Diese Hausarbeit, welche ich im Rahmen des Hauptseminars „Berliner Kindheit um 1900“ verfasst habe, behandelt die Erinnerungskonzeptionen bei Walter Benjamin und Marcel Proust. Veranlasst hat mich die Tatsache, dass Walter Benjamin lange Zeit als Übersetzer von Proust gearbeitet hat und in einem Brief an Scholem erwähnt, dass ihn die Arbeit an Proust erheblich in seinem eigenen Denkprozess beeinträchtigt und er eine Art innerer Vergiftungserscheinungen verspürt. Dies legt – angesichts der Tatsache, dass Benjamin in seiner Berliner Kindheit, genauso wie Proust, das Thema der Erinnerung behandelt – die Vermutung nahe, dass sein Werk eigentlich nur eine Kopie von Prousts „À la recherche du temps perdu“ darstellt. Diese Ansichten vertreten auch einige Autoren, wie beispielsweise Nicolas Pethes, der zwar einerseits erwähnt, dass Benjamin versuche, sich von Proust abzugrenzen, der andererseits aber auch betont, dass diese Versuche wirkungslos seien, da er seines Erachtens trotzdem eine Negativfolie Prousts darstellt. Diesen Behauptungen wollte ich im Rahmen dieser Arbeit nachgehen.
Auf der Grundlage der wissenschaftlichen Ausgangslage bin ich zu Beginn der Arbeit von der These ausgegangen, dass Benjamins Erinnerungskonzeption in der Berliner Kindheit tatsächlich ausschließlich eine Kopie der Erinnerungskonzeption in Prousts Recherche darstellt, was jedoch nicht bestätigt werden konnte, da die entscheidenden Merkmale beider Erinnerungsformen sogar in starkem Kontrast zueinander stehen. Dieses Resultat wird im Folgenden unter der Leitfrage „Stellt Benjamins Erinnerungskonzeption in der Berliner Kindheit nur eine Kopie der Erinnerungskonzeption in Prousts Recherche dar?“ Schritt für Schritt erarbeitet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erinnerung bei Walter Benjamin
- Erinnerung in der Berliner Kindheit um 1900.
- Vorwort
- Loggien
- Schmetterlingsjagd.
- Wintermorgen
- Der Lesekasten
- Konzeption der Berliner Kindheit
- Zusammenfassung
- Erinnerung in der Berliner Kindheit um 1900.
- Erinnerung bei Marcel Proust
- Erinnerung in Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
- Zusammenfassung
- Erinnerung bei Benjamin und Proust im Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die Erinnerungskonzeptionen von Walter Benjamin und Marcel Proust zu vergleichen und zu analysieren. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Benjamins Erinnerungskonzeption in der "Berliner Kindheit um 1900" lediglich eine Kopie von Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" darstellt.
- Die Rolle der Erinnerung in den Werken von Benjamin und Proust
- Der Einfluss von Prousts Werk auf Benjamins Denkprozess
- Die Bedeutung der Kindheitserinnerungen für die beiden Autoren
- Die spezifischen Merkmale der Erinnerungskonzeptionen von Benjamin und Proust
- Der Vergleich der beiden Erinnerungsformen und ihre Unterschiede
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und erläutert die Motivation für die Untersuchung. Sie geht auf die These ein, dass Benjamins Erinnerungskonzeption in der "Berliner Kindheit" eine Kopie von Prousts "Recherche" sein könnte, und skizziert die Vorgehensweise der Arbeit.
- Erinnerung bei Walter Benjamin: Dieser Abschnitt befasst sich mit Benjamins Erinnerungskonzeption im Kontext seiner "Berliner Kindheit um 1900". Dabei wird besonders auf die fünf ausgewählten Episoden eingegangen, die Benjamins Erinnerungsverständnis deutlich zum Ausdruck bringen.
- Erinnerung bei Marcel Proust: Dieser Abschnitt widmet sich Prousts Erinnerungskonzeption und konzentriert sich auf die "Madeleine-Episode" aus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit".
- Erinnerung bei Benjamin und Proust im Vergleich: Dieser Abschnitt zieht einen Vergleich zwischen den Erinnerungskonzeptionen von Benjamin und Proust und beleuchtet die Gründe, warum Benjamins "Berliner Kindheit" keine einfache Kopie von Prousts "Recherche" ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Erinnerung, Kindheit, Literaturvergleich, Walter Benjamin, Marcel Proust, "Berliner Kindheit um 1900", "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", Erinnerungskonzeptionen, subjektive und objektive Erinnerungen, magisch-animistische Wahrnehmungsweisen, Impfung als Abwehr gegen das Vergessen.
- Arbeit zitieren
- Annika Brinkmann (Autor:in), 2016, Erinnerungskonzepte bei Walter Benjamin und Marcel Proust. Eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369313