömmliches Körperteil, in der anderen ist es das Spiegelbild, also eine Eigenschaft, die verloren geht.2 Im Allgemeinen werden in der literarischen Grotesken tragische und komische, aber auch grauenerregende und absurde Elemente miteinander verbunden. Das Groteske arbeitet mit einer verfremdenden Wirkung in ihrer Gestaltung, einem Erleben außerhalb der gewohnten Realitätserfahrung. Im Gegensatz zum Phantastischen, das das Abwesende und das Niedagewesene darstellt, zeigt das Groteske etwas Bedrohliches und vor allem Komisches, um dem Betrachter beziehungsweise dem Leser eine Welt zu präsentieren, in der die natürliche Ordnung aufgehoben ist. Michail Bachtin zufolge, der die verfremdende Wirkung der Groteske hervorhebt, ist diese nicht nur eine einfache Verletzung der Norm, sondern „die Leugnung jeglicher abstrakter, starrer Normen, die Absolutheit und ewige Gültigkeit beanspruchen. Sie negiert die Offenkundigkeit und die Welt des Selbstverständlichen“3. [...] 1 Berger, Willy: Drei phantastische Erzählungen. In: Arcadia. Zeitschrift für vergleichende Literaturwissenschaft. Berlin, New York 1978. S. 107. 2 Gorlin, Michael: N.V. Gogol und E. Th.A. Hoffmann. Liechtenstein: Kraus 1968. S. 80. 3 Bachtin, Michail: Die Ästhetik des Wortes: Hrsg. Rainer Grübel. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979. S. 347.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Groteske in „Die Nase“
- 2.1. Die Sprache in Gogols Erzählung
- 2.2. Wirkung von Perspektiven
- 2.3. Groteske Figuren.
- 3. Das Groteske in „Die Abenteuer der Silvester-Nacht“
- 3.1. Die Sprache in E.T.A. Hoffmanns Erzählung.
- 3.2. Wirkung von Perspektiven
- 3.3. Groteske Figuren_
- 4. Vergleich der Erzählungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die grotesken Erzählungen „Die Nase“ von Nikolaj Gogol und „Die Abenteuer der Silvester-Nacht“ von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann. Ziel ist es, die mögliche Einflussnahme Hoffmanns auf Gogol zu analysieren, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Verwendung des Grotesken aufzuzeigen sowie die Entstehung grotesker Wirkungen in den jeweiligen Erzählungen zu beleuchten.
- Analyse des Grotesken in „Die Nase“ und „Die Abenteuer der Silvester-Nacht“
- Vergleich der beiden Erzählungen hinsichtlich ihrer grotesken Elemente
- Untersuchung der sprachlichen Mittel zur Erzeugung der grotesken Wirkung
- Analyse der Perspektiven und Figuren in Bezug auf das Groteske
- Verknüpfung des Grotesken mit dem Motiv des Doppelgängers
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Arbeit stellt die beiden zu untersuchenden Erzählungen vor und erläutert das Ziel der Analyse. Das Groteske wird als Verbindung tragischer und komischer Elemente beschrieben, die eine verfremdende Wirkung auf den Leser erzeugen. Die Einleitung verdeutlicht die Bedeutung des Grotesken in der Literatur und stellt den Zusammenhang zwischen Hoffmann und Gogol her.
2. Das Groteske in „Die Nase“: Dieses Kapitel analysiert Gogols Erzählung „Die Nase“ hinsichtlich ihrer grotesken Elemente. Dabei werden die Sprache, Perspektiven und Figuren in Bezug auf die Verfremdung und Absurdität der Geschichte betrachtet. Der Fokus liegt auf der Doppelfunktion des Grotesken, das sowohl das Diesseits als auch das Jenseits widerspiegelt.
2.1. Die Sprache in Gogols Erzählung: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die sprachlichen Mittel, die Gogol in „Die Nase“ zur Erzeugung grotesker Effekte einsetzt. Die Hyperbel wird als ein wichtiges Stilmittel hervorgehoben, das die Aufmerksamkeit des Lesers verstärkt auf bestimmte Dinge lenkt. Die Zweifel des Protagonisten und die Unbestimmtheit der Geschichte werden als weitere sprachliche Elemente des Grotesken analysiert.
2.2. Wirkung von Perspektiven: In diesem Abschnitt werden die Perspektiven der Figuren und des Erzählers in „Die Nase“ betrachtet, um zu zeigen, wie diese die groteske Wirkung der Geschichte verstärken. Die Vermischung von Phantastik und Realität sowie die widersprüchlichen Reaktionen der Petersburger Öffentlichkeit auf den Verlust von Kowalews Nase werden als Beispiele für die Verfremdung des Realen durch Gogol dargestellt.
2.3. Groteske Figuren: Dieser Abschnitt analysiert die Figuren in „Die Nase“ in Bezug auf ihre grotesken Eigenschaften und ihre Rolle in der Handlung. Kowalew als Protagonist, der seine Nase verliert, wird als Beispiel für die absurde Situation und den Konflikt zwischen Realität und Fantasie in Gogols Erzählung betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Grotesken in zwei literarischen Werken. Schlüsselbegriffe sind „Groteske“, „Verfremdung“, „Absurdität“, „Phantastik“, „Realität“, „Sprache“, „Perspektive“, „Figur“, „Doppelgänger“, „Hoffmann“, „Gogol“, „Die Nase“, „Die Abenteuer der Silvester-Nacht“.
- Arbeit zitieren
- Lenka Eiermann (Autor:in), 2004, Groteske Elemente bei E.T.A. Hoffmann und N. Gogol, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36926