Asien arbeitet für die Welt,
Afrika hungert und leidet für die Sünden der Welt,
Europa denkt für die Moral der Welt,
Nordamerika kämpft und konsumiert für die Welt.
Diese humorvoll intendierte Aussage, die vor einiger Zeit so oder ähnlich einmal zu lesen war, illustriert anschaulich die Wahrnehmung eines globalen funktionalen Zusammenhanges, die - wenngleich in der Zuweisung von Funktionen zu Kontinenten provokativ übertrieben – empirisch in abgewandelter Form zunächst nicht völlig unberechtigt scheint.
Global nachweisbare Funktions- und Vernetzungszusammenhänge können mehr oder minder umkommentiert angenommen werden, sind aber letztendlich für die systemtheoretische Betrachtung irrelevant. Vielmehr steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit der Begriff einer Weltgesellschaft genutzt werden kann und inwiefern es sinnvoll ist, von einer Weltgesellschaft zu sprechen. Als Referenz dient hierbei die systemtheoretische Betrachtung von Niklas Luhmann.
Um zu erklären, was Luhmann mit dem Begriff der Weltgesellschaft meint, ist es unerlässlich, anhand von kurzen Einschüben die wesentlichen Grundbegriffe einzuführen, mit denen Luhmann in seiner allgemeinen Theorie der sozialen Systeme operiert.
Die Arbeit widmet sich einem Komplex von Fragen gleicher Zielrichtung, nämlich inwiefern Luhmanns Konzeption von Weltgesellschaft ein begrifflich konsistentes Instrumentarium zur Wirklichkeitsbeschreibung liefert und wieweit dessen Anspruch auf universelle Plausibilität reichen kann. Wo endet die Erklärungskraft dieser Theorie? Handelt es sich vielleicht sogar um ein reines Ansichtsmodell ohne weiterführende Funktion und praktische Implikation?
Zunächst wird Luhmanns Konzeption von der Weltgesellschaft ausgeleuchtet, zusammen mit Ergänzungen und Anmerkungen zum Verständnis der allgemeinen Systemtheorie. Anschließend werden skizzenhaft mögliche konträre oder gar diametrale Konzepte zur Widerlegung, ebenso wie zur Affirmation von Luhmanns Theorie analysiert. Hierzu werden Anthony Giddens sowie Kurt Tudyka zu Rate gezogen. Das Fazit zieht die verschiedenen Positionen zusammen und benennt mögliche Konklusionen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Weltgesellschaft bei Niklas Luhmann
- Begriff der Gesellschaft
- Der Weltbegriff in seiner historischen Entwicklung
- Zeitliche Entgrenzung und wahrgenommene Gleichzeitigkeit
- Räumliche Entgrenzung und Bagatellisierung des Örtlichen
- Prämissen der Erkenntnis von Welt
- Diskussion
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Konzeption der Weltgesellschaft bei Niklas Luhmann und analysiert, ob und wie diese Konzeption ein begrifflich konsistentes Instrumentarium zur Wirklichkeitsbeschreibung liefert. Die Arbeit untersucht auch, inwiefern Luhmanns Theorie einen Anspruch auf universelle Plausibilität erhebt und wo ihre Erklärungskraft endet.
- Begriff der Gesellschaft bei Luhmann
- Die historische Entwicklung des Weltbegriffs
- Entgrenzungsprozesse in der Weltgesellschaft
- Prämissen der Erkenntnis von Welt
- Die Relevanz der Weltgesellschaftstheorie für das Verständnis sozialer Zusammenhänge
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den theoretischen Rahmen der Arbeit vor und erläutert die Problemstellung. Sie führt den Begriff der Weltgesellschaft ein und verweist auf die Relevanz der systemtheoretischen Betrachtungsweise von Niklas Luhmann.
- Weltgesellschaft bei Niklas Luhmann: Dieses Kapitel erörtert Luhmanns Konzeption der Weltgesellschaft. Es beleuchtet die wesentlichen Grundbegriffe der allgemeinen Systemtheorie, insbesondere den Begriff der Gesellschaft als umfassendes Sozialsystem, das alle anderen sozialen Systeme integriert. Das Kapitel analysiert den historischen Wandel des Weltbegriffs und beleuchtet die Konzepte der zeitlichen und räumlichen Entgrenzung, die für Luhmanns Theorie der Weltgesellschaft zentral sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Konzepten der Systemtheorie von Niklas Luhmann, insbesondere mit der Konzeption der Weltgesellschaft. Die Kernthemen sind die autopoietische Selbstreproduktion sozialer Systeme, die Entgrenzungsprozesse, die Entstehung neuer Formen der Kommunikation und die Problematik der Erkenntnis von Welt im Zeitalter der Globalisierung.
- Arbeit zitieren
- Thomas Schröder (Autor:in), 2004, Weltgesellschaft bei Niklas Luhmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36930